Prolog

Die Sonne ging über der Stadt auf Corellia unter und warf lange Schatten auf die wie ausgestorben wirkenden Straßen. Langsam, aber sicher wurde alles in Dunkelheit gehüllt und in dieser hereinbrechenden Finsternis fiel der Mann mit seinem schwarzen Umhang kaum auf, verschmolz fast mit den Schemen der Gebäude. Seine Schritte hallten leise auf dem Asphalt wider, während er seinen Weg fortsetzte. Er hatte sein Ziel klar vor Augen, er, der Oberste Anführer der Ersten Ordnung.

Lange hatte er gesucht und jetzt war er sich sicher, dass seine Suche erfolgreich war. Jetzt, da er vor diesem Gebäude stand, in dem die Macht pulsierte wie ein lebendes, sich windendes Wesen. In dem die Macht so dunkel war wie die nun alles umgebende Finsternis. Der Mann, Kylo Ren, hob seine behandschuhte Hand und pochte mit der Faust gegen die metallene Tür; das Geräusch klang dumpf in der Gasse wider. Danach wurde es wieder still und blieb es auch eine Weile, bis hinter der Tür Schritte ertönten und dann die Tür aufgerissen wurde.

Vor Kylo Ren stand eine Frau mittleren Alters mit stechend violetten Augen, weißen Haaren und heller, grauer Haut. Sie musterte ihren Gegenüber eindringlich, fast bedrohlich und fragte mit rauer Stimme: "Was wollt ihr hier?"

Sie klang schroff und müde zugleich, unter ihren Augen lagen dunkle Schatten und eine Narbe zog sich senkrecht über ihre Wange. Kylo erwiderte ihren Blick ebenso aufmerksam. "Ich bin wegen Eurer Tochter hier."

Etwas an dem Gesichtsausdruck der Frau veränderte sich; sie wirkte beinahe ängstlich und trat dann zur Seite, um ihren ungebetenen Gast einzulassen.

Er folgte ihr in einen Raum, der wahrscheinlich das Wohnzimmer war. Dort saß ein Vahla-Mädchen, das der Frau wie aus dem Gesicht geschnitten war. Es hatte ebenso lilafarbene Augen und die gleiche graue Haut, doch unter seinen Augen waren keine dunklen Schatten und es wirkte allgemein wacher. Seine Machtaura war dunkel, war pechschwarz, war pure, erdrückende Finsternis. Unter der Oberfläche brodelte es in ihm vor Wut, vor unterdrückten Gefühlen. Es trug viel Hass in sich und war sichtlich angespannt; seine Kiefer waren aufeinander gepresst, während es den fremden Mann so ansah.

"Mutter", sagte es mit einer ähnlich rauen Stimme wie die der ausgewachsenen Vahla und drehte den Kopf zu ihr. "Wer ist das?"

Noch ehe die Erwachsene etwas sagen konnte, ergriff Kylo Ren das Wort: "Mein Name ist Kylo Ren und ich bin der Oberste Anführer der Ersten Ordnung."

Das Mädchen setzte sich aufrechter hin und wandte sich an Kylo, in seinen Augen blitzte etwas auf. "Und was wollt ihr von mir?", Nun klang es ungeduldig und gleichzeitig auch etwas gierig, ungezügelt. In der Ecke des Raums knirschte eine Vase.

"Vaylin", flüsterte die Vahla warnend und zog damit den Blick ihrer Tochter auf sich, unter dem die Narbe an ihrer Wange leicht zu brennen begann. Sie schluckte kaum sichtbar und unterdrückte den Drang, sich ins Gesicht zu fassen. Furcht wallte in ihr auf, sie presste die Lippen fest aufeinander. "Versuch, dich zu beherrschen."

Vaylins Aufmerksamkeit lag eine Weile, in der es unerträglich still war, auf ihrer Mutter, dann ballte sie die Hände zu Fäusten, sodass ihre Fingerknöchel weiß hervortraten; die Vase knirschte erneut und zersprang schließlich unter dem Druck der von Vaylin ausgehenden Wellen der Macht.

"Ja, Mutter", sagte die junge Vahla und im gleichen Moment zogen die Wellen sich zurück, als wären sie nie dagewesen, doch das war eine Illusion, denn sowohl die ältere Vahla als auch Kylo Ren konnten sie in dem Mädchen spüren. Erstere schluckte kaum sichtbar, aber der Oberste Anführer der Ersten Ordnung trat vor, sein Interesse war nun erst recht geweckt. "Ich möchte dich ausbilden", antwortete er auf die vor bereits einigen Minuten gestellte Frage.

Es wurde wieder still. Vaylin saß einfach dort und blickte Kylo an. Sie war nach wie vor angespannt, wusste nicht, was sie davon halten sollte, doch gleichzeitig war da dieser Drang, das Angebot anzunehmen. Gleichzeitig war da diese Gier nach mehr. Mehr Macht, mehr Übung und mehr Kontrolle über ihre Fähigkeiten. Ihr Mund verzog sich zu einem gierigen Grinsen, dann nickte sie.

Ihre Mutter hatte versucht, sie auszubilden, hatte versucht, die Dunkelheit in ihr im Zaum zu halten, aber sie war gescheitert. In beiden Punkten. Vielleicht musste Vaylin ihre Dunkelheit nicht loswerden, sondern lediglich kontrollieren und für ihre Zwecke einsetzen. Kylo Ren konnte ihr da helfen, da war sie fast sicher, also stand sie auf.

"Ich bin bereit dafür. Bildet mich aus."

Sie hatte nichts zu verlieren, auf Corellia hielt sie nichts, nicht mal ihre Mutter; ihr Verhältnis war nie besonders eng gewesen und nach dem Versuch, Vaylin zu kontrollieren, war es vollends zerbrochen. Nie würde sie diesen Schmerz und den Hass vergessen, den er in ihr ausgelöst hatte. Diese Wut darüber, dass ausgerechnet ihre Mutter versucht hatte, sie zu verändern, sie in Ketten zu legen. Das hatte nun ein Ende.

Kylo Ren nickte zufrieden. "Nimm mit, was du brauchst, und warte draußen auf mich." Die junge Vahla verließ den Raum und noch auf ihrem Weg in ihr Zimmer hörte sie das Knistern und Knacken eines Lichtschwerts, dann einen erschrockenen Aufschrei und das Geräusch eines zu Boden fallenden Körpers. Anstatt Trauer verspürte sie jedoch eine bizarre Erleichterung und das Gefühl, endlich frei zu sein.


Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top