80. Kapitel
Eleanor
Mein Blick huschte zwischen unseren Familien und Louis hin und her. In meinem Kopf blockierte etwas, was es mir unmöglich machte, sofort zu antworten. Leicht öffnete ich meinen Mund, doch es kam kein einziges Wort hinüber. Hilfesuchend, landete mein Blick nun bei meinem Freund, der nun das Ruder übernahm.
„Wir wissen es, doch wir möchten es gerne für uns behalten", er machte kurz eine Pause, während er in die Gesichter unserer Familienmitglieder schaute und seinen Blick über sie schweifen ließ.
„In den vergangenen Jahren ist dies uns nie wirklich gelungen, und jetzt haben wir diese Chance bekommen. Wir wissen, dass wir euch vertrauen können, doch die Freude wird noch schöner sein, wenn es eine Überraschung bleibt und ihr es als erstes nach der Geburt erfahrt"
„Aber, dann kann ich doch gar nichts stricken", warf meine Grandma nun bestürzt in die Runde hinein und wir blickten sie alle an.
„Natürlich kannst du das. Es gibt so viele schöne Farben. Außerdem kann auch ein Junge rosa tragen", versuchte ich sie zu beruhigen und gleichzeitig aufzumuntern.
„Mhmm, vielleicht kann ich ja doch was machen", und schon fing sie mit ihren Überlegungen an. Es war die typische Haltung, die sie immer einnahm, wenn sie eine neue Idee entwickelte. Als ich noch kein war, habe ich genau das häufiger beobachtet und war fasziniert über ihr Einfallsreichtum.
„Und was eure Privatsphäre betrifft, habt ihr mein volles Verständnis. Ich hatte letzte Woche schon wieder einen Artikel über deine Schwangerschaft und euer Kind gefunden", warf Jay ein und aus ihren Augen sprühte die typische mütterliche Besorgnis.
„Was habe ich dir gesagt", wandte ich mich nun zu Louis und seufzte. Ich hatte ihn schon über diesen vermeintlichen Artikel in Kenntnis gesetzt. Bis jetzt hatten wir genau diesen Text vermieden. Zumal es nicht bei diesen einen geblieben war. Ich dankte dieser Information Max, denn dieser hatte genau aus diesen Veranlassung besorgt bei uns angerufen.
„Ich weiß. Genau aus diesem Grund ist uns die Geheimhaltung des Geschlechtes unseres Kindes so wichtig. Außerdem macht es Spaß in eure Gesicht zu schauen und darin die Vorfreude auf das Verplappern unserseits zu hoffen", und genau mit diesem Satz ließ er die leichte Eisschicht, die sich bei diesen Thema gebildet hatte, zu Bruch gehen.
Der Tag neigte sich schnell dem Ende zu. Nach der Messe, die wir am Abend besucht hatten und nach einem ausgiebigen Abendspaziergang mit Bruce und unseren Familien, fand ich mich mit Louis wenig später im Bett wieder. Selbst die Erwachsenen sind kurz nach den kleinen Kindern ins Bett gegangen. Es wurden nur schnell die Geschenke für morgen verteilt und schon huschten wir in unsere warmen Kuschelflächen.
„Louis?", fragte ich leise in die Stille hinein. Wir hatten das kleine Licht, neben dem Bett vor ein paar Sekunden ausgeschaltet, sodass das Zimmer nur noch vom Mond und den Straßenlaternen erhellt wurde. Bruce hatte sich auf seiner Decke bequem gemacht und war schon lange im Land der Träume versunken.
„Ja", kam es leise zurück und schon spürte ich Louis warmen Atem in meinem Gesicht. Ich wusste, dass er sich zu mir gedreht hatte, sodass wir uns indirekt ansehen konnten. Nur schwach konnte ich seine Konturen erkennen. Meine Augen mussten sich noch an die plötzliche Dunkelheit gewöhnen.
„Was ist, wenn sie es doch rausbekommen?", ich rückte noch ein Stück näher an ihn heran und wartete auf seine Antwort. Wir wussten beide, dass ich damit nicht unsere Familien meinte, sondern primer die Öffentlichkeit, die Presse, die Fans.
Gab es überhaupt auf diese Frage eine Antwort? Keine von uns wusste, was dann passieren würde. Wir könnten Vermutungen anstellen, doch bringen würden sie uns nicht viel. Trotz dieser Aussichtslosigkeit, stellte ich Louis diese Frage. Ich wollte seine Meinung dazu wissen.
„Ich weiß es nicht, doch kann ich dir ein was versprechen", er legte seine linke Hand an meine Wange und strich mit seinen Daumen sanft darüber. Seine Stimme senkte sich. Rau und bedächtig erklang sie im Raum.
„Wir werden uns beide haben. Unsere Familien und unsere Freunde. Doch was soll schlimmes passieren? Gut, es würde heißen, dass wir mal wieder kein Geheimnis haben können, doch ob sie es früher oder später erfahren, macht leider auch keinen Unterschied. Denn irgendwann El, werden sie es rausbekommen. Dafür sorgt leider mein Beruf...", seine Hand wanderte über mein Kinn, hin zu meinem Schlüsselbein, über meinen Arm hin zu meiner Taille. Er hielt mich einfach nur fest, während ich seine Wörter und deren Bedeutung durch meinen Kopf gehen ließ. Er nahm mir die Kraft zu widersprechen. Denn auch wenn ich versuchen würde, die Wahrheit in eine Lüge zu verwandeln, würde ich nur scheitern. Doch um Auszusprechen das wir beide einen Betrag dazu führten, war ebenfalls sinnlos. Wir mussten da durch. Ob man es Schicksal nennen mag oder nicht, war jeden selbst überlassen, doch konnten wir an der Zukunft nichts ändern.
Und auch wenn wir momentan nichts dagegen machen konnten, falls es so sein sollte, dann würde es so sein. Leider!
Der fünfundzwanzigste Dezember brach mit mehreren Kindergeschrei heran. Louis und ich schreckten aus unseren Schlaf, während in unserem Zimmer eine Horde wildgewordener Kinder herum schrien. Aus dem Augenwinkel nahm ich Bruce noch vom Schlaf schwerfällige Bewegungen wahr. Doch schon in der nächsten Sekunde, wurde er von der wilden Energie hier im Raum angesteckt und sprang mit auf das Bett, wo Louis und ich nach wie vor verdutzt aus der Wäsche schauten.
„El, Louis, aufwachen der Weihnachtsmann war da und er hat ganz, ganz viele Geschenke mitgebracht", schrie uns Daisy entgegen. Den Punkt, dass wir schon längst wach waren, überging sie gekonnt. Währenddessen sprang Phoebe mit ihren jüngeren Geschwistern auf Louis herum. Dabei fiel plötzlich Doris nach hinten und landete sicher in meinen Armen auf meinen Schoß.
„Hoppla", ich grinste die jüngste der Familie Tomlinson an, die mir mit ihren großen Kinderaugen entgegen strahlte. Ohne weitere Umschweife, kuschelte sie sich an mich und ließ ihre größeren Geschwister weiter rumtoben.
„Bist du noch müde?", fragte ich sie und fuhr vorsichtig über ihren roten Lockenkopf. Dabei setzte ich mich ein wenig aufrechter hin, damit sie nicht mit ihrem noch zarten Gewicht komplett auf meinem Bauch lag.
Akribisch fing die Kleine an, in meinen Armen, ihren Kopf zu schütteln: „Nein. Ich will meine Geschenke öffnen", ihre Augenlider hatte sie dabei wieder geöffnet und sah mich wieder an. Das Chaos was ihre Geschwister direkt neben uns mit Louis veranstalten, blendeten wir komplett aus.
„Na, dann machen wir das doch. Hast du dir was Bestimmtes vom Weihnachtsmann gewünscht?", fragte ich sie weiter aus und schob sie sachte von mir runter, damit ich aufstehen konnte.
Doch bevor sie auf meine Frage antworten konnte, wurde sie von ihrem Zwillingsbruder halb umgeworfen. Der hatte sich von hinten auf sie gestürzt und so hielt ich nun beide in meinem Armen und schützte sie vor dem harten Aufprall auf den Boden.
„Vorsicht!", stieß ich erschrocken aus und brachte dabei meine ganze Kraft auf, sie wieder ins Bett zu bugsieren. Die zwei waren ganz schön schwer. Doch sie lachten munter weiter und kletterten nun von der Erhöhung herunter um, an der Tür Richtung Wohnzimmer zu verschwinden.
„Alles gut?", fragte mich Louis nun besorgt. Er hatte den Kampf mit seinen jüngsten Geschwistern und meine körperliche Anstrengung sehr wohl bemerkt.
„Ja, alles gut. Lass uns auch runter gehen", ich lächelte ihn an, strich kurz zu meiner eigenen Beruhigung über meinen Bauch und stand dann endlich auch einmal auf. Daisy und Phoebe waren mit Ernest und Doris zusammen verschwunden, sodass Louis und ich kurz alleine Zeit hatten.
„Sag mir aber bitte sofort Bescheid, wenn doch noch etwas sein sollte", er sah mir bedeutsam in die Augen und duldete keine Lügen von meiner Seite.
„Mach dir keine Sorgen. Mir geht es gut und ich verspreche dir, dass ich dir sofort Bescheid sagen werde, wenn mir was komisch vorkommen sollte", besitzergreifend nach ich seine Hand in meine und verschränkte kurz unsere Hände miteinander. Er sollte wissen, dass ich es ernst meinte.
Nachdem wir uns schnell umgezogen hatten, waren wir selber ins Wohnzimmer gegangen und hatten uns das Spektakel schmunzelnd von der Tür aus angesehen. Alle anderen Familienmitglieder waren schon anwesend, sie hatten uns nur noch nicht bemerkt.
Es war so ein schönes Bild, was vor meinen Augen ablief, sodass ich diese Szene am liebsten einfangen und nie wieder loslassen würde.
Alle hatten ein Lächeln auf den Lippen. Die Großen schauten den Kleinen zu, die mit dem Strahlen gar nicht mehr aufhören konnten. Auch wenn die Bescherung erst zwei Minuten laufen konnte, war der ganze Boden schon voller Geschenkpapier.
„Kommt doch her", erklang plötzlich die Stimme meiner Oma vom Sofa aus und wank dabei uns heran. Nun hatten auch uns die anderen bemerkt und lächelten uns entgegen.
„Guten Morgen", begrüßten wir unsere Familien und ließen uns ebenfalls auf das große Sofa fallen. Währenddessen packten die Kinder weiter ihre Weihnachtsgeschenke aus. Hin und wieder hörte man einen freudigen Aufschrei.
„Ich habe noch etwas für dich", flüsterte ich Louis leise und mit freudiger Erwartung ins Ohr, als so langsam alle Kindergeschenke ausgepackt und überall auf den Boden verstreut waren.
Wie er wohl mein Geschenk finden würde? Würde er die Überraschung mit mir durchziehen?
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