Rave

Kostas

Ich fuhr das Auto gar nicht erst in die Garage. Mom wird bestimmt angepisst sein. Schließlich hatte sie mir unendlich viele Nachrichten geschrieben, doch ich hatte gestern nicht mehr auf mein Handy geguckt. 
"Sorry, Mom!", rief ich durch die Küche und zog meine Schuhe aus. "Ich hab voll die Zeit aus den Augen verloren. Mik und ich sind dann-" Ich stoppte mitten im Satz, als ich sah, dass Mom nicht alleine in der Küche saß.
"Hey, Großer." begrüßte er mich.
Warum jetzt schon? Ich wusste ja, dass er bald aus dem Knast entlassen wird. Aber jetzt? Irgendwie kam mir das alles viel zu früh vor. Aber er hatte mir schließlich auch kein genaues Datum genannt, weil es mich in diesem Moment einfach nicht interessiert hat.
"Hey...Dad..."
"Mom hat mir schon erzählt, dass du mit Freunden unterwegs warst. Hast wohl die Zeit vergessen, was?"
Ich nickte nur und ließ mich langsam auf einen Stuhl sinken.
"Ist schon, okay Schatz. Dann geh ich heute Nachmittag einkaufen."
"Wer sind, denn deine Freunde, dass sie eine Stunde entfernt wohnen?"
"Kennst du nicht. Hab sie im Camp kennengelernt."
"Stimmt, das Camp. Wie war es?"
"War scheiße."
"Das stimmt doch nicht, Kostas.", sagte meine Mutter und lächelte mir zu. "Erzähl Dad doch, wen du da kennengelernt hast."
Ich schaute zu Dad und sah, dass er eine Kaffeetasse vor sich hatte. Die wird wahrscheinlich gleich in viele Einzelteile zerfallen, wenn ich es ihm erzähle. Aber ganz ehrlich? Was habe ich denn zu verlieren? Meinen Vater hatte ich schließlich schon lange verloren. 
"Er heißt Mik.", sagte ich. "Und er ist mein Freund."
Mein Vater nickte langsam. Es sah aber so aus, als wüsste er nicht was das bedeutete.
"Wir sind zusammen.", fügte ich hinzu.
"Achso...Dann... Musst du ihn uns ja bald mal vorstellen."
"Mhm, mal sehen."
Meine Mom dachte jetzt wahrscheinlich, dass er sich für mich freut, doch ich wusste, dass er es nicht tat. Er war nicht damit einverstanden, dass ich einen Freund habe. Doch er würde erstmal auch nichts sagen, weil er das Vertrauen von mir wiedergewinnen will damit ich nicht so schnell die Polizei rufe, wenn er wieder in seine alten Muster verfällt. Doch ich werde auf seine dummen Spielchen nicht reinfallen. Er hat es sich mit mir endgültig verkackt.
"Wie geht es dir denn so, Kostas? Was hast du so in den letzten Jahren alles gemacht? Erzähl mir ein wenig was.", meinte mein Vater.
Bevor ich ihm antworten konnte, klingelte mein Handy.

"Hey, was geht?", begrüßte ich Katharina.
"Hey. Hast du schon gelesen, dass heute spontan ein Rave stattfindet?"
"Illegal?"
"Vielleicht..."
"Ja, scheiß drauf. Bin dabei. Wann und wo?"
"Wir wollten uns um 19 Uhr bei Joey treffen."

Ich schaute zu meinen Eltern, welche mich fragend ansahen.

"Kann ich schon eher zu dir kommen?"
"Ja, klar. Komm so vorbei, wenn du willst."
"Cool, bis gleich."
"Lass dich nicht zu sehr von deiner Mom nerven."

Ich lachte nur und legte auf. Katharina ahnte anscheinend schon, dass ich kein Bock hatte zu Hause zu bleiben.
"Ich geh heute Abend noch feiern."
"Wohin?", fragte mein Vater.
"Auf ne Party."
"Und was meintest du grad mit illegal?"
"Katharina meinte, dass ihr kleiner Bruder mitkommt. Und da hab ich halt gefragt ob er illegal hingeht oder ob Minderjährige da erlaubt sind."
Das war meine Notfall Ausrede, falls meine Eltern mich irgendwann mal auf so einen Rave ansprechen und was daran illegal sein soll. 
"Also, ich geh gleich schon mal zu Katharina.", sagte ich und stand auf.
"Komm nicht zu spät nach Hause.", meinte mein Vater, weswegen ich mit den Schultern zuckte.
"Weiß ich noch nicht. Bis dann. Mom, deine Autoschlüssel liegen auf der Kommode."
Ich ging in mein Zimmer und zog mich um. Ich freute mich darauf endlich mal wieder den ganzen Abend mit meinen Freunden zu verbringen. In der letzten Zeit kamen sie echt ein wenig zu kurz. 
Katharina wohnte nur 15 Minuten Fußweg von mir entfernt. Ich klingelte an der Tür.
"Moin, Kostas!", begrüßte Katharinas kleiner Bruder mich.
"Na du. Wie geht's dir?"
"Joa, so weit ganz gut. Katharina ist oben."
"Danke."
Ich stieg die Treppen hinauf. Katharinas Tür stand weit offen, wie eigentlich immer. Sie hatte nichts vor ihren Eltern zu verheimlichen. Außer vielleicht, dass sie auf illegales Raves geht und sich hier und da schon mal ein paar Drogen eingeworfen hat. Aber alles in allem war ihre Beziehung zu ihrer Eltern so, wie ich es mir wünschen würde.
"Hey.", begrüßte ich sie und setzte mich auf ihr Bett.
"Hey, Stress mit deiner Mom?", fragte sie. Sie saß auf dem Boden vor ihrem Spiegel und machte sich ihre Haare. Ich wusste, dass das jetzt ein wenig dauern wird, vor allem weil sie sich auch noch schminken musste. 
"Schlimmer.", antwortete ich ihr. "Mein Vater."
"Dein Vater?", sagte sie geschockt.
"Jup. Seit heute raus. Hab jetzt absolut kein Bock bei ihm zu sein. Er tut halt so als ob alles in Ordnung wäre. Und als ob er unsere Familie nicht zerstört hätte."
"Ach du Scheiße. So ein Dreckssack."
"Du sagst es. Da kommt mir diese Party heute genau richtig. Übrigens, wir müssen noch Alkohol kaufen gehen. Hab nichts zuhause gehabt."
"Ich glaub wir haben noch ein bisschen was, aber wir kommen ja sowieso an mehreren Läden vorbei, wenn wir zu Joey gehen."

(...)

Ich genoss das Vortrinken mit meinen Freunden richtig. Es hat mir noch mehr gefehlt als ich es dachte. Nun waren wir bereits auf dem Weg zum Rave, welcher in einem Tunnel stattfand. 
"Hat jemand nh Joint oder so?", fragte Joey. Wir alle verneinten. "So ein Scheiß, junge. Da geht man einmal mit euch feiern und keiner ist vorbereitet." sagte er.
"Wir besorgen dir gleich irgendwas du Junkie.", sagte ich.
"Will ich hoffen."
Endlich waren wir beim Rave angekommen, welcher schon in vollen Gängen war. 
"Jace, du hast verloren!", rief Joey ihm über die laute Musik zu.
"Scheiße, ich dachte er vergisst es. Ich geh schon. Hilft mir jemand?"
Katharina schloss sich ihm an um die Getränke zu holen. Jedes mal bevor wir feiern gehen spielen wir ein paar Trinkspiele, derjenige der bei den meisten Spielen verliert muss die erste Runde ausgeben.
"Alter... Roland ist hier.", sagte Naomi.
"Och ne Junge ich hab wirklich absolut kein Bock auf Stress.", meinte Joey genervt.
Roland war ein Typ auf unserer Schule der sich, aus welchem Grund auch immer, zur Lebensaufgabe gemacht hat uns zu hassen. Und bei jeder Gelegenheit die sich bietet zeigt er uns das auch.
"Ich will einfach die Nacht genießen und einen schönen Joint rauchen."
"Kriegst schon Entzugserscheinungen?", fragte ich lachend.
"Ja, junge. Ich krieg schon einen Zittrigen wie ne Oma mit Parkinson."
Wir fingen an los zu lachen. Doch mein Lachen erstickte, als mich plötzlich jemand von hinten packte.

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