....mir jemand seine Hand gereicht hätte?

Schnell eielte ich die Straßen entlang, ich war (mal wieder) zu spät drann und musste es irgendwie noch schaffen meinen Bus zu bekommen. Das war zwar schier unmöglich, aber man konnte ja immer hoffen.
Ich rannte über einen Zebrastreifen, als mir eine ältere Dame auffiel, welche mit einem kleinen blauhaarigen Kind sprach, bestimmt ihr Enkel oder so.

Das Kind stand mit dem Rücken zu mir und ich konnte nur das Gesicht der Frau sehen, welches sich plötzlich veränderte und von Angst durchzogen war, was hatte sie? Meinen Bus hatte ich, nach einem Blick auf die Uhr, eh schon verpasst, also konnte ich mir jetzt Zeit lassen.
Ich wusste nicht, warum ich nicht einfach weiterging und die Szene, wie alle anderen auch, ignorierte?

"-muss jetzt los, ja Kleiner?", w-wo wollte die Frau denn hin...? "Es kommt bestimmt gleich ein Held oder die Polizei...", damit eielte die Frau davon und der Kleine blieb einfach stehen, anscheinend gehörten sie doch nicht zusammen...
....jetzt gib dir einen Ruck und geh zu dem Jungen! Er ist doch total allein!

Ich gab mir tatsächlich einen Ruck und machte die paar Schritte zu dem Jungen, welcher sich an seinem Hals kratzte, "Nicht Kratzen", der Junge drehte sich erschrocken um, "Das tut doch bestimmt weh, oder?"
In 10 Minuten würde der nächste Bus kommen und ich würde es vielleicht noch rechtzeitig zur Arbeit schaffen, aber der Junge starrte mich aus leeren Augen an...

Seine Hände waren blutbefelckt und auch in seinem Gesicht klebte etwas der roten Flüssigkeit, er sah im generellen nicht gut aus. Vermutlich hatte die Frau ihn deshalb so ellein hier stehen lassen, "Bist du verloren gegangen?", ich wollte dem Kind helfen, wusste allerdings nicht so genau, wie ich das am besten anstellen sollte.
Der Junge starrte mich weiter an und blieb still, ihm muss ja was furchtbares passiert sein....!
Als wenn ihm das jetzt helfen würde! Bring ihn erstmal...zur Polizei?

"Wie wäre es, wenn ich dich zur Polizei bringe? Die könnten dir best-", der Junge schüttelte seinen Kopf, die erste Reaktion, welche ich von ihm bekam. Zwingen konnte ich das Kind nicht, aber es wäre doch das beste, oder?
"Okay wenn du nicht zur Polizei willst....wie wäre es erstmal mit was zu Essen und....Schuhen?", der Junge wand seinen Blick ab und ich wollte seine Hand nehmen, ich kannte hier in der Nähe ein gutes Fast Food Restaurant.

"N-ni....cht", ich sah zu dem Jungen runter und sah, wie er seine Hände hinter seinem Rücken versteckte, er wollte nicht, dass ich ihn an der Hand nahm. Vielleicht hatte er Angst vor mir? "Hör zu, ich will dir nichts tuen, ja? Nachdem wir was gegessen haben, gehen wir zur Polizei und die finden dann bestimmt deine Eltern", der Junge zuckte zusammen und begann zu zittern.
Ist er bewusst weggelaufen? Sind seine Eltern....gewalttätig?

"Du willst nicht nach Hause, oder?", er sah mich wieder an, allerdings anders als vorher, es war, wie als würde das Licht in seine Augen zurückkehren, "Ich werde nicht deine Hand nehmen, aber kommst du mit?", er nickte und ich begann mich in langsamen Schritten zu bewegen, er folgte mir tatsächlich. Der Abstand zwischen uns wurde immer kleiner, jeh weiter wir uns in der Stadt bewegten, hatte er Angst vor den Menschen?

Auch meinen zweiten Bus hatte ich nun endgültig verpasst, aber das interessierte mich gerade nicht, "Trotzdem muss ich mich abmelden..", mein Handy zückend wählte ich die Nummer meiner Arbeit und hörte dem monotonen Tuten zu, "Ja ehm hallo? Ja tut mir leid, ich habe verschlafen und nun kommt kein Bus mehr....ja ehm...ich glaube auch, ich bin krank...", ich hustete und versuchte möglichst krank zu klingen, "Ja, ich gehe zum Arzt, keine Sorge. Ja, Ihnen auch!"

"Puh, die sind aber auch immer wissbegierig....ah hier müssen wir lang Kleiner", ich fühlte einen zaghaften Griffe an meinem Pulli und sah, wie der Kleine sich an mir festhielt, "keine Sorge, ich passe auf".
Wieder nickte er und senkte dann seinen Blick, ich machte mir echt Sorgen, was mit ihm passiert sein musste, dass er sich so verhält.

Bei dem Laden angekommen kaufte ich schnell irgendwas und verließ mit dem Kleinen den Laden, "Ein Wunder, dass es um so eine Uhrzeit schon so voll ist", murrte ich und führte den Jungen weiter zu einer nahestehenden Bank, wo ein paar Tauben draufsaßen, welche ich verscheuchte und mit dem Jungen neben mir platznahm.
"Hier, hoffe du magst Nuggets?", der Junge guckte abwechselnd auf das Essen in meiner Hand und in meine Augen, hatte er Angst, dass etwas in dem Essen war?

Als ich das Essen neben ihm auf die Bank stellte, griff er zögerlich zu und schob sich einen Nugget in den Mund, "Guten Appetiet", wünschte ich und biss herzhaft in meinen Burger, der Kleine sagte nichts.
Sollte ich ihn fragen, wie er heißt? Oder wo er wohn- ne, das wäre gruselig...Okay die ganze Situation hier ist ein wenig merkwürdig.

"Willst du mir vielleicht sagen, wie du heißt? Dann kann ich mit den Polizisten reden und du musst das nicht machen", der Junge neben mir sah zu den Tauben zu seinen Füßen und wischte sich die Hände an seiner Hose ab, "Ich hab auch Servirten", damit schnappte ich mir seine Hand und wischte sie mit dem Tuch ab.
"N-ni..cht", wieder nur dieses eine Wort, sollte ich ihn nicht anfassen? Das Blut an seinen Händen war mitlerweile getrocknet und ließ sich nicht mehr einfach so abwischen.

Den Rest vom Essen schwiegen wir beide und als ich aufstand folgte er mir wieder mit etwas Abstand.
Na toll, jetzt hast du ihn verschreckt

Das ich nicht von dem Blut erschreckt war, überraschte mich selber ein wenig, aber vielleicht war es auch einfach wegen der Situation. Ich hatte schon immer ein Herz für alle gehabt und das konnte man nicht einfach so abstellen.
Einmal hatte ich mir meinen Arm gebrochen, weil ich unbedingt der Nachbarskatze helfen wollte, welche auf einem Baum saß.
Auch damals hatte ich die sichtbare Gefahrenzeichen ignoriert und war vom nicht mehr so sicheren Baum gefallen.

Ach, das ist ein Kind! Außerdem habe ich seid daher viel dazugelernt, außerdem will ich ja nicht auf einen Baum klettern...
"Okay Kleiner....darf ich deinen Namen jetzt wissen?", fragte ich erneut und der Junge tappste nur weiter neben mir her, "Ach man....Wie soll ich ihm denn helfen, wenn-"

"T-tenko", erstaunt blickte ich zu dem Jungen hinunter, "Du heißt Tenko? Okay, freut mich Tenko, ich heiße (Y/N)", um mich vorzustellen war es eigentlich viel zu spät, aber lieber später als nie. "Da hinten ist schon die Polizeistation, siehts du Tenk- Tenko?", als ich mich zu dem Blauhaarigen umdrehte, sah ich gerade noch einen Blauschopf um die Ecke biegen. 

"Verdammt!", schnell eielte ich hinterher und sah ihn schon um die nächste Ecke zischen, "TENKO, WARTE!", der Junge hörte mich und versuchte noch schneller zu rennen. Die Menschen um uns herum sahen irritiert zu....
Warum sehen sie nur zu? Warum hilft mir keiner?

W-warum will sie mich dahinbringen?

Kurz zuckte ich zusammen...mein Quirk hatte was mit Gedanken zutun. Allerdings hatte ich ihn nie oft benutzt, da mich alle immer nur gemieden hatten, wenn ich ihnen davon erzählte. Von Gedanken lesen, bis verändern oder wieder hochholen...was genau ich alles konnte, wusste ich nicht.

Deshalb kam es einfach manchmal....
"TENKO, WARTE DOCH BITTE!!!", ich musste den verängstigten Jungen dazu bringen, stehen zu bleiben, "ICH VERSPRECHE DIR, DICH NICHT DAHIN ZU BRINGEN!", der Junge wurde tatsächlich langsamer, bis ich ihn eingeholt hatte, "Bitte lauf nie wieder weg, ja?"
Tenko nickte langsam und ich wollte mich gerade umdrehen, als ich eine Hand an meiner Hüfte spürte, "Du bist aber eine ganz Süße", angeekelt drehte ich meinen Kopf und sah, einen hochgewachsenen Mann, dem man den Alkohol schon ansehen konnte, "Würden Sie bitte Ihre Finger von mir lassen?", der Mann grinste überheblich und ließ seine Hand auf Wanderschaft gehen.

"Gefällt es dir etwa nicht, Baby?", ich hätte im Strahl kotzen können, aber wusste auch nicht, was ich machen sollte. Bei einem Blick auf unser Umfeld fiel mir auf, dass wir in einem der abgelegenerinnen Viertel waren und ich hier allein mit Tenko und dem Mann stand.
"Nein, also lassen Sie mich jetzt los!", fauchte ich, wütend aber auch leicht panisch. Wie wollte ich den Mann loswerden?

"Du und ich werden noch ein wenig Spaß zusammen haben...", er umschlangt mich noch mehr und ich spürte, wie meine Beine langsam weich wurden, was sollte ich t-
"Hast du nicht gehört, was (Y/N) gesagt hat? Lass sie los!", Tenko hatte sich neben mich gestellt und wurde nun von dem Mann gemustert, "Oh, ist das deine Mami? Vielleicht bekommst du hier nach ja ein Geschwisterchen, also halts Maul und verpiss dich", Tenko streckte seine Hand aus und blickte dem Mann dabei fest in die Augen.

"T-tenko, lauf weg-", in dem Moment, wo Tenkos Hand den Arm des Mannes berührte, begann dieser wie am Spieß zu schreien und ließ mich los. Ich stürzte auf den Gehweg und sah dabei zu, wie der Mann schreien zu Staub zerfiel, "STIRBT!"
Tenko hatte den Mann nicht nur am Arm berührt, sondern auch auf der Brust und im Gesicht.

Ich saß hier nun also auf einem Gehweg, mit einem mir eigentlich fremden Kind, welchem ich helfen wollte, wäre gerade fast vergewaltigt worden und sah dabei zu, wie Tenko den Mann umbrachte.
Verdammt, deshalb ist er vermutlich allein auf der Straße gewesen....mit blutverschmierten Händen!

"T-tenko...", der Junge drehte sich um und begann sich am Hals zu kratzen, "Es juckt (Y/N)....ES JUCKT SO SCHRECKLICH", damit begann er sich geradezu den Hals aufzukratzen und fiel in eine Art Rage, "MACH, DASS ES AUFHÖRT!"
Wenn man panisch ist, denkt man einfach nicht nach, sondern handelt so, wie man es gerade für nötig hält, auch wenn das aus späterer Sicht gar keinen Sinn ergibt.

Den Jungen hinter mir herzerrend war ich durch die Straßen gelaufen, bis zu meiner Wohnung und hatte dabei bestimmt nicht nur eine rote Ampel ignoriert, ein Wunder, dass uns niemand gestoppt hatte.

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