64. Kapitel
Eleanor
Mein Herz schlug so stark, dass ich es deutlich spürte. Der Atem aus meinem Mund und Nase kam hektisch. Das unangenehme Kribbeln in meinen Armen und Beinen, konnte ich nicht ignorieren. Dennoch blieb ich neben Max stehen und wartete was passierte.
Konnte ich nicht mal mehr an einen Flughafen gehen? Ich war nicht berühmt. Ich konnte nicht singen geschweigeden schauspielern, oder andere Sachen, die einen berühmt machten. Den Blog, den ich mit Max machte, wurde immer populärer, sodass wir Einladungen zu verschieden Veranstaltungen bekamen. Doch würde ich mich nicht als berühmte Person einstufen, die überall erkannt wurde. Und nur weil ich die Freundin von einem berühmten Sänger war und dazu noch ein Kind von ihm in mir trug, erkannten mich nun auch wild fremde Personen auf der Straße und Paparazzi verfolgten mich auf der Straße.
Ich wusste worauf ich mich einließ, als ich mich das erste Mal mit Louis in der Öffentlichkeit zweigte, doch war es nie so schlimm gewesen. Doch die Lagen konnten sich sekündlich verändern.
Doch irgendwas stimmte an dieser Situation nicht. Das Mädchen, wo ich dachte, das es mich gemeint hatte, rannte an mir vorbei und fiel einem anderen Mädchen in die Arme. In diesen Moment, als ich die Tränen auf dem Gesicht, der fremden Person sah, musste ich fast selber anfangen zu weinen.
Ich durfte nicht immer gleich an das Negative denken, sondern in der Wirklichkeit bleiben. Es drehte sich nicht alles um One Direction und über diesen Fakt viel mir ein Stein vom Herzen.
Erleichtert ließ ich Max Arm los, den er sich gleichdarauf vor Schmerzen festhielt.
„Ein bisschen fester, hätte es ruhig schon sein können", witzelte er und schulterte sich im nächsten Moment seine Tasche auf die Schulter.
„Entschuldigung", murmelte ich und ließ mich erschöpft auf den nächsten Stuhl in meiner Nähe fallen. Die Aufregung von gerade eben, hatte mir noch mehr zugesetzt. Antriebslos fischte ich mir eine Strähne aus meinem Gesicht und klemmte sie mir hinters Ohr.
„Irgendwann mache ich es öffentlich", ich ließ mein Kopf nach hinten fallen und starrte so an die hohe Decke. Eine Hand hatte ich auf meinen Bauch gelegt und streichelte ihn gedankenverloren. Das tat ich in letzter Zeit öfter. So hatte ich das Gefühl meinem Kind noch näher zu sein. In einer gewissen Form berührte ich meinen kleinen Punkt und das machte mich glücklich. Es lenkte mich für ein paar Minuten von den ganzen Stress um mich herum ab.
„Was machst du öffentlich?", fragte Max, der sich neben mich gesetzt hatte und die Tasche, die ich noch in der anderen Hand hielt, mir aus den Finger zog und neben seine auf den Boden stellte.
„Das ich unter Verfolgungswahn leide", mein Kopf ruhte nun an der Schulter meines besten Freundes. Ich schloss vor Müdigkeit beine Augen. Am liebsten würde ich einfach schlafen und für ein paar Stunden in eine rosarote Welt abtrieften, wo es Einhörner gab. Ein Kleinkind müsste man sein...
In dieser Welt gab es noch keine Probleme. Es war alles strahlend und voller Süßigkeiten. Da gab es keine Schatten und keine Kreaturen die einen Verletzen wollten. Vielleicht gab es das Monster im Schrank, aber das existierte nicht. Da reichte ein Lachen von einer Person und ein Eis zum Frühstück und der Tag war schon bombastisch. Und die Gedanken an das Monster waren ebenfalls wie weggeblasen.
„Ach Quatsch!", Max legte seinen Arm um meine Schulter und zog mich näher an seinen Körper. Was eine kleine Umarmung und die Nähe eines anderen Menschen, alles bewirken konnte. Auf der Stelle fühlte ich mich besser. Die Müdigkeit war leider immer noch da, aber in meinem inneren spürte ich die Leichtigkeit.
„Denk nicht mehr an diesen Tag. Das ist Vergangenheit. Schau nach vorne und freu dich. In Los Angeles lassen wir es uns erstmal richtig gut gehen", er drehte sich mit seinen Oberkörper in meine Richtung, sodass ich gezwungen war meinen Kopf zu heben. Er sah mir in die Augen und sprach: „Ruf Louis an"
Sobald ich die Sicherheitsanweisungen im Flugzeug angeschaut hatte, fielen mir die Augen zu und ich glitt in einen traumlosen Schlaf. Doch als ich aufwachte, war ich gleichwohl nicht ausgeschlafen. Dementsprechend schleppte ich mich durch den Flughafen und stieg mit Max eine Stunde später in ein Taxi.
Das 'Beverly Wilshire' Hotel in Los Angeles war gigantisch und einfach nur der Wahnsinn. Ich wusste es nicht zu schildern. Mir fehlten Wort wörtlich die Worte, um dieses Gebäude beschreiben zu können. Alleine die Eingangshalle mit dem riesigen Kronleuchter an der Decke, sagte schon alles aus.
Zum Glück war es abends und es würde niemanden stören, wenn ich schon schlafen ging. Leider hatte ich nicht mit Max gerechnet. Denn dieser meinte mit mir noch in die 'Blvd Lounge' zu gehen, um etwas zu Abend zu essen. Was wir natürlich, nachdem wir unsere Sachen auf unsere Zimmer geschafft hatten, auch taten.
Nach geschlagenen drei Stunden lag ich endlich in den viel zu großem Bett. Das Essen war köstlich gewesen, doch die Müdigkeit überwog irgendwann. Ich schaffte es nicht mal mich von meinen Klamotten zu befreien. Doch sobald ich die Augen geschlossen hatte, riss mich etwas gleich wieder aus den Schlaf.
„Nein", jammerte ich und nun wirklich langsam den Tränen nah. Es grenzte schon an der puren Verzweiflung, die mich durchfuhr, als ich meinen Arm nach meinem Telefon ausstreckte. Ich konnte nicht mal meinen Kopf mehr heben.
„Doofes Handy! Doofes Handy", fing ich an auf mein klingelndes Telefon ein zu schimpfen und merkte dabei selber nicht, wie dämlich das war. Schlussendlich kämpfte ich mich mit schweren Körper in eine halbwegs sitzende Position. Das ich mich dabei hundert Kilogramm üppiger fühlte, half nicht im geringsten an meiner Situation.
Ich hoffte für den Anrufer, wer auch immer das war, das es etwas Wichtiges war, sonst konnte ich für nichts mehr garantieren. Vielleicht würde ich sogar einfach einschlafen...
„Ja...", nahm ich dann doch irgendwann den Anruf entgegen. Meine Stimme klang sehr langezogen und alles andere als freundlich. Den Schlafentzug, den ich gerade durchmachte, konnte man deutlich heraushören.
„Eleanor?", kam es fragend von der anderen Seite der Leitung. Ich riss überrascht die Augen auf und fuhr mir hektisch durch die Haare. Als würde mich Jay durch das Handy sehen können, wie schrecklich ich gerade aussah. Typisch ich. Die schwere in meinen Knochen, war verschwunden und das Adrenalin schoss durch meinen Körper. Jay hatte mich noch nicht so oft angerufen. Nur wenn irgendwas mit Louis war. Und wenn ich sie mal angerufen hatte, war ihr Sohn immer dabei gewesen.
„Ja, Entschuldigung", ich verhaspelte mich fast und zwang meine Stimme dazu, dass sie freundlicher klang. So konnte ich nicht Louis Mutter behandeln. Ich fuhr mir kurz über das Gesicht, um irgendwie wieder wacher zu werden, doch so ganz klappte es nicht. Prompt gähnte ich und schlug mir erschrocken, die Hand vor den Mund.
„Habe ich dich geweckt?", fragte sie vorsichtig und dennoch mit einem leichten Lachen in der Stimme. Sie nahm es mit kein Stück übel, dass ich sie fast angefahren hatte. Ich mochte Louis Mutter. Egal ob man sich gerade benahm oder nicht, oder ob man einfach nur noch einmal in der alten Kindheit schwelgen möchte, ihr machte es nichts aus. Sie machte sich dann nur lustig darüber.
„Nicht ganz. Ich hatte nur kurz die Augen geschlossen, da ich nun über sechsundzwanzig Stunden wach bin und dann man Handy verflucht", ich lachte und schaltete schnell das Nachtlicht an. Nicht das ich noch im Sitzen einschlief. Bei meinem jetzigen Zustand konnte man nie wissen. Die paar Stunden Schlaf im Flugzeug zählte ich nicht dazu. Dafür waren sie viel zu kurz gewesen.
„Weil du es nicht ausgeschalten hast oder wenigstes auf Leise gestellt hast?", mutmaßte sie und traf damit ins Schwarze.
„Du hast es erfasst", wir lachten beide kurz, ehe Johanna eine Geschichte von ihrem Sohn einfiel.
„Du weißt nicht, wie oft ich Fluchen muss, wenn Louis mich wieder zu den unmöglichsten Zeiten anruft, nur weil er vergessen hat, das er in einer anderen Zeitzone ist, als ich", aus irgendeinen Grund wusste ich, das sie in diesen Moment den Kopf schüttelte. Wir lachten beide wieder, doch dann verstummte Jay.
„Moment! Wieso bist du seit sechsundzwanzig Stunden wach?!", ihre Stimme nahm einen strengen mütterlichen Ton an.
„Ich bin mit Max nach Los Angeles geflogen", auch wenn es nicht meine Mutter war, so fühlte ich mich irgendwie schuldig. So als hätte man heimlich noch Schokolade nach dem Zähneputzen gegessen und wurde erwischt.
„Testet ihr wieder etwas für euren Blog?", fragte sie interessiert. Sobald Louis seiner Mutter erzählt hatte, das Max und ich einen Fashionblog machten, hatte sie gleich nach der Internetadresse gefragt und hatte den ersten Beitrag favorisiert. Seitdem schaute sie regelmäßig vorbei. Auch Louis Geschwister taten das und das machte mich Glücklich. Es war eine weitere Kleinigkeit mit der sie mich unterstützten. Ich war so froh ein Teil dieser wunderbaren Familie zu sein...
„Ja, aber mehr verrate ich nicht", tat ich geheimnisvoll und Jay seufzte theatralisch.
„Ich weiß. Ich freu mich den neuen Beitrag zu sehen", ich strahlte von einem Ohr zum anderen, als ich das hörte.
„Danke"
„Ach ich freu mich doch, wenn du was hast, was dir Spaß macht", kurz war es still, ehe ich meine Stimme wieder erhob: „Und wieso rufst du mich an?", stellte ich die direkte Frage zu ihrem Anliegen. Ich sah auf die Uhr, die auf einen meiner Nachttische stand – Es war dreiundzwanzig Uhr durch. In London müsste es fast halb acht Uhr Frühs sein.
„Ich wollte wissen, wie es dir geht. Das du auf einen anderen Kontinent bist, war nicht geplant gewesen. Tut mir leid, dass ich dich gerade vom Schlafen abhalte. Ich hatte nur gerade Zeit –"
„Das macht doch nichts. Du kannst mich zu jeder Zeit anrufen", unterbrach ich sie, als ich merkte, das sie sich Vorwürfe machte.
„Danke, Eleanor. Das nächste Mal denke ich aber wirklich dran. Wieso ich anrufe ist ein bestimmter Grund, der mir ein wenig Angst macht. Zumindest als mehrfache Mutter, habe ich ein wenig Erfahrung und weiß ungefähr was du durchmachst. Dies wird ja leider von den Paparazzi noch zusätzlich erschwert. Schließlich hat die Presse dich gerade ganz schön auf den Kicker", ihre Stimme wurde weich und erinnerte mich an meiner eigene Mutter. Ich sollte mich wohl auch wieder bei ihr melden.
„Ich glaube, diese Formulierung ist noch untertrieben", ich setzte mich im Schneidersitz hin und sah kurz an die Decke über mir.
„Vielleicht hast du recht", sie seufzte und machte kurz eine Pause, ehe sie weiter sprach: „Wie geht es dir?"
Und diese Frage konnte ich nicht beantworten. Ich wusste es nicht. Von der Seite des Arztes, ging es mir gut. Von meiner geistigen Fähigkeit war ich auch nicht angeschlagen. Mein Herz war heil, doch was war mit meiner Seele – meinem inneren Ich?
Hinterließ der Stress, den ich in letzter Zeit immer wieder ausgesetzt war, irgendwann seine Spuren?
Doch so konnte ich Jay nicht antworten. Sie würde sofort meine Mom und Louis benachrichtigen. Sie würde alle meine Freunde zu mir schicken, um mich irgendwie aufzumuntern, doch das war nicht ihre Aufgabe. Sie hatte keine Aufgabe. Sie war die Mutter meines Freundes!
Ich spürte wie sich eine Träne selbstständig machte und langsam meine Wange herunterlief. Und als der Tropfen meine linke Hand berührte, die auf meinen Schoss lag, brach der Damm. Es brach die Mauer, die ich unbewusst aufgezogen hatte. Ich wusste nicht, wieso ich gerade bei Jay mein wahres Gesicht zeigte.
Natürlich hatte sie mich in den vergangenen Jahren schon mal weinen sehen, doch am Telefon war es etwas anderes.
„Was ist passiert?", ihre Stimme schlug einen besorgten und erschrockenen Tonfall an. Dies hatte Louis ganz von seiner Mutter geerbt und das machte meinen Tränenfluss nur noch schlimmer.
„Ich kann nicht mehr", Max meinte ich sollte nicht mehr an den vergangenen Freitag denken, doch es hatte sich in meinem Gedächtnis eingebrannt. Wird das die restlichen Monate so weiter gehen?
Ich umarmte mich mit meinem freien Arm selber und machte mich so klein wie es ging.
„El, du kannst mit mir reden. Wenn nicht mit mir, dann vielleicht mit jemand anderen. Doch bitte lass alles aus dir heraus. Fresse es nicht in dich rein. Das macht es nur noch schlimmer. Es ist vollkommen okay, wenn du deine Gefühle offen zeigst. Wir sind alleine. Kein anderer hört dich außer ich. Es sind keine Kameras auf dich gerichtet und kein Artikel wird hierrüber erscheinen", ruhig sprach sie auf mich ein und es half. Der letzte Rest an Selbstbeherrschung fiel von mir ab.
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