Everything was numb


Wenig später sind Dumbledor und Pomfrey angekommen. Sie haben mich in den Krankenflügel gebracht. May auch. Sie liegt hinter einem weißen Vorhang, sodass ich sie nicht sehen kann. Aber ich weiß, dass sie da ist. Ich zittre unkontrolliert. Ich habe meinen Körper nicht unter Kontrolle. Mir ist kalt und alles ist taub. Madam Pomfrey wuselt zu mir hinüber. Ihr Gesicht ist bleich und verschlossen, als sie mir eine Tasse in die Hand drückte. „Trinken", befiehlt sie mir, doch nicht halb so streng, wie sie es sonst tut. Ich greife langsam danach. Ich kann kaum trinken, so schlimm schüttelt es mich, doch ich zwinge meine Hände ruhiger zu werden. Schnell kippe ich den Trank hinunter, bevor meine Hände erneut zu beben anfangen. Warm läuft die Flüssigkeit meine Kehle hinab. Sie schmeckt nach süßen Orangen und Zitronen. Von meinem Magen aus breitet sich ein wohliges Gefühl aus. Ein Beruhigungstrank. Mein Körper hört auf zu beben, der Knoten in meiner Brust lockert sich und das Grauen weicht einem tauben, neutralen Gefühl. Die Krankenschwester sieht mich mit einer Mischung von Mitleid und Sorge an. „Wie fühlen Sie sich?" „Taub", sage ich ehrlich. Meine Lippen prickeln noch vom Trank. So komisch es klingt, aber ich bin gerade froh, dass ich nichts fühle. „Gut. Das bewirkt der Trank vorranging", erwidert sie. Mit einem kleinen Seufzen legt sie für einen Moment ihre steife Professionalität ab und sagt: „Du kannst gehen, Emily. Schau, dass du auf direktem Weg in den Gemeinschaftsraum gehst. Professor McGonagall müsste auch dort sein." Ich nicke. „Danke, Madam Pomfrey. Bis hoffentlich nicht so bald." „Keine Ursache", meint sie mit einem schwachen Lächeln, bevor ich durch die Tür des Krankenflügels husche. Der Weg bis zum Gemeinschaftsraum kommt mir vor wie ein Traum. Ich fühle einfach nichts mehr. Die fette Dame fragt nicht mal mehr nach dem Passwort, sondern lässt mich einfach hinein. Ich klettere durch das Portraitloch. Der Gemeinschaftsraum ist gerappelt voll. Alle drängen sich um unsere Hauslehrerin, die auf einem Stuhl steht, um die Menge gut zu überblicken. Sie muss sich nur räuspern und alles Wispern verstummt. Ich sehe ausdruckslos zu ihr.

„Meine lieben Schüler! Ich muss Ihnen leider von einem weiteren Anschlag berichten. Dieses Mal hat das Opfer den Angriff nicht überlebt." Einige Mädchen schnappen nach Luft, entsetztes Getuschel bricht los und ein Junge neben mir zuckt zusammen. Es ist der Papierfliegerjunge. Vorsichtig lege ich eine Hand auf seine Schulter. Erschrocken sieht er zu mir. „Keine Sorge", murmle ich, „Wir werden auf dich aufpassen. Dir wird nichts passieren." Er schluckt und flüstert leise: „Danke. Aber ich habe Angst." „Das haben wir alle", gebe ich leise zu. Ich bemerke, wie Sirius sich unruhig umsieht und Remus sich nervös am Kinn kratzt. Pete entdeckt mich. Ich winke ihm zu und daraufhin stupst er die anderen an, die sich sichtlich entspannen, sobald sie mich sehen.

McGonagall verschafft sich erneut Ruhe. „Die Eltern der Hufflepuff sind bereits informiert, sowie all Ihre Eltern. Aufgrund dieses Vorfalles verschärfen sich die Sicherheitsvorkehrungen in ganz Hogwarts. Nach sechs Uhr abends haben Sie alle in Ihrem Gemeinschaftsraum zu sein. Kein Schüler sollte ohne Begleitung von mindestens einem Siebtklässler, Vertrauensschüler oder Lehrer in den Gängen herumstromern. Die Speisen werden wie gewöhnlich in der Großen Halle eingenommen. Die Hogsmeadwochenenden sind sowie das Quidditchtraining ist bis auf Weiteres gestrichen." Empört schnappt das Team nach Luft und auch begeisterte Anhänger des Sportes protestieren. „Professor!", platzt James heraus, „Das ist das zweite Jahr in Folge! Letztes Jahr war auch-!" „Mir ist durchaus bewusst, wie die Dinge liegen", unterbricht sie ihn scharf, „und seien Sie versichert Mr. Potter, dass ich darüber genauso betrübt bin, wie Sie, aber das sind die Anweisungen des Schulleiters und dem ist Folge zu leisten." Ihr Ton lässt keinen Platz für Widerspruch. „Kein Schüler", fährt sie mit erhobener Stimme fort, „verlässt das Schloss ohne sich davor bei einem Lehrer gemeldet hat. Auch für die Ländereien gelten dieselben Regeln wie für die Gänge. Niemand geht ohne einen Siebtklässler, Vertrauensschüler oder Lehrer herum, haben wir uns verstanden?" Sie sieht mit ernst zusammen gekniffenen Augen durch die Menge. Stille Gesichter und traurige und verängstigte Mienen sind ihre Antwort. Sanft fügt sie an: „Wir werden alles tun, um Ihre Sicherheit zu gewähren und Hogwarts weiterhin zu einem sicheren Ort für Sie machen. Sollte Ihnen etwas auffallen, melden Sie es bitte sofort dem Lehrerpersonal."

Schon schiebt sie sich durch die Menge auf das Portraitloch zu. Kurz bevor sie den Gemeinschaftsraum verlässt dreht sie sich noch einmal zu uns und meint: „Übrigens, das Mittagessen sollte schon aufgetischt sein, also falls jemand Hunger verspüren sollte, wäre nun der geeignete Zeitpunkt, um mir zu folgen." Das scheint die Spannung zu lösen. Einige Schüler grinsen, andre nicken und stoßen ihre Freunde an. Ein Schmunzeln umspielt McGonagalls Lippen, als sich eine Traube von Schülern hinter ihr her strömt.

Ich ziehe mich in den Schlafsaal zurück. Marl sitzt mit mir sprachlos auf meinem Bett. Eine schier endlose Zeit verstreicht und die Sonne berührt schon die Spitzen der Baumkronen des verbotenen Waldes, als ich mich räuspere. „Weißt du, was ich gerade überlege?", sage ich. Mena schüttelt den Kopf. Ich sehe starr auf die schimmernde Fläche des schwarzen Sees, als ich fortfahre: „Ob nicht dieser Attentäter unseren Basiliskenzahn genommen hat." Marls Gesicht spiegelt ihr Entsetzen wieder. „Meinst du?", bringt sie hervor, „Aber woher sollte er das wissen? Und wieso sollte er das tun?" Auf all die Fragen weiß ich keine Antworten. Es scheint einfach alles den Bach hinunter zu gehen. Ich zucke mit den Schultern. „Ich weiß es nicht." Schweigen. „Aber erst Cassy und dann May", seufze ich müde, „Vielleicht sollte ich mich von Hufflepuffs fernhalten. Ich scheine offenbar ihr Todesbote zu sein." Marl legt den Kopf schief. Wie May. Ich schließe die Augen und schüttle den Gedanken ab. Ich beginne ihr vom Morgen zu erzählen, wo ich mit May geredet habe. Wo sie noch gelebt hat. Wo ich ihr noch gesagt habe, dass alles besser werden würde. Was für eine Lüge. Ich merke, wie der Beruhigungstrank nachlässt, denn Schuld nagt eisern an mir. „Was sollen wir nur machen?", verzweifelt sehe ich sie an, „ich meine, es hat doch nichts mehr einen Sinn! Wir können die Horkruxe nicht mehr zerstören, der Zahn ist weg und die Prophezeiungen machen sowie so keinen Sinn! Außerdem- was können wir schon ausrichten?" Marlene kneift die Augen zusammen und packt mich an den Schultern. „Emily, du hörst mir jetzt mal ganz genau zu! Wir haben schon so viel Scheiße erlebt! Wir haben Schlachten geschlagen, sind durch das Polymagische Turnier gekommen, wir haben mit einer Moire verhandelt, sind Animagi geworden, einen Horkrux zerstört und das hier werden wir auch überstehen! Wir haben uns und wir haben Dumbledor!" Ich schlucke meine Angst hinunter, als ihre Worte etwas in mir bewirken. Trotz und Zuversicht steigen in mir auf. Sie hat Recht. Wir sind schon durch so viel gegangen. Wir werden auch das hier überstehen. Und wenn ich es allein tue, um die, die gestorben sind zu rächen. Mathias, Cassy, Sarah, Paulina, Nick und May. Sarah... mein Mäuschen. Sie hat es nicht verdient zu sterben! Nein- Sie alle hatten es nicht verdient zu sterben!

Ich nicke entschlossen. „Du hast Recht, Marlene", stimme ich ihr grimmig zu, „Wir müssen logisch überlegen." Welchen Horkrux könnten wir denn noch suchen? „Im Notfall können wir noch einen Basiliskenzahn holen. Aber welchen Horkrux sollen wir uns als nächstes vornehmen?" Marlene beißt auf ihrem Fingernagel um. „Hm, naja, hast nicht mal Dumbledor von dem Ring erzählt?" „Stimmt", sage ich und springe aus meinem Bett. „Komm", ich ziehe sie auf die Beine, „wir gehen zu Dumbledor."

Wir pfeifen auf die neue Regelung und huschen durch die Gänge hinauf zu Dumbledors Büro. Es ist absolut unvernünftig und eigentlich gefährlich. Wir werden sicher nicht ohne Konsequenzen weg kommen, aber das ist es wert. Mit gezückten Zauberstäben erklimmen wir die Treppen. „Nur noch die da rauf", flüstere ich Mena zu. Sie nickt entschlossen und wir beeilen uns noch mehr, als wir es eh schon tun. Wir hasten weiter, bevor wir vor dem Wasserspeier zu stehen kommen. Shit. Ich weiß das Passwort nicht. Der linke Wasserspeier sieht uns skeptisch an und öffnet schon den Mund, um etwas zu sagen, da fällt ihm Mena ins Wort. „Erdbeerbananenstangen." Mit einem Grummeln klappt er zur Seite. Meine Kinnlade klappt herunter. „Woher weißt du das?", frage ich. „Sirius", murmelt sie und gemeinsam eilen wir die Stufen hinauf. Kurz vor der Tür bleiben wir stehen und sehen uns an. Entschlossenheit blitzt in unseren Augen auf. „Lets go", sage ich leise und klopfe an. Ein verdutztes „Herein" erklingt. Vorsichtig drücke ich die Tür auf und Mena lugt an mir vorbei zu unserem Direktor. „Miss Oelschlägel, Miss Haimerl", sagt er und er bedeutet uns mit einer Handbewegung hereinzukommen. „Wie kann ich Ihnen behilflich sein?" Seite an Seite stehen wir vor seinem Pult, an welchem er sich mit einer Hand abstützt. Offenbar hat er gerade seine Instrumente sortiert. „Professor", beginnt Marl, „Es ist wegen dem Ring." Ein ernster Ausdruck legt sich auf sein Gesicht. „ich habe ihn nicht vergessen, falls sie darauf hinauswollen." „Das sagen wir auch gar nicht", beeile ich mich zu sagen, „Aber es ist wirklich, wirklich wichtig dass wir ihn finden." Dumbledor streicht sich über die Stirn und setzt sich mit einem Seufzen, wobei er uns bedeutet dasselbe zu tun. Ich nehme den Blick nicht von Dumbledor und in einem der weichen Sesseln Platz. „Mir ist bewusst. Sehr bewusst sogar. Vielleicht beruhigt es Sie ein wenig, wenn ich Ihnen sage, dass ich tatsächlich für nächste Woche einen Besuch in Little Hangleton geplant habe." Begeistert wechsle ich einen Blick mit Marl. Das wäre so cool! „Jedoch", stoppt er unsere Euphorie, „kann ich dies nicht im Wissen die Schule unbewacht zu lassen durchführen." Was? Irgendwo verstehe ich ihn, aber wir brauchen den Horkrux! „Aber-„, setzt Marl an, doch er unterbricht sie energisch: „Ja, der Basiliskenzahn ist wichtig, doch noch wichtiger ist die Sicherheit dieser Schule zu gewährleisten! Und die der Schüler! Das ist im Moment meine Priorität." Stumm seufze ich. Er blickt mit seinen ernsten, durchdringenden, drängenden Augen in unsere. Ich bin mir sicher er hat das Verständnis aus ihnen gelesen. „Ich sehe, Sie haben mich verstanden." Wir nicken. Er lehnt sich zurück. „Gibt es sonst noch etwas, das Sie mit mir besprechen wollen?", fragt er mit sanfter Stimme. Ich schüttle den Kopf und lasse all meine Gedanken nicht zu mir durchdringen. Legilimentik sucks. „Dann würde ich euch bitten wieder in euren Gemeinschaftsraum zurück zu kehren." Wieder nicken wir und erheben uns. Ich versuche meine Enttäuschung zu verbergen. Wir sind schon fast aus der Tür draußen, als Dumbledor uns hinterher ruft: „Und Miss Oelschlägel, Miss Haimerl! 5 Punkte Abzug, weil Sie ohne Begleitung durch die Gänge stromern." Ich stöhne genervt auf. So ein Doxymist. Heute geht auch alles schief.


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