I

Sojin; (siehe Bild)

Schweren Herzens blickte ich hinaus aus dem Fenster des Flugzeugs und wartete ungeduldig, bis der Flieger endlich abhob.

Ich ließ alles zurück.
Mein gesamtes bisheriges Leben.
Zehn Jahre um genau zu sein.

Ich würde das Land in dem ich aufgewachsen bin 'lebe wohl' sagen und auch meiner Mutter, welche mich die letzten Jahre über so fürsorglich beschützt hatte.

Ich würde Deutschland nun für immer den Rücken zuwenden.
So sehr es auch weh tat, es musste sein.

Ich brauchte einfach einen Neuanfang. Und diesen konnte ich einfach nicht hier in Deutschland beginnen.

Ich wusste, wie sehr meine Mutter das Land hasste und hoffte trotzdem, dass sie mich vielleicht einmal im Jahr besuchen kommen würde.

Sie hasste es aber nicht wegen meines Vaters, sondern, weil sie gehofft hatte sie könnte dort glücklich werden. Allerdings war dies nicht der Fall gewesen. Obwohl meine Eltern sich noch immer liebten, fanden sie nicht zueinander. Ich wollte diesen Traum anstelle meiner Mutter leben.

Für sie.

Der Abschied fiel mir echt schwer, aber es gab kein zurück mehr.

Ich wischte mir die Tränen aus den Augenwinkeln und zückte mein Handy, welches bereits auf Flugmodus eingestellt war, heraus und stöpselte mir meine Kopfhörer ein.

Ich ließ mich entspannt in den Sitz fallen. Zum Glück saß in meiner Reihe nur ein ungefähr gleichaltriges Mädchen, das wie gebannt mit der Nase in ihrem Buch steckte.


Sie war also ziemlich angenehm und ich wusste sie wäre nicht die Art von Mensch die jede beliebige Person vollquasseln würde. Also eine Nervensäge eben.

Naja, ist ja auch egal.

Als das Flugzeug irgendwann auch abhob, schloss ich meine Augenlider.

Annyeong, altes Leben.
Deutschland.

Jetzt beginnt ein neuer Abschnitt für mich.

Und zwar in dem Land, in welchem ich geboren wurde und acht Jahre meines Lebens verbracht hatte.

대한 민국.

[...]

Als ich irgendwann spürte wie mir jemand vorsichtig an die Schulter tippte, schloss ich daraus das ich eingeschlafen sein musste.

Langsam öffnete ich meine Augen und sah dann wie mich ein hellbraunes Augenpaar entschuldigend anblickte.

Es war meine Sitznachbarin.Woah, die war ja richtig hübsch.

Vorhin hatte ich das gar nicht so mitbekommen, da sie die ganze Zeit ein Buch vor ihrem Gesicht hatte.

So wie es schien, war sie auch ein Mischling (halb Deutsch, halb Koreanisch.)

Als ich meine Kopfhörer von meinen Ohren entfernt hatte, fing diese auch sofort an zu sprechen.

"Ah, entschuldige dich zu wecken, aber wir sind bereits in China gelandet und müssen gleich in den nächsten Flieger umsteigen.", erklärte mir eine sanfte Stimme.

Uff, wie lange hab ich denn geschlafen?

"Omo, Dankeschön..", verpennt richtete ich mich auf und schnappte mir meinen Leder Rucksack und tappte ihr zum Ausgang hinterher.

[...]

Eine ganze Stunde später war ich auch schon wieder im nächsten Flieger und zu meiner Überraschung erblickte ich erneut das mir bekannte Augenpaar.

"So sieht man sich wieder.", lachte diese nun.

"Oh, hi.", grüßte ich die dunkelblonde Schönheit.

"Auch Familie?", fragte ich sie mit einem lächeln auf den Lippen.

"Aniyo, Freund.", etwas verlegen strich sie sich eine lose Haarsträhne hinter ihr Ohr.

"Ahh..", gab ich mit einem verstehendem Nicken von mir.

"Sag mal, das wollte ich dich vohin schon fragen.", meinte diese nun.

Neugierig sah ich sie an.

"Bist du Model, oder so?"

Huh!?
Ich!?

"Eh.. A-ani.. Also nicht das ich wüsste.", entkam es mir etwas perplex.

"Ich bin eine ganz einfache Schülerin...wieso eigentlich?"

"Echt? Du hast so erwachsen gewirkt und weil du so hübsch bist hab ich gedacht du bist vielleicht Model ..", beschämt blickte diese nun auf ihre Hände.

Aish, wie süß .

"Ich find dich aber auch echt schön.", erklärte ich ihr grinsend.

Also ich war zwar nicht hässlich, aber zu sagen ich wäre ein Model, wäre auch zu viel des guten.

Ich hatte Caramelbraunes Haar, welches bis zu meinem Brustkorb reichte, dunkle braune Augen und mit meiner Figur war ich eigentlich auch ganz zufrieden. Ich war weder zu dünn, noch zu dick.

Wir redeten im laufe des Fluges ziemlich viel, bis mir auffiel das wir uns einander noch gar nicht
vorgestellt hatten.

"Aish, bevor ich es vergesse. Ich bin Song Sojin.", stellte ich mich höflich vor.

"Omo, stimmt ja! Tut mir leid. Ich bin Kang Jiae. Schön dich kennenzulernen."

Wir kicherten viel und sie war mir echt sympathisch. Und es stellte sich heraus das sie in Seoul dieselbe Schule besuchen würde wie ich.

"Man das ist echt gruselig.", ich lachte leicht.

"Ja, haha. Sag mal wie lange hast du eigentlich vor in Korea zu bleiben?", hakte sie nach und musterte mich dabei interessiert.

"Wahrscheinlich für immer. Und du?"

Erstaunt blickte sie mich an.

"Wow, was für ein Riesen Schritt. Ich werd wahrscheinlich erst für ein halbes Jahr in Seoul bleiben und sehen wie es sich mit NamJoon entwickelt."

(Dieser NamJoon war übrigens ihr Freund.)

"Wie lange seid ihr schon zusammen?"

"Drei Jahre."

Krass.
Wenn man bedenkt das ich mit meinen 18 Jahren noch nie eine richtige Beziehung geführt habe...

Der Flug verlief genauso schnell wie der vorherige, was mich bei dieser Gesellschaft nicht besonders wunderte.

Jiae und ich hatten unsere Nummern am Flughafen angekommen, sofort ausgetauscht und uns voneinander verabschiedet, ehe sich unsere Wege trennten.

Nachdem ich auch nach einer gefühlten Ewigkeit meine zwei schon fast überdemensionalen großen Koffer ergattert hatte, ging ich durch die Tür, welche ich bis jetzt nur immer in den Sommerferien überquert hatte.

Planlos sah ich über die Menschenschaar, welche mit verschiedenen Schildern in den Händen am Flughafen warteten.

Als ich dann irgendwann ein Schild mit 'wunderschönste tochter der welt', erblickte, zauberte dies sofort ein lächeln auf meine Lippen und ich sah rauf in das mir altbekannte Gesicht.

Der bis jetzt, einzige Mann in meinem Leben.

Mein Vater.

Mit einem dicken Grinsen im Gesicht schlenderte ich auf den Anfang Vierzigjähigen zu, welcher mich anschließend auch sofort in seine Arme schloss und mich fest an sich drückte.

"Sojin-ah.", sagte er liebevoll, als er meinen Kopf tätschelte.

"Appa.", erwiderte ich immernoch grinsend, als wir uns voneinander lösten.

"Geht's dir gut? Wie war der Flug, kleines?", während er mich dies fragte, nahm mir mein alter Herr die riesigen Koffer ab.

"Mhm, alles prima. Der Flug war ungewöhnlich angenehm.",

"Das freut mich. Und... wie geht's deiner Mutter?", sofort war in seiner Stimme eine gewisse weichheit herauszuhören.

"Sie war nicht wirklich davon begeistert, aber ich denke sie wird okay sein. Mach dir keinen Kopf."

Er nickte nur verstehend und lächelte mich sanft an.

"Dann ab Nachhause, oder?"

Ich nickte.

"Ja."

Nun konnte mein neues Leben beginnen.

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