KAPITEL 1
Ich straffte die Schultern, als ich durch die Tore der UA schritt. Der Campus war riesig und ich fühlte sich unweigerlich ein wenig verloren zwischen den vielen fremden Gesichtern. Ich scannte die Umgebung und beobachtete, wie sich die Schüler der oberen Jahrgänge in Freundesgruppen zusammenfanden, sich begrüßten und dann zielstrebig in unterschiedliche Richtungen davongingen. Ich seufzte einmal kurz bevor ich meine Tasche auf den Weg stellte und schnell einige Formulare aus meiner Tasche zog.
War hier nicht irgendein Lageplan?
Zwischen den unsauber zusammengefalteten Zetteln befand sich tatsächlich ein Plan, auf dem die verschiedenen Gebäude verortet waren. Stirnrunzelnd suchte ich nach meinem Wohnheim, bis ich das Gebäude mit dem Schriftzug „1A" fand. Ich schwang die schwere Tasche wieder auf meine Schulter und machte mich auf den Weg. Das wird mein erstes Jahr an der UA Schule sein und ich kannte niemanden. Perfekt für einen neuen Anfang. Auf der einen Seite freute ich mich darauf endlich an dieser renommierten Schule anfangen zu können und neue Freunde zu finden, auf der anderen Seite steckte in mir immer noch der Junge, der auf seiner alten Schule gemobbt wurde. Ich war schüchtern und habe meist wie ein geprügelter Hund die Klappe gehalten, Argumente halfen da nicht viel. Und wenn es für andere immer noch ein Grund ist jemanden fertig zu machen, nur weil er schwul ist, kann man denjenigen sowieso nicht mehr helfen. Soweit zum rationalen Teil. Ich wusste, dass es in Ordnung ist schwul zu sein und dass meine Mitschüler einfach nur Arschlöchern waren, auf deren Meinung man nichts geben sollte. Dennoch spürte ich wie das Lächeln auf meinem Gesicht gefror als ich an meine alte Schule zurückdachte. Ich hatte mir geschworen, dass ich es diesmal nicht soweit kommen lasse. Ich werde es wie ein Mann nehmen und darauf hoffen, dass meine neuen Kameraden nettere Menschen waren.
„Oi!Pass doch auf, Shitty Hair!"
Ich zuckte zusammen und wich dem Skater aus, in dessen Fahrweg ich gedankenverloren hineingerannt war. Er bremste abrupt und kickte lässig sein Board hoch, sodass er es bequem mit der Hand fangen konnte.
„Sorry, war wohl etwas in Gedanken.", sagte ich mit einem breiten Grinsen.
Der Junge vor mir war aschblond und hatte zu allen Seiten abstehendes Haar. Darunter starrten mich dunkle roten Augen intensiv an, wobei ich eine Gänsehaut bekam.
„Tch." Das war das einzige was er von sich gab, als er sich an mir vorbeidrängte und mich dabei grob mit der Schulter anrempelte um an mir vorbei ins Gebäude zu gelangen. Einen Moment starrte ich ihm verwirrt hinterher bis ich registrierte, dass ich vor meinem Wohnheim stand.
Heißt das er ist in meiner Klasse?
Ein wenig nervös folgte ich ihm und betrat das riesige Gebäude. An der UA ist wohl alles riesig. Ich ging hinter dem Blondschopf her, der geradewegs in den Gemeinschaftsraum ging. Eine große Sitzecke mit viel Platz und einem Fernseher und mehrere Konsolen war hier zu finden. Doch was mich im Moment mehr interessierte waren die drei Menschen, die bereits auf dem Sofa warteten.
„Fuck.", sagte der Junge vor mir, als er urplötzlich zum Stehen kam.
Die drei drehten sich zu uns um und ich sah wie sich die Augen des grünhaarigen, sommersprossigen Jungen weiteten.
„Kacchan?", fragte er mit hoher, fast ängstlicher Stimme. Meine Augen wanderten zurück zu Kacchan, dessen Mimik sich verfinsterte. Auch die anderen Beiden auf dem Sofa, ein Junge mit gelbstichigem blondem Haar und schwarzer Strähne und ein Mädchen mit pinken fluffigen Haaren beobachteten die beiden.
„Was machst du scheiß Nerd an der UA?", fragte Kacchan bedrohlich.
„I-Ich habe genau wie du den Zulassungstest bestanden und wurde angenommen.", sagte der Grünhaarige leicht stotternd. Aber er sah dem Blonden dabei fest in die Augen.
„Aaaalso, wollen wir uns nicht erstmal alle vorstellen?", fragt die Pinkhaarige fröhlich. „Also du bist Kacchan, ja? Also ich-"
„Ich heiße Bakugou.", sagte der Blonde genervt und warf dem Grünhaarigen einen stechenden Blick zu, bevor er auf dem Absatz kehrt machte und die Treppe zu den Schlafräumen hinaufstieg.
Wir alle schauten ihm verblüfft nach. Ich räusperte mich und setzte ein Lächeln auf.
„Ich bin Kirishima. Kirishima Eijirou."
Ich setzte mich neben den anderen blonden Jungen.
„Ich bin Ashido Mina." Stellte sich das Mädchen vor. „Meine Güte, was hat der Kerl bloß?" fragte sie stirnrunzelnd und schaute auf die Stelle an der Bakugou verschwunden war.
„Tja so ist Kacchan.", seufzte der Grünhaarige. „Ich kenne ihn schon relativ lange, da wir auf die gleiche Schule gingen – ich meine tuen wir ja anscheinend immer noch."
Er lachte verlegen. „Er ist genial, aber nicht grade jemand, den man als sympathischen, offenen Menschen bezeichnen könnte."
„Also ist er ein Arschloch.", bemerkte der Blonde grinsend neben mir.
Wir mussten alle kurz lachen, aufgrund dieser platten Bemerkung. Der Grünhaarige zuckte nur lächelnd mit den Schultern. „Ich bin übrigens Midoryia Izuku."
„Ich bin Kaminari Denki.", bemerkte der Blonde.
„Habt ihr euch schon eure Schlafräume angesehen?", fragte Ashido in die Runde.
Wir alle schüttelten Kopf.
„Ich wollte auf die anderen warten.", meinte Kaminari. „Ich bin neugierig, wer sonst noch so in unserer Klasse ist."
„Kennt ihr denn schon jemanden?", fragte ich.
Ashido schüttelte den Kopf, während Midoryia nur eine Andeutung zu den Schlafräumen machte.
„Ja, einer meiner besten Freunde kommt auch in unsere Klasse. Sero heißt er. Ihr werdet ihn mögen.", sagte Kaminari grinsend.
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Nach und nach kamen unsere neuen Klassenkameraden in den Wohnraum. Wir stellten uns vor und lachten viel. Auch wenn ich ein wenig Mühe hatte mir auf Anhieb alle Namen zu merken. Dennoch spürte ich wie ich mich immer mehr entspannte. Sie schienen alle nett zu sein und ich spürte wie sich auf meinem Gesicht ein Dauergrinsen breitmachte. Wir werden wohl zukünftig oft hier zusammensitzen oder zusammen etwas unternehmen. Ich ließ meinen Blick über meine fröhlich schwatzenden Klassenkameraden schweifen und musste unweigerlich an den Blondschopf denken, der alleine oben in seinem Schlafsaal war.
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