Freiheit

,, Aufstehen!" Jemand packt mich an meinem Bein. Ich hebe schwach den Kopf und sehe den obersten Wächter. Er weckt wie jeden Morgen alle Jungen aus der Abteilung B326. Seufzend stehe ich auf. Ich habe jetzt 30 Sekunden Zeit. Ich muss mich beeilen. Schnell laufe ich ins Bad und ziehe meine Uniform an. Jetzt bin ich bereit und 30 Sekunden waren vorbei. Ich marschiere neben anderen Jungen durch das Hauptgebäude bis wir schliesslich im Innenhof ankommen. Dort steht der Admiral ganz vorne.,, Wer die Regeln nicht auswendig kennt wird bestraft." Der Admiral hebt seine kalte Stimme und schaut zu einer Peitsche. Junge 789 war gestern an dieser Peitsche. Er hat  sich versprochen und statt 5:30 aufstehen 7:30 gesagt. Er wurde dann an die Peitsche gebracht. Er bekam 100 Peitschenhiebe. Schon nach dem 37 Peitschenhieb brach er zusammen. Sie brachten seine zerstümmelte Leiche in den Wald damit der Wald sich um ihn kümmern konnte. Ich selber vermisse Junge 789. Er war ein Rebell. Er wollte wenn er gross war den Admiral besiegen und dann selber Admiral werden. Leider ging dieser Wunsch nicht in Erfüllung.,, Wir Jungen von der Armee müssen unserem Mentor gehorchen. Wir müssen die Regeln auswendig können. Wir müssen jeden Tag um 5:30 aufstehen. Wir haben 30 Sekunden Zeit uns vorzubereiten. Wir müssen hierher kommen und dem Admiral Guten Morgen sagen. Wir müssen an unsere Trainings gehen. Wer verletzt oder krank ist wird in den Wald gebracht wo er seinem Schicksal überlassen wird. Wer nicht gehorcht wird bestraft." Das waren die Regeln. Es gab natürlich viel mehr wie zum Beispiel wenn der Mentor am Schluss des Tages nicht gut vom Schüler redete bekam der Schüler kein Abendessen.,, Komm Junge 790. Wir gehen zum Training." Wächter 134 kommt auf mich zu. Er ist mein Mentor. Ich mag ihn. Er ist manchmal mitfühlsam und ich musste noch nie ein Abendessen verpassen. Er führt mich zur Trainingsebene. Dort gibt er mir ein Gewehr in die Hand.,, Sie ist gefüllt. Pass auf." Ich nicke mit dem Kopf. Ich weiss was mich erwartet. Ein weiterer Schüler wird sich irgendwo verstecken. Er wird in die Luft schiessen damit ich merke dass ich entdeckt worden bin. Ich presse mich an einen Baum und spähe nach rechts. Als ich mich wieder umdrehe steht Junge 516 vor mir. Junge 516 war bekannt für seine Brutalität. Er hatte schon vielen Schülern den Arm gebrochen. Er grinst jetzt vor mir und hebt das Gewehr. Ich kann nichts mehr tun. Er schießt mir eine Kugel in den Bauch und ich sacke auf den Boden. Sofort stürzt Wächter 134 aus einem Gebüsch und beugt sich über mich. Ich halte meine Hand an die Stelle wo mich Junge 516 getroffen hat. Wächter 134 nimmt meine Hand sanft weg und schaut sich die Wunde an. Meine ganze Hand ist Blut verschmiert. Ich schließe einfach die Augen und hoffe dass Junge 516 bestraft wird. An den Rest kann ich mich nicht mehr erinnern. Junge 516 rannte stolz zum Admiral und berichtete ihm was passiert war. Der Admiral war stolz auf Junge 516. Er befahl Junge 790 in den Wald zu bringen. Wächter 134 war entsetzt. Er versuchte alles damit ich hierbleiben konnte. Doch der Admiral lachte nur und schickte Wächter 134 auch in den Wald weil er Schwäche gezeigt hatte.,, Schicken Sie mich in diesen Wald aber nicht Junge 790! Er ist erst 11!" Doch der Admiral lachte nur und schickte uns in den Wald. Als sie uns im Wald vom Auto warfen setzte sich Wächter 134 weinend.,, Es tut mir leid..." krächzte ich. Alles tut mir weh. Ich hoffe dass bald das Ende kommt. Wächter 134 schaut mich an.,, Es ist nicht gut dass man Kinder so behandelt. Du musst hier bleiben. Du darfst nicht gehen. Wenn du gut trainiert bist bringen wir den Admiral und Junge 516 um. Du darfst jetzt aber nicht gehen!" Ich schließe die Augen und überlasse mich der Schwärze.,, Bleib hier! Bitte!"

Ich wache auf einer Wiese auf. Es ist sonnig und ich habe nicht mehr die Kugel in meinem Bauch. In der Ferne sehe ich Junge 789 auf mich zu rennen. Ich renne ihm entgegen und nehme ihn in die Arme.,, Wie geht es dir?" fragte ich ihn.,, Mir geht es gut. Aber dir geht es nicht gut." Er schaut mich besorgt an.,, Sterbe ich?" flüstere ich leise. Junge 789 schaut mich an und zuckt mit den Schultern.,, Ich darf aber nicht gehen! Ich muss Wächter 134 helfen!" Ich schaue mich um und versuche irgendeinen Wald zu finden.,, Pass auf dich auf. Ich werde dir immer helfen." Junge 789 verblasst und alles wird schwarz. Als ich aufwache höre ich jemanden neben mir weinen. Wächter 134 schluchzt in seine Hände und murmelt:,, Wieso nur? Schon Junge 135 war damals im Wald gestorben! Ich habe doch versprochen dass soetwas nie mehr passiert!" Ich strecke meine Hand aus und berrühre seine Hand.,, Du lebst!" brüllt er und steht auf. Ich nicke schwach mit dem Kopf und krümme  mich vor Schmerzen. Wächter 134 steht schnell auf und zieht meine Uniform ab. Ich schaue hinunter und sehe die Wunde. Mitten drin ist die Kugel. Wächter 134 packt die Kugel und zieht sie vorsichtig heraus. Ich unterdrücke einen Schmerzensschrei. Wächter 134 hebt irgendwelche Blätter und legt sie über die Wunde. Er nimmt dann einen Verband heraus und wickelt ihn um meinen Bauch. Langsam aber sicher verschwinden die Schmerzen und ich schlafe ein.

,, Willst du Kaninchen?" Ich schaue Wächter 134 an. Er ist nicht mehr ein Mentor sondern ein Freund.,, Nein danke. Iss es du." Wir sitzen gemeinsam an einem Lagerfeuer. 10 Jahre sind vergangen nachdem wir aus der Armee geworfen wurden. Wir haben vor einem Monat mitbekommen dass der Admiral gestorben war und Junge 516 wurde neuer Admiral. Wir hatten es im Wald gut. Wir fingen unser Essen und die Wölfe respektieren uns. Mir selber geht es wieder gut. Ich habe nur noch eine Narbe an der Stelle.,, Was wünschst du dir eigentlich?" Wächter 134 schaut mich an. Ich muss nicht lange überlegen.,, Ich will Rache nehmen an Junge 516. Und ich will den Jungen aus der Armee helfen. Sie haben ein besseres Leben verdient." Wächter 134 nickt nachdenklich mit dem Kopf.,, Wir greifen Junge 516 an." Ich schaue Wächter 134 verwirrt an.,, Wie willst du das machen?" Wächter 134 lacht.,, Ich kenne alle Tricks. Es wird einfacher als es scheint." Ich nicke langsam mit den Kopf. Schliesslich besprechen wir den ganzen Abend lang unseren Plan.

,, Du weisst noch alles?" Wächter 134 schaut mich an. Ich nicke mit dem Kopf.,, Ich hoffe wir schaffen es unversehrt." Ich hoffe das auch. Ich begebe mich in Position. Wächter 134 winkt mir auf der anderen Seite zu. Wir sitzen beide in einem Gebüsch. Vor uns ist das Tor der Armee. Vorne sind zwei Wächter postiert. Wächter 134 wirft einen Stein und ein Wächter läuft zum Stein. Wächter 134 gibt mir ein Zeichen und ich renne auf den Wächter zu der immer noch den Stein betrachtet. Ich werfe mich auf ihn und bevor er etwas sagen kann bricht er bewusstlos unter mir zusammen. Auch Wächter 134 hat den anderen Wächter besiegt. Er nickt mir zu und wir öffnen langsam das Tor. Sofort schiessen Millionen von Pfeile auf uns zu. Wir weichen aus und verstecken uns hinter einem Felsen. Ich ziehe mein Schwert. Es ist silbrig und hat einen blauen Diamanten. Eine alte Frau die durch den Wald zog hatte es mir geschenkt.,, Du brauchst es mehr als ich." hatte sie gesagt und war verschwunden. Ich springe hoch als ein Wächter mich angreift.,, Wir wollen euch nichts tun! Wir wollen nur Junge 516 besiegen!" Der Wächter hört auf und starrt mich verwirrt an.,, Junge 790?" Plötzlich erkenne ich ihn. Es ist Junge 791.,, Bitte hör auf! Ich will dir nichts tun! Wir wollen alle befreien!" Junge 791 wirft sein Schwert auf den Boden. Danach stellt er sich neben Junge 790 und packt wieder das Schwert.,, Ich werde dir helfen." Als sie hinter dem Felsen herauskommen sind die Hälfte schon bei Wächter 134 und helfen ihm. Ich nicke Wächter 134 zu und er brüllt etwas seinen Kumpanen zu. Wir rennen über das Trainingsgelände bis wir vor einem Turm stehen. Hier wohnt Junge 516 oder besser gesagt der neue Admiral. Er hat keine Wachen vor seiner Tür. Wir steigen die vielen Stufen der Treppe nach oben bis wir vor der grossen schwarzen Tür stehen. Hinter dieser Tür lebte der neue Admiral. Ich war ein einziges Mal hier. Als ich meinen Mentor bekommen hatte war ich hier. Der Raum war mir damals düster und dunkel vorgekommen. Wächter 134 holt tief Luft und schaut mich an. Ich nicke und wir reissen die Tür auf. Es ist immer noch so wie immer. Nur sitzt dort Junge 516. Er hat stark zugenommen doch er ist auch stärker geworden. Seine Nase ist gebrochen worden und sitzt jetzt schief auf seinem Gesicht.,, Du bist doch verreckt!" sagte der Admiral und lacht. Ich schüttle den Kopf und zeige meine Narbe. Er lacht wieder.,, Du willst noch mehr?" Wächter 134 stürzt auf ihn zu. Junge 516 packt sein Schwert und wirft Wächter 134 auf den Boden. Wut verleiht mir neue Kräfte. Schreiend stürze ich mich auf Junge 516. Er schlägt mit seinem Schwert um sich doch ich bin zu schnell. Ich stoße mein Schwert in seine Brust und er erstarrt.,, Das geschieht dir recht." zische ich und ziehe mein Schwert aus ihm heraus. Er sinkt auf den Boden und starrt mich hasserfüllt an. Ich ignoriere ihn und renne zu Wächter 134. Blut sickerte aus der Wunde an der Seite.,, Wir haben es geschafft." Er lächelt mich an.,, Ich hole einen Heiler." murmelte ich und wollte schon gehen. Er packt mich an der Hand.,, Dafür ist es zu spät." Ich erstarre.,, Nein... Es war doch nicht alles für nichts?" Wächter 134 seufzt.,, Es gibt keine Armee mehr. Du bist der neue Admiral." Ich fange an zu weinen. Ich schaue mir seine Wunde an. Sie ist zu tief.,, Dank dir lebe ich noch. Du kannst doch nicht einfach sterben. Jetzt wäre doch alles besser." Er legt mir seine Hand auf meinen Mund.,, Nicht. Ich werde dir immer helfen können." Ich nicke mit dem Kopf.,, Jetzt habe ich niemanden mehr. Ohne dich wären wir jetzt nicht hier. Du wärst vielleicht Admiral geworden." Wächter 134 schließt kurz die Augen.,, Du hast noch die anderen Wächter und du hast sicher noch andere Freunde. Und ich wollte nie Admiral werden. Ich wusste dass ich irgendwann einmal von der Armee gehen würde." Er seufzt.,, Es ist soweit. Ich werde nun von dir gehen. Leb Wohl." Ein dicker Kloss schnürt meine Kehle zu.,, Leb Wohl mein treuer Freund Wächter 134. Du hast ein besseres Leben verdient." Wächter 134 lächelt und mit diesem Lächeln verlässt er die Welt.

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