Kapitel 27

„Hey Oscar. Ist bei dir alles okay", wurde ich von Lando seiner Stimme aus meinen Gedanken gerissen. „Ja wieso", antwortete ich ihm, da ich mir immer noch nicht sicher war, ob ich nun wirklich mit Lando darüber reden sollte. „Du wirkst sehr abwesend", erklärte Lando mir seine Frage von davor und das konnte ich verstehen, denn ich war wirklich nicht wirklich anwesend beziehungsweise eben nur körperlich. „Ja", meinte ich nur, denn was soll ich auch sonst darauf antworten. Immerhin ist es auch so und da bringt es auch nichts, dass abzulehnen oder mich gar versuchen rauszureden. „Bist du sicher, dass bei dir alles okay ist", fragte Lando noch einmal nach und braucht mich nervlich wieder an mein Ende. „Ja... Nein...", stotterte ich nur. Sollte ich es ihm wirklich sagen? Was soll ich aber sonst sagen, wenn er nachfragt, was er sowieso tun wird. „Was ist denn los Oscar", fragte Lando fürsorglich und ich fühlte mich wirklich schlecht. Lando wird nichts dagegen haben. Ich weiß gar nicht, warum ich mir überhaupt so viele Gedanken darüber mache und gemacht habe. Ich werde es ihm sagen. Zumindest, dass ich mich verliebt habe. In einen Mann. Nur den Namen werde ich nicht sagen, aber selbst da bin ich mir sicher, dass Lando es verstehen wird. „Es gibt da was, was ich dir sagen will", meinte ich nur, denn es war schwerer als erwartet so eine Nachricht auszusprechen. „Du kannst mir alles sagen. Das weißt du hoffentlich. Ich werde immer für dich da sein, ganz egal was es ist", baute Lando mich auf, was ich zu schätzen wusste. Trotz allem fällt es mir alles andere als leicht. „Danke das weiß ich zu schätzen", erwiderte ich zum einen, weil ich alles andere als unhöflich empfinde und zum anderen kann ich so dann das Gespräch rauszögen. „Ganz langsam. Tief durchatmen und dann kannst du mir alles in Ruhe erzählen. Stress dich nur nicht", kam es von Lando, welcher mich weiterhin aufbaut und versucht zu beruhigen. Ganz langsam hilft es auch zu wirken und ich beruhigte mich. „Also... Ich habe jemanden kennengelernt", sagte ich nur in der Hoffnung, dass Lando versteht was ich damit sagen will. „Du bist verliebt", fragte Lando mich und ich konnte nur nicken. Die Worte sind mir im Hals stecken geblieben, da ich Angst vor der Reaktion habe. „Das ist doch schön. Wie heißt sie? Woher kommt sie? Woher kennst du sie? Wie lange kennst du sie schon", überschüttete Lando mich mit Fragen, was in meinen Augen verständlich ist. Da ich immer noch kein Wort rausbrachte, schüttelte ich nur meinen Kopf. „Willst du nichts sagen", fragte Lando mich verwirrt, „das würde ich natürlich verstehen." Es war toll wie er mich zu nichts drängte und ich könnte es einfach dabei lassen und ihn in dem Glauben lassen, dass ich nichts von ihr erzählen will, aber das möchte ich nicht. „Es ist keine Frau, sondern ein Mann", sagte ich nervös und voller Angst in meiner Stimme. „Oh ach so. Tut mir leid, dass ich angenommen habe, dass es eine Frau ist. Möchtest du mir dann ein paar Infos über deinen Crush verraten", durchbrach Lando die Stille, welche kurz zwischen uns geherrscht hatte. Ich hatte schon Angst, dass er damit nicht klarkommt, aber mit der Reaktion hätte ich nicht gerechnet. Trotz allem freut es mich natürlich extrem. „Er ist 25", war das einzige was ich von mir gegeben habe. „Das ist doch toll. Das freut mich richtig für dich", kam es von Lando, welcher mich daraufhin in den Arm genommen hat. „Dich stört das nicht", fragte ich Lando verwirrt, da ich die Reaktion wirklich nicht erwartet habe und diese mich immer noch schockiert. „Nein natürlich nicht. Ich habe selber einen Freund. Wieso sollte ich dann etwas dagegen haben. Ich möchte ihn aber irgendwann kennenlernen, wenn aus euch mehr wird", antwortete Lando grinsend. Naja das wird wohl nie der Fall sein, aber das muss Lando auch nicht wissen. Immerhin akzeptiert er mich und das zählt für mich. Männer kommen und gehen und das mit Max werde ich auch irgendwie überstehen. „Du hast einen Freund", fragte ich verwirrt, auch wenn ich jetzt wahrscheinlich komplett gebrochen werde. Immerhin weiß ich ja, dass er und Max zusammen sind. „Ja ich bin mit Max zusammen. Hatte ich das bisher noch nicht erwähnt", kam es verwirrt von Lando und ich konnte mein Herz hören, wie es in tausend Teile zerbricht. Es war ja klar und trotzdem war es verdammt schmerzhaft. So schmerzhaft, dass ich mir nun wünsche, die Wahrheit nicht zu kennen. Dann könnte ich mir immerhin weiterhin Hoffnung machen, aber das war nun auch vorbei. „Nein das hast du tatsächlich noch nicht gesagt gehabt, aber ich wünsche euch viel Glück", meinte ich mit einem gefakten Lachen im Gesicht. „Ach so. Sorry", sagte Lando leicht niedergeschlagen und ich weiß, dass es ihm wirklich leidtut, dass er nicht schon was gesagt hat. Trotz allem macht es das dadurch nicht weniger schmerzhaft. „Kein Problem. Aber du ich geh in mein Zimmer. Bin ganz schön geschafft von dem Rennwochenende", meinte ich nur. „Ja versteh ich. Monaco ist immer eine Nummer für sich. Wir sehen uns dann ja", erwiderte Lando auf meine Aussage und ich drehte mich dann um und gehe in mein Zimmer. Zum Glück war der Weg nicht sonderlich weit, denn ich spürte wie meine Augen zu brennen beginnen und sich mit Tränen füllten, welche wie Bäche über meine Wangen fließen, kaum dass ich in meinem Zimmer angekommen bin. Ich habe mich direkt ins Bett gelegt und ärgerte mich über mich selber.

Wie konnte ich mir auch nur so viele Hoffnungen machen? Was hatte ich mir da eingebildet? Wegen einer gleichen Berührung, die einfach nur zufällig war, mein Herz noch mehr verletzen. Ich bin aber auch selber komplett dämlich. Es war doch klar, dass Max und Lando was am Laufen haben, so wie die sich verhalten haben. Trotzdem habe ich in jeder noch so kleinen Kleinigkeit die Hoffnung gesehen, dass Max auch etwas von mir wollten würde. Dumm, das weiß ich selber. Aber die Liebe lässt einen erblinden und genau das haben die Gefühle zu Max bei mir auch geschafft. Doch was mache ich jetzt? Ich kann ja nicht einfach so weitermachen, als wäre nichts. Nein dazu muss ich erst etwas Gras über die ganze Sache wachsen lassen. Ich kann nicht innerhalb einer Sekunde meine Gefühle abstellen, doch ich muss lernen, diese zu unterdrücken. Immerhin kann ich mich nur bis zu einem gewissen Grad von Max und Lando fernhalten, da ich mit beiden befreundet bin und nicht will, dass sie mitbekommen, dass ich mehr für den Freund meines Teamkollegen empfinde. Das wäre dann doch so ziemlich das schlimmste was passieren kann und doch wird das Ganze wahrscheinlich schwerer als gesagt. Ich bin eifersüchtig auf Lando und das nicht gerade wenig. Ob das dem Team gut tun wird, ich glaube nicht und doch kann ich nicht anders. Lando hat den Mann, den ich will. Er hat ihn, weil ich meine Chance nicht ergriffen habe, sollte ich überhaupt jemals eine gehabt haben, was ich nicht glaube. Wieso habe ich mich überhaupt dazu entschieden, Lando das alles zu erzählen. Ich hatte ja schon geahnt, dass Max und Lando mehr als nur Freunde sind. Ich hätte einfach einmal auf mein Bauchgefühl hören müssen und sollen, aber nein mein Herz wollte sich ja lieber Hoffnung machen nur um schmerzvoller zu zerbrechen. Ausbügeln darf ich das Ganze jetzt, aber was ist denn der richtige Weg. Wie bekomme ich Hass, Freundschaft und Liebe unter einen Hut, ohne irgendwelche Konflikte zu verursachen? Ist das überhaupt möglich? Gibt es überhaupt einen Weg, der die drei so gegenseitigen Gefühle vereint? Ich glaube nicht, zumindest kenne ich den nicht, sollte es diesen Weg geben. Jetzt ist es aber auch klar, weshalb Max beim Rennen so extrem vorneweg gefahren ist. Er und Lando sind wahrscheinlich erst im gemeinsamen Urlaub, während das Rennen in Italien abgesagt wurde, zusammengekommen und dann konnte er nun befreit fahren. Hat er deswegen Lando eingeladen? Um ihm von seinen Gefühlen zu erzählen und ihn zu fragen, ob sie es versuchen wollen. Hat er deswegen mich nicht eingeladen, weil er nicht wusste, was Lando fühlt? Wollte er keine Peinlichkeit hervorrufen? Es war aber eigentlich klar, dass Lando das gleiche fühlt. Das hätte ich Max sagen können, wenn er mich gefragt hätte. Aber hätte ich überhaupt dabei sein wollen? Nein eigentlich nicht. Mitzuerleben wie Max und Lando zusammenkommen, das hätte ich nicht gewollt und auch nicht überlebt. Es war so dann schon das beste und eigentlich auch das leichteste, wenn mein Herz nicht gemeint hätte, es muss mir so einen Scherz spielen. Jetzt ist es aber so gekommen und ich kann auch nichts mehr dran ändern. Ich werde mich für meine beiden Freunde freuen, dass sie glücklich sind und selber irgendwie damit klarkommen, dass ich Max nicht haben kann. Ich werde damit klarkommen. Wegen meinen Kumpels. Bis zum Rennen ist es zum Glück noch etwas hin und ich kann mich dann an den Anblick und die Situation gewöhnen, genauso wie ich meine Eifersucht in den Griff bekommen kann.

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