[08]
Jisung PoV
Dachte ich genauso? Keine Ahnung.
Wollte ich, dass Minho mich küsste? Ja, verdammt.
Ich wollte diese Lippen auf meinen spüren.
Ich wollte endlich wissen, wie es sich anfühlte geküsst zu werden. Geliebt zu werden. Von Minho geliebt zu werden. Doch etwas hielt mich zurück. Ich konnte es einfach nicht. Ich war noch nicht so weit.
"Minho... Ich will es so sehr... Ich will dich küssen, aber ich kann es einfach nicht. So sehr ich es auch will, ich kann diesen einen Schritt nicht machen."
Ich fühlte mich schwach, weil ich gegen diese unsichtbare Wand nicht ankam, die mich von Minho's Lippen trennte.
"Es ist okay, Jisungie. Du musst das nicht machen, hörst du? Mach das, wobei du dich wohl fühlst. Nicht mehr. Zwing dich zu nichts, weil du es ansonsten nicht genießen kannst und dann wirst du es nicht wieder machen wollen, weil es immer einen negativen Beigeschmack haben wird.", sagte er mit einem schwachen Lächeln, doch ich konnte erkennen, dass es ihn verletzt hatte.
"Es tut mir leid, dass ich das nicht kann. Es tut mir so leid, dass ich so ein Schwächling bin.", schniefte ich. Es tat so weh zu wissen, dass ich das nicht konnte und das es Minho verletzte, auch wenn er es nicht zu sehr zeigte.
"Du bist kein Schwächling. Du bist eine unglaublich starke Person. Weißt du, wie viele Leute an deiner Stelle schon aufgegeben hätten? Aber du hast immer weiter gekämpft, weil du ein großes, starkes Herz hast. Und der Junge, dem du es eines Tages schenken wirst, kann sich mehr als nur glücklich schätzen, so einen Kämpfer an seiner Seite zu haben."
"Kannst du mich umarmen?", fragte ich unsicher.
"Natürlich..."
Er schloss mich in seine Arme und hielt mich fest. Ich klammerte mich regelrecht an ihn, wobei das unangenehme Kribbeln aus blieb. Sein Geruch und seine Nähe hüllten mich ein und gaben mir Halt und Sicherheit. Vermutlich ließ mich ironischerweise genau dieses Gefühl jetzt in seinen Armen zusammen brechen. Wieder kam mir das Bild mit der Porzellanpuppe in den Sinn. Sie war kaputt, ihr Kopf in unzählige Scherben zerbrochen. Und in mitten dieser Scherben stand er. Minho. Er hielt die Scherben in seinen Händen, als wären sie das Wertvollste, was er besaß. Er sah wie kaputt sie wirklich war und wollte sie wieder reparieren, doch egal was er tun würde, sie wäre nie wieder die alte. Ich wäre nie wieder der alte. Einige Teile würden immer fehlen.
"Ich kann nicht mehr, Minho. Ich kann einfach nicht mehr. Ich bin kein Kämpfer. Ich bin müde und erschöpft von allem. Ich hab das Kämpfen schon so lange aufgegeben. Wie ein Feigling hab ich einfach aufgegeben und beschlossen alle Schmerzen einfach auszuhalten und stumm nur für mich zu leiden, aber ich kann es nicht alleine. Ich fühle mich so verdammt einsam, weil ich das Gefühl habe, dass mir niemand helfen will oder kann. Ich halte das nicht mehr aus. Ich will diese Scheiße einfach nicht mehr. Ich will nur noch aus diesem Körper raus, Minho.", sprach ich das aus, was ich schon seit Jahren hatte sagen wollen. Das, wovon ich gewusst hatte, dass ich es eines Tages denken würde. Ich wusste es, seit dem Tag, an dem er gegangen war, um ein neues Leben anzufangen. Ich wusste es seit dem Tag, an dem ich meinen Vater verlor und das Porzellan zum ersten Mal Risse bekam.
"Ich bin bei dir, Jisung. Du bist nicht alleine, hörst du? Ich werde immer an deiner Seite bleiben und dir Halt geben, wenn du es brauchst. Ich werde immer für dich da sein, wenn du nicht mehr stark sein kannst. Es ist schrecklich, dass du so denkst. Auch wenn du mir vielleicht nicht glaubst, aber es gibt noch so viele schöne Dinge, die du noch nie getan hast, noch nie gefühlt hast. Und ich kann dir das das alles zeigen. Wäre es nicht schlimm, deinen Körper jetzt zurück zu lassen, wo du jemanden hast, der dir all die schönen Momente schenken kann?"
"Du wirst auch gehen. Das weiß ich. Eines Tages wirst du gehen so wie jeder andere auch. So wie meine Freunde... So wie mein Vater... Du wirst mich zurück lassen."
"Weißt du, warum ich nicht gehen werde, auch wenn alle anderen dich hängen lassen?"
Ich schüttelte den Kopf.
"Weil ich dich mehr liebe, als sie es jemals könnten. Es klingt idiotisch, aber seitdem ich neben dir sitze und dich richtig wahrgenommen habe, kann ich an niemand anderen mehr denken. Da bist nur noch du. Han Jisung. Der intelligente, hübsche Junge, mit seinen wunderschönen Augen, die schon so viel Schmerz gesehen und so viele Tränen geweint haben, und seinen Eichhörnchen-Wangen, die unglaublich niedlich aussehen, wenn er etwas isst, so dass man am liebsten reinpiken möchte. Das schwarze, weiche Haar, durch das ich den ganzen Tag meine Finger fahren könnte, wenn ich die Chance dazu hätte..."
Er fuhr sanft mit seinen Finger durch meine Haare, was seinen Worten mehr Ausdruck verlieh.
"Ich liebe all das an dir. Keine Sorge, du musst es nicht erwidern. Das erwarte ich gar nicht von dir. Ich will nur, dass du weißt, dass ich immer für dich da sein werde. Deshalb hab ich dir auch meine Hilfe angeboten. Weil ich nicht mehr mit ansehen konnte, wie du leidest. Und das wegen mir... Ich habe mir so viele Vorwürfe gemacht, weil ich derjenige war, der neben dir saß und dich berührt hat, egal ob absichtlich oder nicht. Ich hab das einfach nicht mehr ausgehalten, weißt du? Es ist schwierig, die Person leiden zu sehen, die man liebt, aber das Gewissen zu haben, dass man selbst diese Person verletzt, ist tausend Mal schlimmer."
"Minho?", fragte ich zaghaft. Sein Geständnis hatte mich ziemlich überrumpelt, auch wenn ein Teil von mir es vermutlich die ganze Zeit über schon gewusst hatte. Das alles zu hören war viel extremer.
"Ja?"
"Danke... Und... Ich weiß nicht, ob ich das jetzt schon sagen sollte, aber eigentlich ist es nur fair dir gegenüber... Ich bin auch dabei mich zu verlieben..."
"Oh... Wer ist denn der Glückliche?"
"Er ist in etwa so groß wie du, so alt wie du, hat 3 Katzen und ein riesen großes Herz, aber anscheinend weniger in der Birne, als ich dachte."
"Er wäre ein Idiot, wenn er dich nicht lieben würde..."
"Min, du bist dieser Junge. Ich verliebe mich in dich."
Wie gerne würde ich ihn jetzt küssen... Bald, Minho, bald.
Als könnte er meine Gedanken lesen, drückte er mir einen langen Kuss auf die Stirn. Ich legte meine Hände an seine Hüften, wodurch es angenehmer für uns beide wurde, doch genießen konnte ich es nicht allzu lange, da die Tür zum Studio aufschwang und ein kleines Mädchen, vermutlich um die 8 Jahre alt, eintrat. Wie viele Geschwister hatte Minho eigentlich?
"Minho, Minho's Freund, es gibt Essen- Ewww... Ihr macht ja Fsk18 Sachen... PAPA! MINHO MACHT SEINEM FREUND EIN BABY UND ICH WILL DAS NICHT SEHEN!"
Ich lachte leicht amüsiert, während Minho sie genervt ansah.
"SAG MINHO SIE SOLLEN DAS BABY SPÄTER MACHEN! DAS ESSEN WIRD SONST KALT!"
"Du hast ihn gehört. Das Essen wird kalt und der Schwangere hat Hunger.", meinte ich zu Minho und griff nach seiner Hand. Der fast-Kuss hatte bei mir einige Wände niedergerissen, die mich von Körperkontakt mit Minho getrennt hatten und nun lief es viel problemloser. So konnte ich seine Hand halten, bis wir in der Küche ankamen. Vermutlich hätte ich sie noch länger halten können, aber ich wollte Minho nicht in eine unangenehme Situation bringen, also ließ ich es.
_________________________________
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top