43. Kapitel
Eleanor
„Ich kann nicht nach London mitkommen...", langsam strich sein Daumen über mein Handrücken. „El...es...es tut mir leid. Ich möchte so gerne dabei sein, aber ich kann nicht", der Schmerz in seiner Stimme und in seinen Augen, machte mich so fertig, dass ich meine Enttäuschung, darüber, dass er nicht dabei sein konnte, ein wenig in den Hintergrund rutschte.
Gequält sah er von meinen Augen zu dem kleinen Foto in seiner Hand.
„Hätte ich gewusst, dass du morgen ein Termin wegen unserem Kind hast, hätte ich doch nie zu dem Treffen mit Simon zugestimmt", er sah wieder zu mir und drückte sachte meine Hand. Mein Herz fühlte sich merkwürdig an und Schuldgefühle plagten mich. Hätte ich doch nur eher den Mund aufgemacht...
„Aber du wusstest es doch vorher nicht. Mach dir bitte keinen Vorwurf"
„Trotzdem", er seufzte kurz und sprach dann weiter: „Ich bin morgen in Frankreich. Du verfolgst – so wie ich dich kenne - doch sicher selber die neueste X-Factor Staffel", ich nickte kurz. Ich fand solche Castingshows schon immer interessant und sehr unterhaltend.
„Als Simon mich angerufen hatte und mich gefragt hatte, ob ich sein Assistent für diese restliche Zeit sein möchte, hatte ich zu gestimmt. Ich wusste ja nicht...", seine Stimme brach ab und mir zerriss es nun fast mein Herz. Ihn so traurig zusehen, nur weil mir nicht eher eingefallen war, das er vielleicht auch dabei sein möchte und das sein Terminkalender das nicht immer hergab, wenn man es nicht Wochen davor sagte, quälte mich selber. Ich mochte es nie, wenn Personen niedergeschlagen waren und ganz sicher nicht, wenn es Menschen waren, die ich liebte.
„Es ist meine Schuld. Ich habe es vergessen...", ich senkte meinen Blick zu dem kleinen Bild in Louis Hand, was nun unsere Zukunft beeinflusste.
„Sobald ich nach der Untersuchung näheres weiß, schreibe ich dir sofort eine Nachricht, okay?", meine Stimme klang hoffnungsvoll, doch ich wusste, dass das nicht das gleiche war. Es war was vollkommen anderes, wenn man persönlich anwesend war. Man hatte eigene Erinnerungen – Erinnerungen an die man sich später erinnern konnte. Dafür waren sie da. Doch wenn man genau dies nicht miterlebte, hatte man nur später das Bild und musste die Fantasie spielen lassen und das wusste er – das wusste ich.
„Okay. Sagen wir einfach, wir haben beide Mist gebaut, was unsere Termine anbelangte", ein zaghaftes lächeln glitt über seine Lippen.
„Eigentlich müssten uns solche Fehler, doch nicht mehr passieren", er legte seinen Kopf schief und seine Augen sandten wieder etwas fröhliches aus. Trotzdem blieb ein Teil verletzt.
„Tja, bei uns zwei Verrückten. Was können wir da schon erwarten?", ich ging auf seinen Versuch ein, die Stimmung wieder anzuheben.
„Oh Gott, was wird nur aus unserem Kind bei diesen kompliziert werdenden Eltern?!", ich griff neben mich, erwischte das Ziepelchen eines Kissens, riss es an mich und bewarf Louis damit. Dieser lachte nur, legte das Ultraschallbild auf den Nachttisch und zog mich dann abrupt auf sich drauf. Mein Kopf lag auf seiner vibrierenden Brust und ich konnte sein Herzschlag hören. Seine eine Hand vergrub er in meinen Haaren, die andere schlang er um meine Schulter.
„Du bist so blöd", schnaubte ich und haute ihn.
„Ich liebe dich und unser Baby, wird das schönste und klügste Kind auf der ganzen weiten Welt sein"
„Übertreibe es nicht Louis!"
„Ja, ja", er hauchte mir einen Kuss aufs Haar und ich schloss meine Augen.
Nun saß ich etwas Niedergeschlagen im Flugzeug und wartete, das es sich in die Lüfte erhob. Das lange Gespräch gestern noch mit Louis – trotz einem anstrengenden Konzert davor – hatte uns beiden geholfen. Wir hatten uns überlegt, wie wir uns gegenüber unseren Eltern verhalten würden, wenn wir ihnen die Neuigkeit berichteten, wie wir am besten mit der Presse umgingen – wobei wir uns bei diesen Punkt noch nicht einig geworden waren – und wie wir selber zu der neuen Situation standen.
Natürlich freuten wir uns, aber wir beide machten das zum ersten Mal durch und so plagten uns dementsprechend gewisse Ängste. Genau diese Ängste hatten wir angesprochen, obwohl man solche Themen doch lieber umging. Sobald unsere Eltern von unserem Nachwuchs wussten und die Neuigkeit, dass sie Großeltern wurden verkraftet hatten, würden sie uns bestimmt helfen. Zumindest hofften wir das beide...
Nun war die entscheidende Frage, wie sie alle reagieren würden. Die Chancen dass sie es gut aufnahmen lagen bei der Hälfte – was unsere Eltern betrafen. Was wiederum die Presse und die Fans dazu sagten, zeigten, oder schrieben, war uns unklar. Und auch wenn wir behaupteten, uns war es egal, dass sie sich wie Geier auf die Story stürzen würden, war das nicht so. Es machte mir ehrlich gesagt eine Heidenangst. Die Jahre, die ich nun schon in der Öffentlichkeit stand, waren eher auf die sozialen Netzwerke beschränkt. Auf der Straße war es eher selten gewesen, dass mich jemand angesprochen hatten, wenn Louis nicht dabei war. Wenn rauskam, dass ich sein Kind in mir trug, war die Ruhe vorbei. Wir hatten darüber diskutiert, ob ich einen Bodyguard bekam, aber die Idee, hatte ich sofort verworfen. Ich wollte keinen Babysitter. Ich wollte mein Leben behalten, denn wenn ich einmal einen an der Backe hatte, bekam ich ihn nicht mehr so schnell los. Und auch wenn mir die Fans manchmal angst machten, weil sie mir einfach zu nahe kamen, konnte ich dennoch selber auf mich aufpassen. Schließlich merkte ich, wie sein Widerstand bröckelte und wir uns erstmal, so einigten, dass ich nicht alleine auf die Straßen ging, sobald die Neuigkeit öffentlich war.
Wie geplant landete ich in London und mummelte mich in die dicke Jacke ein, als ich aus dem riesigen Flughafengebäude raustrat. Ende Oktober, war es in London schon sehr frisch und ein kalter Wind blies mir meine Haare ins Gesicht. Schon drinnen hatte ich mein Handy herausgeholt und Max angerufen, denn ich wollte ihn nun auch endlich die Wahrheit sagen. Mich wunderte es, dass er mich nicht schon längst angerufen hatte, aber vielleicht waren die Gerüchte doch noch nicht so weitverstreut, dass er es einfach noch gar nicht mitbekommen hatte. Zumindest hatte ich mir das so ausgemalt.
Ein mir sehr bekanntes Bellen, was wenige Minuten später ertönte, ließ meinen Blick nach vorne schnellen. Davor hatte ich einfach auf meinem Handy herum getippt und so getan, als wäre ich sehr beschäftigt. Ich hasste es, in der Öffentlichkeit auf jemanden zu warten. Die Unruhe die mein Körper dabei ergriff, wenn ich nur daran dachte, dass mich doch ein vereinzelter Paparazzo entdeckte, und die wildeste Geschichte in weniger als zwei Stunden raus brachte. Dabei musste ich damit rechnen, dass es irgendwelche Lügen waren, die ich dann wieder irgendwie aus meiner Welt schaffen musste. Aber heute war mein Schicksal auf meiner Seite.
„Bruce", kreischte ich schon fast, ging in die Hocke und nahm den Vierbeiner liebevoll in meine Arme. Ich wuschelte ihm durch sein weiches und warmes Fell und vergrub mein Gesicht darin. Wie ich meinen Hund doch vermisst hatte. Auch wenn es schön war, bei Louis mit auf Tour mitzureisen, so musste ich Bruce immer hier bei Max oder jemand anderen lassen. Es wäre schon Tierquälerei, wenn ich ihn immer mitnehmen würde. Die ständigen Flüge, die Lautstärke und dann hatten alle keine Zeit mit ihm einen Spaziergang zu machen. Nein, das könnte und würde ich nie machen.
„War ja klar und mich vergisst sie mal wieder", hörte ich von oben eine beleidigt klingende Stimme und ich wusste, dass mein bester Freund auf das Knäul am Boden, das Bruce und ich bildeten schaute.
„Ich habe dich auch lieb, Max", nuschelte ich immer noch in Bruce Fell, aber so, dass er mich über den Lärm am Flughafen hören konnte. Ich hörte nur sein empörtes schnauben und kurze Zeit später ein klicken seiner Kamera.
„Hey", begrüßte ich ihn, als ich mich endlich von meinen Hund trennen konnte und meinen besten Freund umarmte. Auch ihn hatte ich vermisst.
„Hey. Wie kommt es, dass du wieder in London bist? Wo ist dein Freund?", quetschte er mich gleich aus und betrachtete mich kritisch. Ich hatte ihm natürlich nicht gesagt, wo ich hier hin musste und was ich hier machte. Eigentlich war es geplant, dass ich bis zum Ende mit auf Tour mitreisen würde. Somit war es auch kein Wunder, dass sich Max wunderte.
„Das würde ich dir lieber bei einer Tasse Kaffee sagen", meinte ich, nahm die Leine von Bruce in die eine Hand und hakte mich mit meinem anderen Arm bei Max unter. Ich hatte nur meine Handtasche mitgenommen. Heute Abend würde mein Flugzeug in Newcastle landen. Somit brauchte ich keinen Koffer mitzuschleppen, den ich dann hier nicht brauchte. Er wird gemeinsam mit Louis Koffer von der Crew, die den direkten Weg in die neue Stadt machte, mitgenommen.
„Also schieß los", meinte Max, als wir uns in ein Café gesetzt hatten, was fast neben der Praxis lag. Ich hatte somit noch genügend Zeit, meinen besten Freund über die Neuigkeit aufzuklären.
Wir hatten beide einen Kaffee in der Hand und tanken vorsichtig daran. Leider gehörte ich zu der Sorte, die egal wie vorsichtig sie war, sich dennoch die Zunge verbrannte und so auch jetzt. Ich zuckte kurz zusammen und stellte meine Tasse schnell auf den Tisch, ehe ich zu Max schaute, der mich erwartungsvoll anschaute.
„Ich mach es kurz", schnell sah ich mich in dem kleinen Café um, aber ich entdeckte keine Teenager, die eventuell lauschen konnten, weil sie mich erkannt hatten.
Ich sah ihm in die Augen und holte tief Luft. Auch wenn es mein bester Freund war, machte ich mir sorgen wie er reagieren würde. Ich lehnte mich nach vorne, sodass mein Oberkörper die Tischplatte berührte. Meine Arme legte ich auf den Tisch. Die Tasse stand zwischen meinen Unterarmen.
„In ungefähr sieben Monaten, werde ich das erste Mal Mutter und Louis wird Vater", Max ließ sich nach hinten in den Stuhl fallen. Seine Fingerspitzen berührten aber immer noch die Tischplatte.
„Okay, das war wirklich sehr kurz", meinte Max und lächelte mich jetzt an. Vorsichtig sah ich zu ihm. War das Lächeln positiv oder rutschte das schon ins hysterische ab?
„Ich freu mich...für euch beide", ich konnte gar nicht so schnell schauen, da war Max schon aufgesprungen und umarmte mich. Okay, doch das positive. Ich lachte und zog ihn näher an mich ran.
„Danke", flüsterte ich und wusste nicht wieso. Vielleicht war es einfach die Erleichterung, dass mein bester Freund zu mir stand, falls was unerwartendes passieren sollte.
Ich kam mit einem Lächeln aus der Praxis raus. Dem Kind ging es super, anders wusste ich es in dem Moment nicht zu beschreiben. Wegen meiner Übelkeitsanfälle, sollte ich mir keine Sorgen machen, solange ich nicht dabei radikal abnahm, denn dann konnte es für uns beide, eher schlecht ausgehen.
Ich war nicht mal einen Meter gegangen, da klingelte schon mein Handy in der Tasche. Hektisch kramte ich darin herum, bis ich das brummende und klingelte Gerät gefunden hatte.
„Louis, ich wollte dich doch anrufen", meinte ich, als ich sah dass es mein Freund war.
„Ja ich weiß, Love, aber ich konnte nicht mehr warten. Wie geht es unserem Kind?", ein leichtes Lächeln breitete sich nun über mein ganzem Gesicht aus. Mein Herz machte einen Hüpfer und die Schmetterlinge in meinen Bauch machten so ein Towabo, das ich meine freie Hand darauf legte.
Die Ungeduld in seiner Stimme war einfach süß. Mich machte es immer wieder aufs Neue Glücklich, dass er sich so für sein Kind freute.
„Es ist alles okay. Ich habe meine Ärztin gebeten, ein Ultraschallbild zu machen, damit du wenigstens etwas hast", mich schmerzte dieses Thema immer noch. Aber aus Fehlern lernte man. Sowas würde uns beiden nicht mehr passieren und die Chancen standen gut für uns. Schließlich sollte das Kind erst im Mai kommen. Somit hatten wir noch genug Termine, wo wir gemeinsam hingehen konnten und da konnte uns kein Management dazwischen funken, denn das existierte dann für One Direction nicht mehr.
„Ich habe es einstecken. Du kannst es dir also heute Abend anschauen. Wie sieht es bei dir aus?"
„Du bist die beste El. Ich weiß nicht, ob ich es schaffe, dich vom Flughafen abzuholen"
„Das macht doch nichts. Hauptsache wir können zusammen nebeneinander einschlafen"
„Das werden wir", es rauschte am anderen Ende der Leitung kurz, ehe ich wieder Louis Stimme hörte. Währenddessen überquerte ich eine Straße und ging Richtung Hyde Park, denn dort wartete Max auf mich. Wir wollten bis zu meinem Rückflug die Zeit miteinander verbringen und wegen unserem Blog, die ein oder andere Sache noch klären. Denn nun mussten wir für die nähere Zukunft, einiges ändern.
„Simon, hat mich bei der Auswahl der Kandidaten mitentscheiden lassen", er klang fröhlich und ganz in seinem Element.
„Vielleicht mache ich das ja weiter, während wir die Pause haben und unser Kind dann da ist", seine Stimme hatte nun etwas Überlegendes.
„Du weißt ja nicht, wie viel man dabei beachten muss. Früher dachte ich immer, sowas wäre einfach...", erzählte er weiter von seinem bisherigen Tag.
„Tja Louis, da siehst du es mal"
„Was soll denn das jetzt heißen?"
„Ich weiß nicht, vielleicht – ", doch weiter konnte ich nicht mehr reden, den mir wurde mein Handy förmlich aus der Hand gerissen, mein Körper wurde herumgeschleudert und ein Schmerz durchfuhr mein Arm.
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