53. Kapitel
Das blau-grün seiner Iris stach in dem schwachen Licht in dem Raum heraus und zog mich wie so oft schon in seinen Bann. Auch wenn wir gerade ein schwieriges Thema besprachen, so war es in dieser Nähe schwer, sich zu konzentrieren. Louis Augenbrauen waren leicht zusammengezogen und seine Stirn lag in Falten, sodass es sehr leicht zu erkennen war, dass er wütend war. Ich kannte ihn zu gut, als das er wütend auf mich war, sondern primer auf unsere Lage in der wir uns momentan befanden.
„Wieso führe ich eigentlich dieses Leben? Wieso bin ich damals zum Casting gegangen? Wieso kann der Presse nicht egal sein, wie unsere Privatleben aussieht?", er sah mich weiter an, als wüsste ich die Antworten auf seine Fragen.
Als One Direction am Anfang ihrer großen Karriere einen solchen Aufschwung hatte, waren die Jungs wie in einem Rausch. Sie sahen das glitzernde und nicht die Schattenseiten, die dies genauso mit sich brachte. Es war wie eine Droge. Man nahm sie ein, man fühlt sich großartig und dann kam der Absturz. Wobei, hier konnte man nicht von einem Absturz reden. Es war mehr wie, als würden die Scheuklappen abgenommen worden sein und sie sahen nicht nur was direkt geradeaus war, sondern auch was an den Seiten vor sich ging.
„Louis", ich wusste nicht genau was ich zu ihm sagen sollte. Ich fühlte mich so, als würde jedes falsche Wort einen Schaden anrichten, der danach nur noch sehr schwer zu beheben war. Außerdem hatten wir diese Unterhaltung schon mal gehabt und eigentlich wollte ich sie nicht noch mal mit ihm führen.
„Ich weiß. Entschuldige, El", sein Blick war kurz auf etwas hinter mir gerichtet, ehe er seine Augen wieder auf mich fokussierte. Ich sah ihm in die Augen und wusste, das es die Wahrheit war. Außerdem war seine Ausstrahlung eindeutig und somit ließen wir dieses Thema fallen. Wir beide hatten das schon einmal alles durchgekaut und dies zu wiederholen würde nichts bringen. Wir wussten beide, das wir die Vergangenheit nicht ändern konnten und wenn wir wirklich darüber nachdachten, es auch nicht tun würden.
„Lass uns nicht mehr heute Nacht darüber reden. Nur für ein paar Stunden möchte ich unsere Probleme vergessen und einfach nur unsere Zweisamkeit ausnutzen", sanft umfasste er meine rechte Wange und strich dabei eine Haarsträhne aus meinem Gesicht.
„Wie oft haben wir noch diese Gelegenheit und wie selten hatten wir sie hauptsächlich wegen meinem Job nicht?", es war keine Frage, die er mir stellte, trotzdem antwortete ich ihm. Auch wenn wir die Antwort beide kannten, so hatte ich das Bedürfnis es laut auszusprechen.
„Viel zu wenig", ich flüsterte die Worte nur und doch waren sie in dem stillen Raum deutlich zu hören. Die Fans draußen vor dem Hotel schliefen wahrscheinlich schon. Obwohl ich bezweifelte, das sie überhaupt noch da waren. Aber ausschließen würde ich es nie...
In den großen Städten wie Sidney, Chicago oder Mexico City war es vor den Hotels, wo die Band übernachtete, die Hölle los. Sobald sie eintrafen ging das Geschrei und Gekreische los und hörte erst auf, wenn die Jungs drinnen waren. Aber dann war es noch nicht genug. Sie sangen Lieder oder schrien ihre Namen. Wenn die Jungs in Regionen waren, wo es Temperaturen über dreißig Grad Celsius gab und sie wegen der Lautstärke nicht die Fenster öffnen konnten, sodass die frische Luft rein wehen konnte, so war das sehr belastend. Natürlich gab es Klimaanlagen, aber frische Luft war vergleichsweise nichts dagegen. Später mussten dann die Sicherheitsleute einschreiten, sodass sich alle Hotelgäste entspannen konnten.
Louis und der Rest der Band, waren immer fasziniert von dem was die Fans für sie alles machten, aber manchmal schossen sie über das Ziel hinaus und überschritten so eine Grenze. Sie meinten es vielleicht nur lieb, aber für die Jungs war es manchmal eine extra Belastung. Auch wenn die Konzerte mehr als nur großartig waren, war es dennoch anstrengend. Nach so einem riesengroßen Ereignis brauchte der Körper ruhe, um sich auf den nächsten Tag vorzubereiten und wieder fit zu sein.
Ich rutschte auf seinem Körper etwas nach oben damit unsere Gesichter auf einer Höhe waren. Louis warmer Atem spürte ich deutlich auf meiner empfindlichen Haut. Die Müdigkeit von vorhin war verschwunden und die Leidenschaft, die ich für meinen Freund empfand, wuchs mit jeder Sekunde in der wir uns so nah waren.
Ich liebte ihn. Es wäre leichtsinnig zu sagen, dass ich alles an ihm liebte, denn ich kannte noch längst nicht alle Fassetten von ihm und doch tue ich es. Natürlich hatte Louis Seiten an sich, die nicht so toll waren, aber er machte diese Defizite mit dem positiven weg. Ich vertraute Louis. Auch wenn es ab und zu Meinungsverschiedenheiten gab, so zeigte es uns immer wieder, dass wir zusammen gehörten. In einer Beziehung gehörten reiberreinen dazu, sonst wäre das Leben viel zu langweilig.
Seine Augen erkundeten mein Gesicht, währenddessen glitten seine weichen Hände über meinen Körper und lösten Gefühle in mir aus, die Stromstöße nur viel schöner gleichten. Meine Finger waren in seinen Haaren vergraben oder erkundeten ebenfalls sein Gesicht.
In der Öffentlichkeit war es schwer die Finger von einander zu lassen, doch wenn wir unter uns waren, rissen alle Mauern ein. Händchenhalten, ein kleiner Kuss, eine Umarmung – das waren alles Sachen, die wir machten, mehr aber nicht. Auch unsere Gefühle waren privat. Sobald die Tür zuschlug und uns so von der Öffentlichkeit und den neugierigen Blicken abschirmte, waren wir in unseren Welt.
Irgendwann hielt ich die Spannung zwischen unseren Körpern nicht mehr aus, kippte meinen Kopf zur Seite und legte meine Lippen auf seine. Federleicht lagen sie auf Louis, doch es fehlte der Druck, um daraus einen Kuss zu machen. Für viele war es erst ein Kuss, wenn sich die Lippen bewegten doch, auch dieser war einer.
Die Hitze die von unseren beiden Körpern ausging, stieg ins unermessliche und so gab Louis als erster nach. Leicht hob er seinen Kopf an und fing an seine Lippen auf meinen zu bewegen. Es war wie der Zünder für die Explosion, die sich in mir verbreitete und nach seinen Reaktionen war es bei ihm nicht anders.
Ich schmiegte mich enger an ihn, sodass nichts mehr zwischen uns passte und gab mich ihm voll hin. Es war egal was um uns passierte, denn in diesen intimen Moment bekamen wir nichts mehr mit. Ich vergaß unsere Probleme und konnte mich das erste Mal nach Tagen wieder entspannen. Auch wenn man den Stress manchmal nicht merkte, so war er dennoch da. Erst im Nachhinein, spürte man ihn, weil sich der Körper langsam wieder generierte und das war auch gut so.
Auch wenn man keinen Ausweg aus der unangenehmen Situation, die diesen Stress hervorrief sah, so musste man sich diese Auszeit nehmen. Die Ablenkung konnte alles sein, hauptsache man konnte sich entspannen und dem Körper so die Last wenigstens für ein paar Augenblicke abnehmen.
Natürlich lösten sich die Probleme damit nicht in Luft auf, aber man konnte mit neuer und frischer Kraft ran gehen.
„Erzähl mir was von dem Konzert heute", verlangte ich von Louis, als wir uns gelöst hatten und unser Atem sich wieder beruhigt hatte. Ich kuschelte mich wieder an seinen Körper und strich sachte über den Stoff seines Pullovers.
„Willst du das wirklich?", versicherte er sich um auszuschließen, das er sich nicht verhört hatte.
„Ich möchte das du mir etwas schönes erzählst. Etwas was dich zum Lachen gebracht oder einfach nur glücklich gemacht hatte", ich ließ nicht locker. Es war nicht oft so, das ich Details vom letzten Auftritt haben wollte. Natürlich fragte ich ihm nach jedem Konzert, wie es war, aber für tiefere Information war Louis meistens zu müde und ich interessierte mich nicht dafür.
Ich liebte die Konzerte, die die Jungs gaben – keine Frage – doch gab es die Schattenseiten die dieses Interesse dämpften. Schon von Anfang an, mochte ich die Musik von ihnen und vergaß so wie sie die negativen Seiten. Ich sah nur das gute und nicht die dunklen Schatten, die diese genauso mit sich brachten. Sobald meine Beziehung mit Louis öffentlich war, wurde ich mit Kommentaren überschüttet. Die Presse stürzte sich auf unsere Beziehung und brachte Dinge ans Licht, die mir gar nicht bekannt waren – Lügen, die sie sich für die Schlagzeilen ausdachten um die Geschichten besser zu verkaufen. Da habe ich zum ersten Mal die negative Seite wirklich gespürt. Und so traf ich auch die ersten Entscheidungen bezüglich meines Lebens und mit Louis die unserer Beziehung.
Unsere Beziehung spielte nicht in der Öffentlichkeit. Vieles versuchten wir privat zu halten, was meistens bei dem Versuch blieb. Das merkten wir beide ziemlich schnell. Sobald ich mit Louis zusammen auf der Straße lief, sei es nur zum Shoppen, so verfolgte uns eine Truppe Paparazzo. Immer wieder mussten wir wegen Fans anhalten, sodass mein Freund Autogramme schreiben und Fotos mit ihnen machen konnte.
So sehr ich mich für Louis und den Rest der Band freute, das sie so eine große Anzahl an Fans hatten, sosehr wollte ich nichts mit ihnen zu tun haben. Vielleicht sprach hier mein Egoismus, doch ich wollte nicht Lügen. Ich hielt mich im Hintergrund und ließ meinem Freund seine Sachen machen.
Vielleicht würde ich nicht so verkrampft sein, wenn die ganzen Drohungen und Hassnachrichten nicht existieren würden. Wahrscheinlich hätte ich ein ganz anderes Verhältnis zu den Dingen, aber so war es nun mal nicht und somit musste ich damit umgehen, solange ich meinem Freund und alles was dazu zählte liebte.
Louis wusste, wie ich über seine Fans dachte und respektierte dies, so wie ich seine Lage respektierte. Somit war es kein Wunder, das er so überrascht war.
„Als du mir das Foto von dir auf der Bühne geschickt hattest sangen wir gerade 'Little Things'. Auch wenn wir dieses Lied schon so oft gesungen hatten, ist es dennoch immer wieder ein unbeschreibliches Gefühl. Die Stimmung im Stadion schlägt in Bruchteilen von Sekunden um, sobald die ersten Takte erklingen. Aber wieso sage ich dir das? Du hast es schon so oft miterleben können...", auch wenn ich gerade nicht in sein Gesicht blicken konnte, so wusste ich, das er lächelte.
„Ich bin nicht nah am Wasser gebaut, aber dieses Foto...", er machte eine Pause und atmete tief durch. Er hatte recht. Wenn ich bei einem Liebesfilm der schlecht ausging, weil jemand gestorben war, rotz und Wasser weinte, so nahm er mich lediglich in seine Arme und hielt mich einfach nur fest. Aber ich hatte ihm noch nie bei Filmen eine Träne vergießen sehen.
„...Dieses Foto, zerbrach alle Dämme. Die Jungs haben nicht gelacht, so wie ich es die erste Sekunde dachte, als ich eine Hand auf meine Schulter spürte, sie haben sich um mich gesetzt und teilweise meinen Part mit übernommen, weil meine Stimme das nicht mitgemacht hätte. Wir saßen als Freunde zusammen und jeder hatte jedem im Arm. Auch wenn wir in einem riesigen Stadion waren und tausende anwesend waren, so fühlte es sich an, als wäre ich in kreise meiner Familie gewesen. Es ist nicht dieselbe Familie, wie ich es bei dir oder meinem zu Hause fühle, aber dennoch war es so", seine eine Hand massierte meinen Kopf und war in meinen Haaren vergraben, die andere hielt mich einfach nur fest.
„Als die Tränen nicht mehr meine Sicht beeinträchtigten, sah ich, wie die Fans mit zu dieser Art Familie gehörten. Da waren kein Hass und keine Drohungen, da war reine Verbundenheit", seine rechte Hand verstärkte den Druck an meinem Rücken und ich schloss meine Augen. So wie er es mir gerade erzählte konnte ich mir die Szenerie gut vor meinen inneren Augen vorstellen. Es fühlte sich so an, als wäre ich dabei gewesen und so lächelte ich auch.
„Obwohl sie nicht mal wussten, wieso ich gerade so...so emotional war, waren sie da. Sie zeigten anteilnahe. Ich weiß nicht, ob es bei allen echt war, die ich ausmachen konnte, dennoch hatte es sich so angefühlt", ich öffnete meine Augenlider wieder und spürte, wie er an seinen Erinnerungen zweifelte.
„Es war bestimmt echt", ich mochte es nicht, wenn er wegen irgendwas einen Argwohn entwickelte. Louis war ein Mensch, der nicht so schnell zweifelte, doch in seinem Beruf wurde dies zunichte gemacht. In diesen Job musste man äußerst vorsichtig sein. Dort konnte man schnell in Sachen geraten, wo man nicht so schnell wieder raus kam.
„Ich wollte dich nicht so aufwühlen. Nur Harry hat –"
„Nein, ich bin so froh, dass du mir genau dieses Foto geschickt hattest. Das hat mir bestätigt, wieso ich fünf Jahre lang auf meine wirkliche Familie verzichtet hatte und sie genauso wie ich Kompromisse eingehen musste", er drückte einen Kuss auf meine Haar und flüsterte kaum hörbar: „Ich liebe dich", aber auch wenn ich es nicht gehört hätte, hätte ich es gespürt.
Denn echte Liebe brauchte man nicht sagen, man strahlte sie aus.
„Ich habe Hunger", maulte ich, wenige Minuten später, als wir einfach nur dalagen und unseren Gedanken nachhingen. Mein Magen grummelte auffällig.
Louis lachte auf, so als hätte ich einen Witz erzählt. Sein Körper vibrierte unter meinen. Seine Hände rutschten auf das Bettlacken und gaben mich so frei.
„Was ist daran so lustig?", fragte ich und sah ihn irritiert an.
„Es ist fast zwei", stellte er mit einem Blick auf sein Handy fest, was er schnell in die Hand genommen hatte, um die momentane Uhrzeit festzustellen.
„Na und? Es ist lange her, das ich was gegessen habe. Außerdem esse ich Momentan für zwei, also her mit dem Hühnchen", forderte ich von ihm. Ich stürzte mich mit meinen Armen ab, sodass ich nicht mehr mit meinem kompletten Gewicht auf ihm lag und rollte ich von meinem Freund runter.
„Hühnchen? Was hast du vor?", fragte er mich überrascht, als ich auch vom Bett aufstand. Vor Fassungslosigkeit vergaß er ganz das Lachen und sah mich mit ungläubigen aufgerissenen Augen an.
„Ich habe Appetit auf Hühnchen. Das ist doch hier ein Luxushotel. Hier gibt es bestimmt auch um fast zwei Uhr nachts einen Zimmerservice", ich ging zum dem Telefon, was auf einem kleinen Tisch stand und wählte die Nummer.
„Deine Schwangerschaft wird immer aufregender. Ich liebe sie, auch wenn die ständige Übelkeit nicht sein muss. Ich liebe mein Kind, was in der wächst. Und ich liebe Dich", er hatte sich nun auch auf gesetzt und sagte diese Wörter mit seiner vollen Überzeugung.
„Hör auf, sonst muss ich noch weinen und dann kann ich nicht mehr bestellen", er lachte nun wieder auf und das so laut, das ich fast die Person am anderen Ende der Leitung nicht verstanden hätte.
Ich bekam tatsächlich noch mein Hühnchen und Louis aß dann auch noch mit. Wir lachten und redeten und vergaßen ganz die Zeit. Doch das war nicht das schlimmste, was mich als nächstes erwartete. Doch eigentlich hätte ich damit rechnen müssen...
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top