XVII

"Unni, du bist ab heute Zweiundzwanzig. Wie fühlt man sich wenn man Erwachsen ist?"

Ich blickte in das Gesicht meiner großen Schwester, wartete auf eine Antwort, jedoch bekam ich keine.

"Mian.. ", hauchte ich brüchig.

"Mianhae, Yerin-ah. Ich bin erst heute hergekommen.. obwohl ich schon eine ganze Weile in Korea bin, bin ich erst heute gekommen. Du bist sauer, stimmt's?"

Ich merkte wie mein Vater meine Hand nahm und diese leicht drückte um mir zu versichern das dieser da war.

Tränen stauten sich in meinen Augen an und ich ließ meinen Blick sinken.

"Es tut mir leid. Ich... Ich hatte Angst. Unni, ich hatte Angst. Aniyo... ich habe immernoch Angst."

Erneut lagen meine Augen auf meiner Schwester.

"Bitte sei mir nicht böse.", wisperte ich und spürte die erste Träne meine Wange hinunterlaufen.

Sie antwortete mir nicht.
Das würde sie nie tun.
Ich würde nie ihre Stimme hören, wissen wie ihr klang war.

Meine Kehle schnürte sich zu und ich kniete mich zu ihr herunter um ihr eine rote Rose zu geben.

Ich presste die Lippen fest zusammen und fuhr, während mir die nächsten Tränen das Gesicht hinabliefen, mit meinen schlanken Fingern über das Bild meiner Schwester und dann über die goldene Gravur

-Song Yerin

Ich betrachtete das Geburtsdatum und dann das Todesdatum, wobei ich ein stechenden Schmerz in der Brust verspürte.

Ich schluchtze laut auf.

"Appa, sie ist mit nur vier Jahren gestorben.", sagte ich weinerlich und konnte hinter mir meinen Vater ebenfalls wimmern hören.

"Unni, ich hatte nichtmal die Zeit dich kennenzulernen."

Ja, meine Schwester Song Yerin war tot. Sie war als Kind an einem seltenem Krebs verstorben. Als man es damals entdeckte, war dieser bereits zu weit fortgeschritten um etwas tun zu können. Sie starb.

Dies war auch der Grund, weshalb meine Mutter nicht mehr in Korea leben wollte. Appa hatte ihr versprochen das Land so bald wie möglich gemeinsam zu verlassen, doch als ich dann acht Jahre alt wurde, hielt es meine Mutter nicht mehr aus und nahm mich mit in ihr Heimatland.
Mein Vater aber blieb zurück. Er fühlte sich schuldig und konnte es nicht übers Herz bringen Yerin einfach hier zu lassen.

Ich betrachtete das Bild nochmal auf ihrem Grabstein und drückte dann meine Augen fest zusammen.

Es war jenes Bild, auf welchem sie mich im Arm hielt und stolz in die Kamera grinste.

"Mianhae, Yerin-ah!", schluchzte ich schwer und spürte wie mein Kopf, vom vielen Weinen, anfing zu pochen.

[...]

-vier Wochen später-

Ich blätterte mit gerunzelter Stirn durch die Empfehlungen der Universitäten in Seoul. Nur noch ein halbes Jahr und dann würde ich mein letztes Jahr an der High School beenden, deshalb musste ich mich langsam schon nach einem College umsehen.

Früher wollte ich immer auf eine spezielle Uni nur für's Tanzen gehen, nur leider konnte ich das nun vergessen...

Vielleicht würde ich ja etwas im sozialen Berreich machen, mit Kindern oder so.

Ich hatte absolut keine Ahnung was ich machen sollte..

Gerade als ich in Trübsal versinken wollte, rief mich jemand an und ich nahm mein Handy in die Hand um nachzusehen wer es war.

-Taehyung-

"Ja?", sagte ich zaghaft.

"Annyeong! Sojin, sag mal hast du morgen Abend schon etwas vor?", seine Stimme klang noch etwas hyperaktiver als sonst.

"Ehm.. Nein. Wieso?"

"Gut. Dann kommst du morgen auf unsere Parteeey~"

"Ok.. Warte, was?"

"Dann ist das ja klare Sache. Bye, bye.", verabschiedete sich der ältere.

"Taehyung, abe-"

Zu spät. Er hatte bereits aufgelegt.

Ich hatte völlig vergessen das Jimin ja auch mit Yoongi und Taehyung zusammenlebte und auch auf ihn treffen würde.

Seitdem Kuss war es komisch zwischen uns beiden geworden. Er wär völlig abweisend mir gegenüber und ich...

Ich bekam jedes verdammte mal Herzklopfen wenn sich unsere Augen trafen, selbst wenn es nur eine kurze Sekunde war. Mein Bauch fing an zu kribbeln, sobald ich an den Tag, an dem wir am Brunnen waren, dachte.

Ich konnte nicht richtig zuordnen was das für Gefühle waren und dennoch, dennoch war mir klar, dass ich dabei war mich in dieses Backenhörnchen zu verlieben..

Ich schnappte mir ein Kissen um dieses fest an meinen Körper zu drücken und vergrub mein Gesicht darin.

"Wieso ausgerechnet Park. Pabo. Jimin.", entkam es mir angefressen.

Ich seufzte, stand auf atmete tief durch und fing an meinen Kleiderschrank zu durchforsten.

Wart's ab, ChimChim.
Ich kann auch anders.

[...]

Ich betrachtete mich ein letztes Mal im Spiegel und musste zugeben, dass ich echt gut aussah. Vielleicht ein wenig zu viel für meinen Geschmack, aber immerhin war es eine Party.

Es war bereits halb neun und ich setzte mich zu meinem Vater in die Küche um dort auf Yoongi zu warten, welcher mir gesagt hatte er würde mich holen kommen.

Ich hatte ihm zwar gesagt dies war nicht nötig, denn 'um Gottes willen' ich wohnte nur eine Etage tiefer. Dennoch bestand er hartnäckig darauf.

"Wer sind sie und was haben sie mit meiner Tochter gemacht?"

Ich sah meinen Vater fragend an und musste mir mein Grinsen verkneifen als ich verstand worauf er hinaus wollte.

"Du siehst echt toll aus, kleines. Das hast du von mir."

Schmunzelnd verdrehte ich die Augen und schüttelte meinen Kopf.

Plötzlich ertönte Canvas von 4minute über uns und mein Blick wanderte promt zur Decke.

Wer wohl schon alles da war...

Das schrille läuten der Haustür, unterbrach mich, noch bevor ich abdriften konnte.

"Das wird Yoongi sein.", meinte ich zu meinem Appa und schlenderte zur Tür um diese zu öffnen.

Meine Aussage bestätigte sich, als ich den (nun übrigens minzhaarigen) Jungen vor Meiner Tür erblickte und musste mir das Lachen verkneifen als ich seinen geschockten Gesichtsausdruck erhaschte, ehe er sich sammelte.

"W-wow..", brachte er nur leicht verlegen hervor und ließ den Blick kurz sinken.

"Können wir?", sagte ich und biss mit dabei in die Wange um nicht wie ein Honigkuchenpferd grinsen zu müssen.

Ich hatte mich heute extra aufgebrezelt, nur um Mister 'Eisbrocken' zu beeindrucken, was sich als erfolgreich herausstellte bei den ganzen Komplimenten die ich schon erhalten hatte.

Oben angekommen tauschten Yoongi und ich einen Blick aus und nickten dann stumm, ehe wir gemeinsam eintraten.

Der Raum wurde abgedunkelt und die Wände bebten bei dem starken Bass, welcher, wenn ich es richtig sah, aus NamJoon's Musikanlage drang.

Überall standen Getränke, alkoholische versteht sich und zu meinem Erstaunen waren mir die meisten Gesichter, denen ich bis jetzt begegnet war, bekannt.

Als ich mit Yoongi dann bei unserer Bande angekommen war, wurde ich von allen - einschließlich Jiae- genau unter die Lupe genommen.

"Du siehst super aus!", sagte Jiae laut mit dem Kopf an meinem Ohr und versuchte die laute Musik zu übertönen.

Ich grinste meine Freundin verschwörerisch an, als ich den stechenden Blick von Jimin auf mir spürte und ließ zu, dass mein Blick langsam zu diesem rüberglitt.

Auch Jimin sah -wie üblich- nicht schlecht aus. Obwohl er nur ein schlichtes weißes T-Shirt und eine helle zerissene Jeans anhatte, musste ich aufpassen nicht gleich zu sabbern.

Ja, SABBERN!

Innerlich ermahnte ich mich gleich und versuchte mir nichts anmerken zu lassen.
Unsere Blicke lagen immernoch aufeinander und keiner von uns wagte es sich wegzuschauen. Wie bei einem Wettkampf.

Als mir eine breite Brust die Sicht versperrte, hob ich mit gehobenen Brauen den Kopf und sah in das hübsche Gesicht, welches mich selig anlächelte. Ich erwiderte dieses scheu und presste Meine Lippen fest aufeinander, konnte mein fettes Grinsen jedoch nicht zurückhalten.

Wieso konnte ich mich nicht in jemanden wie Jin verlieben?

Stattdessen musste es ausgerechnet ein 'wannabe badboy' sein, der sich hinter seinen selbsterichteten Mauern verkroch und so nichts an sich ranließ.

Ich könnte in Selbstmitleid versinken, wenn mein Plan da nicht noch wäre.

Park Jimin um den Finger wickeln.

Wem mache ich hier eigentlich etwas vor. Ich, Song Sojin wäre dazu wahrscheinlich nicht mal in der Lage.

[...]

Nach einigen Drinks und unzähligen Liedern musste ich eingestehen.

Ja, ich amüsierte mich.
Und das hatte ich heute nichtmal vor gehabt.

Ich wollte gleich nachdem ich Jimin etwas schöne Augen gemacht hatte, verschwinden. Doch wie's sich herausstellte, war der liebe ChimChim auch nicht grade unbeliebt bei den Frauen -was mich auch nicht sonderlich überraschte.

Ich musste inzwischen stockbesoffen sein und bewegte mich ungehemmt mit zur Musik. Meine Kleidung klebte bereits wie eine zweite Haut auf mir und meine Freunde hatte ich im Rausch völlig vergessen.
Was nicht sonderlich schlimm war, denn Jiae und NamJoon waren irgendwann einfach verschwunden. Jungkook musste nach Hause und Taehyung hatte seit einer Weile ein Mädchen am Arsch kleben. Was aus dem Rest geworden war, wusste ich nicht. Aber da es mich im Augenblick sowieso nicht interessierte, tanzte ich einfach weiter.

Mein Mund fühlte sich vom Alkohol taub an und ich spürte wie der Schweiß langsam meine Stirn runterperlte. Die Luft war inzwischen schwer und stickig geworden und ich vernahm das mir allzubekannte stechen in der Lunge.

Als ich plötzlich ein prickelndes Gefühl auf meiner Haut spürte, schlich sich ein siegessicheres Lächeln auf mein Gesicht.

Jemand stand dicht hinter mir und hatte mir seine Hände auf die Hüfte gelegt um sich dann mit mir im Takt der Musik zu bewegen.

Sein heißer und stockender Atem streifte meinen Nacken und mit einem mal berührten die Lippen des Besitzers mein Ohrläppchen.

"Lügnerin. Du hast gelogen als du sagtest du bist nicht talentiert darin.", raunte er mit verführerischer Stimme.

Ich hatte es gleich gewusst. Sofort, als er mich berührt hatte.

Die Berührungen auf welche ich voller Sehnsucht gewartet hatte. Endlich spürte ich es wieder.

Dieses brennen.

-

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top