93. Kapitel

Eleanor

Es war ein komisches Gefühl zu fallen, doch es währte nur eine Millisekunde, dann hatte ich teilweise die Kontrolle meines Körpers wiedererlangt. Diese kurze Zeit nutzte ich aus und schloss die Tür, die ich vorher vor Enttäuschung zugeschlossen hatte, wieder auf und ließ mich vorsichtig nach unten rutschen. Langsam legte ich mich auf den kühlen Boden und bette meinen Kopf auf meine Hände. Ich hatte eine halbwegs bequemste Position noch nicht gefunden, da spürte ich Louis warmen Körper über mir.

„Eleanor!", er klang erschrocken und seine Stimme brach vor Sorgen am Ende. Ich konnte und wollte jetzt nicht in sein Gesicht sehen, den Schmerz den ich darin finden würde, würde mich sehr wahrscheinlich erschüttern. Zudem fühlte sich mein Körper kraftlos und ohne Energie. Selbst wenn ich wollte, könnte ich nicht mal mehr meine Hand heben. Ich war so unendlich müde.

„Ich muss einen Arzt rufen. Das ist nicht mehr normal!", er klang außer sich vor Sorge und sprach dabei mit sich selber. Ich wusste nicht, was ich für ein Bild abgab, aber nach seiner Reaktion zu beurteilen, nicht gerade ein Gutes. Ich spürte wie ich zu schwitzen begann, obwohl ich auf den kühlen Boden lag. Gleichzeitig fühlte ich mich aber wie ein Eisblock an. Verzweiflung mischte sich mit den imaginären Schmerzen. Ich durfte jetzt nicht krank werden. Was, wenn es meinem kleinen Punkt schadete? Zudem konnte ich in diesen Zustand Louis morgen nicht zu den 'Brits Award' begleiten. Meine ganze Planung wäre umsonst gewesen...

Sanft spürte ich seine Hände an meinen Körper als er mich vorsichtig hochhob, mich zum Bett trug und sanft wieder ablegte. Behutsam fasste er mich nur an den Stellen an, wo es wirklich nötig war, sodass ich das Gefühl bekam, ich wäre aus Porzellan und könnte bei dem kleinsten Stoß in tausende Einzelteile zerspringen. Doch ich verstand seine Sorge – mir selber würde ich nicht über den Weg trauen.

„Du hättest mich nicht abholen brauchen", flüsterte er sanft und zog nach einen fragenden Blick meine unbequeme Hose aus. Schnell hatte er sie beiseitegelegt und streifte mir nun etwas Kuschliges über meine Beine. Als er die dicke Winterdecke über meinen Körper ausbreitete, fühlte ich mich ein wenig besser. Doch die vielen schlaflosen Nächte zerrten an meinen Nerven.

„Ich wollte dich aber sehen", flüsterte ich genauso leise zurück wie er und umfasste mit kalten Fingern seine warme Hand. Er zuckte bei der Berührung leicht zusammen und fing auf der Stelle an meine Hände mit seinen eigenen Fingern zu wärmen. Während ich das sagte fielen mir immer wieder die Augen zu, doch ich kämpfte dagegen an. Die Angst und die Panik vom alleine sein, kam sofort wieder hoch, sobald ich die Augen schloss und Louis nicht mehr sah.

„Das bin ich es doch gar nicht wert", konterte er und sah mir dabei in die Augen. Was ich darin sah ging mir durch Mark und Bein. Er meinte das völlig ernst und ich war fassungslos. Mein Blick sollte ihn Strafen für diese Worte, die absolut nicht stimmten.

„Natürlich bist du das wert, Louis! Du bist so viel mehr", nun umklammerte ich seine Hand fester und versuchte seinen Blick wieder einzufangen, als er sich während er die Worte ausgesprochen hatte, von mir abgewendet hatte. Schlussendlich schaffte ich es und ich sah ein zögerliches kleines Lächeln auf seinem Gesicht.

„Ich liebe dich so sehr. Pass bitte auf mein Herz auf. Ich möchte euch alle nicht verlieren", sein warmer Atem streifte meine Haut, als er sich über mich beugte und meine Stirn sanft küsste. Seine Lippen verharrten für einen kurzen Moment an dieser Stelle, ehe er sich langsam wieder von mir löste.

„Schlaf jetzt und ruhe dich aus. Ich ruf derweile eine Ärztin an. Ich möchte einfach die Schlimmsten Sachen ausschließen. Denn ich will nicht noch jemanden verlieren", in seiner Stimme klang so viel tiefer Schmerz mit, dass mir die Tränen wieder in den Augen standen. Ich machte ihn mit meinem Verhalten nur noch zusätzlich Sorgen und Probleme, stattdessen, sollte ich ihn doch trösten und ihn ablenken...

„Es tut mir so leid", die Worte kamen vom Herzen und doch hatte ich das Gefühl, das es nicht die richtige Bedeutung hatte. Ich sah ihn fast schon flehend in die Augen an. Ich wollte, dass er wusste, dass es mir wirklich leid tat. Ich wollte ihn nicht zur Last fallen. Ich wollte ihn stützen und schützen – vor allem und jeden, doch ich versagte auf ganzer Linie. Ich wollte, dass wir das gegenseitig tun. Doch momentan war ich diejenige die nicht Schwimmen konnte und ihn gleich mit Unterwasser zog. Ich wollte so viel, doch ich schaffte es nicht.

„Es wird alles wieder gut", Louis machte schon anstalten aufzustehen und aus dem Zimmer zu gehen, doch ich hielt ihn mit panischen Blick zurück. Seine Nähe und Wärme nicht mehr zu spüren, würde mich wieder in das Loch fallen lassen. Ich konnte dieses Gefühl nicht länger ertragen.

„Bitte bleib", nun flehte ich ihn wirklich an. Die aufkommende Angst und die Panik schnürten mir nun endgültig die Kehle zu. Ich würde kein Auge zu machen können, wenn er nicht neben mir lag. Das wusste ich.

Als er meinen Blick begegnet, handelte er sofort. Er zog sein Handy aus der Hosentasche, krabbelte über mich und breitete seine Arme aus, damit ich mich an ihn kuscheln konnte. Ich bettete meinen Kopf auf seine Brust. Seinen Arm fest um meinen Oberkörper. Sanft strichen seine Finger über meinen Pullover. Langsam schaffte ich es Stück für Stück mein Bein über seine zu legen und dabei noch Platz für meinen gewölbten Bauch zu haben. Währenddessen hatte Louis sein Handy in der anderen Hand angemacht und tippte darauf herum. Zufrieden konnte ich endlich nach Wochen meine Augen wieder schließen, ohne sie panisch aufreißen zu müssen und konnte mich in seinen Armen sicher fallen lassen. Louis Stimme war so leise und nur ein Hintergrundgesäusel, dass sie mich langsam aber sicher in die Träume trug.

Es fühlte sich so an, als wären nur Sekunden vergangen, als ich erschrocken und voller Panik meine Augen wieder öffnete. Als ich mich orientierungslos im Raum umsah, merkte ich, wie Louis versucht hatte, ohne mich zu wecken, aufzustehen. Das war es also, was mich so in Panik versetzt hatte. Die Wärme von ihm hatte gefehlt.

„Schlaf ruhig weiter. Ich muss die Tür unten öffnen, sonst kommt die Ärztin nicht rein", er flüsterte es so leise, das ich ihn kaum verstand. Vielleicht erhoffte er sich damit, dass ich nicht ganz aufwachte und mich den friedlichen Träumen wieder hingab, aber das würde in meinen Zustand ohne ihn nicht funktionieren. Mit dem Wissen, dass er den Raum verlassen würde, war ich nun hellwach.

„Ich bin gleich wieder da", Louis strich mir sanft über die Wange, ehe er nun wirklich aufstand und zur Zimmertür ging. Ich schluckte und versuchte das beklemmende Gefühl in meinem Bauch zu ignorieren. Ich musste stark sein! Ich schaffte das! Es waren nur für ein paar Minuten, dann war er wieder da...

Gleichdarauf hörte ich leise Stimmen von unten. Ich erkannte die weibliche Stimme wieder. Sie war einer der Ärzte, die die Jungs auf Tour begleitete. Wenn One Direction überall auf der Welt Konzerte gab, konnten sie nicht jedes Mal in eine Praxis rennen, wenn es ihnen schlecht ging. Die Gefahr, dass sie zu schnell erkannt wurden, war einfach zu groß. Somit reiste immer jemand mit, damit man schnell reagieren konnte, falls doch etwas sein sollte. Deswegen hatten auch alle Jungs ihre Nummer. Diese Ärztin hatte ihren eigentlichen Sitz hier in London, sodass sie auch in der Pause für die Jungs da sein konnte – und nun war sie es für mich.

Die Diagnose fiel nicht so schlimm aus wie Louis erst vermutet hatte. Durch meinen erheblichen Schlafmangel, war mein Körper so schwach geworden, dass es kein Wunder war, dass ich wie ein Zombie rumgelaufen bin. Sie hatte mir eine Spritze mit irgendeinen Mittel – ich hatte den Namen nicht mal richtig verstanden gehabt - gegeben und mich zu Bettruhe geraten. Mit unserer Tochter war auch alles in Ordnung, wodurch Louis und mir einen riesen Stein von Herzen fiel. Ich hätte es mir nie verzeihen können, wenn etwas mit meinem kleinen Punkt durch mich passiert wäre. Somit schlief ich in Louis Armen schnell wieder ein. Die Verabschiedung von der Ärztin hatte ich schon nicht mehr mitbekommen.

Durch mehrere Stimmen, die von unten zukommen schienen, wachte ich schließlich wieder auf. Mein Zeitgefühl war nun vollkommen durcheinander. Selbst auf mein Handy konnte ich nicht schauen, da es nicht mehr neben mir lag. Als ich mir verschlafen die leicht verfilzten Haare aus dem Gesicht gestrichen hatte und mir einmal mit einer Hand die Augen gerieben hatte, streckte ich mich. Egal wie lange ich tatsächlich geschlafen hatte, nun war ich ausgeruht und fühlte mich um einiges besser, als vorher.

Die Stimmen, die mir langsam aber sicher bekannt vorkamen, wurden lauter und brachen dann sofort wieder ab. Verwundert über unseren unerwarteten Besuch, kletterte ich schlussendlich aus dem Bett, zog mir etwas anderes an und öffnete leise die Tür. Die Spritze der Ärztin hatte Wunder bewirkt, sodass ich mich wohler fühlte, als gedacht. Vielleicht konnte ich doch noch meine eigentlichen Pläne verfolgen...

Sobald ich das Lachen hörte, das noch immer von unten kam, wusste ich, dass zumindest einer der Besucher Niall war. Somit musste ich nicht lange überlegen und vermutete einfach, dass die ganze Rasselbande hier war. Auf meinem Gesicht breitete sich schlagartig ein Lächeln aus. Ich freute mich jedes Mal so sehr, wenn sie kamen – auch wenn des jede Menge Chaos und spätere Aufräumaktionen hießen.

„Eleanor", Harry war der Erste, der mich entdeckte, als ich den Raum betrat. Es schien so, als wäre hier eine Volksversammlung, denn nicht nur ganz One Direction war anwesend, sondern auch Louise, Sophia und Max waren da. Nun sah ich ein wenig verblüfft in die große Runde. Sie waren im Wohnzimmer verstreut. Liam saß auf einen Stuhl, der eigentlich in der Küche stand und ließ sich von Louise gerade die Haare machen. Harry, Niall und Max spielten irgendein Videospiel auf dem großen Fernseher und Sophia schaute zu. In dem Moment als ich den Raum betreten hatte, war Louis von dem Sofa aufgestanden und kam nun mit einem liebevollen und gleichzeitig besorgten Blick auf mich zu gelaufen.

„Wie geht es dir?", er erkundigte sich lediglich bei mir, doch in der Frage steckte noch so viele mehr. Als er mich erreicht hatte, schlang er die Arme sanft um mich und vergrub sein Gesicht kurz in meinem Nacken.

„Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht", murmelte er immer noch an meinem Hals und blies so heiße Luft auf meine empfindliche Haut. Sofort breitete sich bei mir Gänsehaut aus und ich musste ein kleines kichern unterdrücken.

„Mir geht es schon viel besser. Ziemlich gut sogar. Ich fühl mich ausgeruht", antwortete ich ihm leise und genoss die Zärtlichkeit. Noch während wir so da standen, arbeitete mein Gehirn weiter und versucht die Situation mit irgendetwas in Verbindung zu bekommen. Und dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Heute waren die 'Brits Awards' zu der Liam und Louis gehen würden. Eigentlich wollte ich mit, doch nach dem Vorfall von gestern, würde Louis mich bestimmt nicht mitnehmen wollen.

„Habe ich wirklich bis heute durchgeschlafen?", fragte ich meinen Verlobten leise, als wir uns voneinander lösten und sah ihn fragend in seine wundervollen klaren Augen.

„Ja, hast du. Ich habe immer mal wieder nach dir gesehen, doch du lagst friedlich da und hast tief und fest geschlafen", er lächelte leicht und strich mir eine Haarsträhne hinter das Ohr. Dann griff er nach meiner Hand und führte mich mit zu den anderen.

„Hey", ich winkte kurz allen zu und gesellte mich dann zu Sophia, die mir lächelnd ein Glas Wasser reichte.

Die Zeit verging schnell bis die Jungs aufbrachen. Zwischendurch war auch Louis bei Louise gewesen und hatte sich umgezogen. Als ich das Gleiche tun wollte – da ich in einer für mich wirklich guten Verfassung war – hatten mich alle ganz erschrocken angeschaut. Bis jetzt war ich davon ausgegangen, dass ich, wie abgemacht, Louis begleiten würde, doch eigentlich hätte ich es mir denken können...

„Love...", Louis war der erste, der seine Sprache wieder fand und suchte zaghaft meine Finger, um sie festzuhalten. Ich wusste genau, was als nächstes kam. Ich sah es in allen Augen. Sie trauten meinen Körper nicht mehr – was auch verständlich war, so wie ich mich benommen hatte. Ich war eine tickende Zeitbombe, die keiner kontrollieren konnte. Sie waren einfach zu besorgt und fürsorglich.

„Okay, dann sehe ich es mir eben im Fernsehen an", unterbrach ich ihn gleich, als ich merkte, dass er nach den richtigen Worten suchte, um es mir schonend beizubringen, aber keine fand.

„Es tut mir leid. Ich möchte nur nicht, dass etwas passiert, denn das würde ich mir nie verzeihen können...", während er noch immer nach der Formulierung suchte, umfasste ich sein Gesicht mit beiden Händen und sah ihn tief in die Augen. Ich wusste, anders würde ich ihn nicht zum zu hören bekommen und womöglich kommt er noch auf die Idee Liam alleine zu diesen Event zu schicken. Zutrauen würde ich es ihm...

„Mach dir keine Sorgen um mich. Ich werde hier auf dem Sofa liegen und dich die ganze Zeit im Auge behalten. Auch so werde ich spaß haben. Genieße das Event mit Liam und räume für euch alle die Preise ab für dir ihr nominiert seid", ein lächeln schlich sich auf sein Gesicht, als er mich an sich drückte und seinen Kopf in meinen Haaren vergrub.

„Ich liebe dich", murmelte er und küsste dann mich. Es war ein relativ langer Abschied dafür dass wir uns in ein paar Stunden wieder sahen. Doch ich sah den Widerwillen in Louis Augen – den Kampf den er im Inneren mit sich austrug. Wären die Rollen vertauscht und er wäre gestern umgekippt, würde ich genauso denken. Zudem würde ich ihn nicht mehr alleine lassen wollen, aus Angst, es würde etwas viel schlimmeres passieren. Deswegen hatte ich mich auch nicht gewundert, als nur Louise ihre Sachen packte und sich ebenfalls herzlich von mir verabschiedete. Somit veranstaltete ich eine relativ spontane Schlafparty – obwohl die Jungs eher mich als Gast behandeln, als umgedreht. Sie achteten darauf, dass es mir an nichts fehlte und dafür bedankte ich mich, denn ich fand es nicht selbstverständlich. Doch auch, wenn ich ihre Gesellschaft genoss, so vermisste ich Louis.

Als die Liveübertragung mit dem roten Teppich startete, kuschelten wir uns alle in die Decken die auf dem Sofa lagen zusammen. Und genau hier fiel mir die Verbindung so richtig zwischen uns auf. Es war ein Band zwischen uns, was ich nicht erklären konnte. Sie waren hier bei mir – auch wenn Louis seine Finger im Spiel hatte. Wir lachten zusammen, konnten über ernste Themen sprechen oder hatten einfach spaß zusammen. Wir waren bunt durcheinander gewürfelt und genau das war die beste Mischung.

Als Liam und Louis später noch vor der Veranstaltung Interviews gaben wurde ich langsam unruhig. Bis jetzt war ich noch nicht auf Twitter und den anderen sozialen Netzwerken gewesen und hatte nachsehen können, ob die Fans, die wir gestern im Flughafen getroffen hatten, unsere Verlobung schon verbreitet hatten. Wussten die Interviewer über Louis Bestätigung unserer Verlobung Bescheid und würden ihn heute danach fragen? Und wie würde mein Verlobter reagieren?

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