67. Kapitel
Eleanor
Mir rutschte das Herz in die Hose, als ich die Massen sah. Man konnte wirklich von Massen reden. Ich schluckte schwer und sah die anderen panisch an. Ich wollte da nicht raus. Doch die anderen gingen und so tat ich es auch. Mir blieb gar nichts anderes übrig, wenn ich nicht alleine und ohne essen hier bleiben möchte.
Ich hielt mich an Mason, der mir eine Hand beruhigend auf die Schulter legte. Er wusste über meine Panik Bescheid und auch was in London passiert war, was auch der Auslöser für das Ganze war. Dankend lächelte ich ihn kurz zu, zu mehr war ich in dieser Situation nicht im Stande. Doch er verstand mich auch so.
Als die Fans merkten, dass sie die Türen öffneten, kam Bewegung in die Menge rein. Jeder wollte wissen, ob es eventuell schon die Jungs waren, die da hinaus traten. Doch auch wenn sie nach einiger Zeit merkten, dass sie es nicht waren, hielt es sie nicht davon ab unsere Namen zu rufen und ihre Körper gegen die Absperrungen zu drücken, die für die Sicherheit, von allen beteiligten Personen, aufgestellt worden waren.
Schnell verschwanden wir im warteten Auto, was Mason kurz vorher organisiert hatte. Als die Tür zugezogen wurde, wurde es ein wenig leiser und ich lehnte meinen Kopf an die Autoscheibe. Die Mädchen hielten ihre selbstgebastelten Plakate hoch und schrien unsere Namen. Es war verrückt. Es war immer noch ein komisches Gefühl, erkannt und bejubelt zu werden. Anders wusste ich es in diesen Moment nicht zu beschreiben.
Louis Bodyguard stieg vorne neben dem Fahrer ein und dann ging es auch schon Richtung Zentrum.
Als wir die Massen hinter uns ließen, holte ich mein Handy hervor und schrieb Louis eine Nachricht, damit er sich keine Sorgen machte, falls er merkte, dass ich nicht mehr da war. Ich wusste nicht, ob eine Pause eingeplant war, oder wie lange die ganze Veranstaltung ging, aber ich wollte auf Nummer sicher gehen. Wir hatten schon beide genug Stress und Sorgen, da konnte man die einfachen Dinge, gleich aus dem Weg schaffen, bevor man drüber stolperte.
„Worauf habt ihr Lust?", fragte Louise in die Runde, als ich mein Telefon wieder weggesteckt hatte und gedankenverloren aus dem Fenster schaute. Begierig sog ich mein Umfeld auf und versuchte mir alles zu merken. Nichts war schöner, als Erinnerungen, an atemberaubende Orte oder Momenten, um später daran zudenken oder die Abenteuer weiter erzählen zu können.
„Mc Donalds", schrie Lux in ihrem Kindersitz und klatschte in die Hände. Ihre Augen leuchteten vor Begeisterung, als sie sich schon die Köstlichkeiten und das kleine Spielzeug im Kopf ausmalte. Doch für mich war es in der Schwangerschaft genau das Gegenteil von Lecker – zumindest, wenn es um den Geruch ging und genau das versuchte ich jetzt einer vierjährigen zu erklären, ohne das sich anfing zu weinen.
„Ähm...Ich glaube das wäre für mich nicht so gut. Beim letzten Mal musste ich mich übergeben. Fritteusengeruch und ich stehen gerade auf Kriegsfuß. Aber du kannst dir gerne trotzdem was holen und wir essen einfach an der frischen Luft", versuchte ich der Kleinen nicht den kompletten Appetit zu verderben.
„Wie wäre es mit einem richtigen Restaurant. Wir machen uns einfach eine schöne Zeit in Mexiko und essen mexikanisch. Was sagt ihr dazu?", schlug Lottie vor und traf damit auf die volle Zustimmung. Selbst Lux vergaß ihren Fastfood-Gedanken, was mein schlechtes Gewissen verpuffen ließ.
Ich suchte schnell im Internet nach einem guten Restaurant und gab die Adresse an den Fahrer weiter.
Das Essen war lecker gewesen und wir hatten uns prächtig amüsiert, besonders wenn einer nach dem anderen die Inhalte der Tortilla rausflogen waren. Die Zeit verging wie im Flug und so mussten wir langsam wieder zurück zu den anderen fahren. Schließlich hatten Lou und Lottie einen Job zu erledigen. Vom Chef wurde keine Faulheit bezahlt, auch wenn das auch einmal ein netter Gedanke wäre...
Da wir in die Stadt mit demselben Auto gefahren waren, welches die Jungs vorher benutzt hatten, hielten wir nur vor dem Eingang, ohne selber nochmal auszusteigen. Wir kamen pünktlich am Ende der Pressekonferenz und den anstehenden Interviews an, wie ich kurze Zeit später erfuhr. Perfektes Timing also.
Die Fans waren immer noch da und so ging das Kreisch-Konzert wieder los, als sich die Türen öffneten und nun doch One Direction herauskamen. Hinter uns wartete noch ein weiterer schwarzer Wagen, sodass sich die Band aufteilte. Louis und Harry steigen zu uns mit ein, während Niall und Liam den Range Rover hinter uns nahmen.
Da neben mir kein Platz mehr war, küsste mich Louis zur Begrüßung kurz auf die Stirn, ehe er einen Sitz vor mir aussuchte und sich drauf fallen ließ.
„Und wie war es gewesen?", fragte ich neugierig und wartete auf die ausführliche Berichtserstattung. Wir hatten ja dank unseren Hungeranfall ein Teil nicht mitbekommen.
„Eigentlich ganz gut", kam die Antwort von Harry und fing so an ein paar Lustige Geschichten zu erzählen oder Fragen, die sie beantworten mussten, zu schildern.
Die Wochen vergingen mit Auftritten und Interviews. Die Jungs hetzten von einem Termin zum anderen, doch die letzte Woche war angebrochen, wo am Sonntag alles vorbei ging, dort wo alles Angefangen hatte. Die Nerven lagen bei jedem Plank. Man spürte dieses unbeschreibliche Gefühl, wie vor dem letzten Konzert von der Tour 'On The Road Again'. Doch dieses Mal war es noch extremer. Nach dem Auftritt war alles vorbei. Danach gab es keine Konzerte mehr. Keine Termine und keine geschäftlichen Reisen. Keinen Stress, keinen Druck.
Natürlich war dieser Gedanke unrealistisch. Auch im nächsten Jahr hatte Louis seine Termine. Harry drehte sogar einen Film, doch der direkte Tour-Stress blieb aus. Zwar würden die Medien sie immer noch im Fokus behalten, besonders, wenn sie sich in der Öffentlichkeit bewegten, doch es würde etwas anderes sein...
Wir flogen alle am Montag nach London zurück. Es war ein herrliches Gefühl, nach mehreren Wochen, wieder in seinem Land zu sein. Endlich wieder zu Hause. Wir verabschiedeten uns alle schon im Flugzeug voneinander. Jeder machte in der kurzen Zeit was anderes, bevor sie sich alle wieder am Donnerstag treffen würden. Denn da standen die 'BBC Music Awards' an.
Als wir den Flughafen hinaus traten, war ich froh, die Verabschiedung schon hinter verschlossenen Türen gemacht zu haben. Die Paparazzi scherten sich um uns und schossen Fotos was das Zeug hielt. Ein paar Fans waren natürlich auch anwesend, doch wir kamen relativ schnell zum Auto.
„Wie wäre es, wenn wir zu deinen Eltern fahren, bis du am Donnerstag wieder in London sein musst?", fragte ich Louis, als wir den Wahnsinn hinter uns ließen und der Wagen sich in Bewegung setzte. Ich wollte nicht in London rumhängen, auch wenn ich Bruce und Max vermisste. Ach, mein geleibter Bruce...
Als ich an seine dunklen Augen dachte, fraß sich das schlechte Gewissen tiefer in mein Herz. Schon so oft ließ ich ihn alleine in London zurück und reiste durch die ganze Welt. Irgendwann hatte er gemerkt, wenn ich Koffer packte, dass ich danach weg war. So saß er schon eine Weile immer dabei und sah mich traurig an - zumindest fühlte es sich so an.
„Ich dachte du wolltest Ruhe haben?", mein Freund sah mich mit hochgezogener Augenbraue an und presste dann seine Augen zu schlitzen zusammen. Kurz darauf sah er mich verblüfft an. Der Gesichtsausdruck von ihm, wechselte so schnell von einem zum anderen, dass ich gar nicht mehr hinterher kam. Und dann grinste er einfach nur, sodass seine Lachfältchen dadurch noch deutlicher zum Vorschein kamen, als man sie eh schon sah und ich vertrete nur die Augen, auf seine rhetorische Frage.
„Die habe ich dort. Außerdem würde ich gerne alle mal wieder sehen", ich lehnte meinen Kopf an seine Schulter und schloss meine Augen. Meine rechte Hand ruhte auf Louis Oberschenkel. Auch wenn Louis eine große Familie hatte und nicht immer alles ruhig war, so war es ein angenehmer Lärmpegel. Es waren die Geräusche einer ganz normalen Großfamilie. Und genau das brauchte ich jetzt. Normalität.
Würde ich mit Louis in seiner Villa sein, oder mit Max und Bruce unterwegs, so wäre es immer zu leise. Meine Gedanken würden kreisen und nicht zu Ruhe kommen können. In Doncaster würde zu viel Ablenkung sein, sodass ich für meine Probleme gar keine Zeit hätte. Alleine schon Daisy und Phoebe waren schon eine Klasse für sich und auch der jüngste Zuwachs, konnte einen auf Trapp halten.
In London wäre es auch so eine schöne Zeit geworden, keine Frage, aber in Moment brauchte ich etwas anderes. Man musste mich nicht verstehen, es war nur mein Bauchgefühl, was aus mir sprach und dem vertraute ich ziemlich viel an. Außerdem war es für Louis auch mal wieder gut, seine Familie zu sehen. Er war fast fünf Jahre ständig um die ganze Welt unterwegs. Wie oft hatte er da seine Familie gesehen? Einmal im Jahr?
„Ich weiß. Ich bin ganz deiner Meinung", sanft strich er mit seinem Daumen über meinen Handrücken und ich wusste, dass er sich einfach nur über diesen Vorschlag freute. Er hätte sie zwar am Sonntag bei 'X-Factor' gesehen, doch nichts war schöner, als sie daheim zu besuchen. Ein Stück seiner Kindheit wieder zu bekommen...
„Denkst du, wir können so spät noch bei deiner Familie aufkreuzen?", fragte ich nun doch etwas verunsichert, als mein Blick auf mein Handy mit der Uhrzeit fiel.
„Wir würden erst gegen zehn Uhr abends kommen. Da schlafen doch bestimmt alle", rechnete ich schnell unsere Fahrzeit aus.
„Du kennst doch meine Familie", er grinste mich mit einem schiefen Lächeln an.
„Gut, Ernest und Doris schlafen auf alle Fälle, aber doch nicht der Rest"
„Du vergisst, dass morgen Schule ist", warf ich ein, doch er winkte ab.
„Ich kenne meine Geschwister. Sie lägen aller höchstens schon im Bett, aber von schlafen kann man da noch nicht reden", ich musste lachen, als ich mir die abendliche Szene vorstellte.
„Stimmt"
„Außerdem würde ich meine Mom einfach schnell anrufen und ihr Bescheid geben, dass wir heute noch kommen", während er sein Handy rauskramte, reichte ich ihn einfach meins.
„Bei uns gibt es das aber später nicht", meinte er plötzlich zusammenhanglos und nahm dankend mein Telefon entgegen.
„Was meinst du?"
„Bei unserem Kind", er lehnte sich nach hinten und entsperrte mein Handy.
„Sie wird von uns zwei so gut erzogen, dass sie ohne zu murren ins Bett geht und dann ganz brav nach einer halben Stunde selbstständig das Licht ausmacht und schläft", er sagte so selbstsicher, als wäre er fest davon überzeugt, dass das auch klappte.
„Das glaubst du doch wohl selber nicht", ich brustete los. Ich fand den Gedanken nur absurd. Unser armes Kind. Wo war mein kindischer Louis geblieben? Doch so ganz schenkte ich ihm nicht meinen Glauben.
„Nicht mit deinen Genen", fügte ich immer noch kichernd hinzu.
„Hey. Was heißt hier meine Gene?! Wen schon den schon unsere Gene, Miss Calder", er hob seinen Zeigefinger wie ein Lehrer und sah mir in die Augen. Ich konnte einfach nicht ernst bleiben.
„Okay, okay", gab ich mich geschlagen und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
„Aber willst du wirklich, dass unser Kind so langweilig wird?", die Frage bekam ich zum Glück halbwegs ernst raus. Mich interessierte es wirklich. Nicht das wir uns in der Erziehung unseres Kindes noch streiten, nur weil wir andere Ansichten hatten. Zumal ich bei Louis genau das Gegenteil gedacht hatte. Schließlich war er schon immer der Lustigste gewesen, der der immer Quatsch gemacht hatte. Selbst, als er selber noch ein Kind war.
„Oh Gott, nein!", kam es nun erschrocken aus ihm heraus.
„Ich bringe ihr den besten Blödsinn bei", er grinste mich spitzbübisch an, genau wissend, das ich gleich Einwände dagegen bringen würde und so war es auch: „Vergiss es! Aber schön, das wir der gleichen Meinung sind, was die Einöde betrifft", er knuffte mich vorsichtig in Seite und lachte.
„Wir lassen es auf uns zukommen"
„Das ist wohl das Beste", ich sah ihn von der Seite an und legte meine Finger an seine Wange.
„Du bist immer noch der Meinung, dass es ein Mädchen wird?"
„Hundertprozentig", er lächelte mich an und tippte auf meinem Handy herum. Kurz Zeit später hatte er es schon an einem Ohr und sprach mit seiner Mutter.
Die restliche Fahrt bis zu Louis Haus verbrachten wir schweigend und jeweils in unseren Gedanken vertieft. Wir packten schnell unsere Sachen, die wir mit nach Doncaster nehmen wollten, in Louis Auto und verabschieden uns von dem netten Fahrer.
Wir schafften es tatsächlich kurz nach Zehn das Grundstück von Jay und der ganzen Rasselbande zu erreichen. Leise schlossen wir die Tür auf und huschten in den stillen Flur. Doch wie es bei Familie Tomlinson zu erwarten war, rannte Daisy, sobald sie uns gesehen hatte, die Treppe runter und kam uns stürmisch entgegen. Da dauerte es nicht lange, bis uns die anderen bemerkten und außer auf den jüngsten Zuwachs, alle anwesend waren.
„Ich habe dich über einen Monat nicht gesehen und jetzt...", Jay schlug, überwältigt von ihren Gefühlen, die Hände vor ihren Mund zusammen und betrachtete mich, nachdem sie erst ihren Sohn und dann mich in eine Umarmung gezogen hatte. Mein Bauch konnte ich nicht mehr wirklich unter meinen Klamotten verstecken. Auch wenn man mich umarmte, spürte man ihn. So war es kein Wunder, das Jay und auch der Rest, den Unterschied vor einem Monat bemerkte.
Ich lächelte sie etwas verlegen an, nicht wissend, wie ich darauf reagieren könnte. Hilflos stand ich neben Louis und fing wieder an mit meinen Fingern zu spielen.
„El?", mischte sich Phoebe ein und ich wandte mich dankend zu ihr, froh eine Beschäftigung zu haben: „Kommst du noch mit zu uns hoch?", sie sah mich bittend an und schielte dann zu ihrer Mutter.
„Solange ihr bald schlaft und mir El heil wieder bringt", sie sah ihre beiden Töchter an, doch da waren wir schon halb die Treppe hoch.
Ich sah kurz nochmal über meine Schulter zu Louis. Dieser lächelte uns nur glücklich nach.
Konnte es nicht immer so sein? Keine Paparazzi die sich auf Louis und nun auf mich stürzten? Keine Fans, die jede Sekunde was von ihm wollten und das in keiner freundlichen Form?
Einfach einmal Glücklich sein. Durchatmen können und die Zeit genießen.
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