70. Kapitel
Eleanor
Ich spielte mit dem Stoff seiner Jacke und sah überall hin, nur nicht in sein Gesicht. Wieso hatte ich mir nicht eher überlegen können, wie ich diese eigentlich simple Frage stellen konnte? Im Nachhinein ärgerte ich mich ein wenig über mich selber. Doch jetzt konnte ich es nicht mehr ändern.
„Ähm...", fing ich weniger hilfreich an. Mein Atem wurde immer unruhiger und so langsam dachte ich, dass ich bald hyperventilieren würde. Wiederum gebiete ich meinen Körper Einhalt. Wieso machte ich so ein Tarar aus einer schlichten Frage? Aber so war ich und ich konnte es auch nicht mehr ändern. Dafür machte ich mir einfach zu viele Gedanken.
„El...", Louis legte seine rechte Hand an meine Wange und zwang mich ihn anzusehen. Sein Blick lag weich auf meinem und ein kleines Lächeln zierte sein Gesicht.
„Atme tief ein und aus und dann, wenn du dich beruhigt hast, stellst du einfach deine Frage. So schlimm wird sie schon nicht sein, oder irre ich mich da?", er sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an und streichelte mit seinem Daumen zart über meine Unterlippe – was nicht ganz meinem Herzen half. Denn es schlug jetzt noch schneller. Das Kribbeln auf meiner Haut fühlte sich so schön an. Doch ich musste mich zusammen reißen. Louis versuchte mir zu helfen und zog es ins Lustige, dennoch wusste er nicht, was der eigentliche Grund war.
Mit ihm zusammen atmete ich mehrmals tief ein und aus und dann hatte sich in meinem Kopf die Gedanken sortiert. Es war nur eine simple Frage, worauf es eine klare Antwort gab. Also kein großes Drama, so wie ich es gerade veranstaltete.
„Unser Kind ist schon so gewachsen, dass man das Geschlecht sehen könnte, wenn es günstig liegt", ratterte ich zusammenhangslos herunter und versuchte ihm mit dem gesagten zu erklären, worauf ich hinaus wollte. Ich wusste selber nicht, wieso ich so aufgeregt war. Vielleicht war es meine eigene Unsicherheit. Denn ich konnte mich einfach nicht entscheiden, ob ich es wissen wollte oder nicht.
„Ich habe nächste Woche wieder einen Termin und dort könnten wir es uns sagen lassen, wenn du es möchtest", während ich Louis alles darlegte, sah ich ihm direkt in die Augen. Wir standen immer noch ganz nah beieinander und hatten uns im Arm. Das Geschehen um uns herum bekam ich nicht wirklich mit, denn ich war ganz auf meinen Freund fixiert.
Mit welcher Antwort war ich glücklicher? Ich konnte mich einfach nicht entscheiden, was mir lieber wäre. Wenn wir es uns nicht sagen lassen, konnte es jeder Zeit passieren, dass sich die Ärztin verplapperte. Zudem müssten wir alle Kindersachen neutral kaufen und wo blieb der spaß an ausgefallen Dingen?
Auf Louis Gesicht zeichnete sich ein Lächeln ab. Seine Augen funkelten und irgendwie brachte mich das selber zum Strahlen.
„Mir kommt es so vor, als würdest du mir, wie vor sieben Wochen, gerade von deiner Schwangerschaft erzählen und jetzt könnte ich schon das Geschlecht unseres Kindes wissen...", er verstummte, als würden in seinem Kopf die Gedanken kreisen und fand so die passenden Wörter nicht. Es sah ganz so aus, als würde er es nicht begreifen, doch Schuld war einfach nur die eigenen Gefühle, die ihn geradezu übermannen drohen.
Er zog mich in seine Arme und vergrub seinen Kopf in meinen Schal. Bei der Kälte könnte eigentlich schon Schnee liegen, aber das Wetter wollte mich wie jedes Jahr ärgern. Denn der Winter machte mir eigentlich nur Spaß, wenn es zu den kalten Temperaturen auch weiße Landschaften gab. Okay, es war noch kein offizieller Winterbeginn, doch der Dezember zählte für mich schon immer dazu.
Tief sog ich seinen himmlischen Duft ein und schloss meine Augen. Wir dachten beide wahrscheinlich über die Möglichkeiten nach und wägten ab was wir wollten. Es war unser erstes Kind und wir waren jung. Fehler waren also vorprogrammiert, doch wir hatten die Möglichkeit sie weitestgehend zu umgehen.
Doch was war uns wichtig? Das Geschlecht würden wir spätestes bei der Geburt erfahren, ob wir es fünf Monate früher wussten oder nicht, war doch im Grunde egal.
„Was möchtest du?", fragte ich Louis flüsternd und immer noch ganz nah bei ihm, sodass ich seine Körperwärme spürte. Ich empfand es in diesen Moment angebracht leise zu sprechen. Vielleicht, weil es doch eine Bedeutung für unsere nahgelegene Zukunft hatte und das kein Passant, der an uns vorbei lief, hören sollte.
Sanft löste er sich von mir und sah mir wieder in die Augen. Mein Herz klopfte ein wenig schneller in meinen Körper. Die Aufregung von geradeeben nahm wieder zu. Wie würden wir uns nur entscheiden?
„Wenn wir uns es sagen lassen, dann könnten wir schauen, wer von uns beiden recht hat...", er ließ den Satz in der Luft hängen, sodass wir beide nochmal darüber nachdenken konnten. Es war ein Herantasten an die Antwort und der Entscheidung. Jeder hatte jetzt noch die Chance es zu ändern. Aber wieso?
„Damit du deinem Instinkt unter Beweis stellen kannst?", ging ich auf seine Anspielung ein. Das Grinsen, was auf mein Gesicht lag, bekam ich nicht mehr weg. Ich zwickte ihm in die Seite, sodass er einen Satz zu Seite machte.
„Hey!", kam es protestierend und gleichzeitig lachend von ihm. Es klang so schön, dass ich mitlachte.
„Also lassen wir es uns sagen?", fragte ich, nachdem wir uns beruhigt hatten, noch mal genau nach. Nicht das es später Missverständnisse gab...
„Ja", meinte er mit einem strahlen in den Augen, dass mich unglaublich glücklich machten. Wir hatten es gemeinsam entschieden und es war ein wundervolles Gefühl. Wer wohl am Ende Recht hatte? Doch im Grunde war es egal. Ob Junge oder Mädchen, es war unser Kind und wird es auch immer bleiben.
„Damit wir uns nicht beide darüber jetzt unsere Köpfe zerbrechen, würde ich vorschlagen, dass wir einen kurzen Abstecher zu meiner Mannschaft machen", er küsste mich auf die Stirn, ließ einen Arm um meine Taille und so setzten wir uns wieder in Bewegung. Er kannte sich und er kannte mich. Jetzt wo wir die Chance bekamen, etwas Neues über unser Kind zu erfahren, war die Neugier nicht mehr wegzudecken. Schon jetzt spürte ich die Aufregung auf meinen Vorsorgetermin nächste Woche und dieses Mal würde Louis mitkommen.
Kurz dachte ich über seinen Vorschlag nach und wusste schon, wie das ablaufen würde.
„Damit wir dann zwei Stunden dort bleiben und ich halb erfriere, während zu spielst?", ich grinste ihn immer noch von der Seite an. Ich war erleichtert, dass wir uns entschieden hatten und ich nicht alleine die Verantwortung trug. Und so war es mir in diesen Moment egal, was wir taten, hauptsache wir waren zusammen.
„Dann hast du genug Zeit mich anzuschmachten", ich verdrehte meine Augen und boxte ihm in die Seite. So ein Spruch war typisch Louis. Da hing der Macho aus ihm raus, doch wenn es nicht zu oft war, konnte ich es ertragen. Allerdings hieß das nicht, dass ich ihm nicht einen ordentlichen Dämpfer verpassen konnte...
„Natürlich, Mr Tomlinson", meine Stimme triefte vor Sarkasmus. Selbstbewusst hob ich meine Nase, sodass ich größer wirkte.
„Wieso bist du dir eigentlich so sicher, dass ich nicht die anderen aus deinem Team hinterher sehe?", neckte ich ihn und sah meinen Freund herausfordernd an. Wenn er den Bad Boy raus hängen ließ, durfte ich das auch.
Dieser zog scharf die Luft ein und blieb abrupt stehen. Er drehte sich zu mir um und nahm mein Gesicht in beide Hände. Seine Stimme klang ruhig und voller Überzeugung: „Weil wir uns lieben"
Wir blieben den ganzen Vormittag beim 'Keepmoat Stadium', wo die Mannschaft doch tatsächlich trainierte. Louis wurde unter lautstarken jubeln begrüßt und aufgefordert mitzuspielen, was er sich natürlich nicht zwei Mal sagen ließ.
Ich machte es mir derweile am Rande gemütlich und organisierte mir einen heißen Tee vom Automaten. Krank wollte ich durch diese Aktion nicht werden. Doch darüber brauchte ich mir keine Gedanken zu machen. Sobald ich mich hingesetzt hatte, wurde mir ein Kissen zum darunterlegen gegeben und zwei Decken in die Hand gedrückt, in die ich mich keine Sekunde später, einkuschelte.
Es machte spaß die Männer beim Trainieren zu beobachten. Louis brauchte sich keine Sorgen zu machen, dass ich irgendjemanden hinterher sah, aber ein wenig schmachten war schon erlaubt. Schließlich hatte man nicht jeden Tag ein Haufen durchtrainierter Männer vor sich, die Sport trieben. Und ich war eine Frau.
Doch auch wenn alle gutgebaute Körper hatten, die sich unter den Trikots abzeichnete, blieb mein Blick die meiste Zeit an Louis hängen und dann versank ich in Gedanken.
Ab und zu wurde das Training unterbrochen, da irgendwelche Fußballbegeisterten kamen und Autogramme von den Spielern haben wollten. Irgendwann sprach sich auch rum, dass Louis Tomlinson von One Direction da war und dann kamen auch ein paar Mädchen. Ob sie gerade hier Urlaub machten, eigentlich krank waren oder die Schule schwänzten, wusste ich nicht.
Als gegen Mittag mein Handy klingelte schreckte ich auf. Noch etwas benebelt von meinem Halbschlaf, in dem ich mich seit einer halben Stunde befand, kramte ich nach meinem Telefon und ging schließlich ran: „Hey El, im Kühlschrank steht was zum Mittagessen was ihr euch jeder Zeit warm machen könnt. Ich schaffe es nicht mit euch zusammen zu essen", erklang die Stimme von Johanna. Ich fuhr mich durch die Haare, um wieder ein wenig wacher zu werden. Durch das ganze rumsitze und nichts tun wurde ich schläfrig.
„Das ist aber schade, trotzdem vielen Dank. Wir sind gerade noch unterwegs, aber wir werden sicher gleich aufbrechen", sprach ich und beobachtete dabei Louis weiter, wie er über den Rasen rannte. Ob unser Kind später auch so Fußballbegeistert wäre?
„Was macht ihr denn gerade?", kam es neugierig von Louis Mutter.
„Louis spielt mit seiner Mannschaft Fußball, während ich in einer Decke stecke und zuschaue", schilderte ich ihr die jetzige Lage und richtete meine Schichten neu.
„Ich hoffe ihr erkältet euch nicht. Macht euch nachher eine Badewanne warm", meinte sie besorgt und ganz die fürsorgliche Mutter. Doch ich musste bei den zweiten Satz lächeln. Die Idee war super und würde ich sicher auch umsetzten. Schon der Gedanke daran ließ mich etwas wärmer werden. Doch das würde ich ganz sicher nicht Louis Mutter unter die Nase binden. Auch wenn ich ein sehr gutes Verhältnis zu ihr hatte, so gab es Grenzen, wo sie nicht alles wissen musste, was in meiner Beziehung zu Louis so los war. Wenn Louis ihr natürlich davon erzählte, war das was anderes. Aber in den vergangenen Jahren hatte ihr Sohn dazu gelernt und wägte immer genau ab, was er ihr erzählte. Louis hatte mir erzählt, dass eine gute Freundin von seiner Mutter zu ihm kam und so einiges über unsere Beziehung wusste, was eigentlich nur seine Mutter und wir beide wissen sollten...
„Das werden wir. Danke. Ich wünsche dir noch viel Erfolg auf Arbeit", beendete ich unser Gespräch und nach weiteren drei Sekunden legte ich auf. Genau in diesen Moment kam mein Freund auf mich zu gejoggt und lächelte mich glücklich an.
„Na, ausgepowert?", fragte ich ihn und reichte ihm eine Wasserflasche, die ich unter meiner Decke hatte, damit das Wasser nicht eiskalt wurde.
„Und wie. Aber es hat Spaß gemacht. Ich hoffe du bist nicht ganz zum Eiszapfen transformiert?", er sah mich prüfend an und ich lachte: „Wie du siehst nicht. Sonst könnte ich mich jetzt nicht bewegen", ich wedelte zum Beweis mit meinen Händen und zog ihn gleich darauf zu mich ran. Ich wollte seine Nähe spüren. Den ganzen Vormittag musste ich darauf verzichten. Nach meinem Geschmack war das eindeutig zu viel Distanz.
Er kniete sich vor mich hin, sodass er nun kleiner war als ich. Ich beugte mich zu ihm runter und küsste ihn. Es war mir egal, dass er geschwitzt hatte und dementsprechend seine Haut von einer feuchten Schicht überzogen war. Ich durchwühlte seine Haare mit meinen Händen und genoss den schönen Moment.
Die anderen Männer liefen im Laufschritt an uns vorbei, doch störten uns nicht. Wir würden uns nachher von ihnen verabschieden.
„Love?", nuschelte Louis immer noch an meinen Lippen hängend und außer Atem.
„Mhmm", kam es von mir und schlussendlich löste ich mich von ihm. Er strich mir eine Haarsträhne hinter mein Ohr und lächelte mich mit rötlichen Wangen, die von der Kälte und von der Anstrengung kamen, an.
„Lass uns nach Hause gehen. Ich brauche dringend frische Klamotten und eine Dusche"
„Immer musst du die romantische Stimmung kaputt machen", maulte ich und sah ihn mit enttäuschten Gesichtsausdruck an.
„Als wäre ich derjenige der sie immer zerstören würde", verteidigte er sich mit einem Grinsen im Gesicht. Sanft küsste er mich auf die Stirn und stand dann wieder auf. Louis reichte mir seine Hand, die ich, sobald ich meine Tasche und die Decke auf meinem anderen Arm gelegt hatte, ergriff.
„Ja, ja, aber ich habe eine besser Idee als Duschen gehen", meinte ich geheimnisvoll zu ihm und stupste ihn in die Seite, während wir noch kurz in die Umkleide gingen, um uns zu verabschieden und wo ich meine Decke abgeben konnte.
Als wir in das warme Haus kamen streiften wir unsere Jacken und Schuhe ab. Ich ging in die Küche, um zu schauen, was Jay genau gemeint hatte. Denn den Namen des Gerichtes hatte sie nicht genannt. Louis ging derweile schon mal ins Bad und ließ das Wasser ein. Wir würden in der Badewanne essen, was wir kurzer Hand beschlossen hatten, sobald ich ihm mein Vorhaben erzählt hatte. Denn er hatte auf den ganzen Weg bis hier her danach gefragt und irgendwann war ich eingeknickt.
Nachdem ich die zwei Teller warm gemacht hatte, stellte ich sie auf ein Tablett und ging damit ins große Bad, wo Louis schon alles vorbereitet hatte.
„Lass mich das nehmen", meinte er sofort, als er mich mit dem vollbeladenen Tablett sah.
„Danke", er hatte sein Oberteil schon ausgezogen, sodass ich seine Tattoos bewundern konnte. Sobald er die Sachen abgestellt hatte, drehte er sich wieder zu mir um und entledigte sich von seinen restlichen Klamotten. Ich fand es nicht mehr komisch ihn dabei zu beobachten. Bei so einer langen Beziehung, die wir schon führten, war das zur Normalität geworden, dass wir uns vor dem anderen auszogen. Am Anfang war ich noch sehr schüchtern gewesen, selbst als wir schon miteinander geschlafen hatten. Doch dieses Gefühl war in den Jahren immer weniger geworden.
„Soll ich dir helfen?", fragte Louis mich, als er nun vollkommen nackt auf mich zukam und ich immer noch voll bekleidet war. Sanft fuhr er mit seinen Händen über meine Taille. Ich lächelte und nickte, sodass er langsam anfing meinen Pullover hochzuschieben. Seine Hände strichen über meine Haut und hinterließen ein angenehmes brennen. Schon nach wenigen Sekunden fiel das erste Kleidungsstück von mir herunter.
Zart strich Louis über meinen gewölbten Bauch und lächelte die ganze Zeit dabei. Ich berührte seine Finger mit meinen und gemeinsam waren wir unserem Kind nahe. Dieser kurze Moment war so intim und wunderschön. Auch wenn es noch fünf Monate bis zur Geburt waren, so freute ich mich schon auf den Anblick, der sich mir bieten würde, wenn Louis unser Kind im Arm hatte.
Doch die Kälte, die an unserer Haut hoch kroch, trieb uns zur Eile. Auf unseren beiden Körpern hatte sich eine Gänsehaut gebildet. Ob tatsächlich die Temperatur schuld war oder die Emotionen, die von uns ausgingen, wusste ich nicht. Seine Hände wanderten von meinem Bauch zu meinen Beinen und zogen die Hose gleich langsam mit runter. Als der Stoff immer mehr von meinen Beinen zeigte, hörte ich Louis plötzlich scharf die Luft einziehen.
Verwundert über das unerwartete Geräusch, schaute ich zu ihm runter. Er war mitten in seiner Bewegung gestoppt und zeigte keine Regung mehr. Was hatte er?
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