39. Kapitel
Eleanor
„Planänderung, Mason. Fahr uns bitte direkt ins Stadion", Louis hatte seine Zähne fest auf einander gepresst und zischte förmlich die Wörter nach vorne. Man sah ihn genau an, dass er jetzt eigentlich andere Vorhaben gehabt hatte, diese aber gerade zerstört worden waren.
Schnell verschränkte ich unsere Finger von seiner freien Hand mit meinen, die auf meinen Oberschenkel lagen. Ich wollte nicht, dass er sich aufregte und lehnte mich gegen seine Schulter. Schon oft, bewirkte diese Geste Wunder bei ihm und mich freute es noch mehr, wenn ich so ein Gefühl in ihm hervorrufen konnte. Zum Glück hatten wir unsere Plätze direkt neben einander, denn Louis saß in der Mitte und nicht am anderen Fensterplatz.
„Entschuldigung El, aber Julian möchte mit uns noch irgendwas mit dem neuem Album besprechen", er seufzte einmal und fuhr sich mit seiner freien Hand über das Gesicht. Sein Handy hatte er vorher auf seinem Schoss abgelegt gehabt.
„Mach dir um mich keine Sorgen. Vielleicht hat ja deine Schwester oder Lou mit Lux Zeit und wenn nicht, bin ich immer noch alt genug mich selber zu beschäftigen", ich lächelte aber im inneren, durchfuhr mich die Enttäuschung. Eigentlich hatte ich noch auf ein paar Stunden ruhe im Hotel gehofft, aber die konnte ich mir jetzt wohl abschminken.
„Das bezweifle ich auch nicht", kurz strich er mir über meine Wange und seine Lippen umspielte ein Lächeln.
„Du musst nicht mit. Ich kann Mason bitten, dich ins Hotel zu fahren und du ruhst dich aus", eigentlich hätte ich wissen müssen, dass Louis mich durchschaute. Er kannte mich einfach zu gut.
„Nein, nein, schon okay", ich hob kurz meinen Kopf und lächelte ihn aufmuntern an.
„Wenn es gar nicht mehr geht, kann ich mich kurz auf ein Sofa legen. Schließlich gibt es im Backstage Bereich genug Möglichkeiten."
Ich seufzte, als ich Louis Blick begegnete: „Schau mich nicht so an. Du montierst schon fast zu einem Aufpasser!", ich löste meine rechte Hand von seiner und verschränkte meine Arme vor der Brust. Zum einen fand ich es total süß und lieb von ihm, das er sich so um mich kümmert, aber ich war kein Kleinkind mehr, wo man ständig aufpassen musste.
„Ich -", er brach ab, fuhr sich einmal durch die Haare, drehte sich dann zu mir und sah mir in die Augen: „Das ist für mich eine ganz neue Situation. Ich habe einfach Angst, dass ich was falsch mache: Das dir was passiert oder unserem Kind", seine Augen durchbohrten mich und nagelten mich fest.
„Nicht nur für dich", flüsterte ich und zog ihn zu mir. Ich hasste den Abstand zwischen uns, auch wenn er im Moment nicht wirklich groß war.
„Und bis jetzt hast du noch nichts falsch gemacht. Die nächsten Hürden sind jetzt erstmal unsere Eltern", sein fast schon verzweifelter Gesichtsausdruck verschwand und ein zaghaftes Lächeln machte sich breit.
Sobald wir wieder im Stadion ankamen, verabschiedete sich Louis von mir und ich machte mich auf die Suche nach drei gewissen weiblichen Personen.
„Da bist du ja", hörte ich plötzlich eine Stimme hinter mir und augenblicklich schlangen sich zwei Arme von hinten um mich.
„Hey", ich grinste und drehte mich zu Lottie um.
„Komm, lass uns einen Tee trinken. Wenn wir Glück haben, haben wir den Aufenthaltsraum für uns allein", sie lachte kurz und lief gut gelaunt neben mir her. Ich schmunzelte über Lottie und beobachtete sie von der Seite. In den Jahren die ich Louis Schwester nun schon kannte, hatte sie sich verändert. Ihre vorher dunkelblonden Haare, waren nun grau-silbern gefärbt. Sie strahlte so eine Energie aus, die ich in der gesamten Tomlinson-Familie schon erlebt hatte. Ich fand es faszinierend, die Gemeinsamkeiten und gleichzeitig die Unterschiede in einer Verwandtschaft zu erkennen.
Wenige Minuten später, saßen wir zu zweit auf dem Sofa, mit jeweils einer Tasse Tee in der Hand und einer Decke über uns ausgebreitet. Wir quatschten schon eine Weile, als Lottie abrupt das Thema wechselte: „Wie viele wissen schon von deiner Schwangerschaft?"
„Du, die Chaoten, Lou, Lux und Megan. Deine und meine Eltern wissen es noch nicht. Genauso wenig wie Max oder einer von Louis beziehungsweise meinen Freunden"
„Habt ihr schon darüber gesprochen, wann ihr es allen erzählt? Ich will dir jetzt keine Angst machen, aber ich habe die Befürchtung, dass eurer Geheimnis nicht mehr lange eins bleiben wird und somit die Gefahr besteht, das sie es durch das Internet schneller erfahren, als ihr es ihnen persönlich erzählen könnt."
„Nein, haben wir noch nicht, zumindest haben wir noch keinen Tag gefunden. Aber vielleicht nächste Woche, wenn wir eh in der Nähe sind, aber was meinst du genau mit deiner Befürchtung?", ich umklammerte meine Tasse fester in meinen Händen. In mir stieg eine schlimme Vorahnung auf und ich hatte Angst, dass sie sich bewahrheiten würde. Das Mädchen von heute Mittag, meinte ja auch schon, das was im Internet stand.
„Naja, Twitter -", mehr brauchte sie nicht sagen, schon hatte ich die Tasse geräuschvoll auf den Tisch geknallt und mein Handy geschnappt. Schnell öffnete ich die blaue App mit dem weißen Vogel drauf und scrollte durch meine Timeline. Mein kompletter Körper war angespannt. Wie viele Gerüchte kursierten schon im Netz?
Lottie wie auch das Mädchen hatten recht: Twitter war voll davon. Zumindest wenn es sich um One Direction drehte.
Ich fand Fotos vom Stadion und von vorhin, aber damit hatte ich gerechnet. Erst die, wo Lottie und ich spaß hatten und wo Louis und ich glücklich im Fastfood-Restaurant saßen, dann die, wo ich bei beiden meinen Zusammenbruch hatte und diese überwogen um einiges.
Ich sah schrecklich aus, aber das wusste ich auch schon zu der Zeit. Wenn ich in dieser Situation nicht selber involviert wäre, hatte ich es rührend gefunden, wie sich Lottie und Mason um mich gekümmert hatten, aber so...
Zum Glück schirmten mich beide ein wenig ab, aber es gab immer welche, die es trotzdem schafften. Dafür waren es zu viele.
Die Bilder fand ich eigentlich gar nicht am schlimmsten, sondern die Kurznachrichten darüber. Was hatte Mason gesagt: Sie würden vermuten, dass ich Drogen nahm? Mhmm, ja da hatte er recht behalten.
'Nimmt Louis Tomlinsons Freundin, Eleanor Calder, etwa Drogen?!'
'Oh Gott, was ist mit Eleanor?', schrieben einige Fans auf Twitter und stellten die wildesten Vermutungen dabei auf. Dabei hatten manche Kommentare so viele Retweets und Likes, das mir schlecht wurde.
'Ist sie krank?'
'Ist Eleanor Calder etwa schwanger?'
Die zwei letzten Fragen fand ich unter den Bildern von heute Mittag. Auch dort wurden Louis und ich fotografiert und das im ungünstigsten Moment.
Frustriert und gleichzeitig erschöpft, ließ ich mein Handy in meinen Schoss fallen und sah zu Lottie.
„Was soll ich nur tun?", eigentlich war ich nicht diese Sorte Menschen, die hilflos durch die Weltgeschichte liefen, aber in diesen Moment, kam ich an meine Grenzen. Schon oft musste ich mit sowas umgehen. Die Gerüchte, die Presse, die Fans, die Hassnachrichten, die Unterstellungen, all das gehörte seitdem ich mit Louis zusammen war, zu meinem Alltag dazu. Damit kam ich auch einigermaßen Klar, aber es war was anderes, wenn es nicht nur mich fertig machte, sondern auch noch mein ungeborenes Kind in mir.
„Vielleicht sofort die Wahrheit sagen. Dann hören die Gerüchte auf und -"
„Nein!", unterbrach ich sie fast schon schreiend. Erschrocken zuckte sie zusammen und sah mich mit großen Augen an.
„Nein!", verzweifelt schlug ich die Decke weg und stand abrupt auf. Meine Gefühle im inneren überschlugen sich. Ich wusste nicht mehr, was ich machen sollte.
„Ich bin doch jetzt schon gefundenes Fressen für die! Willst du, das ich mich im Haus einschließe, nur weil davor eine Horde Paparazzi stehen?!", schon jetzt merkte ich, wie mein Blickfeld zu flimmern begann, aber ich versuchte es zu ignorieren. Wahrscheinlich war ich nur zu schnell aufgestanden und mein Kreislauf kam nicht ganz mit.
„Nein, aber jetzt beruhig dich erst mal. Ich meine doch nur, dass sie vielleicht am Anfang so sein werden, aber wenn ein bisschen Zeit vergangen ist, dann hören sie vielleicht auf", Lottie war nun selber auch aufgestanden und kam auf mich zu.
„Das glaubst du doch wohl selber nicht!", immer noch aufgebracht, lief ich umher. Mein Herzschlag schlug ein wenig schneller als sonst. Meine Hände zerzausten stets mein Haar, aber das war mir egal.
„El, bitte du machst mir Angst. Setz dich wiederhin und ruh dich aus. So wie du gerade auf hundertachtzig bist, ist das nicht gut für das Baby"
Augenblicklich kamen in mir Schuldgefühle hoch. Durch die ganze Aufregung, die gerade in meinem Körper stand fand, hatte ich das wichtigste Vergessen. Wie sollte ich je eine gute Mutter werden, wenn ich jetzt schon versagte? So schnell, das mein Sichtfeld am Rande wieder gefährlich dunkler wurde, legte ich mich auf das Sofa und vergrub mein Gesicht in der weichen Decke.
„Ich werde das nicht alleine entscheiden", nuschelte ich unter dem Stoff noch, ehe mir die ersten Tränen aus den Augen quollen. Ich wollte nicht, dass Louis Schwester meinen kleinen Zusammenbruch mitbekam. Ich hatte mir eine Schwangerschaft immer so schön vorgestellt und jetzt, war es genau das Gegenteil.
„Das erwartet auch keiner von dir. Sprich mit Louis darüber. Es ist nur meine Meinung gewesen", ich spürte wie sich eine Hand auf meine linke Schulter legte, aber ich rührte mich nicht. Mir war gerade wieder so übel. Wann kam Louis wieder? Ich brauchte jetzt seine Nähe. Ich brauchte ihn.
„El?", das Polster worauf ich lag, wurde nach unten gedrückt. Lottie hatte sich auf das Sofa gesetzt. Ich spürte ihre Wärme, die sich auf meinen Körper übertrug, aber ich reagierte wieder nicht.
„Weißt du El, Louis wollte mit dir schon immer eine Familie gründen und jetzt ist es eingetreten. Du weißt nicht wie sehr er sich darüber freut..."
„Ich will nicht, dass mein Kind in der Öffentlichkeit aufwächst", unterbrach ich sie und traute mich nicht, sie anzusehen. Zum einen machte es mich überglücklich, dass Louis anscheinend schon vor meiner Schwangerschaft solche Gedanken gehabt hatte, aber -
„So hart es auch klingen mag: da hast du dir die falsche Person ausgesucht"
„Aber ich liebe ihn!"
„Ich weiß und er liebt dich"
Mein Handy, was plötzlich anfing zu klingeln, unterbrach unsere Unterhaltung. Blind tastete ich danach und fand es schließlich neben meinen Beinen. Mit der Decke immer noch über meinem Kopf - ich weiß ich benahm mich kindlich - schaute ich auf das Display und stellte fest, dass es meine Mutter war, die mich gerade versuchte zu erreichen. Noch nie hatte ich so eine Angst, das Gespräch entgegen zu nehmen.
„Scheiße!", stieß ich aus, setzte mich abrupt auf und genau das war zu viel für meinen eh schon erschöpften Körper. Mein Handy entglitt mir aus meinen Fingern und fiel unsanft auf den Boden auf. Ich versuchte mich noch irgendwo festzuhalten, ehe ich mich zum zweiten Mal heute übergab.
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