76. Kapitel

Eleanor

Louis sah mir in die Augen, als er näher zu mir rückte. Wir lagen zwar immer noch halb auf dem Sofa, doch konnte es für uns nicht nah genug sein. Seine Körperhaltung strahlte reines Glück aus, so als wäre er gerade mehr als zufrieden. Für mich war dieser Anblick neu.

Ich hatte ihn in den vergangenen Jahren oft Lachen sehen. Auch seine Ausstrahlung, war des Öfteren fröhlich gewesen – sogar mehr als das. Seinen Blick, wenn er auf der Bühne stand – egal auf welcher – würde ich nie vergessen. Doch reichte es nicht wirklich an diesen Ausdruck heran, den er mir seit Sonntag zeigte. Auch wenn es für Außenstehende nicht zu verstehen war, so hatte sich vor drei Tagen etwas verändert und doch war es gleich geblieben. Es wird immer One Direction geben. Es wird immer ihre Directioners geben. Doch würde die Band für die nächsten achtzehn Monate eine Pause einlegen.

Als mein Freund langsam seinen Mund öffnete, worauf ich die ganze Zeit gestarrt hatte, riss ich mich aus meiner Gedankenwelt und kehrte in die Realität zurück.

„April", bedächtig und vorsichtig verlies das eine Wort seine Lippen und löste mit seiner rauen Stimme einen Schauer bei mir aus. Prompt spürte ich wie ich auf meinen Armen Gänsehaut bekam, obwohl es um mich rum kuschlig warm war. Wir sahen uns immer noch in die Augen, doch konnte ich dennoch deutlich das Lächeln auf Louis Gesicht sehen.

Gespannt wartete er darauf, dass ich was sagte. Doch ich war immer noch gebannt von dem Klang, der stets in meinen Ohren nachhalte. April. Immer wieder ertönte der wunderschöne Name in meinen Kopf und auch auf meinem Gesicht, breitete sich ein strahlendes Lächeln aus.

„Der Name steht für Frieden. Auch wenn es ein wenig weit hergeholt ist, so denke ich, ist es passend für unsere Situation", Louis hatte unseren Blick verhakt, sodass ich nicht wegschauen konnte. Er hatte sich wirklich was bei diesen Namen gedacht. Auch wenn viele nur die Köpfe schütteln würden, wenn man sein Kind nach dem vierten Monat im Jahr benannte, doch genau diese Leute wussten den Hintergrund nicht. Den Hintergrund, der bedeutender sein konnte, als manch anderes.

In diesen Moment wurde er ernst. Seine Lachfältchen um seine Augen wurden weniger. Seine Mundwinkel sackten nach unten. Nun waren seine Lippen nur noch ein schmaler Strich.

„So sehr ich es auch verdrängen möchte, muss ich es dennoch irgendwann einsehen, dass unser Mädchen keine normale Kindheit haben wird. Ich denke, wir werden alles versuchen, es so nah wie möglich an der Normalität zu halten, doch wird die Öffentlichkeit immer ein Teil ihres Lebens sein", während er gesprochen hatte, war sein Blick zwar nicht von meinem gewichen, doch seine Hand strich über meinen Arm zu meinem Bauch und verharrte dort. Es war eine warme Berührung, die so intensiv war, dass mir fast schon zu warm wurde. Und fast kam es mir so vor, als würde er sich für sein Leben entschuldigen. Indirekt hatte er nicht mehr zu mir gesprochen, auch wenn es so geklungen hatte.

„Nein, Louis. Entschuldige dich nicht für das was du liebst. Bereue nicht diesen Schritt, den du vor fünf Jahren gegangen bist. Auch wenn es manchmal schwer war, so hattest du deine beste Zeit, deines bisherigen Lebens. Oder irre ich mich da?", fragend sah ich ihn an. Nie sollte man eine Entscheidung bereuen, die einen weiter gebracht hatte, als man geglaubt hatte. Nie soll man das vergessen, was man erschaffen hatte. Er sollte nicht immer die schlechten Seiten seines Ruhmes sehen.

„Wie viele Mädchen bringst du tattäglich zum Lachen. Wie viele Freundschaften sind durch euch entstanden? Wie oft, hast du auf der Bühne gestanden und hast das getan, was du schon immer machen wolltest?", ich stellte ihm absichtlich diese Fragen. Nur so hatte ich die Chance, dass er es begriff. Er hatte mit seinen Freunden und Bandkollegen, etwas Großartiges erschaffen und daran durfte er niemals zweifeln. Egal wie schlimm die Schattenseiten auch sein mögen.

Er lächelte schwach, als er meine kleine aber von Herzen kommende Rede hörte und schüttelte verneinend seinen Kopf.

"Nein, tust du nicht", sanft strich er über meine Wange und legte mir eine Haarsträhne hinter mein Ohr, die mir vorhin ins Gesicht gefallen war.

„Und noch etwas: Natürlich, werden wir es versuchen. Wir werden es nicht nur versuchen, sondern wir werden es auch schaffen. Unser Mädchen wird trotz allem die schönste Kindheit haben, die wir ihr bieten können. Wir lassen uns nicht von der Presse einschüchtern. Wir sind Menschen so wie jeder andere und leben auch so", pflichtete ich ihm bei. Nicht das er noch auf falsche Gedanken kam. Meine ganze Planung war nur auf die Sicherheit von uns drei und unseren Familien ausgerichtet.

Fast klang es so, als wären wir Flüchtlinge eines Gefängnisses und müssten jede Zeit damit rechnen erschossen zu werden. Doch das war absolut nicht so. Es war lediglich ein Angriff auf unsere Psyche und unserer Würde. Manchmal konnte man damit Menschen zerstören, was schlimmer war als der Tod, doch würden wir es nie so weit kommen lassen.

„Und den Namen finde ich wunderschön", endlich konnte ich mich zu seinem Namensvorschlag äußern. Mit diesen Worten kuschelte ich mich wieder in seine Arme und atmete tief seinen Geruch ein. Ich war glücklich, eine andere Beschreibung für meinen jetzigen Gefühlsstand, konnte ich nicht geben.

„Und was ist dein Wunschname?", fragte mich nun Louis, als er mir ein Kuss aufs Haar gedrückt hatte und seine vorherige Frage wieder zum Vorschein brachte. Ruhig fing er an mit einer Strähne von mir zu spielen und hörte mir aufmerksam zu.

„Wenn ich ehrlich bin, habe ich keinen", erklärte ich meine Situation, nachdem ich kurz überlegt hatte und meine Hände mit seinem Pullover beschäftigt waren. Fast schon fühlte ich mich schuldig, dass ich für mein eigenes Kind, keinen Namen hatte. Doch ich war kein Mensch, der sich sofort entscheiden konnte und es für immer lieben würde. Ich brauchte Zeit um einen passenden Namen auszuwählen und Louis hatte den perfekten Anfang gemacht.

„Aber ich finde Skyla oder Skya noch ganz schön", schlug ich ihm vor und richtete mich wieder auf. Ich wollte sein Gesicht sehen, wenn er den Namen hörte. Die erste Reaktion war die wichtigste. Da hatte man noch keine Schutzmaske aufgesetzt. Da war man seinen Gefühlen hilflos ausgeliefert.

„Da stimme ich die vollkommen zu. Außerdem habe ich die Namen noch nicht gehört. Woher hast du die? Sie klingen nicht so wie die nullachtfünfzehn Namen, die jedes Kind hat. Somit ist es etwas besonders", er sah mich lächelnd an und strich mir ein weiteres Mal liebevoll über die Wange. Ich mochte die Geste, wenn er das tat. Auch wenn es nur eine kleine Berührung war, so hatte sie eine riesen Auswirkung in meinem Körper.

Ich sah ihn unter meinen Wimpern glücklich an und konnte nicht fassen, worüber wir sprachen. Ich war gerade mal dreiundzwanzig Jahre alt, war schwanger und redete mit dem werdenden Vater, der mein Freund war, über den zukünftigen Namen unseres Kindes. Auch wenn die Schwangerschaft keinesfalls geplant war, hätte es nicht besser laufen können. Nichts anderes würde ich mir wünschen, außer endlich mein Kind in den Händen halten zu können, gemeinsam mit Louis ein Leben zu führen und mit ihm in die Zukunft zu blicken...

Louis war heute sehr tiefgründig und wählte seine Worte mit Bedacht. Ich spürte, dass es ihm wichtig war. Manchmal war er noch selber ein Kind, machte faxen und brachte jedem auf die Palme. Aber in solchen Momenten benahm er sich so erwachsen, dass ich mich fast selber noch wie ein Kind fühlte. Es war eine weitere neue Seite, die ich an Louis entdeckt hatte, als ich ihn von meiner Schwangerschaft erzählt hatte und sie war durchweg positiv.

Als wir schon eine Weile eine Beziehung führten, kam in nach einer Weile auch dieses Thema hoch. Wollten wir irgendwann Kinder haben? Wollten wir irgendwann zusammen ziehen, oder sollte jeder eine eigene Wohnung haben. Es waren typische Gesprächsthemen, die man irgendwann mit seinem Partner besprach.

Damals wussten wir beide, dass wir irgendwann Kinder haben wollten, doch zu dieser Zeit, wusste ich nicht, ob wir selber nicht noch Kinder waren. Genau das gleiche hätte ich auch vor vier Monaten gedacht. Doch manchmal musste man etwas auf sich zukommen lassen und merken, dass es absolut richtig war. Natürlich, war meine Schwangerschaft nicht geplant gewesen, doch war der Zeitpunkt mehr als perfekt. Unser Leben hatte uns was geschenkt, woran wir wachsen würden und lernen konnten, Verantwortung und Liebe zu zeigen. Nicht die Liebe die man zu einem Partner, zu seiner Familie oder zu seinen Freunden fühlte, sondern eine ganz anderes Gefühl.

„Was hältst du von Coco?", fragte Louis mich, als jeder kurz unsere zwei Vorschläge sich durch den Kopf gehen ließ und somit jeder in eine andere Welt abgedriftet war.

„Absolut nein. Ich nenne mein Kind nicht wie eine Kokosnuss", schoss es aus mir heraus und ich sah ihn nun entsetzt an. Es war mein Bauchgefühl, was mir davon abriet. Auch wenn dieser Name schön klang, so musste ich jedes Mal, wenn ich mein kleines Mädchen rief, an die Frucht denken. Nein. Außerdem fand ich Coco passte nicht wirklich zu meinen kleinen Punkt.

„Was hältst du stattdessen von Ava?", fragte ich ihn, als wir uns beide wieder beruhigt hatten. Er von seinem Lachanfall, den er dank meines Kommentares bekommen hatte und ich an der absurden Vorstellung wirklich unser Kind so zu benennen.

„Klingt auch nicht schlecht. Aber irgendwie habe ich mich in April oder Skya vernarrt", gab er zu und kratzte sich im Nacken.

„Ich finde die Namen bis jetzt auch am passenden. Vielleicht schlafen wir am besten eine Nacht darüber. Schließlich haben wir noch fünf Monate Zeit uns festzulegen"

„Du hast recht. So was entscheidet man ich an einem Abend"

Als wir später im Bett lagen, dachte ich über unsere Vorschläge immer noch nach. Mich ließen April und Skya einfach nicht los. Mein Bauch kribbelte regelrecht, wenn ich einer der beiden Namen in meinen Gedanken sagte. Und auch wenn wir noch keinen Namen für unser Mädchen gefunden hatten, so war ich dennoch überglücklich. Ich wusste nicht wieso ich so fühlte, doch vielleicht war es einfach nur ein Zusammenspiel aus verschieden Faktoren. In den letzten Wochen und Monaten war so viel passiert, dass ich schon nicht mehr über meine Gefühle Bescheid wusste. Es war eine reine Achterbahnfahrt gewesen.

Louis war noch im Bad, doch würde er in wenigen Minuten wieder zu mir stoßen. Nachdem wir vorhin noch zum Abendbrot gegessen hatten, war unsere gute Laune nicht verflogen. Wir hatten rumgealbert und unsere Zweisamkeit genossen.

„Love?", ertönte Louis Stimme leise im Schlafzimmer. Das Licht hatte ich ausgeschaltet, nachdem ich ins Bett gekrabbelt war und mich unter die warme Decke eingekuschelt hatte.

„Ja", antwortete ich ihm ebenso leise zurück. Langsam drehte ich mich auf die Seite und blickte zu Tür. Im Flur brannte noch Licht, was nun ins Schlafzimmer hinein schien. Sein Gesicht lag im Schatten, dennoch konnte ich seine Silhouette sehr gut erkennen.

„Ich dachte du schläfst schon", sagte er sanft zur Erklärung und mit einem kleinen schmunzeln auf den Lippen. Louis schob nun ganz die Tür auf, schaltete das Licht im Flur aus und kam ins Zimmer.

„Nein, tue ich nicht", ich grinste und streckte, wie ein kleines Kind zu ihrem Vater, wenn es getragen werden möchte, zu meinem Freund die Arme aus. Sofort kam er auf mich zu und kuschelte sich zu mir ins Bett.

„Das habe ich so sehr vermisst", flüsterte ich in die Dunkelheit hinein. Lediglich der Mond schien durch das Fenster.

„Ich auch", wir wussten beide wovon wir sprachen. Wir könnten seit drei Tagen, ohne irgendwelchen Stress, unsere gemeinsame Zeit einfach genießen. Es war die Ruhe die wir beide ausstrahlten. Sie tat uns beiden so gut und so nutzten wir auch jede Sekunde. In den vergangenen Tagen waren wir beide extrem Anhänglich. Doch das kam uns nur gelegen. Wir waren diese Situation einfach nicht gewöhnt. Und das schlimmste war, das ich mich an so eine Situation gar nicht mehr erinnern konnte...

„Hast du eigentlich schon Pläne für deinen Geburtstag gemacht?", fragte ich nach einer kurzen Stille, wo wir beide einfach nur das Gefühl von Ruhe und Geborgenheit, des anderen genossen hatten.

„Nein, nicht wirklich. Ich will unbedingt mit meinen Freunden feiern. Ich weiß aber auch, dass meine Familie zweifellos ein Kaffeetrinken machen möchte. So wie jedes Jahr. Ein weiterer Anlass für ein großes Familientreffen", sanft strich er mir mit seinen Fingern durch meine Haare.

„Dann mach doch beides. Es wird nur problematisch mit Weihnachten am fünfundzwanzigsten. Du könntest in den vierundzwanzigsten reinfeiern und am Nachmittag feierst du mit deiner Familie", überlegte ich laut und fuhr nachdenklich mit meinen Fingern über seine Brust.

„Das ist gar keine schlechte Idee", pflichtete er mir freudig bei.

„Und wegen Silvester. Ich dachte wir könnten mit Niall, Harry, Liam, Sophia und mit weitere Freunden von dir und mir feiern"

Es war ein komisches Gefühl. Wir waren nicht mehr auf Tour. Louis hatte keine Termine mehr. Und genau daran müssen wir uns erstmal gewöhnen. Natürlich lauerten die Paparazzi überall – gerade jetzt, wo die Jungs die Pause angetreten hatten, versuchten, sie jede einzelne Information aus ihnen heraus zubekommen, und das schneller als der Gegner.

Es war Donnerstag früh, als ich mit einem heißen Tee bewaffnet auf Alana wartete. Louis war mit Oli unterwegs und somit hatte ich Zeit ein passendes Geschenk für ihn zu finden.

Ich hatte mich in die wärmste Jacke gehüllt, die ich finden konnte und schaute nach Alanas Auto, doch bis jetzt war sie noch nicht aufgetaucht.

Meine Hände hatte ich wärmend, um meinen warmen Becher gelegt und pustete nun vorsichtig hinein. Bei meinem Glück, spritzte es noch in mein Gesicht.

Bruce tapste der Weile um meine Beine herum und suchte nach irgendeinen Geruch, den er verfolgen konnte.

„El?", erklang plötzlich eine Stimme und ich zuckte erschrocken zusammen.

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