dear

Das leise, beruhigende Geräusch eines Bleistiftes, welcher auf Papier malt, ist das einzige Geräusch, das in dem kleinen, gemütlich eingerichteten Raum zu hören ist. Harry's Zunge steckt zwischen seinen Lippen, wie immer wenn er konzentriert ist.
Er malt.
Er malt seit Wochen das selbe.
Die selben stechend kalten Augen.
Die selben schmalen Lippen.
Die selbe Silhouette.

„Harry, Liebling?"

Anne steht in der Tür. Sie lächelt sanft. Sie kennt Harry's Bilder. Nur hat sie keine Ahnung wen er da seit Wochen malt.

„Ja, Mum?"

„Dad hat vorgeschlagen, einen kleinen Ausflug in den Wald zu machen. Es gibt dort wunderschöne Wanderwege! Ich weiß doch wie sehr du die Natur liebst."

Harry lächelt leicht. Er nickt. Natürlich ist Anne's Mann nicht sein Vater. Aber es gibt ihm eine wohltuende Sicherheit, ihn Dad zu nennen. Er weiß, es bedeutet Anne viel. Und seinen leiblichen Vater kann man wohl kaum Vater nennen. Es ist tröstlich, wenigstens zu einen Mann eine gute Bindung aufzubauen.

„Gut.",flüstert seine Mutter noch, klopft wie in Gedanken gegen den Türrahmen und lässt Harry schließlich wieder in seiner Stille zurück.

Es hat sich viel verändert in ihm. Harry hat plötzlich eine To-Do Liste, mit Dingen die er noch erleben will. Er hat die vielen Fehler den Menschen in seiner Familie vergeben. Denn wenn ihm Louis eins gelehrt hatte, dann das das Leben zu kostbar ist, um es mit Hass und Groll zu füllen.
Mit ungesprochenen Worten.
Mit ungetanen Taten.
Mit ungelebtem Leben.
Er schaut erneut auf die blauen Augen vor ihm. Er legt den Kopf schief. Beobachtet nur.

Dann steht er auf, schüttelt den Kopf, als wolle er seine Gedanken ordnen, und schlurft ins Bad. Er wäscht sich das Gesicht. Er schließt kurz die Augen. Dann trocknet er sich ab und setzt er ein gequältes Lächeln auf.
Unten knallt plötzlich eine Tür, dann kommt jemanden die Treppe hoch.

„Markus?", ruft Harry nach Annes Mann und betritt immernoch mit dem selben Lächeln sein Malzimmer.

„Ich wusste doch, dass du eigentlich ein Besessener bist."

Der junge Mann mit einem gepflegten, braunen Bart um die untere Hälfte seines Gesichts grinst nur und blickt auf das Bild vor sich.
Harry's Atem stockt.

„Louis."

Der angesprochene dreht sich, auf den Zehenspitzen, mit immernoch dem selben kecken Grinsen zu Harry um.

„Dachtest du wirklich, ich fahre alleine nach Mexiko?"

Harry beißt sich auf die Lippe. Er lächelt so breit, sein Gesicht tut fast schon weh.

„Verdammt.",murmelt er dann und geht ein paar schnelle Schritte auf Louis zu.

Er schließt den Kleineren fest in seine großen Arme, drückt ihn an sich. Sein Herz schlägt plötzlich wieder in seiner Brust, wo seit Wochen Stille herrschte. Und Louis Herz schlägt nahezu im selben Takt plötzlich wieder in seiner.

„Du bist vollkommen verrückt.",flüstert Harry in Louis' zerzausten Haarschopf.

„Aber genau das macht doch die besten aus.",flüstert Louis zurück, und schmiegt seine Wange unauffällig an Harry's Brust.

Und dann küsst Harry Louis. Und zwar diesesmal richtig.

vielen dank an alle, die dieses kleine buch unterstützt haben. ich muss ehrlich sagen, ihre Wiedervereinigung hat mich so glücklich gemacht, beim schreiben ist mir das herz aufgegangen. das liebe ich so am schreiben. das es dem herzen guttut.

- ami x

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