[15]
Jisung PoV
Wir saßen eine ganze Weile im Wartebereich, ehe wir zu Minho durften. Er war immer noch nicht wach, aber vermutlich würde er bald wieder aufwachen. Uns wurde das Zimmer gesagt, in das wir mussten, und wir gingen gemeinsam dorthin.
Am liebsten wäre ich einfach vor gerannt, damit ich ihn so schnell wie möglich sehen konnte, doch das konnte ich ja schlecht. Immerhin waren wir hier in einem Krankenhaus und ich würde nur stören, wenn ich hier durch rannte, deshalb hielt ich mich zurück.
Im Zimmer angekommen, sah ich Minho auf dem Bett liegen. Er war an ein Gerät angeschlossen, das seine Vitalwerte überwachte, doch trotz der Nummern auf dem Bildschirm erinnerte er mich eher an eine Leiche. Er lag reglos da und ich wusste, dass er auf nichts reagieren würde, was ich tat. Vermutlich war es das, was mich in diesem Moment eher an einen toten Körper denken ließ als an einen lebendigen.
Ich setzte mich zu ihm ans Bett und nahm vorsichtig seine Hand in meine.
"Der Doktor kommt gleich. Willst du auch hören, was er zu sagen hat?", fragte Eunsang vorsichtig.
"Ja."
"Ich weiß, dass das gerade ein bisschen viel für dich ist, Jisung. Aber glaub mir, wenn ich dir sage, dass es ihm spätestens morgen wieder besser geht. Er liebt das Tanzen, aber leider übertreibt er es manchmal ein wenig und überanstrengt sich. Normalerweise erholt er sich recht schnell davon. Man muss ihn nur halb ans Bett fesseln, weil er sich ansonsten keine Ruhe lässt."
"Das kann ich mir vorstellen. Aber er ist ein wirklich talentierter Tänzer."
"Das ist er. Das war er schon immer. Auch wenn er früher immer dafür aufgezogen wurde, weil tanzen zu mädchenhaft wäre... Ich bin froh, dass er nicht aufgehört hat wegen dieser dummen Kommentare. Stattdessen hat er immer weiter gemacht und nur noch mehr trainiert."
"Ja, das klingt nach dem Minho, den ich kenne. Für genau so etwas liebe ich ihn..."
"Minho ist ein guter Junge und er liebt dich wirklich sehr. Ich denke, dass ihr beiden sehr glücklich zusammen wärt. Er liebt so ehrlich und ich kann mir nichts schlimmeres vorstellen, als diese Liebe irgendwann gebrochen zu sehen, aber ich weiß, dass du ihm nicht absichtlich weh tun wirst. Ich hab da so ein Gefühl."
"Ich könnte ihm nicht weh tun."
"Das weiß ich."
Der Doktor klopte an die Tür und betrat den Raum. Mir stockte der Atem, als ich in sein Gesicht sah.
"Guten Tag. Ich bin der zuständige Arzt für Lee Minho. Mein Name ist-"
"Han Kiwoo.", kam es leise von mir. Ich hatte diesen Namen lange nicht mehr gehört und dieses Gesicht lange nicht gesehen, doch ich würde ihn immer wieder erkennen.
"Ja, das ist richtig. Tut mir leid, ich hab Ihren Namen nicht mehr im Kopf. Darf ich fragen wer Sie sind?"
Er schien schwer zu überlegen, woher er mich kannte, doch er erkannte mich nicht. Natürlich erkannte er mich nicht. Ich hatte mich verändert, während er immer noch genau so aussah wie auf den verstaubten Fotos, die meine Mutter in den Keller verbannt hatte.
"Ich wusste, dass du mich nicht erkennen würdest, sobald wir uns wieder sehen... Dabei hätte man dich denken können, dass du dich an den Namen erinnerst, den du selbst ausgesucht hast.", lächelte ich traurig.
"Jisung? Das kann nicht sein. Du bist tot."
"Ich bin was? Niemand hat je so etwas behauptet. Du bist doch weggelaufen und hast uns alleine gelassen, weil du lieber eine neue Familie haben wolltest als uns. Du hast uns im Stich gelassen und-"
Ich unterbrach mich selbst, als ich merkte, wie sich Minho's Hand in meiner bewegte.
"Jisung, lass uns das bitte klären. Ich hab in zwei Stunden Pause. Dann kann ich dir erklären, was wirklich passiert ist. Wir treffen uns dann hier, wenn du das willst. Jetzt kümmere ich mich erstmal um deinen Kumpel."
"Freund.", korrigierte ich ohne wirklich darüber nachzudenken.
"Was?"
"Er ist mein Freund."
"Okay, dann kümmere ich mich um deinen Freund."
Minho wurde langsam wach und schlug seine Augen auf.
"Fuck, ist das hell... Warte... Das ist nicht mein Studio. Wo bin ich?"
"Mein Name ist Doktor Han. Sie sind im Krankenhaus. Ihr Freund hat Sie gefunden, als Sie bewusstlos waren. Erinnern Sie sich an irgendetwas?"
"Ich hab getanzt. Ich wollte diese neue, aufwendige Choreo einstudieren und hab direkt nach der Schule damit angefangen. Irgendwann wollte ich etwas trinken und bin zur Couch. Da hört es auf. An mehr erinnere ich mich nicht.", meinte er schwach.
"Du musst besser auf dich aufpassen, Min... Ich brauch dich doch noch."
"Ich dich auch, Baby."
"Er muss in der Tat besser auf sich aufpassen. Deshalb sollte er sich die nächsten 2 bis 3 Tage auch ausruhen. Das heißt: Kein Sport, viel Schlaf und kein Sex."
Bei seinem letzten aufgelisteten Punkt warf er mir einen kurzen Blick zu.
"Schade, mir war gerade total danach dich gegen die Krankenhauswand zu vögeln.", scherzte Minho, was das Blut in meine Wangen und meine Ohren schießen ließ.
"Man, Minho...", jammerte ich und vergrub mein knallrotes Gesicht in der Bettdecke auf Minho's Bett vor mir, was ihn dazu brachte, seine Hand in meinen Haaren zu vergraben und mir den Hinterkopf zu kraulen. Das machte die ganze Situation irgendwie ein wenig erträglicher.
"Okay, da das ja jetzt geklärt wäre, bleibt mir nur noch zu sagen, dass er in ein paar Stunden wieder entlassen werden kann. Er sollte nur erst noch ein wenig zu Kräften kommen. Jisung, ich komme in gut zwei Stunden, damit wir uns aussprechen können. Ich bin dir eine Erklärung schuldig."
"Das bist du definitiv.", seufzte ich und richtete mich wieder auf, "Bis dann."
"Bis dann."
Kiwoo, es war komisch ihn so zu nennen doch Papa war noch komischer, ging aus dem Raum. Eunsang ging ebenfalls, um sich wieder um Miran zu kümmern, jetzt da er wusste, dass es Minho gut ging.
"Witzig eigentlich. Der hatte den gleichen Nachnamen wie du, Sungie."
"Minho... Das war mein Vater."
"Wie jetzt? Ich dachte dein Dad ist irgendwo ganz weit weg."
"Das dachte ich auch.", seufzte ich traurig.
"Jisung, sieh mich an."
Ich sah zu ihm, doch da ich es nicht schaffte ihm in die Augen zu sehen, sah ich ihm auf die Lippen.
"Ich kann mir vorstellen, dass das für dich wirklich komisch sein muss... Denk einfach daran, dass du immer zu mir kannst, wenn du eine Auszeit von der Welt brauchst, okay?"
"Okay... Minho, ich muss das jetzt einfach machen."
"Was musst du-"
Ich lehnte mich vor und drückte sanft meine Lippen auf seine. Minho erwiderte den Druck zärtlich und wir verloren uns in einem liebevollen Kuss.
Mein ganzer Körper füllte sich mit Glücksgefühlen, die Schmetterlinge in meinem Bauch feierten Party und ich hatte Gänsehaut.
"Ich liebe dich, Minho."
"Und ich dich erst, Jisung."
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