34. Kapitel

Louis

Aber sie sagte es mir nicht. Selbst am nächsten Tag nicht. Sie verschloss sich wieder vor mir und ich wusste mir nicht mehr zu helfen. Die Verzweiflung, das sie sich selber fertig machte und ich nicht wusste was es war, wuchs in meinen inneren auf das unermessliche. Auch wenn sie es versuchte zu verstecken, spürte ich es. Ich spürte ihre Zerrissenheit. Manchmal kam es mir so vor, dass sie kurz davor war, mir zu erzählen, was es war, aber schlussendlich machte sie wieder einen Rückzieher. Irgendwas hielt sie davon ab, aber ich wusste nicht was – so wie vieles von ihr im Moment.

Die ganze Situation wurde nicht besser gemacht, als wir um zwei Uhr morgens, von meinem Handy geweckt wurden, da wir nach Dublin fliegen würden, um heute und die nächsten zwei Tage ein Konzert dort zu geben. Dank der Zeitverschiebung würden wir drei Uhr nachmittags landen und direkt zum Soundcheck ins Stadion gefahren werden.

Aber das war noch nicht alles. Meine Laune sank noch mehr, als ich ein Anruf bekam und mir so mitgeteilt wurde, das One Direction noch ein Interview heute hatte und zwar nach dem Soundcheck.

Das hieß Stress pur und ich sah wie El jetzt schon fertig war. Sie bekam nicht mal richtig die Augen auf und schlief im Auto wieder ein. Aber kein Wunder, bei dieser unmenschlichen Uhrzeit.

Doch als wir am Flughafen waren, war sie auf der Stelle wieder wach. Sie stand am Fenster und beobachtete die Flugzeuge, wie sie auf dem riesigen Platz fuhren, landeten oder starteten. Und wieder spürte ich, dass sie mir nicht sagen wollte, was sie belastete. Ich spürte ihre Spannungen im inneren und wartete nur noch auf die erlösende Explosion. Aber wann kam sie?

„Tut mir leid", ich trat zu ihr ran und schlang meine Arme um ihren Bauch. Dabei achtete ich genau darauf ihre Wunde nicht zu berühren. Viel zu groß war die Angst, zurück gewiesen zu werden. Trotzdem war der Wunsch nach ihrer Wärme und ihrer Nähe zu groß, als das ich Abstand von ihr halten könnte. Ich legte meinen Kopf auf ihre Schulter ab und starrte genauso aus dem Fenster, wie El.

Sie seufzte und schmiegte sich an mich. Sie ließ ihre angespannte Haltung fallen – zumindest äußerlich, drehte sich zu mir um und presste ihre Lippen auf meine. Etwas überrumpelt von ihrer plötzlichen Leidenschaft, erwiderte ich den Kuss eine Millisekunde zu spät und zog sie so nah an mich, wie ich nur konnte.

„Wen habt ihr als letztes geküsst?", die Fragen des Moderators wurden immer dreister. Was ging ihm und die Öffentlichkeit das an? Schon immer, seit wir Interviews führen mussten, hatte ich mir diese Frage gestellt. Aber bis jetzt hatte ich nicht wirklich eine Antwort drauf gefunden. Meine Theorie war, die Gier nach Klatsch und Tratsch und so wird es leider auch sein. Trotzdem antwortete ich nach allen ganz brav und wahrheitsgemäß: „Meine Freundin"

„Sie war mit auf dem Dreh in New York dabei, stimmts?", harkte er weiter nach und drehte seinen Oberkörper in meine Richtung.

„Ja", wieso brachte er El jetzt mit ein und was interessierte ihn das? Es ging ihn absolut nichts an, was ich mit El machte oder wohin ich sie mitnahm. Aber nach fünf Jahren, wusste ich, dass solche Fragen kamen. Da war es schon verwunderlich, wenn sie nicht nach unseren Privatleben fragten.

„Was sagen denn die Fans dazu?", ich wusste, dass das eine Anspielung auf Larry Stylinson war, dennoch beantwortete ich sie. Ich hoffte man sah mir nicht die Wut an, die gerade durch meinen Körper strömte. Auch wenn ich meine Hände zu Fäusten geballt hätte, lagen sie flach auf dem Sofa, wo wir alle vier drauf saßen und ließen den Schein waren. Am liebsten hätte ich mit: „Das ist mir scheiß egal", geantwortet, aber das konnte ich nicht bringen. Ich wollte nicht, dass wegen mir, schlechte Schlagzeilen in der Öffentlichkeit von One Direction kursierten.

Also versuchte ich, wie schon die Jahre davor, zu erläutern, was es hieß, eine feste Freundin zu haben und dies auch noch erklären zu müssen.

„Ich denke es ist offensichtlich, wenn du Eleanor und mich zusammen siehst. Denn das ist nämlich real! Denk an die Zeit, die ich mit ihr verbringe. Es ist krass, das ich immer sagen muss, dass es echt ist. Das unsere Liebe echt ist. Nur leider wollen das manche Fans nicht akzeptieren. Und was sie dazu sagen, ob meine Freundin mit war oder nicht, ist mir herzlich egal. Die Wahrheit ist, diese Personen sind keine richtigen Fans. Das ist das, was ich darüber denke", das sie immer darauf aufbauen, machte nicht nur El und mich fertig, sondern auch die anderen. Ich wusste, dass ich nicht wirklich auf die Frage des Moderators geantwortet hatte, aber die Botschaft war dieselbe. Wer blöde Fragen stellte, bekam eine passende Antwort drauf und ob jetzt ein paar Mädchen über meinen Kommentar beleidigt waren, war mir in diesen Moment auch egal. Wer meine Freundin oder generell Personen die mir nahe stehen fertig machten, bekam es mit mir zu tun.


Zum Glück war das Interview fast vorbei und somit war ich wieder im Aufenthaltsraum, hatte Els Beine über meinen Oberschenkeln und spielte mir Niall FIFA. Liam, Harry und meine Freundin schauten dabei zu. Wobei Harry, andauernd auf Niall und mich einredete und alles besser wusste und El mehr und mehr wegdämmerte. Richtig schlafen konnte sie bei diesen Krach nicht. Dennoch schien die Erschöpfung so groß zu sein, dass sie es doch irgendwie schaffte.

Als ich dies bemerkte, stellte ich das Spiel auf Pause, was mir einige Beleidigungen und Empörung entgegenbrachte, aber das stört mich nicht. Stattdessen drückte ich Harry meinen Kontroller in die Hand und hob El vorsichtig hoch.

Das geringe Gewicht, was ich an meinen Körper gepresst hielt, versuchte ich dabei auszublenden. Immer wieder rief ich mir ins Gedächtnis, dass sie in den letzten Wochen zugenommen hatte. Die andere Seite, verdränge ich.

Mit ihr auf dem Arm, ging ich in ein neben Zimmer und legte sie dort ab. Hoffentlich konnte sie hier ungestört schlafen...

Mit einem letzten Blick auf sie, verließ ich den Raum.


Es war Dienstag, als El und ich im Bett lagen und jeder in seinen Gedanken hing. Die Konzerte in Dublin waren großartig gewesen. Besonders für Niall, war es ein Highlight in seinem Heimatland zu spielen. Man saß es schon an seiner Körperhaltung und wenn man in seine Augen gesehen hatte, war man sich zu hundert Prozent sicher.

Momentan waren wir in Belfast und hatten heute Abend ein Konzert. Genauso wie die nächsten zwei Tage auch.

„Louis?", Els zarte Stimme drang an meine Ohren und ich drehte meinen Kopf zu ihr. Sie hatte sich an mich gekuschelt. Die Beine hatten wir miteinander verknotet. Ihre Arme waren auf meinen Bauch drapiert und ihr Kopf ruhte auf meiner Brust.

„Ja", im Stillen kam die Hoffnung in mir auf, das sie mir jetzt endlich sagte, was sie die letzten Wochen so bedrückt machte. Denn irgendeinen Grund gab es.

Ich spürte wie sich ihre Finger in mein T-Shirt krallten und die gerade noch entspannte Stimmung war mit einem Schlag weg. Sie kämpfte mit sich und wollte wieder einen Rückzieher machen, aber heute ließ ich es nicht zu. Ihr Körper spannte sich an und wieder kam die Frage in mir hoch, was um Himmels willen, sie so fertig machte. Die Sorgen um sie, die schon die ganze Zeit in mir drin waren, überrollten mich und schlugen mit voller Wucht wieder zu.

„Ich...ich weiß nicht, wie ich dir das sagen soll...", ich ließ sie ausreden. Sie musste endlich mit mir reden! Aber es kam nichts mehr. Sie sagte keinen Ton mehr und dann kam mir ein Einfall, den ich hoffte, nie zu haben. Aber jetzt war es so und die Angst überkam mich. Kalter Schweiß trat aus meinen Poren und mein Herz setzte einen Schlag aus.

„Willst du dich von mir Trennen?", meine Stimme klang verzweifelt und brach zum Ende hin weg. Ich liebte diese Frau. Seit dem ich sie das erste Mal gesehen hatte, wusste ich: Sie war es. Sie war immer da. Hat mich durch die schwere Anfangszeit von One Direction begleitet. Das Gefühl, als hätte eine Bombe eingeschlagen, war noch untertrieben, zudem was ich gefühlt hatte, als wir immer mehr und mehr erfolgreicher wurden. El war da und ist es auch immer noch.

Sie gab mir halt. Wir machten Mist zusammen, blödelten rum, waren Leidenschaftlich, lachten und das soll jetzt alles vorbei sein?

Hatte sie genug von mir? Wenn ja, was hatte ich falsch gemacht? Waren es die räumlichen Trennungen, die wir immer wieder überstehen mussten, wenn ich auf Tour war und sie damals in der Uni in Manchester? War es der Stress, den sie mit mir erleben musste, wenn sich die Presse, wieder das Maul um uns zerriss? Waren es die Fans – die man dann eigentlich nicht mehr so nennen konnte – die sie mit Hassnachrichten und Drohungen im Internet zu texteten?

Und wenn es das alles nicht war, was war es dann?


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