95. Kapitel

Eleanor

Gerade standen wir noch vertraut nebeneinander und hielten uns in den Armen und gleichdarauf war eine Lücke zwischen uns entstanden. Es war eine Sache sich als Liebespaar zu offenbaren, doch eine ganz andere Sicht bekam es, wenn man dies auch noch in der Öffentlichkeit tat. Denn auch wenn ich mich schon an die verschiedenen Fotos von Louis und mir, wie wir Händchen hielten oder uns gerade umarmten, etwas dran gewöhnt hatte, war es doch etwas anderes, wenn uns jemand in diesen Moment ansprach und direkt neben uns stand. Ich war nicht der Mensch ständig im Mittelpunkt stehen zu müssen; das war Louis Part. Deswegen war ich auch zusammengezuckt und mein Körper hatte ganz automatisch reagiert.

„Oh entschuldigen Sie. Ich wollte Sie nicht erschrecken", kam es gleich von der Verkäuferin, die nun etwas unsicher wirkte. Wahrscheinlich war es mein Blick, der stets starr auf ihr lag. Mein Herz raste immer noch und mein Kopf spielte die unglücklichsten Szenen ab, die es sich nur vorstellen konnte.

„Mir geht es gut", die Worte kamen fast atemlos aus mir heraus. Dabei hielt ich mir meinen Bauch und versuchte wieder etwas regelmäßiger zu atmen. Ich spürte Louis besorgten Blick im Nacken, doch ich musste erstmal die Verkäuferin mit beruhigen. Ich hatte sie mit meiner heftigen Reaktion wohl selber total erschreckt.

„Geht es ihnen wirklich gut? Brauchen Sie etwas zu trinken?", fragte die junge Frau und wollte schon sich umdrehen, um überstürzt davon zu stürmen, und ein Glas Wasser aufzutreiben, doch ich hielt sie sanft auf.

„Danke, aber ich brauche nichts", nun schaffte ich es auch endlich ein beruhigendes Lächeln aufzusetzen. Sanft spürte ich Louis Hände auf meinen Schultern, die mir Halt spendeten und sich damit anscheinend selber beruhigen wollte, da er nun wusste, dass ich nicht mit seiner Hilfe umkippen konnte.

„Gut...", sie strich sich einmal durch ihre Haare, um wieder die Fassung zubekommen – so wie Louis und ich das häufiger machten – und lächelte uns dann an: „Wie kann ich Ihnen behilflich sein? Suchen Sie etwas Bestimmtes?", fragte uns die Verkäuferin nun wieder selbstbewusster und ging ganz in ihrem Beruf auf.

Als wir das Geschäft verließen war es schon früher Nachmittag. Alles was wir jetzt schon mit nach Hause nehmen konnten, war in Tüten verpackt worden, die wir nun zum Auto trugen. Der Rest würde mit einem Lieferservice in ein paar Tagen ankommen. Louis Auto war dann einfach doch nicht so groß, dass ein Kinderwagen, ein Kinderbett und eine Wickelkommode gleichzeitig rein passen würden.

Während ich nur eine kleine und leichte Tüte mit Babykleidung trug, schleppte Louis sich mit gleich mehreren Beuteln ab. Wir hatten nicht nur Kleidung und die Kleinigkeiten, wie ein Babyfon gekauft, sondern auch Kinderdecken, Trinkflaschen speziell für Kleinkinder, Windeln und vieles mehr. Wir wollten für alles gerüstet sein und nicht gleich im ersten Monat nach der Geburt schon wieder hier aufkreuzen, da wir den Wachstumsschub der Neugeborenen nicht mitberechnet hatten.

Leider wurde der Weg zum Wagen uns erschwert, obwohl Louis so nah wie möglich geparkt hatte, da nun doch ein paar Leute mitbekommen hatten, dass wir uns seit mehreren Stunden hier aufhielten. Mason der die ganze Zeit geduldig ausgeharrt hatte und uns in der ein oder anderen Sache mit der Verkäuferin beraten hatte – da er schon selber Kinder hatte – versuchte uns nun die Paparazzi und Fans so weit wie möglich vom Leib zu halten.

Ich hatte meinen Kopf wie üblich gesenkt und benutzte meine langen Haare als Schutzvorhang für mein Gesicht. Schnell versuchte ich den Leuten zu entkommen, die uns immer mehr bedrängten und uns Fragen an den Kopf knallten. Als wir alle das Auto erreicht hatten und der Wagen offen war, schmissen wir alles so schnell wie möglich rein und stiegen dann selbst dazu. Als Mason von außen uns den Weg frei machte, konnten wir endlich fahren. Erleichtert seufzte ich und lehnte mich entspannt in meinen Sitz zurück. Ich war so froh den Tumult da draußen entfliehen zu können.

„Ich freu mich so auf unser zu Hause", murmelte ich und musste lächeln, selbst mit den Fans, sie an die Scheiben des Autos klopften. Ich hoffte nur, dass sie sich nicht verletzten. Sowas war verdammt gefährlich und am liebsten hätte ich das Fenster herunter gelassen und es ihnen persönlich gesagt, doch die Wahrscheinlichkeit, dass ich es damit nur schlimmer machte, als die Situation schon sowieso war, ließ mich zurückschrecken. Außerdem sah ich schon wie Mason sich einen Weg zu ihnen bahnte und sie bestimmt aber dennoch respektvoll vom Auto fernzuhalten versucht.

Als sich der Wagen nicht weiter in Bewegung setzte, obwohl der Weg weitestgehend frei war, sah ich meinen Verlobten verwundert an und bei seinem Anblick, stockte mir der Atem. Louis sah mich mit liebevollen und rührenden Blick an, dass mir fast selber die Tränen kamen.

„Was ist los?", es war nur ein flüstern, was zwischen meinen Lippen herausgehaucht wurde. Ich war wie erstarrt und gleichzeitig fühlte sich mein Körper wie flüssige Butter an.

„Du hast unser zu Hause gesagt...", sein Blick der stets auf mir lag, wurde noch liebevoller, wenn das überhaupt noch ging und Sehnsucht nach etwas oder jemanden glänzte in seinen Augen, dass es sich fast so anfühlte, als würde ich mit ihnen in einen Bann gezogen, der wie eine Luftblase um uns war. Ich war ihn ohne Ausnahme ausgeliefert.

Deswegen konnte ich darauf auch nichts erwidern, ich war einfach nur über seine Reaktion überrascht. Somit blinzelte ich kurz, als Louis linke Hand meine rechte Wange berührte und sanft über meine Haut fuhr.

„Das bedeutet mir so viel", er ließ seine Hand sinken und legte sie wieder ans Lenkrad.

„Oh", war das einzige was ich zustande brachte. Mir war gar nicht bewusst gewesen, dass ein einziger Satz so eine Auswirkung auf ihn haben konnte – abgesehen von den ganzen Drohungen da draußen. Aber dann schlich sich auf mein Gesicht ebenfalls ein atemberaubendes Lächeln aus. Mein Herz flatterte, als ich daran dachte, was uns zu Hause erwartete...

„Dann lass uns nach Hause fahren", meinte ich nun zu ihm und legte meine rechte Hand auf seinen Oberschenkel. Er grinste mich nun an, wandte dann aber seinen Blick wieder auf die Straße und fuhr vorsichtig los. Die ganzen Leute um uns rum, hatte ich in den letzten zwei Minuten überhaupt nicht beachtet, somit war ich leicht überrascht, als ich wieder den Geräuschpegel war nahm. Denn sie hatten in der Zeit in der ich abgelenkt gewesen war nicht aufgehört irgendwie unsere Aufmerksamkeit zubekommen. Außerdem musste ich jetzt, wegen den Blitzlichtern – auch wenn es hell draußen war – blinzeln und war froh, als wir dass alles hinter uns ließen.

Sobald wir auf unser Grundstück fuhren, Louis wenig später den Motor ausstellte und die Handbremse anzog, öffnete ich die Autotür und atmete tief durch, ehe ich mich aus dem bequemen Sitz rutschen ließ. Ein was Gutes hatte es, dass Louis einen Luxusschlitten fuhr und dazu noch einen den man eigentlich eher häufiger in den amerikanischen Staaten sah: Er war sehr hoch gebaut, sodass ich mich nicht wirklich hochstemmen, sondern runter rutschen konnte.

Währenddessen sprang Louis auf der anderen Seite aus dem Auto und joggte zu mir rüber, um mir den einen Arm um die Taille zu legen und mich zur Haustür zu führen. Seitdem er zurückgekommen war, sieg seine Fürsorge für mich ins unermessliche. Zum einen genoss ich die Hilfe, die er mir jede Sekunde anbot, doch hatte ich Sorge, dass es ihn irgendwann zu viel wurde.

„Danke", sagte ich und küsste ihn auf die Wange, als er mich auf dem Sofa los ließ und ich mich hinsetzen konnte.

„Gerne", er lächelte mich an, nahm eine Strähne zwischen seine Finger und steckte sie hinter mein Ohr: „Ich hole noch schnell die anderen Sachen aus dem Auto und dann gehöre ich ganz dir", mit einem zwinkern wandte er sich ab, sodass er nicht mehr sah, wie ich rot wurde. Manchmal war er einfach...Ich konnte nur lächelnd den Kopf über ihn schütteln.

Als ich ein bellen vom Eingang hörte und kurze Zeit später Bruce um meine Beine sprang, wuschelte ich meinen Vierbeiner durchs Fell und knuddelte ihn.

„Ich habe dich so vermisst", flüsterte ich und graulte ihn. Ich war so damit beschäftigt Bruce anständig zu begrüßen, dass ich unseren anderen Besuch, der mehr als nur eine Person war, gar nicht bemerkte.

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