74. Kapitel
Eleanor
In den vergangenen Jahren, hatten die Jungs so viel geleistet. Sie arbeiteten Tag und Nacht um ihren Traum zu leben. Fünf Entscheidungen führten zu dem was sie heute waren. Wäre einer von ihnen, an diesem entscheidenden Tag nicht gegangen, wäre alles anders gekommen. Doch sie hatten alle einen Traum und sie hatten ihn sich verwirklicht. Heute standen sie da, wo alles begonnen hatte. Ich wusste nicht, wie sich die Jungs fühlten, denn ich kannte das Gefühl nicht. Ich kannte nicht ihre Gedanken. Ich kannte nicht die Emotionen, die sie über Jahre hinweg, gefühlt und durchlebt hatten. Doch ich wusste: Diese Jungs hatten es verdient und mit ihnen ihre Fans, die von Anfang an für sie da waren. Sie hatten um ihre Band, um ihre Jungs, um ihre Erinnerungen gekämpft und gewonnen. Zwischen One Direction und den Fans bestand von Anfang an eine Verbindung, die kein anderer verstand, bis auf sie. Und dieses Band wurde durch die ganzen Jahre immer größer und stärker. Es war undurchtrennbar und das wussten alle. Es wird auch die Pause über bestehen. Wir spürten es und alle wussten es.
Keiner würde aufgeben. Keiner würde nur in die Versuchung kommen, dieses Band zu zerreißen.
Heute gaben die Jungs etwas zurück. Heute bedankten sich alle für die vergangenen, ausregenden Jahre und verabschiedeten sich von einer Familie. Eine Familie die groß war, doch in jeder Ecke auf dieser Welt ein Mitglied hatte. Durch die Liebe zu einer Musikart und einer liebe zu einer Band entstanden Freundschaften, die über den ganzen Globus gingen und in Zukunft weiterbestanden. One Direction und Directioner hatten sich in den vergangenen Jahren ausgetauscht. Es war ein ständiges Geben und Nehmen. Und das machte die Familie aus. Sie hielten zusammen und besiegten alles. Selbst Zayns Ausstieg brachte One Direction keinen Abbruch. Auch wenn einer Fehlte, so machten sie weiter. Denn die Familie hält zusammen, auch wenn jemand sich um entschieden hatte. Denn im Herzen würde man immer dazu gehören.
Ich blieb bis zum Schluss bei Louis und den Jungs. Während ich an Louis Seite war, war es Sophia an Liams. Es war wie, als würde man vor einer Klippe stehen und herunter schauen. Würde man den Schritt wagen und sich fallen lassen, oder nicht? Würde man von den Wellen getragen werden, wenn man sprang oder würden sie einen verschlucken? Wir wussten es nicht, doch die Jungs hatten den Mut es zu wagen.
Was sollte man fühlen, wenn man das aufhörte was man liebte? Sollte man Erleichterung und Freude verspüren oder Trauer? Ich glaubte es war eine Mischung von Beiden. Doch ich konnte nicht in die Köpfe von Louis und den anderen Jungs schauen. Das wussten nur sie selber.
Und obwohl ich nicht gleich auf die Bühne musste, fühlte ich mich eigenartig. Die Aufregung und die Zerrissenheit in mir tobten. Wie sollte ich mich verhalten, dass ich Louis und den anderen Jungs beistehen konnte? Was konnte ich tun?
Die Familien hatten sie schon vor einer halben Stunde verabschiedet, denn sie waren schon in den Zuschauerbereich gegangen. Seitdem war es unter den Jungs etwas ruhiger geworden. Obwohl um uns herum die Hektik herrschte, ließen wir uns davon nicht mitreißen. Sie wirkten leicht nachdenklich, obwohl sie einen Witz nach den anderen rissen. Sie wussten selber nicht, wie sie sich verhalten sollten. Doch eigentlich wussten sie es im tiefsten Inneren alle. One Direction war One Direction, wenn sie sie selber waren.
Sie sollten auf die Bühne gehen und Spaß haben, so wie immer. Sie sollten so sein wie immer, doch alleine das Wort 'sollte' sagte schon aus, das es heute nicht so sein würde. Die Tragweite dieses Ereignis zog sich über Monate. Wieso sollte man dann jedem etwas vorspielen, wenn man dies doch genau wusste?
„Ich wünsche euch ganz viel Spaß", ich sah lächelnd in die Runde und bekam mein Gesichtsausdruck gespiegelt. Es war ein kläglicher Versucht irgendwas zu sagen, doch es klappte. Ich war mit dieser Situation einfach nur überfordert. Doch meine Worte waren ernst gemeint.
„Den werden wir haben", kam es fröhlich zurück und wir umarmten uns alle. Es war eine warme Umarmung von allen und wir lachten, als wir uns wieder voneinander lösten. Auch wenn man die Unsicherheit spürte, überdeckte die Vorfreude auf die anstehende Performanz dies.
„Daran zweifle ich auch gar nicht", ich grinste und trat zu Sophia. Wenn wir die Show nicht vom Backstagebereich aus sehen wollte mussten wir nun ebenfalls an unsere Plätze. So konnten wir auch die Jungs nicht bis zum letzten Schritt auf die Bühne begleiten, aber vielleicht war das auch gut so. Sie hatten den Anfang auch alleine geschafft, da schafften sie den Abschluss ebenfalls. Das war die Zeit in der sie sich austauschen konnten. Keiner würde sie stören. Das war alleine eine Sache zwischen vier ganz normalen Jungs, die etwas Großartiges erschaffen hatten.
„An was zweifelst du denn dann?", fragte Louis neugierig und zog mich wieder an sich ran. Ich wusste, dass er mich nicht so einfach davon kommen ließ. Ich sah jeden einmal an und musste mir ein weiteres grinsen verkneifen. Ich erinnerte mich an die vielen Übungsstunden die sie hatten und die einfach nichts gebracht hatten. Wer die Choreografien so verändert, dass nur Blödsinn rauskam, war das auch kein Wunder. Doch wer hatte die Jungs je eine Bühnenchoreografie machen sehen?
„Ich zweifle an euren Tanzmoves. Auch nach den ganzen Jahren – nehmt es mir bitte nicht übel – sieht es nicht besser aus. Also verknotet euch nicht mit euren Beinen auf der Bühne. Ich möchte euch alle wohlbehalten nachher wieder haben"
„Hey! Wir sind alle zu tiefst gekränkt", alberte Louis rum und griff sich theatralisch an die Brust, wo sein Herz munter schlug. Mit übertriebenen Mitgefühl strich ich ihn über die Wange.
„Nein, mal im Ernst. Habt Spaß und macht euch, euren Familien und die Fans glücklich", schaltete sich nun Sophia ein und zog uns alle in eine weitere Gruppenumarmung.
„Wenn euch Tränen kommen, dann last sie fließen. Es werden alle weinen. Also last euren Emotionen freien Lauf", flüsterte ich leise in die Runde und trotz dem Trubel um uns rum, hörte und verstand mich jeder.
Jeder der Internetanschluss hatte, direkt hier im Zuschauerraum saß oder einen Fernseher in England hatte, konnte sich die Show ansehen und dieses Ereignis live mit verfolgen. Sogar andere Stars hatten Videobotschaften aufgenommen, die nun, bevor One Direction ein letztes Mal performten würde, abspielten wurden. Die Jungs standen dabei in einer Reihe und hatten ihre Arme um den jeweils anderen gelegt. Sie sahen es sich zusammen, als Zeichen der Verbundenheit.
Alle spürten die besondere Stimmung und feierten mit den Jungs mit. Wir freuten uns alle sie ein letztes Mal zu begleiten, ob nah oder fern, das war egal. Als One Direction sang, versanken wir alle ein letztes Mal in einer anderen Welt und hörten ihren Stimmen live zu.
Die Einblendungen, die hinter ihren Rücken an der Leinwand eingespielt wurden, brachten bei mir das Fass schließlich zum Überlaufen. Die Fotos riefen bei allen Erinnerungen hoch, die wir so schnell nicht vergessen würden.
Jay neben mir, reichte mir immer wieder ein neues Taschentuch und hatte ihren einen Arm um meine Schulter gelegt. Lottie die auf meiner anderen Seite saß, hielt meine Hand und strich sanft mit ihren Daumen über meinen Handrücken. Wir redeten nicht. Wir verständigten uns stumm und lauschten den letzten klängen, der himmlischen Musik.
Doch irgendwann war auch das letzte Lied verklungen und die Show war vorbei. Die Jungs hatten es geschafft. Die vergangenen Jahre waren mit Höhen und Tiefen geprägt, doch das machte sie aus. Sie waren in den vergangenen Jahren über sich heraus gewachsen und hatten sich zu Männern entwickelt. Sie konnten wirklich stolz auf sich sein und die Fans ebenfalls.
Ein letztes Mal sah ich der Gruppenumarmung in der Öffentlichkeit zu. Sie lachten und feierten. Meine Tränen versiegten und machten Platz für das breiteste Lächeln, was ich hervorbringen konnte. Louis Familie und den Anderen ging es nicht anders. Die Mütter schauten stolz zu ihren Söhnen und glaubten nicht was sie da sahen. Eigentlich fühlte sich das alles wie in einen Traum an. Doch es war die Wirklichkeit, die sich vor mir abspielte.
Niall war als erster bei Simon und umarmte ihn. Während im ganzen Studio nun Musik abgespielt wurde, fand vorne unter rufen und kreischen der Zuschauer eine Umarmung nach der anderen statt.
Doch irgendwann musste die Bühne geräumt werden und dann wurde es einem erst so richtig klar. Das war es gewesen. Es war geschafft.
Nach der Show trafen wir uns alle wieder im Aufenthaltsraum, der nun mit allen Familienmitgliedern aus den Nähten platze. Doch es störte uns nicht. Wir feierten und freuten uns mit den Jungs. Wir genossen die Zusammenkunft und quatschten. Die Kleinsten rannten um unsere Beine herum und kreischten ab und zu. Es lag eine ausgelassene Stimmung über uns, die wir vielleicht am Anfang dieses Tages nicht erwartet hatten.
Doch der ausschlaggebende Punkt war, dass es am nächsten Tag keine Termine gab, die sie schaffen mussten. Keine Interviews die sie bewältigten mussten. Keine Konzerte.
Die Pause hatte begonnen.
Am Dienstag, den fünfzehnten Dezember hatte ich meinen nächsten Vorsorgetermin. Das erste Mal würde auch Louis mit dabei sein. Nach dem Ereignis am Sonntagabend, war Louis Familie mit zu unserem Haus gefahren und hatten dort bei uns übernachtet. Fizzy, Daisy und Phoebe hatten für den Montag eine Schulbefreiung bekommen. Somit konnten sie am frühen Nachmittag entspannt wieder nach Doncaster fahren und hatten keinen Stress.
„Louis, bist du soweit?", rief ich die Treppe zu ihm nach oben. Es war Zeit aufzubrechen. Während ich schon meine Jacke anhatte, dümpelte Louis in unserem Schlafzimmer herum. Bruce konnte ich erst heute Nachmittag abholen. Es wäre nicht so gut, wenn ich ihn mit in die Arztpraxis nehmen müsste. Doch es waren nur noch wenige Stunden, in der ich von meinem Hund getrennt war.
„Ja, ich komme. Geh schon mal zum Auto", kam es wenige Sekunden später zurück und so schloss ich die Haustür auf und trat nach draußen in die Kälte. Zum Glück regnete es heute nicht, aber die Sonne war trotzdem nicht zu sehen.
Vorsichtig legte ich mich mit dem Rücken auf die Liege und schob meinen Pullover hoch, sodass mein Bauch frei war. Louis saß am Kopfende und beobachtete jede einzelne Bewegung von mir und der Ärztin.
„So, dann wollen wir mal", sie lächelte uns an und holte das Ultraschal-Gel hervor.
„Das wird sich jetzt ein bisschen kühl anfühlen", warte sie mich vor, bevor sie die Sonde auf meine Haut legte. Mit Blick auf dem Monitor, suchte sie unser Kind. Louis und ich schauten beide konzentriert auf den Bildschirm und versuchten irgendwas zu erkennen. Doch es war schwierig irgendwelche Körperteile ausfindig zu machen.
Doch dann sah ich unser Kind. Und soweit ich es erkennen konnte war alles dran. Es war erstaunlich, was die Natur alles schaffte. Aus einer Zusammenführung wurde eins und später Milliarden.
Ich sah zu Louis und merkte wie seine Augen wässrig wurden, als er unser Kind auf den Monitor betrachtete. Als ich meinen Punkt das erste Mal gesehen hatte, konnte ich es auch nicht begreifen, somit verstand ich Louis sehr. Die Verbindung zu dem Bild und der kleinen Kugel, was mein Bauch nun war, zu schaffen war schwierig, aber nicht unmöglich.
Sanft nahm ich seine Hand in meine und drückte sie. Er lächelte mich an, strich mir sanft durchs Haar und sah dann wieder zu unserem Kind. Ich konnte es nicht fassen, dass mein kleiner Punkt schon so groß geworden war.
„Wollt ihr das Geschlecht wissen?", fragte und die Ärztin und sah uns beide an. Die Sonde befand sich immer noch an meinem Bauch und verharrte an einer Stelle. Würde sie sie in eine bestimmte Richtung bewegen, würden wir es wissen.
„Ja, gerne", antwortete Louis und drückte nun meine Hand. Ob sein Instinkt wohl recht hatte?
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