83. Kapitel
Eleanor
Ich hätte mir niemals dieses Gefühl vorstellen können. Alle Versuche kamen mir in diesen bedeutenden Moment so lächerlich vor. Niemals würde ich die erste Bewegung, die ich bewusst spürte, vergessen. Die Emotionen die mich durchfuhren konnte ich nicht beschreiben, dafür waren sie zu viele und zu unterschiedlich. Doch eine stach aus dem Ganzen Chaos hervor: die Hingabe.
Reflexartig hatte ich vorhin meine Hand auf meinen Bauch gelegt und dort ruhte sie noch immer. Ein kleiner Hoffnungsschimmer tauchte in meinen Gedanken auf. Vielleicht würde mein kleines Pünktchen noch einmal etwas von sich spüren lassen.
Es war wie ein leiser, aber dennoch deutlich hörbarer Ruf gewesen. 'Hey, hier bin ich', sollte es wahrscheinlich lauten und dieser Moment war unvergesslich. Er hatte sich in meinen Gedanken festgebrannt.
Als ich in Louis Gesicht schaute, sah ich die gleiche Ungläubigkeit, wie bei mir. Wir konnten es gerade beide nicht begreifen. Es war vorher nicht wirklich fassbar gewesen. Die Ultraschallbilder eine Täuschung. Meine deutlich sichtbare Wölbung eine Täuschung. Doch diese Bewegung konnte man nicht als Trugbild auffassen. Es war die pure Realität und das trieb mir die Freudentränen in die Augen. Sie flossen stumm meine Wange hinab und tropften auf meinen Bauch. Ich konnte es in diesen Moment einfach nicht glauben.
Das erste Mal hatte ich mein Kind gespürt. Ich hatte es bewusst wahrnehmen können. Ich war in diesen Moment so dankbar, dass ich dies Erleben durfte. Es war unbeschreiblich.
Auch Louis zeigte nun eine Regung. Langsam und äußerst vorsichtig legte er seine eine Hand auf die meine und kam mir näher. Bei ihm flossen auch die Tränen, als ich seine Hand ergriff und sie an die Stelle hielt wo man schwach aber deutlich eine witzige Bewegung – ein kleiner Tritt – spürte.
„Unglaublich", flüsterte er und strich sanft über meinen Bauch. Er konnte den Blick nicht von seiner Hand und der darunter spürenden Bewegung lösen. Es war wie ein Bann in der wir uns befanden.
„Ja", kam es genauso leise über meine Lippen. Gemeinsam schauten wir auf das Wunder der Natur und genossen den Moment. Genau jetzt zählten nur wir drei: Louis, unser kleines Mädchen und ich. Alles andere rückte in den Hintergrund und verblaste.
„Halt still!", versuchte ich Louis kichernd zur Ordnung zu rufen. Wir standen uns gemeinsam im Bad gegenüber, während ich seine Haare probierte zu bändigen. Das Haarspray, lag im Waschbecken, wo es vor ein paar Sekunden frustriert reingelegt worden war. Nun versuchte ich es mit meinen bloßen Händen seine Strähnen, die noch unter der Wintermütze hervorschauten, zu verstecken.
Leider ging es nicht so einfach wie ich dachte. Louis pikste mir immer wieder mit seinen Zeigefinger in die Wange oder zog abermals ein paar Haare aus der Mütze, da es ihm nicht gefiel. Er war schlimmer als ein Kleinkind und ich hoffte inbrünstig, dass unser Mädchen nicht gerade diese Gene geerbt hatte.
„Da sehe ich doch scheiße aus! Du kannst mich nicht so auf die Straße lassen!", fing er an rum zu jammern, als er einen weiteren Blick in den Spiegel warf und trat nun endgültig einen Schritt zurück. Ich seufzte nur frustriert und verschränkte meine Hände vor der Brust.
„Es war deine Idee", sagte ich nur wahrheitsgetreu und blickte ihn mit hochgezogen Augenbrauen an. Er war heute besonders fahrig drauf. Wahrscheinlich war es die Unsicherheit, was uns draußen in der Öffentlichkeit erwartete, die ihn fast schon unausstehlich werden ließ.
„Ja, und es war eine miese Idee. Komm lass uns so gehen", meinte er schlussendlich und sah mich entschlossen an. Louis war an einen Punkt angekommen, wo es ihm vollkommen egal wurde. Ich wusste nicht, was ich von dieser Situation halten sollte. Doch schlussendlich ließ ich es bleiben, irgendetwas Weiteres zu erwidern.
„Okay, wie du meinst", ich grinste ihn an und versuchte dabei nicht meine Gedanken laut auszusprechen. Das er gerade selber einen Fehler zugegeben hatte, musste ich mir rot in meinen Kalender anstreichen.
„Wieso grinst du so?", fragte meinen Freund gleich misstrauisch, als ich selber meine Mütze aufsetzte, aus den Bad ging und nach meiner Tasche griff. Seine Unruhe war wie weggeblasen und er war wieder der Alte.
„Nichts, nichts", und ließ ihn somit unfairerweise zappeln.
Händchenhalten verließen wir das Hotel und begaben uns in die Öffentlichkeit. Wir hatten unsere Mützen tief ins Gesicht gezogen und unsere Schals verdeckten sogar fast unsere Nasen. Zum Glück hatten wir einen sehr kalten Tag erwischt, denn so liefen alle in der gleichen Aufmachung herum und wir fielen nicht weiter auf.
„Was möchtest du als erstes machen?", fragte ich Louis als wir gerade über eine kleine Brücke von vielen liefen. Ich liebte es hier. Die kleinen Straßen, die gemütlich wirkendenden Häuser und die vielen Grachten worauf die Boote sachte schaukelten.
„Keine Ahnung. Lass es einfach auf uns zukommen. Ich genieße gerade die Ruhe und den Spaziergang, den ich mit dir machen kann", antwortete er mir prompt und ließ sein Blick über die Umgebung streifen. Um uns herum war es keinesfalls eintönig, doch er meinte eine andere Ruhe. Wir hatten in diesen Moment keinen Stress. Kein Termin saß uns im Nacken und keiner schien uns zu beobachten. Und genau dieses Gefühl der Unabhängigkeit genossen wir. Wir waren gelassen und ließen die Natürlichkeit dieser Stadt auf uns wirken.
Doch leider hielt diese besagte Ruhe nicht lange an. Wir konnten schon von Glück reden, dass erst am Sonntag die Zeitungen von uns druckten. Wir hatten dummerweise den Fehler begangen uns zu sicher in dieser Stadt zu fühlen. Somit waren wir am Samstagabend noch in einem Restaurant essen gewesen. Nach einen Spaziergang von mehreren Stunden konnten meine Füße meinen Körper einfach nicht mehr tragen. Die Entscheidung ein schönes und gemütliches Restaurant auszusuchen, war relativ schnell gefallen. Bedauerlicherweise mussten wir aber dort unsere Jacken und andere Sachen, die uns verhüllten und uns vor neugierigen Blicken schützten, abzulegen. Es dauerte danach nicht einmal eine Stunde, da sah ich aus dem Augenwinkel schon die erste Handykamera auf uns gerichtet. Es war ein ständiger Begleiter des öffentlichen Lebens, daran konnte man zu meinem Leidwesen nichts ändern.
Wir hatten den Abend dennoch genießen können, nur wusste jetzt jeder der sich für One Direction interessierte, dass wir uns in Amsterdam aufhielten. Doch aufhalten ließen wir uns davon nicht. Es war unser Urlaub und wir werden uns den nicht durch Klatschsüchtigen vermiesen lassen. Für die Fans mussten wir uns etwas einfallen lassen, damit es nicht zu viele an einem Ort wurden. Ansonsten war es für Louis auch einmal schön die amsterdamer Fans kennenzulernen und mit ihnen zu quatschen.
Der Montag brach mit einem leckeren Frühstück im Bett an. Die Weintrauben, die in einer Schüssel lagen, waren vor Louis nicht mehr sicher. Sobald er sie auf den riesigen Tablett gesehen hatte, fing er auch schon an, sich welche in den Mund zu werfen oder meinen Mund als Zielscheibe zu benutzen.
Danach machten wir die Stadt wieder unsicher. Es war erstaunlich entspannt. Auch wenn die Fans jetzt wahrscheinlich gezielt auf Louis achteten, liefen wir nur vier über den Weg. Sie waren in einer Gruppe unterwegs gewesen. Wir waren gerade bei einem Bäcker und hatten unsere Mützen und Schals abgenommen um nicht an einem Hitzeschlag zu sterben. Somit fiel unsere Tarnung wieder und sie hatten uns erkannt.
Meine Füße taten schon dort weh und am liebsten hätte ich mich einfach auf einer der gemütlichen Bänke gelegt und geschlafen. Doch wären wir geblieben wäre der Laden in weniger als zehn Minuten rammelvoll gewesen.
Somit fiel ich eine Stunde später in unserem Hotelzimmer erschöpft ins Bett. Wir hatten es gerade mal zwei Uhr am Nachmittag und mein Körper fühlte sich an, als hätten wir es drei Uhr in der Nacht.
„Es war wohl doch ein bisschen viel für dich gewesen?", Louis setzte sich neben mich und legte mir eine Hand auf meinen Oberarm. Ich lag derweile auf der Seite und hatte meine Augen geschlossen. Ich traute mich schon lange nicht mehr, auf meinen Bauch zu liegen. Die Angst, dass ich unser Mädchen verletzten könnte, war zu groß.
„Mhmm", brachte ich nur ausgelaugt heraus und kuschelte mich näher an ihn. Sanft fing er an durch meine Haare zu streichen und ich genoss seine sachten Berührungen.
„Wie wäre es, wenn du dich ein wenig ausruhst und ich alleine noch einmal los mache?", fragte er mich nach einer gewissen Zeit leise. Ich war derweile fast schon im Land der Träume gewesen, doch seine Frage riss mich wieder an die Oberfläche.
„Nein! Also ich meine...es ist dein Geschenk. Ich habe dir Zeit geschenkt. Du kannst dir aussuchen, wie du sie nutzt. Ich möchte dir nur kein Klotz am Bein sein...", meine Stimme klang leicht aufgebracht und unsicher zu gleich. Ich hatte schon seit etwas längerer Zeit das Gefühl, dass mein Körper nicht mehr alles mitmachte, was ich wollte. Ich war häufiger einfach nur Müde und erschöpft. Louis war genau das Gegenteil. Er war aufgedreht und voller Energie. Ich war also die Bremse. Natürlich wusste ich, dass genau diese Dinge mit meiner Schwangerschaft zu tun hatten und mein Körper die Energie für die Entwicklung unseres Kindes brauchte. Dennoch...
„Du bist doch kein Klotz am Bein!", fiel Louis mir gleich ins Wort und umfasste sanft mein Gesicht mit beiden Händen. Unsere Blicke fanden sich und hielten einander fest.
„Ich genieße die Zeit mit dir. Wir können meinetwegen auch nur im Bett liegen und so gut wie nichts tun. Es wäre dennoch genauso fantastisch, dich einfach nur neben mich zu haben, als einen gemeinsamen Fallschirmsprung"
„Oh bitte nicht noch einmal!", fiel ich ihn auf der Stelle ins Wort und wir grinsten uns beide einfach nur an. Wir wussten beide, was das für ein mörderisches Erlebnis war und es würde immer in unseren Gedanken fest verankert sein.
„Was ich sagen möchte: Ich liebe dich so wie du bist. Ich weiß, dass die Schwangerschaft anstrengend für deinen Körper ist und er Höchstleistungen vollbringt und du deswegen im Alltag schneller aus der Puste bist. Das ist vollkommen normal. Du kannst mir jeder Zeit sagen, wenn du eine Pause brauchst. Ich freue mich so sehr unsere Tochter endlich in den Armen zu halten. Für sie und für dich nehme ich alles in Kauf. Also ruhe dich aus und ich beschäftige mich selber. Danach machen wir wieder etwas zusammen", mit diesen Worten küsste er mich leidenschaftlich und stand dann vom Bett auf. Ich lag derweile stumm in den Laken und verarbeitete seine Worte, die er gerade gesagt hatte. Die Gefühle, die sie und der Kuss in mir ausgelöst hatten, erschwerte diese Arbeit.
„Ich bin in zwei Stunden spätestens wieder da. Wenn was ist rufst du mich bitte sofort an, okay?", er zog sich seine Wintersachen wieder an und kam dann noch einmal zu mir ans Bett.
„Okay"
Ich wachte durch das Klicken der sich öffnenden Hoteltür auf. Louis versuchte sich leise durch das Zimmer zu bewegen, da er wahrscheinlich noch dachte, dass ich schlief, doch ich war nun wieder vollkommen fit und ausgeruht. Langsam fing ich an mich zu bewegen und schlug meine Augen auf. Die Decke in der ich eingewickelt war, raschelte und erweckte Louis Aufmerksamkeit.
„Was hast du schönes gemacht?", fragte ich ihn noch mit ganz verschlafener Stimme und blickte ihn blinzelnd an. Er hatte seine Sachen noch nicht ausgezogen und kam so wie vor ungefähr zwei Stunden, zu mir ans Bett.
„Das verrate ich dir später. Hast du gut geschlafen?", er lächelte mich liebevoll an und strich eine Haarsträhne hinter mein Ohr. Sanft küsste ich die Innenseite seiner Handfläche, als sie sanft über meine Lippen strich.
„Es war ja klar, dass du es mir nicht verrätst", ich schaute ihn leicht beleidigt an und schob meine Unterlippe nach vorne. Ich schmollte und das mit voller Absicht. Ich wusste, wie Louis darauf reagierte...
„Hey, dass ist fies!", beklagte sich gleich mein Freund bei mir und fing an mich zu küssen. Er überfiel mich förmlich und ließ die restlichen gemeinen Gedanken an ihn verschwinden. Ich kicherte und vergrub meine Finger in seinen Haaren. Das Spray von vorhin, war noch etwas in seinen Haaren, sodass sich der Effekt meines Angriffes verstärkte.
„Ich habe gut geschlafen", schaffte ich es gerade so zwischen zwei küssen, ganz außer Atem zu flüstern. Mein Körper schien dagegen gerade in Flammen zu stehen. Überall kribbelte es angenehm und mein Herz raste. Es war berauschend, was Louis nach diesen Jahren immer noch in mir auslöste. Viele sagten, dass es spätestens nach einem Jahr versiegte, doch es war nach wie vor da. Und ich war mit diesen Gefühl unglaublich glücklich.
„Das freut mich", und mit diesen Worten ließ er von mir ab. In einer fließenden Bewegung stand er vom Bett auf und zog mich gleich mit aus den Laken.
„Denn wir haben viel vor. Zieh dich schnell an. Wir müssen los", er hatte nun eine Hand in seiner und ließ mich gleich eine Pirouette drehen, ehe er zu meinen Koffer ging und wahllos irgendwelche Sachen von mir raussuchte.
Louis erzählte mir natürlich nicht wohin wir fuhren. Als wir das Hotel verlassen hatten, wartete schon ein Taxi auf uns. Der Taxifahrer wusste anscheinend schon wo wir hin wollten, denn es fuhr sofort los, sobald wir eingestiegen waren und Louis unterhielt sich nur mit mir.
Natürlich versuchte ich ihn irgendetwas zu entlocken, doch er blockte jedes Mal ab und wechselte schlussendlich das Thema. Ich wusste eigentlich, dass ich von vornerein keine Chance bei ihm gehabt hatte, doch ich wollte diese Möglichkeit nicht verstreichen lassen.
Als das Taxi hielt schaute ich neugierig aus dem Fenster, ehe ich auch schon dir Tür aufriss und ausstieg. Ich war zu neugierig, was Louis mit mir vorhatte.
„Wo sind wir?", fragte ich und schaute mich auf der kleinen aber dennoch belebten Straße um.
„Darf ich dir das kleinste Haus der Stadt vorstellen?", Louis trat neben mich und zeigte einladend auf ein wirklich winziges Haus. Es war schmal und hatte etwas Altes an sich – so wie jedes Haus hier und dennoch hatte es seinen Scharm. Es gefiel mir auf Anhieb.
„Wow", brachte ich nur staunend heraus und Louis lächelte. Er freute sich, mir solche Gefühle zu entlocken und dass machte mich gleichzeitig Glücklich.
„Darf ich bitten", einladend hielt er mir seinen Arm hin und ich hakte mich bei unter. Ich war gespannt, was mich im inneren dieses Hauses erwartete und reckte schon neugierig meinen Kopf.
Louis öffnete mir die Tür mit einen liebevollen lächeln. Wir betraten einen gemütlichen und sehr kleinen Laden. Der Geruch nach so gut wie jeder Teesorte schlug mir direkt entgegen. Links und rechts standen die Regale mit den drapierten Gefäßen. Es war einfach unglaublich. Ich schätze den Raum auf nicht einmal neun Quadratmeter groß. Also wirklich eng und klein. Dennoch bedrängte es einen nicht und man konnte uneingeschränkt Atmen ohne das man Angst haben brauchte erdrückt zu werden.
„Ich weiß doch, wie sehr du Tee magst. Da dachte ich mir, ich lade dich hierzu ein", nahm ich Louis leise Stimme hinter mir war. Er hatte mir den Vortritt gelassen, sodass ich alles betrachten konnte.
„Ich mag ihn nicht nur, ich liebe ihn", berichtigte ich ihn gleich und konnte meine Augen dabei nicht von den Regalen abwenden. Es war einfach unglaublich.
„Da bist du hier genau richtig", hörte ich plötzlich eine Stimme von weiter weg und hob ruckartig meinen Kopf.
„Hallo, ihr müsst Eleanor und Louis sein. Ich heiße Niels und bin der Inhaber dieses Hauses", wurden wir von einen freundlichen Mann begrüßt. Er hatte die Arme weit ausgebreitet und deutete auf seine Habseligkeiten, während er die Treppen runterlief.
„Das sind wir", bestätigte Louis ihm und reichte ihm die Hand, als er vor uns stand. Ich tat es ihm gleich und hatte meinen Blick wieder auf die verschiedensten Etiketten gehäfftet.
„Dann folgt mir bitte", er ging voraus, die Treppen nach oben und offenbarte und einen weiteren sehr kleinen Raum. In ihm stand nur ein Tisch und zwei kleine Kommode. Es war Platz für fünf Personen, doch es war nur für zwei gedeckt.
„Wow", kam es wieder nur aus meinen Mund. Es war richtig gemütlich hier und ich hatte mich sofort in dieses Haus verliebt.
„Das höre ich oft. Mich freut es immer, wie ich die Menschen mit so etwas kleinem beeindrucken kann. Ich weiß, dass es dann die richtige Entscheidung war. Bitte setzt euch", erzählte er uns und blieb bei den Kommoden stehen.
„Was kann ich euch bringen?"
Es waren mittlerweile zwei weitere Stunden vergangen. Wir hatten die verschiedensten Teesorten ausprobiert und dabei den erstklassigen selbstgemachten Apfelkuchen von Niels gegessen. Unsere Bäuche waren wirklich voll. Heute brachten wir kein Abendbrot zu essen sonst platzten wir noch.
Es war einfach wunderschön hier. Wir quatschten über alles Mögliche. Manchmal waren es ernstere Themen, worüber wir sprachen, doch die Stimmung kippte nie. Dieses Zimmer hatte eine beruhigende Wirkung auf mich. Es war so gemütlich und kuschlig warm hier, dass ich mit den Gedanken spielte, hier ein zuziehen. Ich müsste nur Niels und eventuell Louis überreden...
Wir saßen gerade am Fenster und schauten nach draußen zu den Leuten die ihren Geschäften nachgingen. Als Louis plötzlich aufstand, seine Tasse auf den Tisch abstelle und etwas holte. Zumindest kam er nicht gleich zurück, deswegen schaute ich weiter runter zu den Menschen und genoss die angenehme Ruhe.
„Love?", die Stimme mit der er meinen Kosenamen aussprach, war ganz anders als sonst. Sie klang liebevoll und gleichzeitig hatte sie einen nervösen Unterton mit drin. Verwundert über seine plötzliche Unsicherheit drehte ich mich auf meinen Stuhl herum und ließ vor Schreck fast meine Teetasse, die ich in den Händen hielt, fallen.
„Louis...", weiter konnte ich nicht sprechen. Meine Stimme versagte auf ganzer Linie. Ich wusste nicht was ich tun sollte und stand mit zitternden Beinen auf. Die Tasse behielt ich in meinen Händen. Irgendwo musste ich mich festklammern. Ich konnte meinen Augen einfach nicht trauen.
„El, höre mir bitte einfach nur zu. Ich weiß, dass ich nicht der größte Romantiker bin, sondern eher der Klassenclown in der Schule. Du kennst mich. Du weißt wie ich bin", er holte tief Luft und fesselte meinen Blick in seinen Augen.
Sanft strich er mit seiner rechten Hand über meine Wange. Sie zitterte und das passte so gar nicht zu ihm. Natürlich war er vor einem Konzert mit den anderen Jungs aufgeregt gewesen, doch er hatte es nicht so nach außen getragen. Die Aufregung war eine andere gewesen.
Heute war er stattdessen ruhelos. Vorhin, als wir gemütlich zusammen gesessen hatten, hatte ich nichts dergleichen gespürt. Er war in diesen Moment wie ausgewechselt. Derweile hätte war ich diejenige mit den Stimmungsschwankungen.
Sein Blick glitt über mein ganzes Gesicht, als wolle er es sich für immer einprägen, doch er blieb schlussendlich bei meinen Augen hängen. Er sah mich so intensiv an, dass es mir fast die Luft zum Atmen nahm.
„Lass mich bitte nicht fallen", flüsterte er kaum merklich, als er vor mir auf die Knie sank.
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