66. Kapitel
Eleanor
Die Fragen prasselten auf uns ein und wir konnten ihnen nicht ausweichen. Die Paparazzi hörten nicht auf, auf den Auslöser ihrer Kameras zu drücken. In Sekundenbruchteilen flimmerten die Blitze auf. Die wenigen Fans versuchten an den Sicherheitsleuten vom Flughafen vorbei zu kommen und hier und da schafften sie es auch. Ab und zu kam ein: „Hey Louis. Wie geht es dir?", raus. Aber sie warteten nicht auf die Antwort, hielten einfach ihre Handys hoch und schossen ein Foto nach dem anderen, bis sich die nächste durchdrängelte. Sie interessierten sich eigentlich gar nicht, wie es Louis ging – dafür war auch keine Zeit, sie mussten schnell sein, sonst war die Chance vorbei. Es zählten bei manchen nur die Fotos, damit sie später damit angeben konnten oder die beste Schlagzeile rausbringen konnten. Die Presseleute dachten sich die wildesten Gerüchte aus. Doch wenn man genauer über nachdachte, müsste man doch merken, dass das vollkommener Schwachsinn war. Und nur weil die Person, auf den Foto, gerade nach unten geschaut hatte und nicht lächelte, wurde das als perfekte Vorlage genutzt.
Doch bevor es eskalieren konnte, griffen zum Glück schnell die Bodyguards ein und ich konnte mich wieder etwas entspannen, auch wenn mein Körper immer noch in Alarmbereitschafft war. Man konnte sich nie sicher sein. Ich wollte ungern auf den harten Boden landen oder einen Ellenbogen in den Magen gerammt bekommen, nur weil zu wenig Platz da war. Die Ausmaße wollte ich mir nicht vorstellen...
Ich stand unter Stress und ich hatte Angst, dass sich das aus meinem kleinen Punkt auswirken könnte. Doch jetzt durfte ich mir nicht den Kopf darüber zerbrechen. Ich wollte nur noch hier weg und Louis ging es nicht anders. Sein Blick war starr geradeaus gerichtet. Das einzige was mich davon überzeugte, das mein Freund nicht gleich in die Luft ging, war sein beruhigendes streicheln seines Daumens an meinem Bauch. Es war versteckt unter meinen Arm, den ich immer noch an derselben Stelle hatte, wie vorher. Die Kameras hatten keine Chance, diese kleine und doch bedeutende Geste, einzufangen. Das war unser kleines Geheimnis.
Zum Glück war der Horror bald vorbei. Der schwarze Wagen wartete schon auf uns. So schnell es Louis möglich war, öffnete er mir die Tür und ich rutschte schnell durch, damit er neben mir, auf der hinteren Sitzbank, sitzen konnte. Sobald ich die Wärme meines Freundes neben mir spürte, schloss sich die Autotür und der Fahrer fuhr abrupt los. Keine Sekunde zu früh, denn die Paparazzi und Fans hätten sonst den Range Rover umstellt.
Louis hatte zum Glück noch so viel Zeit, dass wir mein Gepäck im Hotel abladen konnten. Ich war von meinem Flug erschöpft, doch versuchte ich, diese Müdigkeit zu unterdrücken und mir nicht die wenigen Stunden mit Louis alleine nehmen zulassen.
„Wie viel Zeit haben wir noch?", fragte ich ihn, als wir vor seinem Hotelzimmer standen und er gerade seine Chipkarte raus holte. Unsere Finger waren immer noch in einander verschränkt. Meine rechte Hand hatte ich an seinen Unterarm gelegt. Mein Kopf ruhte seitlich an seiner Schulter. Der Flur war leer. Keine Menschenseele war zu hören, nur die Klimaanlage über uns, surrte. Kein Wunder, das ich eine Strickjacke trug. Es war zwar um die zwanzig Grad Celsius draußen, doch schon im Flugzeug, wurde mir etwas kühler.
„Nicht viel, aber das heißt nicht, dass wir diese Zeit nicht genießen können", er lächelte mich liebevoll von der Seite an und öffnete die Tür. Doch bevor wir überhaupt nur einen Fuß in das Hotelzimmer setzten konnten unterbrach uns eine fröhliche Stimme unser Vorhaben.
„Hey, ihr Beiden", ich drehte meinen Kopf in die Richtung, aus der das Geräusch kam und entdeckte Harry, der gerade aus den Fahrstuhl getreten war, um ebenfalls in seinen Rückzugsort, für die paar Tage, zu verschieden – Zumindest vermutete ich das, was sonst sollte er hier tun. Bestimmt nicht mit den Fahrstuhl rauf und runter fahren. Fast musste ich bei diesen Gedanken lachen.
„Hallo", ich grinste ihn an und hob kurz eine Hand zur Begrüßung.
„Was macht unser One Direction Baby?", er lächelte schief, sodass seine Grüppchen hervor kamen. Er war mittlerweile bei uns angekommen und tausche mit Louis einen kurzen Handschlag aus. Ich hatte mich nun vollständig zu Harry umgedreht, die geöffnete Tür zu meiner linken Seite.
„Dein Bauch sieht richtig gut aus", sein Blick ruhte auf meiner vorhandenen Wölbung und ich strich sanft darüber.
„Danke. Es wächst und gedeiht. Wenn man der Ärztin glauben schenkt, ist es kern gesund", ich lächelte. Sobald ich über mein eigenes Kind nachdachte oder davon Sprach konnte ich nicht anders tun. Ich war Glücklich und das ließ ich auch alle Wissen, die es interessiert oder etwas anging.
„Glaubst du denn dass sie falsch liegt?", kam es von Louis hinter mir. Sachte berührte er meinen Rücken und übte an gewissen Stellen einen leichten Druck aus, sodass ich meine Augen sofort geschlossen hätte, stünde nicht Harry vor mir. Eine Massage konnte ich jetzt gut gebrauchen...
„Nein", sagte ich und schenkte meine Aufmerksamkeit wieder Harry.
„Das freut mich. Dann lass ich euch wieder alleine. Wir sehen uns später", mit einem Wink, setzte er sich wieder in Bewegung und ging zu seinem Zimmer.
„Bis später", sagten Louis und ich und nun betraten auch wir unser Reich. Sobald ich meine Schuhe von den Füßen abgestreift hatte und die Jacke achtlos auf den Boden geschmissen hatte, legte ich mich aufs Bett und schloss meine Augen. Die Müdigkeit kam wieder hoch. Die paar wenigen Stunden von vergangener Nacht, reichten nicht aus.
Mit einem plumpsen landete die Tasche auf den Boden. Das Klicken der Tür war leise und dann spürte ich Louis neben mir. Sanft liebkoste er meine Schulter hinauf bis zu meiner Wange über die Seite meines Halses. Seine Hände strichen über meinen Körper bis zu meinen Bauch und blieben dort liegen.
Ich mochte dieses Gefühl, wenn Louis warme Hände über meine Bauchwölbung fuhren. Es hatte etwas Intimes und liebevolles. Als könne er schon jetzt unser Kind berühren. Ich kuschelte mich näher an seinen Körper und zog seinen vertrauten Duft ein. Ich hatte ihn so sehr vermisst...
Ohne das wir was sagten, blieben wir einfach so liegen, bis ich Louis Hände wieder an meinen Rücken spürte. Sanft fingen sie an meine verspannten Muskeln zu kneten, damit sie lockerer wurden. Ich ließ mich verwöhnen und eine viertel Stunde später, lag ich völlig entspannt da, unfähig mich nur einen Millimeter zu rühren.
„Danke", hauchte ich. Louis kletterte über mich und legte sich neben mich auf der anderen Seite hin. Ich schlug meine Augen wieder auf und blickte in sein wunderschönes Gesicht. Er lächelte mich einfach nur an und legte seine rechte Hand an meine Wange. Zart strich sein Daumen über meine Haut.
Ich überwand meine innere Trägheit und hievte meinen Körper näher zu Louis. Unsere Gesichter waren nur noch Zentimeter voneinander entfernt. Mein Bauch berührte seinen und unsere Beine waren ineinander verknotet. Ich wusste nicht mehr wo meine anfingen und wieder aufhörten.
Ich wollte seine Lippen nach so langer Zeit wieder richtig spüren. Den Kuss am Flughafen konnte man nicht zählen. Da waren wir in der Öffentlichkeit gewesen, mit der Presse im Nacken. Hier sah uns keiner. Hier existierten nur wir zwei – oder drei, wenn man unser Kind in meinem Bauch mitzählte. Aber dieser Moment gehörte nur uns, als sich unsere Lippen vereinten.
Wir saßen im Auto, das uns zur Pressekonferenz fahren würde. Wir steckten im Verkehr von Mexiko-Stadt fest und hatten genügend Zeit uns zu unterhalten. Niall und Harry führten eine Diskussion über Golf. Liam hing an seinem Handy und tippte wild darauf herum. Wahrscheinlich schrieb er wieder mit Sophia. Wie war das mit der Führsorge? Aber wie sagte man so schön: schlafen konnte man später auch noch.
„Ach, bevor ich es vergesse", fing Louis neben mir an zu reden. Wir hatten unsere Hände wieder ineinander verschränkt, sodass ich das angenehme Kribbeln an dieser Stelle spüren konnte. Ich konnte das Gefühl, was ich fühlte, nicht beschreiben. Das musste jeder selbst erleben, um zu wissen was es bedeutet, jemanden zu berühren, denn man über alles liebte. Die Liebe konnte vielschichtig sein. Es war egal, ob es die wahre Liebe war – wenn es sie überhaupt gab – oder freundschaftliche Liebe oder Geschwisterliebe. Es war jedes Mal gleich und doch unterschiedlich.
„Die Presseleute, werden keine Fragen über unser Kind stellen. Nur damit du dir darüber keine Sorgen mehr machen brauchst", ich sah ihn erleichtert an. Dieser Gedanke war mir auch schon gekommen und genau davor war ich fast panisch geworden. Auch wenn wir beide mehr oder weniger in der Öffentlichkeit standen, wollte ich dennoch eine schöne und stressfreie Kindheit für unseren Zuwachs haben und Louis sah das glücklicherweise genauso. Deswegen fand ich es gut, dass er unsere Sorgen, so weit wie es ihm möglich war, zu entfernen, in dem er sich einsetzte und sie somit behob.
„Danke"
Sobald wir angekommen waren, wurden die Jungs aus dem Auto gescheucht und hinein in den Saal geschafft. Es waren Bodyguards nötig um sie überhaupt ins Gebäude zu bekommen. Natürlich hatten die Fans rausbekommen wo genau die Pressekonferenz abgehalten wurde und so erschienen sie zahlreich. Das Gekreische war laut. Das Gerangel vorprogrammiert.
Louis hatte meine Hand fest in seiner und ließ mich keine Sekunde los, bis wir alle nur noch eine Tür von den Presseleuten entfernt waren, die sich schon voller Neugier im Saal ausgebreitet hatten. Es war keine Zeit mehr unsere kurze Verabschiedung in die Länge zu ziehen, aber es rechte noch für einen Kuss.
„Viel Spaß", wünschte ich allen, ehe auch schon die Tür geöffnet wurde und sie den Raum betraten. Ich stand weiterweg, damit die Leute drinnen mich nicht sahen, doch die Fans draußen hatten mich erkannt. Doch die Reaktion kam automatisch. Eigentlich gab es keinen Grund mehr, sich zu verstecken. Es war eh vorbei.
„Kommst du El?", Louise, die mit hier her gefahren war, kam mit ihrer Tochter Lux in der Hand auf mich zu und lächelte mich an. Sie hatte die Jungs im Hotel schon für den Termin fertig gemacht. Dennoch wollte sie hier dabei sein und war deswegen mitgekommen. Wir wollten uns einen halbwegs bequemen Ort suchen, wo wir die Pressekonferenz verfolgen konnten oder wenigstens die Zeitüberbrücken bis die Jungs wieder raus kamen.
„Klar", das Gebäude jetzt zu verlassen könnte man mit Selbstmord vergleichen. Obwohl man mit diesem Wort nicht spaßen sollte...
Somit mussten wir uns mit Kaffee und zwei Bechern Tee vom Automaten zufrieden geben. Wenig später stieß auch Lottie hinzu und so saßen wir zusammen und verfolgten gespannt die Liveübertragung der Pressekonferenz, die keine drei Türen weiter abgehalten wurde.
„Ich habe einen riesigen Hunger", sagte ich plötzlich in die Stille hinein, da wir immer noch auf den Fernseher starrten. Lux hatte sich auf den Schoss ihrer Mutter bequem gemacht und verfolgte gespannt das geschehen. Besonders wenn Harry einen Witz riss, kicherte sie laut stark mit. Das brachte mich meistens auch zum Schmunzeln. Sie war so zuckersüß. Kein Wunder das sie von den Jungs verwöhnt wurde, zum Missfallen von Louise, wenn sie versucht ihre Tochter zu erziehen und einer von den Chaoten ihr ein Strich durch die Rechnung machte.
Lux und Louise gaben mir Hoffnung. Sie hatten es geschafft – oder waren noch dabei es zu schaffen. Louise hatte Lux praktisch in der Öffentlichkeit aufgezogen. Sie wurde von Fans erkannt und gehörte mir zur One-Direction-Familie. Und trotz diesen 'umständen' hatte sie eine halbwegs normale Kindheit gehabt. Lux war zwar des Öfteren mit auf Tour gewesen, weil ihre Mutter da auch war, doch trotzdem war sie ein Kind und ein Kind geblieben...
„Das ich das mal aus deinem Mund höre", kam es ungeschickt von Lottie heraus. Dieser Satz riss mich wieder in die Realität und ließ mein Herz unangenehm schneller schlagen.
Ich wusste, dass ich viel zu dünn war. Gerade in meinen jetzigen Zustand musste ich aufpassen. Das war mir sehr wohl bewusst und auch Louis war das aufgefallen. Nicht um sonst hatten wir darüber geredet, als wir gerade bei seinen Eltern waren. Doch es gab Zeiten, da bekam ich einfach nichts runter. Woran das lag, wusste ich nicht – oder wollte es mir nicht eingestehen. Es gab aber auch Zeiten, da aß ich für meine Verhältnisse viel, nur mein Stoffwechsel machte da zu gute Arbeit.
„Entschuldigung", schob die kleine Schwester von Louis schnell hinterher, als sie ihren kleinen Fehler bemerkte, aber ich fand es nicht weiter schlimm – zumindest redete ich mir das ein. Mir sollte es nichts ausmachen, doch wie jeder Kommentar über das Essen, schmerzte es. Es war eine heikle Angelegenheit.
„Schon gut", ich hatte meinen Plastikbecher auf den kleinen Beistelltisch gestellt und spielte nun mit meinen Fingern herum. Diese Geste hatte ich mir in den vergangenen Jahren angewöhnt und so geschah es schon unbewusst.
„Ich könnte jetzt auch was zwischen den Zähnen vertragen", mischte sich Lou mit ein und auch Lux machte uns durch ihre Gesten bewusst, dass sie Hunger hatte.
„Das Problem ist nur, das hier nichts ist. Wir müssten also in die Stadt und uns dort was holen", überlegte sie nun weiter und ich ahnte schon worauf das hinaus lief. Nein, bitte nicht! Flehte ich in Gedanken und doch ahnte ich schon, wie das ganze ausging.
„Gibt es hier gar keinen Hinterausgang?", fragte ich voller Hoffnungen. Ich wusste, noch so einen Gang durch die Fanmassen überstand ich nicht.
„Soweit ich weiß nicht", so schnell meine Zuversicht gekommen war, verschwand sie auch wieder. Na super!
„Wir fragen am besten Mason, ob er uns begleiten kann", schlug Lottie vor, als sie mein panisches Gesicht und stand entschlossen auf. Es gab mal die Zeit, da konnte ich einfach mit meinen Freunden auf die Straße gehen, ohne einen Personenschützer im Nacken zu haben, aber London hatte mir in den letzten Wochen gezeigt, dass das in dieser Zeit nicht mehr ging. Somit war ich fast froh, das Lottie auf diese Idee gekommen war und ich diesen Vorschlag nicht machen musste. Es ging nicht speziell um Mason, doch fühlte ich mich dennoch nicht sicher. Menschen machten Fehler, das war ganz normal, nur konnte ich mir jetzt keinen leisten...
„Vielleicht ist mein Hunger doch nicht so groß", versuchte ich mich dann trotz allem noch heraus zu reden, obwohl ich die Idee gehabt hatte. Doch mein Bauch machte mir ein Strich durch die Rechnung.
„Vergiss es", kam es zweistimmig zurück und Lux legte ihre Hand auf meinen Bauch.
„Das Baby hat auch Hunger, wenn du Hunger hast", mit ihrer Kleinkinder Stimme, klangen die Worte nochmal anders, als hätte es Lou oder Lottie gesagt. Mir kamen fast die Tränen, doch ich riss meine Hormone zusammen.
„Stimmt, da hast du recht. Dann holen wir uns was zu essen", das ich wirklich Angst davor hatte, vor die Tür zu gehen, versuchte ich zu verbergen. Ich wusste nicht, ob die anderen, den Vorfall mit den Paparazzo in London mitbekommen hatten oder ob Louis es ihnen erzählt hatte. Aber seit dem mochte ich Massenaufläufe, was die Fans von One Direction und den ganzen dazugehörigen Kram, noch weniger. Obwohl ich es mir gefallen hatte, unter den Fans zu verschwinden und ihre Begeisterung und Gespräche über die Jungs mit zu verfolgen, aber die Angst vor der Verfolgung von den Paparazzi und den Belästigungen körperlich oder seelisch war noch größer geworden.
Wir brauchten Mason nicht groß zu überreden mit uns zu kommen. Da wir aber eine ziemlich große Gruppe waren und draußen immer noch die Hölle los war, kamen noch zwei weitere mit, um uns sicher zum Auto zu bringen.
Wenn wir das geschafft hatten, konnte ich erstmal durchatmen. Doch jetzt stand es mir noch bevor und ich wusste nicht was mich erwartete. Und wie ich darauf reagierte...
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