Kapitel eins
„Konzentrier dich", sagte Kylo Ren ruhig und dennoch mit einer unverkennbaren Schärfe in der Stimme, als Vaylin seinen Angriff abermals nicht abwehren oder gar erwidern konnte, sondern lediglich zurückwich. Ihr Atem ging schwer, ihr Herz pochte hart und beinahe schmerzhaft gegen ihre Rippen. Sie war erschöpft von all dem Training, ihren Gedanken, die sie nachts wach hielten, und auch dem Gefühl, dass sie sich geirrt hatte. Dass ihr Platz nicht hier war, bei der Ordnung als Rens Schülerin; dass es für sie eigentlich keinen Platz in dieser Galaxis gab. Doch jeder hatte seinen Platz, so musste es sein, und vielleicht musste sie in ihren erst hineinwachsen.
Dabei war sie schon seit fünf Jahren hier.
Der militärische Drill, der ihr hier neben ihrer Ausbildung eingebläut wurde, war nichts für sie; Die manchmal abwertenden und feindseligen Kommentare und Blicke, weil sie nicht menschlich war, fachten ihre Wut an und gaben ihr nur mehr das Gefühl, nicht an diesen Ort zu gehören. Wohin sie jedoch gehörte, wusste sie nicht.
Sie unterdrückte ein resigniertes Seufzen und als ihr Meister sie diesmal angriff, parierte sie gekonnt. Rot prallte knisternd auf Rot, Funken flogen. Sie drängte ihn wütend zurück, mit der angestauten Kraft, die aus den verschiedensten, brodelnden Emotionen tief in ihr heraus resultierte. Jene Emotionen, die nun an die Oberfläche drängten.
Ein triumphierendes, wildes Grinsen stahl sich auf ihre Lippen, doch blieb es dort nicht lange, denn Ren holte erneut aus. Wieder blockte sie den Angriff ab und setzte dann zum Gegenschlag an. Mit ihrem Lichtschwert drückte sie seins nach unten, während sie ihn weiter dazu zwang, nach hinten zu gehen.
Ihre eigene körperliche Stärke mochte seiner nicht im entferntesten nahekommen, aber sie hatte die Wut und Angst sowie Zweifel auf ihrer Seite. Sie machten sie stärker. Sie horchte in sich hinein, riss ihre Waffe hoch und schlug zu: erneut prallte die rote Klinge auf Rens, während sie die Hand ausstreckte und nach der Macht in ihrem Inneren rief. Diese machte es ihr auch möglich, ihren Meister einige Zentimeter zurückzuschieben. Sie spürte seine Überraschung - das hatte er ausnahmsweise nicht kommen sehen - und grinste wild und überbrückte den Abstand zwischen ihnen mit schnellen Schritten, um erneut anzugreifen.
Er riss sein Lichtschwert gerade rechtzeitig hoch, schlug mehrere Male hintereinander zu - Vaylin blockte jeden Angriff und tänzelte zurück, griff wieder an, bis die rote Klinge des schwarzen Lichtschwerts an der ihres abrutschte. Sie spürte den brennenden Schmerz, als die linke Parierstange sich in ihre Schulter bohrte.
Kein Schmerzenslaut entfuhr ihr, sie biss lediglich die Zähne zusammen und wich in dem Moment zurück, in dem Ren seine Waffe deaktivierte. Sie tat es ihm gleich und begutachtete ihre Wunde. Es trat kein Blut aus, aber eine Narbe würde wohl zurückbleiben. Nur eine von vielen. Das Training kostete sie viel und Ren war ein guter Meister - er brachte ihr alles bei, was sie in seinen Augen können musste - aber er nahm keine Rücksicht. Er kämpfte, als ginge es um Leben und Tod, und damit bereitete er sie auf die Situationen vor, in denen es tatsächlich so sein würde. Wenn er sie dabei verletzte, blieb ihr nichts anderes übrig, als das hinzunehmen. Sie wusste, dass sie so lernte, auch eingeschränkt zu kämpfen und schon lange machten ihr die Schmerzen nichts mehr aus. Und wenn doch, zeigte sie es nicht. Schwäche konnte sie sich hier nicht erlauben.
Ren beobachtete sie eine Weile durch seine dunklen Augen, dann deutete er eine Verbeugung an, die sie sogleich kopierte - ein Zeichen dafür, dass das Training beendet war. Vaylin heftete ihr Lichtschwert an ihren Gürtel und wartete darauf, dass ihr Meister noch etwas sagte.
„Du musst dich besser konzentrieren", meinte er schließlich, seine Stimme dunkel. „Du wirkst, als wärst du nicht ganz bei der Sache. Ist irgendetwas vorgefallen? Was beschäftigt dich?"
Diesmal war sie überrascht, denn noch nie hatte er sich nach ihrem Wohlbefinden erkundigt. Sie war nur seine Schülerin. Sie öffnete den Mund, schloss ihn wieder und öffnete ihn dann abermals.
„Es ist nichts, Meister. Ich bin nur müde."
Ihr war mehr als nur bewusst, dass er ihr wahrscheinlich nicht glaubte, aber sie konnte ihm ja schlecht sagen, dass sie nicht mehr davon überzeugt war, hier ihren Platz gefunden zu haben. Ren versuchte nicht, die Dunkelheit in ihr zu unterdrücken oder sie gar einzusperren, er nährte sie und seine Lehren fielen bei ihr auf fruchtbaren Boden.
Es war nur so, dass sie sich nicht frei fühlte. Stets folgte ihr eine Wache auf Schritt und Tritt - fast so, als fürchtete ihr Meister, sie könne einfach abhauen - und sie hatte den Sternenzerstörer seit Wochen nicht mehr verlassen. Sie lebte, schlief und trainierte hier. Ihr ganzes Leben fand hier statt. Vaylin sehnte sich nach der Weite der Galaxis, nach Wäldern und Seen, nach Wiesen und dem endlosen Sternenhimmel über ihr.
Auf Corellia hatte sie nicht selten auf dem Dach gesessen und die Sterne und die den Planeten verlassenden Schiffe beobachtet. Wie oft hatte sie sich gewünscht, unter ihnen zu sein. Jeden Tag, tausendmal. Der Stadtplanet hatte ihr schon lange nichts mehr zu bieten gehabt und nun, da sie weg und ihre Mutter tot war, sollte sie sich freier fühlen, glücklicher, aber das tat sie nicht. Allein der Gedanke sorgte dafür, dass sie schwerer atmen konnte.
Sie konnte nicht gehen, das wusste sie. Sie hatte Rens Angebot, sie auszubilden, angenommen, sie durfte ihn nicht enttäuschen. Auch, wenn das hieß, dass sie ihre eigenen Wünsche und Gefühle zurückstellte.
„Vaylin", riss Ren sie aus ihren Gedanken. „Hörst du mir zu? Geh dich ausruhen. Morgen um die gleiche Zeit treffen wir uns wieder hier. Wir haben etwas zu erledigen."
Dieser Satz reichte aus, um Aufregung in ihr aufwallen zu lassen, doch als sie den Mund öffnete, um zu fragen, was es denn zu erledigen gab, schnitt Ren ihr mit einer Handbewegung das Wort ab. „Geh jetzt."
„Ja, Meister", sagte sie, wandte sich ab und trat in den verlassenen Flur vor dem Trainingsraum.
Dort blieb sie eine Weile stehen und atmete tief durch. Ihre Hände zitterten leicht, wie so häufig, und sie ballte sogleich die Fäuste, um diesen Anflug von Schwäche zu unterdrücken. Denn das war nicht die Realität: Sie war nicht schwach, sie war stärker als sie alle ahnten und sie konnte das hier - die Verachtung, die Ausbildung - durchstehen. Sie konnte den Wunsch, die Galaxis zu bereisen, unterdrücken, bis er nicht mehr war als ein dumpfes Pochen in ihrem Hinterkopf, das versuchte, ihre Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
Und weil sie das konnte, stieß sie geräuschvoll die Luft aus, lockerte ihre Haltung, betrachtete für einen Moment die halbmondförmigen Abdrücke ihrer Fingernägel in der weichen Haut ihrer Handflächen und löste ihre Füße dann vom Boden, um zu ihrem Quartier zu gehen. Wie immer lag es still da, etwas unpersönlich und so eingerichtet wie jedes der Offiziere und Kadetten vermutlich auch: Ein Bett, ein Tisch samt Stuhl an der einen Wand und ein Schrank für ihre Kleidung schräg gegenüber.
Aus ihrem Haus auf Corellia hatte sie nichts mitgenommen, bis auf etwas zum Anziehen, ihre Sammlung kleiner, silberner Würfel und ihr Stofftier, das sie mit fünf Jahren beim Spielen auf der Straße gefunden hatte. Es war ein TaunTaun. Einige Jahre hatte es sie von der schwarzen Bettwäsche aus angestarrt, jedes Mal, wenn sie das Zimmer betreten hatte, doch nun lag es ganz hinten in ihrem Schrank. Sie war schließlich kein Kind mehr und auch keine Zwölfjährige, die sich von ihren Fesseln löste und in einer fremden Umgebung etwas brauchte, das ihr Halt gab. Sie war schließlich schon siebzehn.
Leise seufzte sie und ließ sich, nachdem sie eine Weile stocksteif in der Tür gestanden hatte, als würde eine unsichtbare Macht sie davon abhalten, das Zimmer auch nur zu betreten, auf die Matratze sinken.
Ihr Blick zuckte zu der Schublade des Tisches, in der Nadel und Faden lagen, und dann zu dem Riss in ihrem Oberteil, unter dem die Verletzung vom Training gut zu erkennen war. Sie pochte leicht und brannte, doch nach wie vor trat kein Blut aus, was typisch für Lichtschwertverletzungen war, wie sie inzwischen wusste. Die ersten und auch viele danach hatte sie noch selbst genäht - auf die Krankenstation setzte sie keinen Fuß -, irgendwann aber hatte sie damit aufgehört. Doch diesmal griff ihre Hand wie von selbst nach dem Griff der Schublade und zog sie auf, holte danach wie automatisiert Nadel und Faden heraus. Eine Weile starrte sie darauf. Auf eine bizarre Art fühlte es sich wie ein Rückfall an. Auf eine bizarre Art fühlte es sich so an, als wäre ihr vergangenes Ich noch irgendwo da drin - ein zwölfjähriges Mädchen, das angesichts der Schmerzen seiner ersten Lichtschwertverletzung leise wimmerte.
Im Gegensatz zu damals zitterten ihre Finger diesmal jedoch nicht, als sie den dünnen Faden durch das Nadelöhr fädelte und einen Knoten hinein machte. Sie hatte das schon so oft gemacht, es war schlichtweg Routine geworden. Und genau so routiniert zog sie ihr Oberteil über den Kopf und setzte die Nadel an ihrer Schulter an.
Beim ersten Stich zuckte sie leicht zusammen und biss die Zähne aufeinander, hielt kurz inne, ehe sie gefasst genug war, um weiterzumachen. Stich um Stich trieb sie den Faden in ihre Haut. Stich um Stich schloss sich die Wunde, bis nichts mehr übrig war als eine saubere Naht. Die Stelle pochte noch immer, doch vermutlich würde sie das noch eine Weile tun, bis die nächste Lichtschwertverletzung kam, die aus ihrer Unaufmerksamkeit heraus entstand.
Erneut entwich ihr ein Seufzen. Sie musste dringend eine Lösung für ihre gegenwärtige Situation finden. Vielleicht half ihr die von ihrem Meister angedeutete Mission, einen klaren Kopf zu bekommen und ihren Platz hier doch noch zu finden, wenn sie nur mal für ein paar Standardstunden den Sternenzerstörer verließ und die Weite der Galaxis wieder vor ihr lag. Sofort spürte sie ein sehnsüchtiges Stechen in ihrer Brust, so wie immer, wenn sie nur an die unendlichen Sterne und die vielen wunderschönen Planeten dachte, die nur darauf warteten, von ihr bereist zu werden. Denn das war es, was sie wollte. Sie wollte reisen, die Galaxis sehen und sich nie auch nur irgendwo niederlassen. Schon seit sie ein Kind war, war das ihr größter Traum, doch bisher war sie dafür immer am falschen Ort gewesen. Und sie hatte das dringende, erdrückende Gefühl, dass sie es nun auch war. Vielleicht gab es kein Zuhause für sie und vielleicht musste sie genau das akzeptieren. Vielleicht musste sie deshalb reisen.
Für einen Moment würde die bevorstehende Mission diese Sehnsucht stillen, doch danach würde sie sich wieder so leer und verloren fühlen wie vorher. Es sei denn, sie nutzte ihre Chance und verschwand. Es sei denn, sie stahl ein Schiff. Es sei denn, sie enttäuschte ihren Meister.
Bevor sie den Gedanken zu Ende führen konnte, klopfte es an der Tür. Eilig zog Vaylin ihr Oberteil wieder an und schmiss Nadel und Faden achtlos in die Schublade, ehe sie aufstand, um ihren Gast hereinzulassen. Hätte sie nicht vorher schon gespürt, wer da vor der Tür stand, hätte sie das Klopfen einfach ignoriert oder die Person vielleicht sogar weggeschickt. Sie konnte sehr überzeugend und auch bedrohlich sein, wenn sie wollte, und wenn sie darüber nachdachte, war sie gerade dazu in der Stimmung. Doch vor ihrem Zimmer stand Tealis, von ihr nur liebevoll Tea oder Lis genannt, je nach Stimmung.
Die junge Frau ließ sich zur Offizierin ausbilden, was, wie Vaylin wusste, vor allem dank der Beziehungen ihrer Mutter möglich war, die ein hohes Tier bei der Ordnung war. Darüber redete Tealis jedoch nicht gerne und so tat Vaylin es auch nicht - sonst ließ die Kadettin sie womöglich nicht mehr in ihr Bett oder gar ihr Zimmer. Sie bestand darauf, dass sie sich ihren Posten selbst erarbeitete, aber ihre Mutter hatte schlussendlich doch nachgeholfen, damit sie in das Programm aufgenommen wurde.
Was Vaylin nie ganz verstanden hatte, war die Berufswahl Tealis'. Wenn sie die Wahl gehabt hätte, wäre sie Pilotin geworden. Die Freiheit im Cockpit musste grenzenlos sein und allein der Gedanke reichte aus, damit sie einen sehnsüchtigen Stich verspürte.
Um sich jedoch davon abzulenken, öffnete sie die Tür und blickte sofort in Tealis' Gesicht mit den hübschen grünen Augen und den Sommersprossen auf ihrer Nase und ihren Wangen. „Na endlich", sagte die angehende Offizierin. „Ich dachte schon, du wärst noch beim Training, tot oder gerade nackt." Bei diesen Worten funkelten ihre Augen und sie musterte Vaylin intensiv von oben bis unten, wie sie es so häufig tat. Manchmal sagte sie so etwas, manchmal berührte sie sie wie zufällig. Und Vaylin störte sich nicht daran, so war ihre Freundschaft nunmal. Es löste jedoch auch kein Flattern in ihrem Bauch aus. Vaylin lehnte sich an den Türrahmen und verschränkte die Arme vor der Brust, ein Grinsen zupfte an ihren Mundwinkeln. „Nichts davon, wie du siehst", kommentierte sie trocken. „Obwohl du zumindest an zwei dieser Tatsachen etwas ändern könntest." Wie selbstverständlich ging sie auf Lis' spielerische Worte ein und winkte sie dann schließlich hinein. Sofort drückte die junge Frau sich an ihr vorbei und ließ sich auf Vaylins Bett nieder, als wäre es ihr eigenes. Sie fiel nach hinten auf die Decke, klopfte auf die Matratze neben sich und sah dabei abwartend zu der Vahla auf. Sie wusste, dass es diese einiges an Zeit gebraucht hatte, sich ihr zu öffnen, doch sie hatte nicht locker gelassen. Und hier waren sie nun: Die Schülerin Kylo Rens und die Kadettin, beste Freundinnen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Vaylin mochte es zwar an Selbstbewusstsein nicht mangeln, doch dafür an Worten und Vertrauen, was Tealis ihr auch nicht wirklich verübeln konnte.
„Jetzt komm schon her", drängte sie, da Vaylin noch immer im Raum stand, und sich erst auf ihr erneutes Bitten in Bewegung setzte. Vorsichtig ließ sie sich neben Lis nieder, die nicht zögerte, sie an der Hand runter auf die Matratze zog und sich schließlich rittlings auf sie setzte. Vaylin entwich ein Keuchen und sie blickte zu ihrer besten Freundin auf. „Was tust du da?", fragte sie und ihre Stimme war so leise und rau wie immer. Ihr Herz schlug kein Stück schneller, die Wärme im Bauch, die in solchen Situationen entstehen sollte, blieb aus. Dabei war Lis ein hübsches Mädchen mit ihren Sommersprossen, den weichen, dunklen Haaren und dem Funkeln in ihren Augen, wann immer sie etwas ausheckte. Vermutlich war sie selbst das Problem. Wahrscheinlich konnte sie einfach keine Anziehung empfinden. Und das war etwas, was sie nie gestört hatte und es auch jetzt nicht tat.
„Ich sehe dich nur an." Und das tat Lis wirklich. Sie musterte Vaylin aufmerksam, so, als würde sie sie wirklich sehen, und das tat sie, doch manchmal dachte Vaylin, dass sie nur sah, was sie sehen wollte. Was in ihr Bild passte. So wie alle hier. Diesen Gedanken sprach sie jedoch nicht aus. „Du hast eine Verletzung an der Schulter", stellte Tealis fest. „Schon wieder?" Das war der Moment, in dem Vaylin den Blick abwandte und dicht machte. Das war genau, was sie meinte. Tealis sah nur, was sie gerade wollte. Und das war, dass Vaylin unachtsam war. Dass etwas sie ablenkte und sie nicht darüber sprechen wollte.
Die Kadettin seufzte und rollte sich von ihrer besten Freundin herunter. Mit einem Mal konnte Vaylin freier atmen. Die körperliche Nähe war ihr zu viel gewesen. Tealis war ihr zu aufdringlich. Sie bevorzugte es, wenn niemand ihr zu nahe kam, wenn sie ihre Grenzen respektierten und das Warnschild, das ihre abweisende Körperhaltung war, auch wirklich lasen. Auch, wenn die Person ihr gegenüber die Freundin war, die ihr hier stets Halt gegeben hatte. Das hatte sich jedoch in den letzten Monaten geändert.
Sie wusste ja nicht einmal, ob sie hierher gehörte. „Ich wäre jetzt gerne alleine", sagte sie und Tealis seufzte. „Na gut. Ich wollte dir eigentlich nur sagen, was dein Auftrag morgen beinhaltet." Damit stand die angehende Offizierin auf und ihre kühle Professionalität war zurück. „Der Oberste Anführer und du überwacht eine wichtige Waffenübergabe. Komm besser nicht zu spät." Die Kadettin ging und ließ die Tür hinter ihr ins Schloss fallen. Vaylin stieß die Luft aus, von der sie nicht wusste, dass sie sie überhaupt angehalten hatte, und setzte sich auf.
Irgendwie fühlte sie sich schlecht dafür, dass sie ihre Freundin so abgewiesen und weggeschickt hatte, aber für sie gab es einen großen Unterschied zwischen scherzhaften Flirtereien und dem wirklichen Körperkontakt, den Tealis und sie gerade geteilt hatten. Mit ersterem hatte sie kein Problem, letzteres hingegen sorgte dafür, dass sie sich in eine Ecke gedrängt und in ihren Grenzen nicht respektiert fühlte. Würde sie mehr von der Kadettin wollen, hätte sie es ihr längst gesagt oder vielmehr gezeigt. Doch sie wollte nicht mehr als Freundschaft von ihr, wollte sie von niemandem, wenn sie ehrlich zu sich war, und gerade wollte sie vor allem eins: ihre Ruhe.
Sie ließ sich also zurück auf die Matratze sinken und starrte an die Zimmerdecke über ihr, die in einem dunklen Ton gehalten war wie alles hier. Ihr Schrank, das Bett, der Boden. Ja, sogar sie selbst. Ihre Kleidung war eine Mischung aus dunklem Grau und Schwarz, was genau das war, was sie bevorzugte. Es machte sie beinahe unsichtbar, ließ sie in der Masse verschwinden und war auf Missionen zudem deutlich unauffälliger. Dass sie sich damit ihrem Meister und auch sonst so gut wie jedem hier anpasste, kam ihr gerade recht. Sie wollte der Schatten an der Wand sein, wollte nicht gesehen werden und gleichzeitig wünschte sie sich nichts lieber als das. Dass jemand sie sah - und zwar richtig -, mit all ihren Fehlern und Facetten, die eben nicht nur dunkelgrau oder schwarz waren.
Ihre Mutter hatte das nicht gekonnt. Sie hatte nur die Dunkelheit gesehen und sie gefürchtet und schließlich war das ihr Ende gewesen. Anstatt sie zu fürchten und zu versuchen, Vaylin zu kontrollieren, hätte sie ihrer Tochter helfen und sie bedingungslos lieben sollen. Dazu war sie nicht in der Lage gewesen, weil ihre Angst zu groß war, dass Vaylin jemanden verletzen oder gar töten konnte. Und Vaylin hatte ihre Mutter verletzt, doch das war für das Mädchen nicht damit zu vergleichen gewesen, wie sehr ihre Mutter sie verletzt hatte. Sie hatte sie eingesperrt, hatte sie so zwanghaft kontrollieren wollen, dass sie zu spät gemerkt hatte, wie unmöglich das war. Wie stark die Dunkelheit bereits geworden war und wie schnell sie wuchs. Anstatt ihr also mit Liebe und Geduld zu begegnen, hatte sie mit Furcht reagiert. Vielleicht hatte sie es nicht besser gewusst, doch Vaylin tat es nun. Sie sah nun, dass ihre Mutter einfach nicht akzeptieren gewollt oder gekonnt hatte, wer und was ihre Tochter war, und dass sie sie nicht unter Kontrolle bekommen konnte, ohne sie nur weiter gegen sich aufzubringen. Für Vaylin war das in Ordnung, sie hatte ihren Frieden damit gemacht und dennoch stach allein der Gedanke an ihre Kindheit so sehr, dass sie am liebsten gar nichts mehr fühlen wollte. Alles, was sie gewollt hatte, alles, was sie wollte, war, geliebt zu werden, aber anscheinend war das für sie unmöglich. Wenn die eine Person, die sie bedingungslos hätte lieben sollen, es nicht geschafft hatte, wer in dieser Galaxis konnte es dann?
Vaylin ballte die Hände zu Fäusten, ihre Fingernägel bohrten sich in ihre Handflächen und Blut trat aus ihnen hervor. Sie spürte den Schmerz kaum, spürte nur das Echo von dem, was ihre Mutter ihr angetan hatte, und mit einem Mal war sie wieder Kind, war sie wieder da.
Sie hämmerte mit den Fäusten gegen die Tür und schrie und schrie. „Lass mich raus! Mama, lass mich raus!" Sie spürte die Präsenz ihrer Mutter - sie wusste, dass sie da war, nicht weit von ihrem Gefängnis entfernt- und sie spürte ihre Angst so deutlich wie ihre eigene Wut. Angst vor ihrer eigenen Tochter. Fast hätte die Zehnjährige verzweifelt und laut gelacht, doch heraus kam nur ein herzzerreißendes Schluchzen. Erneut schlug sie auf die Tür ein und diesmal platzten ihre Fingerknöchel auf und Blut trat aus. Feucht und warm lief es über ihre Handrücken, tropfte auf den Boden. Das kümmerte sie jedoch gerade nicht. „Bitte, Mama", wimmerte sie. „Lass mich raus. Bitte." Ihr Tonfall war weinerlich und sie hoffte, dass er ihrer Mutter das Herz zerriss. Dass er ihr wehtat und sie bereute, ihr eigenes Kind eingesperrt zu haben. Dass er bewirkte, dass sie Vaylin rausließ. Die Tür öffnete, sie in den Arm nahm, ihr beruhigend durchs Haar strich, wie sie es getan hatte, als Vaylin noch ganz klein gewesen war, und ihr sagte, dass sie sie liebte. Vaylin wartete und weinte. Sie sank zu Boden, zog die Knie an und legte den Kopf auf ihnen ab, schlang ihre dünnen Arme um ihre Beine. Sie war doch nur ein Kind, ein kleines Kind. Und sie wollte nicht, dass ihre Mutter Angst vor ihr hatte. Das war nicht ihre Absicht gewesen, aber irgendetwas machte sie, dass dafür sorgte, dass die Person, die sie bedingungslos lieben sollte, sie fürchtete. Ihre eigene Mutter. Und es tat ihr leid. Es tat ihr so unendlich leid. Warum sah ihre Mama das nicht?
Das Mädchen schniefte und sah auf, wischte sich über die Nase. Die Tür war verschlossen. Noch immer verschlossen. Nichts war geschehen. Ihre Mutter war nicht gekommen, um sie rauszulassen.
Und mit dieser Erkenntnis packte Vaylin eine abgrundtiefe Wut und sie sprang auf, begann wieder zu schreien: „Lass mich raus! Lass mich raus!" Kurz wurde sie still, doch nicht für lange. „Ich hasse dich. Ich. Hasse. Dich." Diese Worte brachte sie langsam hervor, damit ihre Mutter sie auch wirklich verstand, die kleinen Hände an ihren Seiten zu Fäusten geballt. Dunkelheit troff aus jeder Pore wie Wasser aus einer undichten Vase und mit einem lauten Knall platzte das Fenster in der Tür. Glassplitter regneten zu Boden und mittendrin stand Vaylin. Purer Hass lag in ihren Augen; das Lila war so dunkel, dass es beinahe schwarz wirkte. Und wie den Funken Licht, der bis dahin in dem Mädchen existiert haben mochte, verschlang die Dunkelheit jegliches Mitgefühl, jede Wärme und es wurde schlagartig eiskalt. Die pochenden, von Vaylin ausgehenden Wellen der Macht explodierten und mit ihnen die Tür. Ein lauter Knall, ein Schrei. Dann nichts. Nur Dunkelheit.
Vaylin tigerte unruhig in ihrem Quartier auf und ab. Sie hatte die vergangene Nacht kaum geschlafen. Hatte es einfach nicht gekonnt und so lagen nun dunkle Ringe unter ihren Augen, doch das war sie schon fast gewohnt. Sie kannte diese Müdigkeit und gleichzeitig diese Rastlosigkeit, die sie schon vor einigen Jahren befallen hatte. Sie war wie ein alter Freund, der nicht oft zu Besuch kam und wenn er es tat, fühlte es sich so an, als wäre er nie weggewesen.
Die junge Vahla seufzte leise, blieb vor dem Waschbecken stehen, stützte sich daran ab und starrte in den Spiegel: Auf ihre blasse Haut, ihre violetten Augen und den Schatten da, wo einmal Licht gewesen war. Wenn sie sich so betrachtete, sah sie ihrer Mutter erschreckend ähnlich, schoss es ihr durch den Kopf. Der Gedanke schmeckte bitter, sie presste die Lippen aufeinander und umklammerte das Becken fester. Sie war nicht wie ihre Mutter. Sie sah ihr nur ähnlich, mehr war da nicht. Nichts verband sie miteinander und ihre Mutter war tot. Es war besser so, denn Vaylin war jetzt frei, auch wenn sie wusste, dass es nicht so war. Sie hatte nur ein Gefängnis gegen das nächste getauscht.
Hier hatte sie zumindest eine Freundin. Eine Freundin, der sie beim Essen in der Kantine aus dem Weg gegangen war und die selbst auch ihren Blick mied. Kein freundliches Wort, kein Lächeln, nichts. Vaylin hatte es irgendwie nicht anders gewollt, dennoch schmerzte es. Diesen Schmerz schob sie sogleich beiseite und tröstete sich mit dem Gedanken, dass sie nicht mehr lange hier sein würde. Wenn alles nach dem Plan, den sie in der vergangenen Nacht geschmiedet hatte, lief, würde sie auf ihrer Mission verschwinden, ohne dass ihr Meister es merkte. Und wenn er es merkte, war es schon zu spät.
Sie sah erneut in den Spiegel und straffte ihre Schultern. Das könnte funktionieren und wenn es das tat, wäre sie endlich frei. Die ganze Galaxis läge ihr zu Füßen und die bloße Vorstellung sorgte dafür, dass sie freier atmen konnte. Mit neuer Kraft fasste sie ihre weißen Haare zu einem Zopf zusammen und verließ dann ihr Quartier.
Sie war sicher zehn Standardminuten zu früh, als sie vor dem Trainingsraum ankam. Ihr Meister war jedoch schon da, das spürte sie, und so trat sie durch die lediglich angelehnte Tür. Kurz stockte sie. Ren war nicht alleine, wie sie erwartet und auch gehofft hatte. Neben ihm stand Tealis, die Hände hinter dem Rücken verschränkt und einen für Vaylin undurchsichtigen Gesichtsausdruck aufgesetzt. Die Vahla unterdrückte den Drang, umzudrehen und zu gehen, und begrüßte ihre Freundin stattdessen nur knapp. „Kadettin Moré." Tealis musterte sie und für einen Moment meinte Vaylin zu sehen, wie sich die Augen ihrer Freundin verengten, doch dann war alles wieder wie vorher. Vermutlich hatte sie sich das nur eingebildet.
Ehe Tealis etwas sagen konnte, wandte Vaylin sich fast etwas zu schnell Ren zu und verbeugte sich, wenn auch nicht lang. „Meister. Ich bin bereit für die Mission." Sie spürte den Blick ihres Meisters auf sich und verlagerte unbehaglich ihr Gewicht von einem Fuß auf den anderen, zupfte den Saum ihres Oberteils und ihren schwarzen Umhang zurecht. Dabei blickte sie auf einen Punkt an der Wand des Trainingsraums, um weder Ren noch Tealis ansehen zu müssen.
„Sehr gut", sagte ihr Meister endlich. „Kadettin Moré wird uns begleiten. Es ist förderlich für ihre Ausbildung." Fast hätte Vaylin abfällig geschnaubt, ihre Unruhe war vergessen. Wer das angeordnet hatte, war ihr sofort klar. Es war wohl eher förderlich für die eigene Ausbildung, wenn man eine Mutter in den oberen Reihen der Ordnung hatte. Außerdem war Tealis sicher nicht nur deshalb hier. Vaylin wurde das Gefühl nicht los, dass sie ein Auge auf sie haben und sie auf dieser Mission bewachen sollte. Tealis' Anwesenheit machte ihr einen Strich durch die Rechnung, doch damit wurde sie schon fertig. Alle hier unterschätzten schlichtweg, wie sehr sie ihr Leben endlich selbst in die Hand nehmen wollte. Sie unterschätzten ihren starken Willen.
Sie bekam kaum mit, wie Ren sie schließlich entließ, und so packte Tealis sie am Arm und geleitete sie zur Tür. Bereits im Flur riss Vaylin sich los und stapfte in Richtung des Hangars, den ihr Meister ihnen genannt hatte. Tealis hatte dank ihrer kürzeren Beine Mühe, mit ihr mitzuhalten, aber darauf wollte sie gerade keine Rücksicht nehmen. Sie wollte weg und der einzige Weg war, die Mission anzutreten. „Jetzt warte doch!", sagte Tealis und fluchte leise, als Vaylin noch schneller wurde. Diese dachte jedoch nicht daran, zu warten. Wenn es etwas gab, in dem sie gut war, dann war es, vor ihren Problemen oder Leuten wegzurennen, mit denen sie sich nicht beschäftigen wollte. So war es gerade auch mit Tealis. Besonders mit Tealis. Tealis war ihr zu aufdringlich. Sie kam ihr ungefragt zu nahe, respektierte ihre Grenzen nicht. Sie verstand nicht ganz, warum sie jetzt erst merkte, wie wenig die Kadettin ihr ihren Freiraum ließ und wie sehr sie sie eigentlich bedrängte. Wenn sie erst einmal wirklich frei war, hatte sie das Problem nicht mehr. Dann gab es nur noch sie und die Galaxis. Und dort musste es doch irgendwen geben, der sie so nahm, wie sie war, ohne sie zu etwas zu drängen. Es musste einfach. Sie weigerte sich, zu glauben, dass es niemanden gab, der sie bedingungslos lieben konnte.
Endlich erreichten sie den Hangar und sie unterdrückte ein erleichtertes Seufzen. Stattdessen steuerte sie zielstrebig das bereitstehende Schiff -ein schwarzes Shuttle- an, vor dem einige Sturmtruppen in glänzenden weißen Rüstungen postiert waren. Sie salutierten sogleich, als sie Vaylin und Tealis sahen. Letztere tat es diesen gleich, doch die Schülerin Kylo Rens ignorierte die Soldaten und ging an Bord. Sie wollte nur weg. Sie spürte die Enttäuschung Tealis' aufgrund ihrer mangelnden Disziplin so deutlich wie ihre eigene Rastlosigkeit in diesem Moment und beides konnte ihr nicht egaler sein. Sie war es gewohnt, andere zu enttäuschen. Ihren Meister, ihre Mutter, ihre beste Freundin. Sie war einfach eine einzige Enttäuschung und wenn sie ehrlich zu sich war, kam sie gut damit klar. Irgendwann hatte sie es aufgegeben, es allen recht machen zu wollen.
Und trotzdem zitterten ihre Hände. Sie ballte sie sogleich zu Fäusten, um dieses Zeichen der Schwäche zu verbergen. Sie war nicht schwach.
Hinter ihr tauchten ihr Meister und Tealis auf, so unterbrachen sie ihren Strom an Gedanken immerhin, und im gleichen Moment hob das Schiff ab. Es ruckte leicht, wackelte und mit diesen Bewegungen des Shuttles verschwand ein tonnenschweres Gewicht von Vaylins Brust. Das erste Mal seit zwei Jahren verließ sie den Sternenzerstörer wieder und diesmal würde es endgültig sein, das schwor sie sich.
Der Flug zog sich unangenehm in die Länge und das mochte auch daran liegen, dass Vaylin sein Ende herbeisehnte. Sie lief auf und ab, setzte sich aber schließlich im Schneidersitz auf den Boden, als sie merkte, wie ihr Meister sie beobachtete. Dabei lag etwas in seinen dunklen Augen, dass sie nicht benennen konnte. Es machte sie unruhig und am liebsten würde sie an irgendetwas herumspielen, einer Haarsträhne, ihrer Kleidung, irgendwas. Doch das war etwas, was ihr Meister ihr vor Jahren abgewöhnt hatte. Es war eine Marotte ihres zwölfjährigen Ichs, die nun anscheinend zurückkam. Sie fühlte sich wieder wie die Zwölfjährige von damals, das verängstigte und so wütende Mädchen. Wütend war sie immer noch. Von dem Rest hatte sie jedoch gedacht, ihn mit dem Stoff-TaunTaun ganz hinten in ihrem Schrank versteckt zu haben. Sie hatte gedacht, sie hätte ihr jüngeres Ich schon vor langer Zeit begraben - das weinende Kind. Anscheinend existierte es noch und kauerte in einer Ecke ihres Verstandes, die Arme um die Beine geschlungen, den Kopf auf den Knien ruhend.
Ein Kloß setzte sich in ihrem Hals fest und sie schluckte gleich dagegen an. Er blieb. Er blieb wie ihre Ängste, wie ihr Wunsch, geliebt zu werden und frei zu sein, wie ihre Wut, die so übermächtig erschien. Vielleicht war das das einzige, was sie noch fühlen konnte. Wut. Glühend heiße Wut, an der sie sich beinahe verbrannte und die sich gleichzeitig so gut anfühlte, weil sie schon seit ihrer Kindheit ein Teil von ihr war. Sie war vertraut und deshalb gab sie ihr Sicherheit. Sie allein fühlte sich wie Zuhause an in einer Galaxis, in der sie doch kein Zuhause hatte. In der es für sie kein Zuhause gab.
Nur war der Gedanke irgendwie nicht mehr ganz so schlimm. Sie würde sich ihr eigenes Zuhause erschaffen, in der Weite der Galaxis und zwischen den unendlich erscheinenden Sternen, die sie so gerne betrachtete. Vielleicht musste sie nicht an einem Ort bleiben. Vielleicht konnte sie überall hingehen. Was hielt sie schon davon ab? Bei der Vorstellung, wie sie die Galaxis erkundete, wurde ihr warm und sie behielt die Wärme in ihrem Körper, die so lange gefehlt hatte, eng bei sich.
Jedoch verschwand sie sogleich, als sie die Präsenz ihres Meisters direkt vor sich spürte. Fast hatte sie vergessen, dass er überhaupt da war. Dass Tealis auch da war und mit ihr einige Sturmtruppen. Noch war sie nicht frei und das Wissen darum wog nach wie vor schwer.
Vaylin hob den Kopf und sah zu Ren auf. „Das Schiff landet jeden Moment. Mach dich bereit", sagte er. Um sie herum überprüften die Soldaten bereits ihre Blaster und auch Tealis begutachtete ihre Waffe, ehe sie sie wieder in das dafür vorgesehene Holster steckte. Vaylin beobachtete sie für einen Augenblick dabei, wandte dann den Blick ab und stand auf. Sie verbeugte sich als Zeichen, dass sie verstanden hatte, und richtete anschließend ihren Umhang. Ihr Lichtschwert hing sicher an ihrem Gürtel, weitere Waffen hatte und brauchte sie nicht. Sie hatte die Macht auf ihrer Seite und gerade war sie so aufmerksam wie nie zuvor. Ihre Finger kribbelten erwartungsvoll. Sie hatte den Sternenzerstörer zu lange nicht verlassen.
Wie beim Start ging ein erneuter Ruck durch das Schiff und es setzte auf dem harten Landeplatz auf. Die Sturmtruppen formierten sich und Vaylin folgte Ren wie von selbst an die Spitze. Als Schülerin des Obersten Anführers war sie immer ganz vorne mit dabei. Das genoss sie, wie sie zugeben musste. Sie hatte so viel gelernt in den vergangenen fünf Jahren und konnte die Dunkelheit, die so tief in ihr verankert war, nun besser beherrschen. Ein Zuhause und einen Sinn hatte sie bei der Ordnung jedoch nicht gefunden. Sie hatte das Gefühl, dass sie dort nur geduldet wurde, weil sie Rens Schülerin war. Am Anfang hatte ihr das gereicht. Endlich nährte jemand ihre Kräfte, anstatt sie zu unterdrücken. Doch jetzt wollte sie mehr. Sie wollte die ganze Galaxis.
Die Rampe des Shuttles senkte sich gen Boden und Vaylins Meister setzte sich sogleich in Bewegung. Sie folgte ihm, den Kopf erhoben. Ihre weißen Haare verbarg sie unter der Kapuze ihres schwarzen Umhangs.
Sie hörte den militärischen Gleichschritt der Sturmtruppen, hörte die Geräusche ihrer Umgebung und roch die Mischung aus frischer Luft und Qualm aus den Schornsteinen der Fabriken, die sie sofort gierig einsog. Die Luft hier war ungefiltert, sie stank und gleichzeitig gab es keinen besseren Geruch für Vaylin. Sie war draußen. Sie fühlte den Asphalt unter ihren Füßen, sah die Waffenfabriken, von denen eine ihr Ziel war, und die dazugehörigen Hangars. Und mit einem Mal wusste sie, dass sie eine Chance hatte. Sie hatte den Sternenzerstörer verlassen. Ihr stand nichts mehr im Weg, wenn sie Tealis, den Sturmtruppen und ihrem Meister erst entwischt war. Bis dahin würde sie ihre Rolle spielen, also betrat sie mit der Kadettin und Ren die Fabrik. Die Sturmtruppen blieben zurück und postierten sich vor der Tür, sie waren nur der Geleitschutz gewesen.
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