44. Kapitel
Erschrocken schnappte ich nach Luft. Fassungslos schaute ich mich um. Was war passiert? Ein Glück das ich nicht auf dem Boden gelandet war. Ich wüsste sonst nicht, wie es dann ausgegangen wäre. Auch wenn ich erst im zweiten Monat war, konnte jederzeit was passieren.
Schließlich fand ich die Ursache. Keinen Meter von mir entfernt, versuchte gerade ein Mann sein Fahrrad wieder unter Kontrolle zu bringen. Er war mir entgegengekommen und konnte nicht mehr ausweichen. Die Straßen, als auch die Fußwege waren unentwegt verstopft. Es grenzte schon an der Unmöglichkeit, wenn man überhaupt vorankam. So riss mich der Fahrradfahrer halb mit, als der Lenker mich streifte, da er durch ein Auto gezwungen worden war auf den Fußweg zu wechseln.
Wer in London Fahrrad fährt, lebte sehr gefährlich. Kein Wunder, dass ständig Unfälle solcher und noch viel schlimmerer Art passierten.
„Oh Gott! Es tut mir so leid. Habe ich Sie verletzt?", fragte mich der unbekannte Mann nun, nachdem er mit quietschenden Bremsen die auf dem Gummi rieben, angehalten hatte und sich zu mir umdrehte.
„Nein, nicht wirklich. Das wird sehr wahrscheinlich nur ein blauer Fleck am Arm - So wie ich meinen Körper kenne. Machen Sie sich keine Sorgen", ich tastete kurz meinen Oberarm ab, um gleichdarauf eine schmerzende Stelle zu finden, die unter meinem Fingern anfing unangenehm zu pochen.
„Es wäre nur nett, wenn Sie mir mein Handy wieder geben könnten, damit ich meinen Freund, der gerade noch dran war, beruhigen kann. Dieser wird wahrscheinlich am Durchdrehen sein", ich lächelte ihn schon fast flehend an und ließ meinen gesunden Arm wieder sinken. In meinen Augen konnte er wahrscheinlich die Verzweiflung sehen, denn mit Louis war nicht zu spaßen, aber das wusste der Mann nicht.
„Aber natürlich. Es tut mir so leid. Irgendwie habe ich den Abstand falsch eingeschätzt", er entschuldigte sich immer noch, obwohl er dafür eigentlich gar nichts konnte. Er hob mein Handy vom Boden auf, denn es war ein paar Meter weiter gelogen und dann über den Fußweg geschlittert. Ich staunte, dass es überhaupt noch lebte. So viele Leute waren hier und konnten jeder Zeit darauf treten. Aber das Schicksal, erwies sich als gnädig in diesen Moment. Zumal es vorher nicht auf meiner Seite stand.
Ich kam ihm ein paar Schritte entgegen. Ein Paar Passanten schauten zu dem Geschehen, aber keiner Sprach uns an und darüber war ich sehr froh. Ich hatte momentan genug Aufregung und freute mich schon auf die Ruhe im Park.
„Bei den Massen hier doch kein Wunder", meinte ich zu ihm und lächelte ihn kurz an, während ich mein Handy wieder entgegen nahm. Es hatte seit dem Aufprall auf den harten Steinboden, einen Riss im Display, aber es schien noch zu funktionieren. Ich seufzte kurz und schaute wieder zu dem Mann mir gegenüber.
„Oh nein, jetzt schulde ich Ihnen noch ein neues Handy", niedergeschlagen betrachtete er den Riss in meinem Handy.
„Ich gebe Ihnen meine Nummer und sie schicken mir die Rechnung", er fing schon an in seiner Tasche nach einem Stift zu kramen, ehe ich ihn davon abhielt.
„Ich brauche doch nicht gleich ein neues Handy, nur weil ein Riss im Display ist. Es wäre was anderes, wenn es nicht mehr funktionieren würde, aber das ist ja hier nicht der Fall", der Mann, der vielleicht um, die Anfang dreißig war, blickte auf und sah mich mit hochgezogen Augenbrauen an.
„Ich werde nur das Display demnächst austauschen. Das ist wesentlich billiger", versuchte ich ihm zu erklären. Wahrscheinlich konnte er es nicht fassen, dass ich kein Theater wegen einem Handy machte. Heutzutage schaffte es doch kein Teenager mehr ohne Handy oder einem anderem technischen Gerät. Sobald ein Kratzer auf dem Glas war, gab es ein riesen Drama. Aber ich war kein Teenager, dem das neuste Handy bezahlt wurde. Ich war alt genug, dass ich mein eigenes Geld verdiente und somit meine Sachen selbst bezahlte.
„Gut, dann gebe ich ihn trotzdem meine Nummer, damit sie mir die Rechnung zuschicken können oder falls was im Nachhinein mit Ihrem Arm ist", er sah besorgt zu meinem besagten Körperteil. Kurz folgte ich seinem Blick und gab mich geschlagen. Dieser Mann würde in einer Stunde noch immer auf die Rechnung bestehen. Somit seufzte ich nur und nickte. Ich musste mich beeilen. Wenn ich nicht bald Louis zurück rief, würde er sich in den nächsten Flieger nach London setzten. Ich traute ihm sowas durchaus zu. Und das wollte ich verhindern. Nicht dass ich nicht wollte, dass wir uns sahen, aber wegen sowas -
„El?", Max Stimme hallte über den stetigen Lärm, der von der Großstadt kam und ein bellen folgte. Verwirrt drehte ich mich in die Richtung von dem ich die Stimmen hörte. Wieso kannte er den Ort, wo ich mich befand? Und woher wusste er, dass ich genau hier war?
„Max? Was machst du denn hier. Wir hatten uns im Hyde Park verabredet", mein bester Freund schlängelte sich mit Bruce durch eine Gruppe Touristen und kam schließlich vor mir mit meinem Hund zum Stehen.
„Geht es dir gut? Louis hatte mich gerade panisch angerufen. Was ist passiert?", seine Augen glitten prüfend über meinen Körper um eventuelle Verletzungen zu finden.
„Oh Louis", ich musste ihn wirklich anrufen. Aufgewühlt fuhr ich mir durch meine Haare. Ich gab Max keine Antwort, dass musste jetzt warten.
„Hier ist meine Nummer", meinte der Mann und ich drehte mich wieder zu ihm um. Er reichte mir einen Zettel und brachte sein Fahrrad wieder in Position. Kurz schaute ich auf den Zettel und las eine Nummer und den Namen von dem Mann.
„Geht es Ihnen wirklich gut. Sollen wir nicht doch lieber zum Arzt gehen?", fragte Mr Randall mich noch einmal, aber ich schüttelte nur lächelnd meinen Kopf. Mein Arm pochte zwar noch leicht, aber ich war nicht aus Glas.
„Ja, mir geht es gut. Und nein, ich brauche keinen Arzt. Ich muss jetzt nur wirklich dringend telefonieren. Sonst passiert mit meinen Freund sonst was", Max hatte während dem kleinen Gespräch zwischen uns hin und her geschaut und seine Augen zusammen gekniffen. Seine Stirn hatte er in Falten gelegt.
„Okay, wenn Sie sich wirklich sicher sind, wünsche ich Ihnen und ihrem Freund...", er sah kurz zu Max rüber: „...einen angenehmen restlichen Tag"
„Danke, wünsche ich Ihnen auch", er winkte uns noch einmal zu, ehe er wieder auf sein Fahrrad stieg und auf dem Radweg fuhr. Diesmal, drängte ihn kein Auto auf den Fußweg. Ich atmete kurz durch und drehte mich dann zu Max um.
„Kannst du mir bitte erklären, was da gerade passiert war?", wir stapften nun mit Bruce durch den Hyde Park auf dem Weg zu einer Bank wo wir uns hin setzten konnten.
„Gleich Max. Erst muss ich Louis beruhigen", ich hatte mein Handy immer noch in der Hand und wählte schon seine Nummer.
„Wenn ich nicht wüsste, dass er nicht in den nächsten Flieger zu dir steigen würde, würde ich dir das Handy jetzt wegnehmen, aber leider weiß ich es ja", brummte er und ließ Bruce von der Leine. Kurz legte ich meine Hand auf deine Schulter, ehe ich mein Handy an mein Ohr legte.
„Ich weiß das zu schätzen. Ich spendiere dir nachher einen Kaffee, versprochen", er brummte noch irgendwas unverständliches, was aber sehr nach 'Bestechung' anhörte, aber dann nahm ich schon Louis Stimme am anderen Ende der Leitung wahr.
Am Abend saß ich wieder im Flugzeug und dachte über den Tag nach. Erschöpft machte ich es mir es in meinem Flugzeugsitz gemütlich - soweit man das konnte - und schloss die Augen. Meinen Arm ging es im Allgemeinen wieder gut. Wenn man die Stelle drückte, spürte ich den Schmerz noch, aber der war nicht weiter schlimm. Louis hatte sich nach meinen Anruf auch wieder beruhigt, sodass Max und ich entspannt unsere nächsten Projekte planen konnten. Wir hatten einiges geschafft und darauf waren wir beide stolz. Schließlich mussten wir in unserer Planung meine körperlichen Veränderungen berücksichtigen und auch die Entscheidung, was die Öffentlichkeit bei dieser Sache betraf. Auch wenn ich oft unter Louis Freundin bekannt war, machte ich mir so langsam einen eigenen Namen und das machte mich Glücklich. Auch wenn ich Louis liebte, möchte ich nicht mit: „Ach Sie sind doch die Freundin von Louis Tomlinson aus One Direction", erkannt werden. Das klang so, als wäre ich ohne in niemand, aber das war ich nicht. Ich war unabhängig von ihm und das möchte ich allen zeigen. Der Blog mit Max hatte da durchaus einen sehr großen Einfluss und das freute nicht nur Max und mich, sondern auch Louis. Er mochte es genauso wenig wie ich, dass ich so eingestuft wurde und so war das ein Schritt zum Umlenken.
Ich hatte Louis eine Nachricht geschickt, wann ich landen würde, aber die Hoffnung, dass er es wirklich schaffte, war niedrig. Simon war ein sehr einflussreicher und zielstrebiger Mensch. Wenn er ein Projekt hatte, machte er es sehr gewissenhaft. Falls Louis sich so gut anstellte, wie er mir heute am Telefon berichtet hatte, dann konnte dass schwierig werden, was die Pünktlichkeit betraf.
Das Flugzeug landete ohne weitere Probleme. Somit ging ich pünktlich aus dem Flughafengebäude raus und entdeckte zu meinem verblüffen Mason, wie er auf mich wartete. Der Flughafen war vergleichsweise mit London klein und somit leichter zu überschauen. Er stand direkt am Ausgang beim Taxistand und kam sofort auf mich zugelaufen, als er mich erblickte.
Wir begrüßten uns freundlich und er lotste mich zu einem schwarzen Wagen mit getönten Scheiben, sodass man von draußen nicht rein sehen konnte. Was hatte ich auch anderes erwarten können? Schon immer wurde ich mit solchen speziellen Autos abgeholt, wenn ich Louis auf Tour besuchte - Besonders wenn eine Berühmtheit drin saß.
Die Hoffnung keimte in mir auf, dass Louis es vielleicht doch noch vor mir geschafft hatte und somit stieg ich mit einem optimistischen Lächeln im Gesicht ein.
„El", ich hatte noch nicht mal die Tür geschlossen, da umschlangen mich zwei starke Arme und zogen mich an einen warmen Körper. Ich vergrub meinen Kopf in seinen Nacken und schlang meine Arme um ihn. Auch wenn wir uns nur ein paar Stunden nicht gesehen hatten, hatte ich ihn dennoch vermisst.
„Ich habe mir solche Sorgen gemacht, als du abrupt weg warst. Geht es dir gut? Geht es euch gut?", er schob mich leicht von sich, sodass Louis mein Gesicht betrachten konnte. Seine rechte Hand lag an meiner linken Wange. Seine andere Hand war immer noch an meiner Taille. Dort blieb sie aber nicht lange und wanderte zu meinen Bauch. Zart, wie eine Feder, die mich kitzelte, fuhren seine Finger über meine nun nackte Haut. Die Jacke, die ich zum Schutz vor der Kälte an hatte, hatte ich vorhin offen gelassen, somit brauchte er nur den Pullover hoch schieben.
„Wie ich dir schon am Handy gesagt hatte: Es war nur mein Arm, der leicht getroffen wurde", ich hob ebenfalls meine Hände zu seinem Gesicht und fuhr mit meinem Finger seine Konturen nach.
„Es geht uns prima. Mach dir bitte nicht immer so einen Kopf um uns. Wir sind nicht aus Glas", flüsterte ich und hauchte ihm einen Kuss auf seine Lippen.
„Nein aus Glas bist du wirklich nicht. Du bist aus was viel kostbareren. Du bist aus Porzellan"
Der Fahrer hatte das Auto, nachdem auch Mason eingestiegen war in Bewegung gesetzt und so fuhren wir jetzt Richtung Hotel, wo schon die Anderen auf uns warteten. Wir hatten unsere Finger ineinander verflochten und schauten jeweils aus unsere Seitenfenster. Der Himmel war schon dunkel und die Stadt war zum Leuchten erwacht. Überall waren die Straßenlaternen an und die Schilder an den Kneipen und Geschäften blinkten in den buntesten Farben.
Im Auto war es still. Nur den Motor und die Außengeräusche waren zu hören. Louis strich mit seinem Daumen über meine Zeigefingerknöchel. Die Bewegung hatte etwas beruhigendes und so dämmerte ich schon fast weg. Meine Augenlider flatterten.
Ich zuckte erschrocken zusammen, als fast gleichzeitig unsere Handys anfingen zu klingeln. Verwundert sahen wir uns kurz in die Augen, ehe wir nach unseren Telefonen griffen. Mein Herz raste schon von dem plötzlichen Geräusch, aber ich hätte nicht gedacht, dass ich einmal Panik bekam, wenn unsere Eltern uns anriefen.
„Meine Mom"
„Meine auch"
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