Ein Idiot, der nicht alleine war

„Er war ein Idiot.", hörte Saphira es von dem Raum aus kommen, in dem der Agent gestorben war. Ihre Füße hatten sie wie von selbst hier hingetragen. „Warum? Weil er Überzeugungen hatte?", hörte sie darauf eine andere Stimme fragen, die sie dem Captain zuordnen konnte. Noch ein paar Schritte, dann würde sie im Raum selbst stehen. „Weil er Loki allein angegriffen hat.", sagte Stark, wie Saphira nun sehen konnte, da sie im Raum angekommen war. Kurz ergriff sie der Fluchtgedanke, doch sie blieb wie angewurzelt stehen, als sie selbst die Stimme erhob und sagte: „Er war nicht allein." Sowohl Rogers als auch Stark drehten sich zu der Blonden um.

Sie sah plötzlich um einiges zerbrechlicher aus als zu ihrer Ankunftszeit. Um ihren Bauch war eine dicke Mullbinde geschlungen, die die Wunde verdeckte, an der Loki sich bereits zum zweiten Mal vergangen hatte. Ihre blauen Augen starrten leicht in die Leere, als sie mit den Männern sprach. Viel eher so, als hätte sie mit sich selbst gesprochen. In ihren Haaren klebte noch ein kleiner Überrest von Coulsons Blut, der dorthin gekommen war, als sie sich frustriert die Haare aus dem Gesicht streichen wollte, die ihr beim versuchten Stoppen der Blutung immer wieder ins Gesicht gefallen waren. Auch ihre Haltung war längst nicht mehr so gerade wie zu Anfang dieser Mission.

„Sie hätten auf der Krankenstation bleiben sollen.", sagte Rogers bloß dazu und deutete auf ihre verbundene Wunde, während er sie abschätzend musterte. Die Blonde schnaubte kurz, ehe sie die Lippen schürzte und auf den Captain zuging. Sie zog die Captain America-Sammelkarten von Coulson aus ihrer Manteltasche und drückte sie dem blonden Mann in die Hand. „Und Sie hätten die hier signieren sollen.", erwiderte sie mit scharfem Unterton, blickte dann jedoch wieder weg, da sich erneut Tränen in ihren Augen sammelten. „Sie kannten ihn gut.", schlussfolgerte der Captain aus dem Verhalten der Frau.

Saphira aber schüttelte den Kopf, als sie erwiderte: „Er war es, der mich gut kannte. Das erste Mal habe ich ihn getroffen, als ich kurz vor dem Abschluss meines Studiums stand. Ich habe schon damals Heldin gespielt, da war ich noch allein. Es war alles so unglaublich viel aber er hat mir gesagt, dass ich längst nicht so weit bin, um aufgeben zu müssen. Bis zum letzten Atemzug. Immer weitermachen sollte ich und aufstehen, bis mein Körper mich nicht mehr aufstehen ließe. Phil war da, als ich dachte, dass ich niemanden bei mir haben wollte; dass ich niemanden mehr brauchen würde. Nach einiger Zeit habe ich angefangen ihn zu ignorieren. Erst seine Anrufe. Dann seine Nachrichten. Und dann das Klingeln an meiner Türe. Vor ein paar Stunden haben wir uns wiedergesehen und er hat mich willkommen gehießen als wäre nie etwas gewesen." „War Coulson der Agent am Boden?", fragte nun der Braunhaarige, um nicht auf die Vergangenheit der Blonden mit dem Toten eingehen zu müssen. Dieses Mal nickte Saphira. „Ich hab den Funkspruch zu spät abgesetzt. Der Helicarrier ist groß. Es war klar, dass das Rettungsteam eine Weile brauchen würde aber ich musste ja unbedingt gegen Loki kämpfen.", enthüllte sie verbittert. Der Raum verfiel in Stille und selbst Stark, dem sonst immer ein passender Spruch auf den Lippen lag, wusste nichts auf ihren Kommentar zu erwidern.

„Wir müssen los." Leslie und Daisy konnten ihren Augen kaum trauen, als Saphira tatsächlich in der Tür ihres Zimmers stand. Daisy fiel der Blonden um den Hals, wie der Silberhaarigen zuvor auch schon, wollte diese jedoch nicht loslassen und krallte sich förmlich an ihr fest als wäre sie ihr Stein in der Brandung - ihr Rettungsboot - ihr Zuhause. Erst jetzt drang der Kern Saphiras Aussage zu den beiden durch. „Warum müssen wir los?", fragte die Braunhaarige also verwirrt und ließ die Blonde nun doch langsam los, die die Umarmung nur bedingt erwidert hatte, während Leslie die Augen verdrehte und fragte: „Besser - Wohin müssen wir los?" „Wir müssen zum Stark Tower. Stark vermutet, dass Loki der Welt demonstrieren möchte, wie er erst die Avengers besiegt und die Welt dann einnimmt.", erklärte die Blonde so knapp wie möglich, während Leslie sich schnell daran machte ihre Haare in einen Zopf zu binden. Diesen hatte sie nämlich nach dem unglaublich langen und erschöpfenden Kampf gelöst, wenn sie schon nicht in den Genuss kam sich eine Dusche zu genehmigen.

„Was hast du da eigentlich in den Haaren?", fragte Leslie besorgt und ging auf die Blonde zu, während sie die Stelle mit dem verkrusteten Blut musterte, das immer noch in ihren Haaren hing, auch wenn sie eben versucht hatte alles wegzuspülen. Lang genug hatte Saphira Phils Blut an ihren Händen gehabt und würde es immer haben. Da wollte sie zumindest jenes in ihren Haaren loswerden, doch nicht einmal das schien ihr vergönnt zu sein. „Und seit wann bist du verletzt? So kannst du dein Feuer doch gar nicht benutzen.", warf nun auch Daisy mit einem Blick auf die verbundene Wunde ein. Auch der Blick der Silberhaarigen fiel auf die Wunde. Leslie runzelte ihre Stirn. „Sicher, dass du mitmachen willst?", ergänzte sie nun Daisys Erkenntnis, doch Saphira nickte bloß fest entschlossen und verließ wortlos das Zimmer. Wissend, dass Leslie und Daisy ihr folgen würden. Durch die Hölle hindurch so oft wie sie mussten und noch um einiges öfter.

Die drei Heldinnen hatten zum Captain, Agent Romanoff, sowie dem Agenten, den Daisy niedergetreten hatte, aufgeschlossen, die sich auf den Weg zum Hangar befanden, um sich einen von S.H.I.E.L.D.s Jets auszuleihen. Die Braunhaarige fand das Aufeinandertreffen mit dem Agenten äußerst peinlich, während dieser sich nichts Groß daraus zu machen schien und bloß komplimentierte: „Du hast einen guten Tritt drauf." „Danke.", erwiderte Daisy, immer noch ein wenig peinlich berührt „Und entschuldigung." „Nicht schlimm. Den scheine ich gebraucht zu haben.", entgegnete er bloß scherzend.

„Sie haben hier keine Zutrittserlaubnis.", sagte ein junger Agent, der sich in dem Jet befand. „Strenggenommen haben wir die. Fury hat den Plan geändert. Der Befehl kam direkt von ganz oben.", erklärte Leslie, die langsam und lassziv auf den Agenten zuschritt. „Es würde dir bei ihm höchstpersönlich ein paar Punkte einbringen, wenn du von selbst darauf kämst. Immerhin kommen zwei seiner besten Agents mit.", fuhr sie fort und schenkte dem Agenten ein charmantes Lächeln. „Aber wenn Sie Fury unbedingt anfunken wollen, können Sie das auch tun. Er wird nur nicht sonderlich erfreut sein.", ergriff nun Saphira das Wort, die unbemerkt hinter Leslies Rücken etwas auf ihrem Armreif eingetippt hatte.

Der Agent räusperte sich kurz, ehe er den Knopf in seinem Ohr betätigte. „Ist es richtig, dass auf Jet 063 Zugriff für Captain America, Agent Romanoff und Agent Barton erteilt wird?", fragte der Agent in den Funk und bekam von Fury eine zurückgeschnauzte Antwort: „Ich kann mich daran erinnern, dass Sie bis gerade eben meine Sprache beherrscht haben." „Entschuldigen Sie, Sir. Ich dachte nur-", begann der Agent eine Entschuldigung zu stottern, doch wurde unterbrochen von Fury der sagte: „Können Sie vergessen." Damit endete der Funkspruch. Mit gesenkten Schultern verließ der junge Mann den Jet, wofür er von der Braunhaarigen einen mitleidigen Blick hinterhergeworfen bekam.

„Aber Fury weiß doch gar nicht-", fing Daisy verwirrt an, als sie sich wieder ihren Mitstreitern zuwandte, doch Leslie unterbrach sie: „Das war ja auch Saphira." „Ich hab die Frequenz seines Stöpsels auf die umgepolt, die wir vorher hatten. Unsere wurde aber von der von Fury blockiert, deswegen musste ich vorher auf die allgemeine umsteigen, weshalb er eigentlich nicht mehr als Rauschen gehört hat und ein paar darübergespielte Tonaufnahmen, die ich noch von Fury hatte.", erklärte die Blonde kurzangebunden und setzte sich dann auf einen der Plätze im Jet. Dabei ieß sie in ihrer Erklärung aus, dass die Tonaufnahmen zu dem Zeitpunkt entstanden waren, zudem sie Phils Blutung hatte stoppen wollen. Dabei war sie nämlich ohne es zu bemerken auf den Knopf für die Aufnahme gekommen. Auf der Krankenstation hatte sie sich diese in Dauerschleife angehört. Sie wollte diese Stimme niemals vergessen und dennoch wollte sie sie nicht als schwach und gebrochen behalten. Denn es war Phil Coulsons Stimme gewesen, die ihr so viel beigebracht, die sie immer wieder zusammengepflickt und ihr Kraft gegeben hatte. Er war es, der ein wahrer Held war.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top