Thor versus Leslie
Daisy war hin und weg von dem Helicarrier und auch wenn Leslie es nicht zeigte, auch sie bewunderte den Ort, an dem sie soeben gelandet waren. Einzig und allein Saphira zeigte keinerlei Regung bei dem Anblick des Carriers. Sie war zu oft hier gewesen, als dass sie ihn als wundersam empfinden konnte. Zu vieles war an diesem Ort passiert, als dass sie begeistert von diesem sein könnte.
,,Das ist großartig! Saph, findest du das nicht großartig?", verlangte Daisy zu wissen, während sie aufgeregt durch den Helicarrier schwirrte. Der Anblick ihrer Freundin ließ sie in Melancholie versetzen. Saphira war genauso neugierig gewesen. Beim ersten Mal -als alles noch in Ordnung war. Zudem schmerzte der Körper der Blonden immer noch höllisch. Leslie, die bemerkte, dass etwas nicht stimmte, betrachtete ihre langjährige Freundin besorgt, ehe sie fragte: ,,Alles okay?" ,,Ja, entschuldige. Ich bin bloß müde von dem Kampf. Wenn das so weitergeht, werde ich wohl nie deine Ausdauer erreichen.", erklärte Saphira, während ihre Stimme einen scherzenden Ton annahm. Der angebliche Engel war verdammt gut im Lügen. Für Saphira bloß ein weiterer Grund, warum sie kein wirklicher Engel sein konnte.
,,Sie können sich gleich noch ausruhen.", sagte die Agentin, die mit einem Mal neben den drei Freundinnen gestanden hatte. Leslie seufzte erschöpft. Auch ihre Kapazitäten neigten sich dem Ende zu. Mit einem genervten Unterton in der Stimme, fragte diese also: ,,Was passiert denn noch?"
Die Frage wurde jenen, derer sie auf der Zunge lag oder in den Gedanken wog, spätestens dann beantwortet, als sie einen Raum betraten, der wohl einen Besprechungsraum des Luftfahrzeuges darstellen sollte und aus welchem die Beteiligten an dem Kampf gegen Loki einem Gespräch zwischen eben diesem und Nick Fury lauschen konnten. Neben den vielen, komplizierten technischen Gerätschaften, die Daisy allesamt bestaunte, während die anderen bereits stillstanden oder -saßen, gab es auch solch einfache Dinge, wie den Monitor zu der Überwachungskamera, in dem Loki zu sehen war, wie er in einer runden Zelle stand, die mit Glas umrundet aber verstärkt war und die Fähigkeiten einer Kapsel nachahmen könne, wie Daisy vermutete, als auch sie einen Blick auf den Bildschirm warf.
,,Nur falls es noch nicht klar ist", schallte die Stimme Nick Furys durch den Lautsprecher im Raum wieder, während man beobachten konnte, wie er auf einem gläsernen Netzteil etwas eintippte ,,Wenn du versuchst zu fliehen oder das Glas auch nur ankratzt-" Er betätigte eine letzte Schaltfläche, ehe sich eine Klappe öffnete und man die Luftströme, die die kapselartige Zelle nun umgaben, klar sehen konnte, sowie auch Loki, der einen Blick nach unten wagte, als Fury schon weiter ausführte: ,,30.000 Fuß geradewegs nach unten - gefangen im Käfig. Du weißt ja noch wie das läuft." Der Mann mit der schwarzen Augenklappe schloss die Schleuse, indem er wieder etwas eintippte. Dann zeigte er erst auf Loki ,,Ameise", ehe er auf die Schaltfläche wies ,,Stiefel".
Unbeeindruckt davon begann der schwarzhaarige Gott zu lachen. ,,Ein beeindruckender Käfig.", gab er zu und Saphira, die sich neben die rothaarige Agentin gesetzt hatte, zog eine Augenbraue empor. So, wie sie den Gott einschätzte, war er nicht gerade willig dazu ein Verlieren zu bekunden. Umso mehr musste sie den Zweifeln des Captains zustimmen. Noch ergab es für sie keinen Sinn, warum er sich hatte einsperren lassen aber sie war sich sicher, dass er einen Plan hatte und sie bald in seine Falle tappen würden. ,,Nicht für mich gebaut, glaube ich.", führte der Schwarzhaarige da schon aus und bestätigte sie somit in ihrer Annahme. Er hatte nicht wirklich kapituliert. Das würde ihm niemals in den Sinn kommen. Nicht bei dieser silbernen Zunge. ,,Gebaut für etwas, das deutlich stärker ist als du.", setzte der Dunkelhäutige dem Gott stumpf entgegen, welcher sich davon nicht im geringsten faszinieren ließ und anmerkte: ,,Oh, davon hörte ich. Eine Bestie, ohne Verstand. Gibt vor noch ein Mensch zu sein." Lokis Augen schweiften zur Kamera, die ihn erfasste, sodass er genauen Augenkontakt zu jenen herstellen konnte, die auf den Monitor sahen.
Der Blick der Rothaarigen hob sich von diesem und glitt in die Richtung eines grauhaarigen Mannes mit einer ovalen, silbernen Brille, welcher die Arme in seinem violetten Hemd verschränkt hielt und sich an einem Lächeln versuchte. ,,Wie verzweifelt seid ihr-", fragte der Gott nun ,,dass ihr diese verlorenen Kreaturen ruft, euch zu beschützen?"
,,Wie verzweifelt ich bin?", die Stimme des Direktors der Einrichtung begann sich gefährlich zu heben ,,Du drohst meiner Welt mit Krieg, stiehlst eine Kraft, die du nie kontrollieren kannst, du redest von Frieden und tötest aus purem Vergnügen. Ja, deinetwegen bin ich ziemlich verzweifelt und das wird dir mit Sicherheit noch leidtun." Leslie zweifelte keinesfalls an den Worten des Mannes. Vor allem nach Saphiras Erklärung, was es schon bedeuten konnte eine simple Einladung abzulehnen. Die genaue Bedeutung dieser Worte kam vor allem der Blonden sehr nah. Zu nah, nach ihrem Geschmack.
,,Oh, es brennt in dir dem Ziel so nah gewesen gewesen zu sein. Den Tessereakt zu besitzen, Macht zu besitzen - grenzenlose Macht. Und wofür? Ein warmes Licht, an dem die Menschheit sich erfreut?", erkannte der Gott für sich und erneut glitt sein Blick zur Kamera, ehe er wieder zu Nick Fury zurück schwenkte, um auszuführen: ,,Um dann daran erinnert zu werden, was wahre Macht ist."
Saphira stand mit einem belustigten Schnauben von dem Stuhl, auf dem sie gerade gesessen hatte, auf. Wie sehr sie es doch hasste, wenn Menschen glaubten eine führende Macht sein zu können, indem sie mit Gräueltaten die Menschheit durch Angst und Ungewissheit des nächsten Tages beherrschten. Leslie, die sich neben sie gesetzt hatte und derweilen immer noch saß, zog Saphira wieder zu sich hinunter, sodass sie durch die Schmerzen in ihrem Körper dazu gezwungen war sich wieder auf dem Stuhl niederzulassen, auf dem sie zuvor gesessen hatte. Indes wurde Daisys Körper von einer Gänsehaut überzogen, die sich dicht an dicht reihte, als wäre es kein bewegliches Latex, welches sich um ihren Körper spannte, sondern eine dicke Gussschicht aus Vibranium. ,,Lass mich wissen, wenn die wahre Macht etwas zu lesen braucht oder sowas.", schloss nun auch Fury das Gespräch, ehe dieser sich aus dem Blickfeld der Kamera bewegte.
,,Er wächst einem langsam ans Herz, hm?", kommentierte der Wissenschaftler mit den grauen Haaren, als es nichts mehr zu sehen gab als einen Loki, der unaufhörlich in die Linse der Kamera starrte. ,,Ich wünschte, ich könnte ihn adoptieren.", sagte Leslie darauf schnippisch, was sowohl Daisy als auch Saphira zum Schmunzeln brachte. Manchmal hatten die bissigen Kommentare von Leslie auch einfach etwas. ,,Tun Sie sich keinen Zwang an.", lauteten die stumpfen Worte der Rothaarigen.
,,Loki wird die Sache hinauszögern.", kam der Captain wieder auf das eigentliche Thema zum Sprechen ,,Also, Thor, wie ist sein Plan?" Der wirkliche Gott des Donners antwortete darauf in Gedanken versunken, mit beiden Armen vor der Brust verschränkt und mit dem Rücken zu den Anwesenden stehend: ,,Er hat eine Armee - die Chitauri. Sie sind weder aus Asgard, noch aus einer anderen Welt, die wir kennen. Er will sie gegen euer Volk in die Schlacht führen. Sie erobern für ihn die Erde. Ich vermute, als Gegenleistung für den Tesserakt." Während des Sprechens hatte Thor sich den anderen Helden wieder zugewandt. ,,Eine Armee.", stellte der Captain trocken fest und nickte langsam, ehe er anfügte: ,,Aus dem Weltall." ,,Dann errichtet er ein neues Portal.", stellte der Mann im violetten Hemd fest ,,Dazu braucht er Erik Selvig." Der Donnergott blickte den Doktor verwirrt an. ,,Selvig?", fragte er. Der Grauhaarige erklärte sogleich: ,,Er ist ein Astrophysiker." ,,Er ist ein Freund.", entgegnete Thor daraufhin.
Nun war es die Agentin, die den Sachverhalt für den Gott erklärte: ,,Loki hat ihn mit irgendeinem Bann belegt. Genauso wie einen von uns." ,,Warum hat Loki sich fangen lassen?", fragte der Captain nun wieder an den Donnergott gerichtet, die Aussage der Agentin ignorierend. Dann drehte er sich zum Doktor und erläuterte: ,,Von hier kann er keine Armee führen." ,,Es stellt sich ohnehin die Frage, wie lange wir ihn in Gefangenschaft halten können oder vielleicht sogar eher, wie gefangen er sich tatsächlich glaubt.", warf die Blonde da ein, die immer noch daran zweifelte, dass Loki es ihnen so leicht machen würde. Der ehemalige Soldat nickte ihr leicht zu, während er seine Stirn krauszog. ,,Wir sollten uns nicht zu sehr auf Loki konzentrieren. Der Typ tickt nicht richtig. Man sieht schon förmlich, dass er wahnsinnig ist.", grätschte der Wissenschaftler in die Überlegungen ein, die sich ausbreiteten.
,,Hüte deine Zunge.", warf nun der Donnergott erbost ein und Leslie war sich fast sicher, dass Blitze durch seine Augen zuckten. ,,Loki mag irrsinnig sein aber er ist aus Asgard- und er ist mein Bruder.", fügte er dann ruhiger hinzu, als die rothaarige Agentin auch schon einwarf: ,,Er hat 80 Menschen in zwei Tagen getötet." ,,Er wurde adoptiert.", hielt Thor bloß ausweichend dagegen. ,,Ob Familie oder nicht. Die Menschen, die er getötet hat, hatten ebenso Familie und um Ihretwillen verdient er es selbst auch hingerichtet zu werden.", warf Leslie plötzlich kalt in den Raum und Daisy erstarrte, obgleich der Gleichgültigkeit und Leere, die in ihrem Blick lagen. ,,Wie kannst du nur so etwas sagen?", rief Thor erbost und schritt bedrohlich auf Leslie zu, die sich aufrichtete, um ihm körperlich weniger unterlegen zu sein. ,,Stopp!", rief Saphira und als die beiden sich angreifen wollten, erschien eine Wand aus Feuer zwischen ihnen, an der sie sich kurzerhand verbrannten, ehe Saphira die Flammen, mit schmerzverzerrtem Gesicht löschte. ,,Tragt das meinetwegen wann anders aus aber nicht hier und vor allem nicht jetzt.", erklärte sie, ehe sie sich unter Schmerzen in ihrem Stuhl zurücklehnte. Wenn sie so weitermachte, würde der Kratzer, den sie verpasst bekommen hatte, immer weiter aufreißen.
Auch Leslie ließ sich wieder in einen der Stühle fallen, jedoch weiter weg von Saphira, um zu demonstrieren, dass sie gereizt davon war, dass ihre Freundin sie von einem Kräftemessen mit dem Gott abgehalten hatte. Daisy hingegen sah ziemlich zufrieden über diese Tatsache aus und ließ sich entspannt in ihrem Stuhl zurücksinken, während der Doktor wieder zu sprechen begann: ,,Ich glaube, es handelt sich um etwas technisches. Iridium, wofür brauchen die Iridium?" ,,Das ist ein Stabilisator.", antwortete Stark auf die Frage des Wissenschaftlers, während er selbst gerade den Raum betrat. ,,Damit das Portal nicht in sich zusammenstürzt, wie bei S.H.I.E.L.D.", erklärte er, ehe er zu Thor herübertrat, ihm kollegial gegen den Arm schlug und bekundete: ,,Nichts für Ungut, mein lieber Conan, hast 'nen fiesen Schwinger." Der Gott blickte ihm darauf verwirrt entgegen, wurde von dem Braunhaarigen jedoch gefließentlich ignoriert. ,,Außerdem-", fuhr Stark fort ,,kann das Portal damit so weit und so lange offenstehen, wie Loki es will."
Der Braunhaarige setzte seinen Weg durch den Raum nach vorne zu den Bildschirmen fort, wo er sich hinstellte und befahl: ,,Setzt Segel am Kreuzmast. Nach Segelbergen." Daraufhin wurde dieser bloß verwirrt von den Mitarbeitern angeschaut, die an ihren Computern saßen und arbeiteten. Stark zeigte in die entgegengesetzte Richtung und rief: ,,Der da spielt ein Ballerspiel, dachte wir merken es nicht." Er ließ seinen Arm sinken und sagte leiser und resigniert: ,,Haben wir aber." Kurz darauf hielt er sich eine Hand vor sein linkes Auge und fragte an die Agentin Maria Hill gewandt, die Saphira noch von ihren letzten Besuchen kannte: ,,Wie kann Fury das sehen?" ,,Er guckt hin und her.", antwortete diese ihm schlicht.
Leslie schaute über den Tisch hinweg zu Daisy und Saphira, während in ihrem Kopf immer wieder die beiden Fragen aufkamen ,,Was zur Hölle macht er da?" und ,,Warum sitzt der Typ nicht mit Loki in der Irrenanstalt?". Als könnte Saphira Leslies Gedanken lesen und wüsste, dass ihr bereits ein Spruch auf der lockeren Zunge lag, schüttelte sie stumm den Kopf, worauf die Silberhaarige bloß die Augen verdrehte und ,,Spielverderberin" murmelte.
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