Das erste Puzzelteil
Daisys Blick glitt immer wieder zur hochgeklappten Rampe des Quin-Jets hin, während sie ugeduldig mit der Spitze ihres Schuhs auf und ab tippte. Es kam ihr vor als sei eine Ewigkeit vergangen, seitdem sie abgehoben waren. Dabei befanden sie sich erst seit fünf Minuten in der Luft und der Jet war um mehr als Einiges schneller als gewöhnliche Luftbeförderungsmittel, weshalb sie schon eine beachtliche Strecke für diese Zeit hingelegt hatten. Seufzend stoppte sie in ihrer Bewegung, realisierend, dass diese sie auch nicht schneller landen würde und ließ ihren Blick durch das Luftfahrzeug streifen.
Letztlich blieb er an Saphira hängen, die mit gerader Haltung in ihrem Sitz saß. Ganz so, wie sie es sonst auch tat. Sie hatte nicht mehr diese Gebrochenheit an sich, die sie noch zuvor allzu deutlich ausgestrahlt hatte und welche sowohl Daisy als auch Leslie einen heiden Schrecken eingejagt hatte. Die Blonde hatte ausgesehen wie eine lebendige Leiche und wenn das schon nicht widersprüchlich genug war, kam der Fakt hinzu, dass Saphira noch nie eine Erscheinung gemacht hatte, die auch nur im Ansatz der geglichen hätte, die Daisy und Leslie noch vor ein paar Minuten zu Gesicht bekommen hatten. Wie sie nun da in ihrem Sitz saß, sah sie fast aus wie sie es immer tat, auch wenn das Blut in ihren Haaren und die dicke Mullbinde um ihren Bauch diese Ansicht brachen, sowie auch die Tatsache, die Daisy nun nur allzu bewusst war. Wer auch immer der Agent war, dessen Namen Leslie sich nicht hatte merken können, Saphira konnte es ganz genau und sie würde die Person, die hinter diesem steckte, nicht so schnell vergessen. Das wäre der Blonden wohl nie eingefallen.
Die Braunhaarige biss sich leicht auf ihre Unterlippe, als ihr in den Sinn kam, dass sie ihrer Freundin noch gar nicht gebeichtet hatte, dass ihr der Armreif verloren gegangen war, den Saphira mit so viel Liebe zum Detail hergestellt hatte. „Du, Saph?", fing sie also an, sich bewusst, dass Saphira nicht erfreut auf ihre Beichte reagieren würde. Die Blonde, die den Blick bisher an die Wand ihr gegenüber gerichtet hatte, schaute zu ihr und auch der Captain und Leslie schenkten der Braunhaarigen ihre ungeteilte Aufmerksamkeit, war der Jet zuvor noch von Stille erfüllt gewesen. Selbst die beiden Agenten im Cockpit schielten zu der jungen Heldin. „Ich hab den Armreif vorhin im Kampf verloren.", sprach sie nach einigen Sekunden der Überwindung aus, worauf Leslie sie ansah als wäre sie völlig bescheuert geworden. Immerhin hatte die Freundin der beiden gerade offensichtlich jemanden verloren, ob er ihr nun nahestand oder nicht. Was Leslie jedoch nicht wissen konnte war, dass das Daisys Versuch war, um Saphira auf andere Gedanken zu bringen. Schien sie in ihren bisherigen doch sichtlich gefangen zu sein. Leider wurde sie von Saphiras Worten enttäuscht. In keinem anderen Moment hätte sie sich so sehr gewünscht, dass ihre blonde Freundin sie angeschrien hätte. Dann hätte die Braunhaarige zumindest gewusst, dass Saphira sich normal verhielt.
Die Blonde seufzte nämlich bloß, hatte sie doch schon erwartet, dass genau das passiert war und erwiderte: „Okay, ich mach dir einen neuen." Sie hob ihre Mundwinkel leicht, um ein Lächeln anzudeuten, kam jedoch um Lägen nicht an das Lächeln heran, das sie sonst lächelte, wenn sie log. Nicht einmal dazu war Saphira gerade im Stande. Vielleicht war es aber auch gut so, wie sie dachte, denn sonst hätten Daisy und Leslie durchschaut, dass sie nur allzu gut ein Lächeln fälschen konnte, wenn sie sich nur genug anstrengte. Dabei war sie gerade in einer Situation, in der ihren beiden Freundinnen klar war, dass ihr nicht zu Lächeln zumute sein konnte.
Auch Leslie hätte sich nicht mehr wünschen können, dass Saphira gegenüber Daisy lautgeworden wäre, hätte sie die Braunhaarige doch trotzdem allzu gerne geohrfeigt für ihr dämliches Timing. Die Silberhaarige war immer noch sauer, dass Saphira sie angelogen hatte, - keine Frage - doch trotzdem machte sie sich Sorgen um sie. Schließlich war es die Blonde gewesen, die sie vor sechs Jahren aufgenommen hatte.
Es war ein lauer Sommerabend gewesen, den Leslie nur allzu gerne draußen mit Joggen verbracht hätte, doch stattdessen hatte sie, mit einer silbernen Perücke auf dem Kopf, in einer stickigen und überfüllten Bar gesessen und auf einen Mann gewartet, der einen braunen Lederkoffer an eine Silberhaarige Frau übergeben sollte. Einen Koffer gefüllt mit Geld, welches er zuvor von der Bank gestohlen hatte, doch das hatte Leslie damals reichlich wenig gekümmert. Sie wollte bloß das Geld haben, um nun mehr als nur um die Runden zu kommen, nachdem sie sich durch halb Amerika hatte schlafen müssen, um sich bisdato über Wasser zu halten. Saphira war ebenfalls in dieser Bar gewesen, jedoch hatte sie weitaus edlere Absichten als Leslie sie hatte und wollte das Geld zur Bank zurückbringen. Aufgetaucht war sie damals schon als Hellfire und bis heute hatte die Silberhaarige keine Ahnung, warum sie sich gerade so genannt hatte.
Als die beiden jedoch aufeinanderstießen, wurde Saphira klar, dass sie ebenfalls an dem Geld interessiert war und als Leslie sie angriff und die Blonde ihre Fähigkeiten, sowie ihre Fertigkeit zu Kämpfen am eigenen Leibe spüren durfte, bot sie ihr an, den Erlös der Bank ihr zu überlassen, wenn sie ihr helfen würde. Es war ihre erste gemeinsame Mission gewesen aber, wie sich schlussendlich ergab, nicht die letzte. Damals hatte es Saphira jedoch einiges an Zeit gekostet der, früher Schwarzhaarigen, ihre wahre Identität anzuvertrauen, weswegen sie für Leslie über lange Zeit einfach nur Hellfire blieb.
Das war auch, warum Daisy glaubte, dass Saphira die beiden niemals anlügen könnte, während die Silberhaarige sich nur allzu bewusst war, dass die Blonde gut darin war ihre Geheimnisse für sich zu bewahren. Selbst wenn sie nicht wusste, wer ihr das beigebracht hatte.
Dennoch hatte Saphira ihr damals dazu verholfen eine Heldin zu werden, anstelle eine Diebin zu bleiben, wofür sie ihr bereits auf Ewig dankbar sein müsste. Noch dazu hatte sie ihr allerdings drei wichtige Dinge geschenkt. Erst ihre Sorge um sie und ihr Vertrauen, dass sie das Richtige tun würde und dann das Allerwichtigste - ein Gefühl, welches Leslie fast schon vergessen hatte. Saphira hatte ihr das Gefühl gegeben, dass sie eine Familie waren. Sie hatte ihr Liebe geschenkt.
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