50. Kapitel
Eleanor
Wir kamen dank der Absperrungen gut bis zum Backstagebereich durch. Ein paar Fans waren schon da, aber das war nichts Neues. Eigentlich war es bei jedem Konzert was die Jungs gaben so. Manche waren zwölfstunden, vor Beginn da, schliefen in Zelten in der Nähe oder campierten direkt vor den Eingängen, nur um ganz vorne stehen zu können. Ich hatte großen Respekt vor den Fans, die das anstehende Konzert auch noch wirklich schafften. Schon oft musste ich beobachten, wie die Sicherheitsleute, immer wieder Fans aus den Massen geholt hatten...
„Was wenn es doch die falsche Entscheidung war?", dieser Gedanke ließ mich einfach nicht mehr los. So grübelte ich schon den ganzen Morgen und die Fahrt hier her, ob es wirklich richtig war, was wir gestern Abend getan hatten. Schon häufig hatte ich Gedanken in der Nacht gehabt und dachte mir am Morgen, wie ich nur auf sowas gekommen war. Die Unsicherheit fraß sich durch meinen Magen und hinterließ Löcher die zu groß waren um genäht zu werden. Die Flüssigkeit, die meine Sicherheit war, floss in mein Körper und hinterließ einen noch größeren Schaden, sodass meine anderen Organe langsam aber sicher versagten...
Aber was war überhaupt richtig?! Ich rebellierte gegen die Realität. Das tat ich seitdem ich mit Louis Zeit verbrachte und er mit jedem Tag stets berühmter wurde. Ich spürte es, wie ich es immer wieder tat. Ich verschloss mich und blendete sie aus – drehte sie um und dachte das Gegenteil. Aber war das richtig – wegschauen und doch Gedanken im Inneren machen? War das richtig? Aber was war richtig? Wie definierte man es? War richtig, was andere Menschen einem sagten oder was man glaubte zu wissen? Auf den Kopf, Bauch, Herz zu hören? Richtig war nur ein Wort unter Millionen. Irgendeiner hat gesagt das richtig, richtig bedeutet. Aber irgendeiner war nicht ich.
„Und wenn es so wäre, wir könnten es nicht ändern", Louis parkte das Auto und stellte den Motor ab. Er schnallte sich ab und drehte sich mit seinen Oberkörper zu mir rum, den Zündschlüssel in seinen Händen.
„Außerdem haben wir lediglich nur ein Foto hochgeladen und nicht geschrieben dass du schwanger bist", ich sah ihn zweifelnd an. Ich wollte so sehr seinen Worten oder primer seinen Gedanken Glauben schenken, aber ich schaffte es nicht. Nicht mit dem Wissen der Vergangenheit. Denn die war alles andere als rosig, wenn man von solchen Themen ausging.
„Wir führen sie damit langsam an das Thema und an den Gedanken für die Zukunft heran. Es ist besser, als sie direkt ins kalte Wasser zu springen", damit hatte er absolut Recht, aber mein Bauch sagte, das irgendwas faul an der Sache war. Dementsprechend sah ich ihn immer noch an und spielte nervös mit meinen Fingern rum.
Louis sah mir solange in die Augen, bis sich mein Gesicht wieder entspannte. Es reichte nur ein Blick von ihm und ich beruhte mich, wie es die Situation zuließ. Wie Louis das immer schaffte, war mir selber ein Rätsel. Er mochte es nicht, wenn ich zweifelte und andersrum war es genauso. Seinen Partner leiden zu sehen, tat einen selber weh, somit versuchte man alles um den anderen davon zu befreien.
„Love, egal was jetzt auf uns zukommt, wir stehen das zusammen durch. Mir ist egal was die Fans sagen, denn es sind nur Worte. Worte die verletzend sein können, aber auch nicht mehr. Solange es dir und unserem Kind gesundheitlich und seelisch gut geht, bin ich zufrieden. Denn niemand kann diese Zeit zerstören, wenn wir zusammenhalten. Leider müssen wir kämpfen, das haben wir mit unseren Berufen so ausgesucht, aber wir wollen das auch. Denn ich liebe dich und werde dich immer lieben, egal was passiert. Also lass die alle reden", er umfasste meine Hände, sodass sie nicht mehr herumzappelten, drückte sie leicht und drehte sich dann zur Autotür um. Er stieg aus und schlug die Fahrertür sachte zu.
Ich blieb noch sitzen, wieder ganz in meinen Gedanken vertieft. Er hatte Recht. Es waren Laute, Buchstaben oder Bilder, aber was konnten die schon ausrichten. Wenn wir im inneren stark blieben, konnten sie uns nichts anhaben.
Mit diesen Gedanken versuchte ich mir Mut zu machen und stieg ebenfalls aus. Louis wartete schon auf mich und reichte mir seine rechte Hand. Auf seinem Gesicht war ein zuversichtliches Lächeln und seine Augen zeigten das gleiche. Wenn er sich dieser Sache so sicher war, versuchte ich ihn zu vertrauen, denn vertrauen war das wichtigste in einer Beziehung. Und dieses Vertrauen wurde mit jeder Katastrophe die wir überstanden stärker.
Das Geschrei von den Fans im Hintergrund, was von den Absperrungen kam, ignorierte ich wie immer. Um mich abzulenken, fummelte ich mit meiner freien Hand eine Strähne aus dem Haar und strich sie hinter mein Ohr, wo sie wenige Sekunden später nicht mehr war, denn sie fiel wieder nach vorne. Louis winkte währenddessen mit seiner freien Hand und grinste in Richtung Fans. Das waren sein Job und gleichzeitig sein Wunsch. Wieso musste ich das immer so thematisieren und mit meinen Problemen diesen zerstören? Ab jetzt war Schluss damit! Louis hatte schon genug Probleme, da musste ich nicht noch mit meinen kommen.
Ein Bodyguard kam uns entgegengelaufen und bat uns mit einer Handbewegung ins Innere zu gehen. Das hieß für die Fans heute keine Autogramme, solange sie nicht noch ein Backstagepass ergattert hatten.
Ich schulterte selbstbewusst meine Handtasche, ließ die Haarsträhne, Haarsträhne sein und ging mit Louis ins Stadion. Der Bodyguard blieb draußen stehen.
Im Inneren herrschte schon ordentlich betrieb. Die Leute von der Crew hasteten durch die Gänge, riefen sich Anweisungen zu und checkten ob alles an seinem Platz war. Ein Mann von der Security kam uns entgegen gelaufen und begrüßte uns: „Mr Tomlinson, Sie müssen gleich zum Soundcheck. Miss Calder, Sie gehen am besten zu Miss Teasdale"
Als Louis mit Niall, Harry, und Liam vom Soundcheck kamen, hatte Louise und Lottie mich seit einer Stunde auf dem Stuhl vor einem großen Spiegel drapiert. Sie liebten es mir Frisuren zu machen und mir Make-up aufzulegen. Bei den Jungs ging es schlecht, somit waren sie immer selber hellauf begeistert, wenn es hieß, dass einer der Freundinnen von den Jungs mit auf Tour kam. Dass sie dies auch bei sich selber machen konnten, wollten sie nicht hören. Bei jemand anderem machte es viel mehr Spaß, hieß es immer. Da für beide Seiten nur positives heraussprang, ließ ich die Prozedur über mich ergehen, denn eigentlich war es immer ganz lustig. Wir redeten über die neuesten Trends und diskutierten, wer von den Stars besser aus sah.
Wie immer war es sehr laut im Raum. Es war ein einziges durcheinander. Die Jungs machten Blödsinn indem sie irgendein Videospiel spielten und gleichzeitig sich mit essen bewarfen, was sie von der angrenzenden Kantine mitgebracht hatten. Wir Frauen versuchten sie zu übertönen, aber es funktionierte nicht. Trotzdem bekam ich mit, was Louise oder Lottie sagten.
Doch dann wurde die ausgelassene Stimmung, von einem wütenden Sam unterbrochen, der direkt nachdem er die Tür geöffnet und ihn entdeckt hatte, auf Louis losging. Dieser war gerade neben mich getreten und wollte mich irgendwas fragen, derweile drehte er sich nun zu Sam um – neugierig was er hier wollte. Eigentlich müsste er auf der Bühne stehen und die letzten Checks machen oder gewisse Änderungen angeben, wenn was beim Soundcheck aufgefallen war.
„Was wällt dir ein!", wetterte er los und war leicht rot im Gesicht. Eine Ader an seiner Stirn trat schon leicht hervor und pulsierte, das ich Angst um seine Gesundheit bekam. Ich hatte ihn noch nie so wütend gesehen. Was war passiert, was ihn so ausrasten ließ?
„Wie kannst du sowas alleine entscheiden, ohne Simon oder mich zu unterrichten! Ich hatte gerade ein sehr nettes Gespräch mit dem Management", das Wort 'nett' triefte vor Sarkasmus und er spuckte ihm förmlich die Worte entgegen.
„Sie sind alles andere als froh, das du die ganze Welt in Aufruhr versetzt hast", eigentlich war es nicht seine Aufgabe, sich in Angelegenheiten, der PR-Sachen reinzuhängen, aber da gerade kein anderer da war, der das Übernehmen konnte, musste er das tun. Und da diese Sache auch seinen Job betraf, schlug die Wut vom Management auf ihn über.
„Jetzt übertreibst du es", meinte Louis und verschränkte seine Arme vor der Brust. Eine typische Abwehrhaltung, die er einschlug, wenn er sich angegriffen fühlte. Was hier ganz sicher der Fall war.
„Ich übertreibe nicht! Warst du schon mal auf Twitter?!"
„Nein", Louis schüttelte ahnungslos seinen Kopf. Genau das hatten wir heute schon den ganzen Tag vermieden. Schon alleine Sams auftreten, zeigte uns, dass die Fans das Foto richtig interpretierten. Jetzt fehlte nur noch die Bestätigung von Louis und mir.
Oh nein, oh nein! Ich wusste, dass das keine gute Idee war. Wieso habe ich Louis vertraut? Wir hätten doch warten sollen. Mein Herz fing an schneller zu schlagen. Dementsprechend änderte sich meine Atmung.
Ich versuchte mich selber wieder zu beruhigen, aber mit dem Wissen, dass die Welt anscheinend alles andere als positiv reagierte, konnte ich es nicht. Meine Gedanken überschlugen sich und führten die wildesten Schlagzeilen vor.
Wieso – Stopp. Ich half Louis in dieser Situation nicht, wenn ich nicht selber einen kühlen Kopf bewahrte und ihm zur Seite stand.
„Na dann tu das mal! Ich möchte jetzt nicht in deiner Haut stecken. Wütend ist noch untertrieben –", Sam verschränkte selber seine Arme vor der Brust und lehnte sich leicht nach hinten.
Ich sah es wie Louis Gesicht leicht zuckte und wie er seine Augen zu schlitzen verengte. Unter der Oberfläche brodelte es, es war nur eine Frage der Zeit, bis es aus ihm heraus brach und dann wollte ich nicht in der Nähe sein. So sehr ich ihn auch liebte, in solchen Situation sollte man alleine sein.
„Moment mal! Ich habe nichts Falsches gemacht. Es war meine Entscheidung und –", ging Louis jetzt in Angriffsposition. Louis war nicht der Mensch, der sich schnell klein kriegen ließ und so war es auch jetzt. Hauptsache, er machte keinen Fehler, den er nachher bereute...Bevor das aber passieren konnte, hatte ich eine Kurzschlussreaktion.
„Es war unsere Entscheidung", mischte ich mich ein. Louis musste nicht den ganzen ärger abbekommen, wenn ich mit beteiligt an der Sache war. Schließlich hatte ich zugestimmt und ihn nicht aufgehalten. Ich legte meine rechte Hand auf seinem Rücken, um ihn zu verdeutlichen, dass er nicht alleine war.
„Halte dich bitte daraus, Eleanor!", zischte Louis mir zu und ich riss überrascht meine Augen auf. Meine Hand zog ich so schnell wieder zurück, das man meinen könnte ich hätte mich verbrannt. Gut, wenn er es alleine regeln konnte. Ich verschränkte meine Arme vor der Brust und hörte einfach nur zu. Ich schob es auf meine Hormone, dass ich leicht überreagierte. Schließlich hatte er es selber gesagt. Das leichte piksen in meiner Brust ignorierte ich.
„Das ist doch vollkommen egal, wessen Entscheidung es war. Das eigentliche Problem ist es, dass es so ist und die Gerüchteküche überkocht. Die Presse will antworten und das Management hat alle Hand zu tun"
„Ich weiß nicht, was die haben. Gerüchte sind doch gut für das Geschäft", Louis lachte höhnisch auf. Wenn es um Geld und das Management ging, war mit ihm nicht zu spaßen.
„Nicht in diesen Ton, Louis!", warnte ihm Sam und seine Augen funkelten.
„Ach, was ist denn jetzt eigentlich das Problem?!", Louis schien auf Streit aus zu sein, was ganz untypisch für ihn war. Sam und Louis verstanden sich eigentlich blendend, aber heute schienen beide mit den falschen Fuß aufgestanden zu sein.
„Ihr habt alle am zwölften September ein Interview und da wirst du Louis, die Bestätigung bringen und den Gerüchten ein Ende bereiten!", mit diesen Worten rauschte er aus dem Zimmer und lieferte keine weiteren Erklärungen. Zurück blieben wir, die immer noch ganz schockiert von diesem Auftritt eben waren. Aber mit dem Management war einfach nicht zu spaßen. Auch wenn sie diese Band zu ihrem Erfolg hingeführt hatten und die Jungs ihnen enorm viel verdankten, waren sie sehr froh, das sie im neuem Jahr bei einem anderen Management unter Vertrag standen.
„Ihr könnt mich nicht zwingen!", schrie Louis noch in seinem Wutrausch Sam hinterher, aber dieser hörte ihn hoffentlich nicht mehr. Aufgebracht fuhr mein Freund sich durch seine Haare, blickte in die Runde und verließ mit energischen Schritten den Raum.
„Wo willst du hin?", rief ich ihn hinterher, aber er ignorierte mich. Er lief einfach hinaus und knallte die Tür hinter sich zu. Wie war das mit 'wir schaffen das zusammen'?! Hatte ich an diesem Satz irgendwas falsch verstanden? Ein wenig verletzt blickte ich ihm nach und versuchte mich in ihn hineinzuversetzen, aber heute gelang es mir nicht. So sehr ich es auch versuchte, das Bild mit Louis, wie er den Raum verließ, die Muskeln angespannt und mit erhobenen Hauptes, blieb vor meinen Augen und spielte sich immer wieder ab.
Was hatte er vor? Wollte er den Gerüchten kein Ende bereiten? Wollte er meine Schwangerschaft weiter verheimlichen? Aber wieso kam er dann mit der Idee, eines der Fotos zu veröffentlichen? Hatte er gehofft, ich würde dagegen Stimmen und dann konnte er, dank meiner Entscheidung keinen Rückzieher mehr machen?
Betroffen, sah ich zu den anderen, die auch noch Louis nachsahen. Sie verstanden seine kalte Schulter genauso wenig wie ich.
Momentan waren alle beteiligten einfach zu sehr belastet, sodass er einfach seinen Freiraum brauchte – zumindest redete ich mir das ein.
Es wurde zu viel für mich und auch wenn der Raum voller Leute war, fühlte ich mich alleine. Denn eine Person fehlte und die war Louis, mein Seelenverwandter.
Es war klar, es musste einen Haken an der ganzen Sache geben. Von unseren Freunden und Familienkreis, hatten es alle gut aufgenommen. Doch die Öffentlichkeit spielte wie immer dagegen. Das Leben war nicht perfekt. Ein Leben kann nie perfekt verlaufen. Aber was hieß eigentlich Perfekt? Wie definierte man es? War perfekt, wenn man schön oder reich war? War perfekt, die Liebe zu Menschen, ob Verwandte, Freunde, Familie oder nicht? Niemand kann sagen, das war perfekt, denn für jeden Menschen war es unterschiedlich.
Ich würde nicht sagen, dass mein Leben perfekt war. Es war schön, voller Abendteuer und gleichzeitig mein Untergang. Wer warnte einen davor den falschen Weg zu gehen? Gott? Der geliebte Vater? Die geliebte Mutter? Freunde, Verwandte oder Fremde? Keiner!
Hör auf deinen Kopf. Hör auf deinen Bauch. Hör auf dein Herz. In jedem Liebesroman kann man mindestens einer dieser Sätze lesen. Jede beste Freundin, gab diesen Ratschlag. Aber war das richtig?
Wann sollte man wissen, die Notbremse zu ziehen und wann war es zu spät?
Für mich war es zu spät und die Folgen bekam ich mit voller Wucht zu spüren.
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