73. Kapitel

Eleanor

Louis beugte sich wieder zu seinem Burger herunter, um davon abzubeißen. Währenddessen verkrampfte sich mein Körper mit jeder verstreichenden Sekunde mehr. Was sollten wir tun? Gab es hier überhaupt so was wie ein Hinterausgang? Meine Augen huschten unruhig von der Gruppe zu Louis und wieder zurück. Die Frauen unterhielten sich angeregt und achteten nicht wirklich auf ihr Umfeld. Doch es blieb die Frage, wie lange das anhielt. Spätestens wenn sie sich nach einem Sitzplatz umsahen, würden sie uns entdecken und das wollte ich um alles in der Welt verhindern.

Ich vermied schon die sozialen Netzwerke, doch irgendwas bekam ich immer mit. Sei es durch Zeitungen oder dem Fernseher, es war egal. Und auf ein weiteres Gerücht, was den neonfarbenen Regen ankündigte, brauchte Louis noch ich nicht.

„Wieso isst du nicht mehr? Schaffst du es doch nicht mehr?", fragte Louis mich plötzlich neckisch, der von der brenzliche Lage immer noch nichts mitbekam und sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen und einem schiefen Lächeln an. Doch als er meinen panischen Blick sah, wechselte seine heitere Stimmung in Ernsthaftigkeit und Besorgnis.

„Was ist los?", fragte er mich und ließ sein Essen, Essen sein. Sein Blick blieb auf mein Gesicht und er rutschte leicht auf seinem Stuhl herunter, damit er kleiner wirkte und hinter der Rückenlehne halb verschwand. Er wusste ganz genau, was mich so in Panik versetzten konnte. Hier, an einem öffentlichen Ort, waren die Möglichkeit, dieser Reaktionen begrenzt. Somit zählte er eins und eins zusammen und verhielt sich dementsprechend.

„Wie viele sind es?", fragte er mich weiter, als ich nicht auf seine erste Frage reagierte. Er hatte genauso wenig Lust, am nächsten Morgen eine fette Schlagzeile und einen riesen Artikel in der nächstbesten Klatschzeitung oder im Internet zu lesen. Meine Augen huschten wieder zu den jungen Frauen und ich zählte schnell durch. Ich hatte selber Angst mich zu sehr zubewegen und die Aufmerksamkeit auf mich zu lenken. Doch gerade hier, sollte man sich normal wie möglich verhalten, um genau dies zu umgehen.

„Ungefähr sechs", flüsterte ich nun und richtete meinen Blick wieder auf ihn. Louis machte sich noch etwas kleiner und versuchte krampfhaft nicht seine Umgebung zu überprüfen. Denn die Gefahr, dass er erkannt wurde, wenn er sein Gesicht zu der Gruppte drehte und im selben Moment eine Frau zu uns rüber sah, war viel zu groß und dieses Risiko wollten wir beide nicht eingehen. Blöd nur, dass man mein Gesicht sehr wohl erkennen konnte...

„Okay. El, sieh mich an", mein Blick war unweigerlich wieder zu der Gruppe gewandert. Früher hätte ich nicht so eine Panik geschoben, denn da hatte sich noch niemand für Louis und somit auch nicht für mich interessiert. Doch seit dem Vorfall in London, war meine Angst, was solche Vorfälle betraf, gestiegen. Gerade mit unserem Kind im Bauch, war ich noch vorsichtiger als sonst geworden. Denn hier ging es nicht nur um die Sicherheit der Fans und mir, sondern auch die um meines Kindes. Und die wollte ich auf keinster Weise gefährden.

Schnell huschte mein Blick wieder zu ihm und ich schenkte Louis meine ganze Aufmerksamkeit die ich aufbringen konnte. Ich wollte nur noch hier raus. Dieser Fluchtgedanke füllte meinen kompletten Kopf aus. Aus einem Instinkt heraus, legte ich meine freie Hand auf meinen Bauch und strich sanft darüber. Wahrscheinlich wollte ich mich mit der beruhigenden Geste nur selber beruhigen, doch das war mir in diesem Moment total egal. Ich musste ruhig bleiben, um richtig zu handeln.

Wahrscheinlich würde ich, sobald wir im Auto waren, darüber lachen. Mein Verhalten für Außenstehende musste nur verrückt wirken. Wer schob auch solche Panik vor sechs junge Frauen. Wenn sie Waffen hätten, sähe das schon anders aus, aber das hatten sie nicht.

„Wir packen das restliche Essen zusammen und stehen dann langsam auf. Wir müssen unweigerlich an den sechs vorbei. Was anderes bleibt uns einfach nicht übrig", er umfasste meine eine Hand die beharrlich die Tischplatte umklammerte. Meine Haut wurde durch die aufgewandte Kraft ganz weis.

„Wir können nur hoffen, dass sie zu betrunken sind, um dich zu erkennen", flüsterte ich und entspannte mich ein wenig unter Louis warmer Berührung. Dieser lachte leise bei meinen Worten auf und fing an unsere Sachen zusammen zu räumen.

Als wir fertig waren, war die Gruppe junger Frauen immer noch an der Kasse. Anscheinend flirteten sie mit dem Kassierer, was uns zugute kam. So waren sie abgelenkt, während wir schnell an ihnen vorbei huschen konnten.

Als die kalte Luft mir in das Gesicht schlug, atmete ich erleichtert auf und ging Hand in Hand mit Louis zum Auto. Meine Jacke hatte ich zugemacht und den dicken Schal bis hoch zu meiner Nasenspitze gezogen. Manchmal waren der Winter und die damit verbundene Kälte praktisch. So war es ganz normal, wenn man sich, bevor man die warme Umgebung verließ, dick einpackte, damit einem nicht kalt wurde. Und so sah es auch nicht komisch für andere aus, wenn man als halber Bankräuber rüberkam.

„Eigentlich mag ich solche spontanen Aktionen. Doch wenn sie so ein Ende haben, ruiniert es doch ganz schön viel", meinte ich zu meinem Freund, als wir in den Wagen stiegen. Dank der Standheizung war es schon mollig warm im inneren des Autos.

„Wieso? Es hat doch Spaß gemacht", Louis grinste mich an und startete den Motor.

„Stimmt", meinte ich und grinste mit ihm mit.

„Denkst du unser Kind wird später auch so Abenteuerlustig?"

„Absolut!"


Der Donnerstag brach heran und im Hause Tomlinson herrschte das absolute Chaos. Alle wollten sich von Louis noch verabschieden. Das Problem war aber, dass sie selber alle los mussten. So umarmten die Schulkinder ihren großen Bruder als erstes, bevor wir anderen dran kamen.

„Wir sehen uns am Sonntag im Wembley Stadion", sagte Louis und winkte noch einmal, ehe er ins Auto stieg. Doch bevor er seine Tür zuschlagen konnte, hielt ich ihn auf und beugte mich zu ihm herunter.

„Fahr vorsichtig", flüsterte ich ihm zu und zog ihn zu mir ran. Unsere Lippen verschmolzen mit einander. Doch bevor das alles noch ausartete, löste ich mich seufzend von ihm und lächelte meinen Freund an.

„Wir sehen uns am Sonntag"

„Ich liebe dich", hauchte Louis, sodass sein warmer Atem, sobald es die kalte Luft berührte, sichtbar wurde. Er strich sanft über meine Wange und küsste schnell meinen Bauch, der von der dicken Jacke überdeckt wurde. Die Sekunden verstrichen, sodass er nun wirklich los musste, um keinen Ärger mit Louise zu bekommen.

„Ich liebe dich. Viel Glück", mit diesen Worten schlug ich die Fahrertür zu und trat wieder zu den anderen. Wir winkten ihm alle zum Abschied und dann war er auch schon verschwunden. Ich seufzte und schaute noch ein wenig länger in die Richtung, als es notwendig war.

„Wieso bin ich nochmal nicht mitgefahren?", fragte ich mich eher selber, doch ich erhielt überraschenderweise eine Antwort von Jay, die mir tröstend einen Arm um die Schulter legte: „Weil du auch einmal ruhe brauchst"

Ich löste meinen Blick von der Louis-leeren Straße und lächelte sie traurig an.

„Ja, leider", auch wenn Louis erst seit einer Minute weg war, vermisste ich ihn jetzt schon. Seine Wärme, seinen Duft, seinen Humor, alles an ihm. Doch Jay hatte recht. Ich war nicht ohne Grund hier geblieben...


Die Tage bis Sonntag gingen rasend schnell vorbei und schon waren wir am Stadion, wo das X-Factor Finale stattfinden würde, angekommen. Es war gar nicht so leicht, alle Familien Mitglieder beisammen zu halten. Immer rannte einer voraus und wollte sich was anschauen. Schlussendlich kamen die jüngsten Kinder, Doris und Ernest, in den Kinderwagen. Als ein Trupp von acht Personen, wurden wir durch die Sicherheitsschleuse geleitet und zu den Aufenthaltsräumen gebracht. Alleine wären wir wohl alle aufgeschmissen gewesen. Da reichten auch nicht die paar Male aus, die wir schon hier gewesen waren.

„Lottie", schrie plötzlich Phoebe los, die ihre Schwester entdeckt hatte und winkte wie wild mit ihrer rechten Hand herum. Die besagte Person drehte sich abrupt um, da sie mit den Rücken zu uns gestanden hatte, und strahlte mit Phoebe um die Wette. Lottie hatte ihre Familie, dadurch dass sie die Jungs auf Tour bekleidet hatte, genauso selten gesehen wie Louis. Die darauffolgenden Umarmungen, die sobald wir sie erreicht hatten, stattfanden, waren lang und voller liebe.

„Hallo Lottie", begrüßte ich sie, als sie sich durch ihre Familie gearbeitet hatte.

„Hey. Wie geht es dir? Dein Bauch wird immer größer. Wie lange haben wir uns nicht gesehen? Drei Monate?"

„Hey! So fett bin ich nun auch wieder nicht!", protestierte ich lachend, als Lottie sanft über meinen gewölbten Bauch strich.

„Wo sind die Jungs? Sind wir eigentlich die Letzten?", fragte ich Lottie nun, um das Thema zu wechseln und sah mich nach den Chaoten um. Doch ich traf nur auf beschäftigte oder gestresste Gesichter.

„Die sind in einer der Aufenthaltsräume und nein, ihr seid nicht die Letzten. Liams Familie fehlt noch, aber sie müssten auch jeden Moment kommen", mit diesen Worten drehten wir uns wieder ihrer Familie zu, die in der Zwischenzeit sich mit den jüngsten beschäftigt hatten.

So schlängelte sich unsere Gruppe zwischen den Bühnenarbeiter, Tontechnikern und weiteren sehr beschäftigten Personen vorbei, ehe wir endlich die Räume für die Künstler erreichten.


„El", rief eine bekannte Stimme überglücklich und schlang gleichdarauf seine Arme um mich. Louis war zwar schon dreiundzwanzig Jahre alt, aber das hielt ihn nicht davon ab, manchmal wie ein kleines Kind rüber zu kommen.

„Louis", murmelte ich in seine Halsbeuge und atmete seinen himmlischen Duft ein. Ich hatte ihn so sehr vermisst, auch wenn es nur ein paar Tage waren. Doch die Ruhe hatte mir gut getan und so war ich sehr optimistisch, was diesen Abend und die darauffolgenden so mit sich brachten.

Er drückte mir einen Kuss aufs Haar und streichelte lächelnd meinen gewölbten Bauch, ehe er sich seiner Familie widmete und sie ebenfalls begrüßte. Währenddessen, sah ich mich im Raum um und entdeckte Harry, wie er gerade sich mit Gemma unterhielt. Da ich die Beiden nicht stören wollte, ging ich zu Niall und setzte mich neben ihm auf das Sofa, was hier stand.

Das Gefühl der Aufregung stieg, als die Zeiger sich immer weiter nach vorne bewegten. Alle Familien waren nun von den Jungs da. Sophia hatte ich dann auch gefunden. Lux spielte mit Doris und Ernest, sodass es manchmal richtig laut wurde. Doch das störte keinen. Eher war es etwas Beruhigendes. Alle Familienmitglieder kannten sich und so mischten sich die Gruppen ziemlich schnell.

Doch dieses Gefühl, was ich einfach nicht richtig beschreiben konnte, lag in der Luft. Hier und da hörte man ein Lachen, doch die Anspannung war allen deutlich anzusehen.

Der Gedanke, dass es die letzte Performanz von den Jungs für eine längere Zeit war, ließ alle irgendwie nicht los.

Und dann war es auch schon so weit. Der Zuschauerraum füllte sich immer mehr und so langsam mussten auch die Familien los.

Heute waren nicht nur die Darsteller, die eine Chance hatten, diese Show zu gewinnen, nervös, sondern auch alle anderen.

Wie würden wir alle reagieren und was passierte danach?


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