32. Kapitel
Louis
Leicht wippten ihre Haare im Takt. Die braunen Locken schimmerten im Licht, was durch das Fenster schien. Ihr Blick war auf mich gerichtet. Ihre Augen schauten mich unter ihren langen, ausgefüllten Wippern an und augenblicklich wurde ich von ihren Blick verschlungen - konnte mich einfach nicht mehr losreißen, aber das wollte ich auch gar nicht. Die vollen Lippen hatte sie minimal geöffnet - den Kopf leicht gesenkt, schritt sie anmutig auf mich zu. Ihre Arme hingen entspannt an ihren Körper nach unten. Die Damen berührten jeweils ihre Finger, an denen sie zum Schmuck, ein paar Ringe trug. Ihre schlanken Beine, steckten in einer Jogginghose. Dennoch sah man ihre Schönheit. Sie trug keine Socken an den Füßen, was gleich die Sorge, dass sie krank wurde, steigen ließ, aber zum Glück hatte ich ein Haus mit Fußbodenheizung und somit verpuffte dieser Gedanke ganz schnell. Links neben ihr, lief Bruce, den ich ihr mal geschenkt hatte. Sie hatte sich so über hin gefreut und ich mit ihr mit. Als ich ihn zum ersten Mal gesehen hatte, wusste ich, er war es. Bruce hatte seine Zunge raus gestreckt und hechelte. Seine Augen schauten freudig und treu zu mir hoch.
Ich kam mir vor wie in einen Film. Es fehlte nur noch das Spotlicht und die passende Musik.
Aber es war kein Film! Ihr Blick strahlte nicht, sondern sah traurig und gebrochen aus. Ihre Lippen waren nicht makellos, sondern von leichten rissen überzogen, als würde sie ständig vor Verzweiflung darauf herum kauen. Ihre Haltung war geknickt und keines Falls gerade. Sie humpelte leicht und zuckte bei jeden Schritt minimal zusammen. Auch dies ging nicht an mir vorbei.
Schnell stand ich vom Sofa - auf dem ich gesessen hatte - auf. Als ich bei ihr ankam, legte ich meine Hände auf ihre Taille, so wie ich es meistens tat. Aber dieses Mal zuckte sie im selben Moment vor mir zurück und zog scharf die Luft durch ihre Zähne, so als hätte sie Schmerzen.
„Was ist los?", erschrocken über ihre Reaktion, trat ich ebenfalls einen Schritt zurück und zog blitzschnell meine Hände zurück. Mein Herz raste und ich versuchte mich im inneren wieder zu beruhigen. Seit Tagen versuchte ich sie zu verstehen, heraus zu finden, was anders war, aber ich schaffte es nicht. Sie benahm sich anders - in sich gekehrt und nicht mehr ganz hier. Sie zog sich mehr und mehr von mir zurück. Und diese Kälte machte mir mehr und mehr Angst. Was hatte ich verpasst? Bei meiner Familie war noch alles gut und dann?
Sie murmelte irgendwas und senkte ihren Kopf. Somit wich sie meinen Blick aus und dies kränkte mich nur noch mehr. Ich war eigentlich keine Person, die sich so schnell verletzten ließ - nach fünf Jahren mit dem Rest der Chaoten, war man abgebrüht - aber wenn es sich um die Person handelte, die man über alles liebte, war es was ganz anderes.
„Was hast du gesagt?", fragte ich sie sanft, versuchte meine innere Unruhe zu verbergen und legte dieses Mal meine Hände vorsichtig auf ihre Schultern, in der Hoffnung, dass sie nicht wieder vor einem zurück wich.
„Es ist nichts", verzweifelt fuhr sie sich durch die Haare, die im Vorhinein schon zerzaust waren, als hätte sie das heute öfter gemacht. Wieso log sie mich an? Ich sah doch, dass was war. Wieso vertraute sie mir nicht mehr? Dachte sie etwa, sie konnte mir nichts mehr sagen? Nicht mehr mit mir über ihre Probleme reden?
Aber genau dafür war ich da. Nicht nur als festen Freund, sondern auch als besten Freund, denn man alles erzählen konnte, egal was es war. Liebe sollte nicht nur auf das körperliche, sondern auch auf das psychische bezogen sein.
„El, bitte", flehte ich schon fast und versuchte zu ihr durch zu dringen. Im Moment war sie verschlossen und ich wusste nicht warum. Am schlimmsten war die Ungewissheit. Wenn ich doch wenigstes den Grund wüsste...
Waren es wieder die Hassnachrichten und Drohungen, die sie über das Netz bekam oder war es was ganz anderes?
Nervös spielte sie mit ihren Fingern und drehte an ihren Ringen, ehe sie frustriert aufseufzte und langsam ihr T-Shirt hoch hob. Verwirrt ließ ich meinen Blick von ihrem Gesicht los und richtete ihn auf ihre Haut.
Frei wurde nun die Stelle, die ich vorhin berührt hatte und war nun derjenige, der scharf die Luft einsog.
„Wie ist das passiert?", ich trat noch ein Schritt näher auf sie zu und begutachtete ihre Wunde.
„Wieso hast du kein Pflaster drauf gemacht?", ich sah wieder zu ihr hoch und direkt in ihre Augen. Ihr Blick sah traurig und verzweifelt aus. Was war nur mit meiner El passiert?
„Ich bin an der Kücheninsel hängen geblieben, als ich mir heute Nacht einen Tee gemacht hatte. Da ist irgendwas vorher hartes dran gekommen und hat das Material beschädigt", sie ließ ihr T-Shirt wieder los, sodass es nun wieder die Wunde verdeckte und nahm stattdessen meine Hände in ihre. Ich hatte das Gefühl, das das noch nicht alles war...
„Mach dir bitte keine Sorgen. Es wird wieder verheilen und es tut auch nicht mehr ganz so weh. Es ist nicht mal wirklich tief", aber genau das, tat überwiegend, am meisten weh. Immer sagte sie zu mir, ich solle mir keine Sorgen machen. Aber dachte sie echt, ich wäre so Naiv und müsste nur einen Schalter umlegen?! Nein es war verdammt nochmal nicht so!
„Wieso hast du mir nicht gesagt, dass du dich verletzt hast?"
„Aus genau diesen Grund. Du machst dir zu viele Sorgen um mich"
Langsam löste ich unsere Hände voneinander, umfasste vorsichtig mit beiden Händen ihr Gesicht und sah ihr tief in die Augen. Meine aufkommende Wut vermischte sich dabei mit der Verzweiflung und Sorge, um das Mädchen was vor mir stand. In dieses Mädchen hatte ich mich im Jahr zweitausendelf verliebt und liebte sie immer noch. Aber dieses Mädchen hatte sich verändert, so wie ich - so wie wir alle.
„Sag mir bitte was los ist, El?", ich ging nicht auf ihren kleinen Vorwurf ein. Momentan war dies nicht wichtig. Lieber nervte ich sie damit, als mit anzusehen, wie sie mir mehr und mehr entglitt.
„Ich verstehe es nämlich nicht. Habe ich irgendwas verpasst? Habe ich irgendetwas Falsches gemacht? Bitte sag mir was dich beschäftigt", sie wollte mich unterbrechen, aber ich ließ es nicht dazu kommen.
„Bestreite es erst gar nicht. El, ich weiß das irgendwas anders ist. Irgendwas hat sich seit den Besuch bei meiner Familie verändert...was ist es El?", meine Augen hielten ihren Blick fest. Sie konnte sich nicht wieder zurückziehen, dieses Mal ließ ich es nicht zu. Ich wollte die unsichtbare Grenze, die sich mehr und mehr zwischen uns aufzubauen schien, brechen und ihr wieder so nah sein, wie am Anfang - wie vor ein paar Tagen. Oder war es da auch schon so? War ich da noch Blind gewesen und hatte die Gefahr nicht erkannt?
„Es ist nichts", versuchte sie mich wieder von sich zu stoßen, aber nicht mit mir. Verzweifelt drückte ich sanft aber bestimmt meine Lippen auf ihre und zog sie in einen Kuss voller Gefühle. Gebrochen von ihrer innerlichen Zurückweisung, steckte ich alles rein, was ich für sie empfand. Ließ alte, schöne Erinnerungen hervorrufen und hoffte - hoffte dass sie es verstand. Und dann spürte ich es. Sie erwiderte meinen Kuss mit so einer Intensivität, was man anhand ihres schwachen Körper, nicht erwartet hätte. Keine Sekunde später spürte ich ihre Arme um meinen Nacken, die sich verzweifelt festklammerten. Ihre Hände durchwühlten meine Haare, aber das störte mich nicht im geringsten. Auch wenn ich keine wörtliche Antwort auf meine Frage bekommen hatte, reichte es mir in diesen Moment.
Akribisch achtete ich die nächsten Tage auf El. Ich schleppte sie zu jeden Termin von mir mit, egal ob sie wollte oder nicht. Wenn Fotoshoots für ihren Blog mit Max anstanden, versuchte ich es so weites gehend mit meinen Veranstaltungen zu regeln, dass ich mitkommen konnte. Wir hatten die nächsten zwei Wochen nur Konzerte in England, ehe wir nach Irland, in die Heimat von Niall, fliegen würden und in ungefähr fünf Wochen wieder zurückkamen.
Ich wollte nicht klammern, aber im Moment war es für uns am besten so. Ich wollte El nicht nochmal verlieren - oder zumindest fast, den diese Grenze wollte ich zwischen uns nicht nochmal spüren.
El nahm in dieser Zeit wieder ein bisschen an Gewicht zu. Zwar sah man das nicht auf den ersten Blick, aber auf den zweiten. Ihre Wangen wirkten leicht voller, ihre Knochen stachen nicht mehr ganz so heraus und wenn ich sie anfasste, hatte ich nicht gleich das Gefühl, sie würde zerbrechen.
Doch schon nach zwei Wochen scheiterte mein Plan. Ich musste für den Videodreh für unsere neue Single 'Perfect' mit den Jungs nach New York fliegen. Es war die Woche an dem wir am Freitag in Dublin spielen würden. Das Problem war, El wollte nicht mitkommen.
„Bitte komm mit. Es ist doch nur für ein Tag"
„Mit hin und Rückflug, drei Tage. Louis verstehe mich doch. Ich war die restlichen zwei Wochen, die ganze Zeit mit dir Unterwegs. Das fand ich schön und mich hat es sehr gefreut, das ich mit durfte...du weißt wie sehr ich eure Konzerte liebe, aber jetzt will ich einfach nur was mit Alana oder mit Portia machen und die Ruhe genießen"
„Und was ist, wenn ich Megan anrufe, das sie nach New York fliegt und ihr euch dort trefft?", ich wusste, dass ich sie damit hatte. Megan war einer ihrer besten Freunde, nur leider hatte ihre Freundschaft den Fehler, dass sie in Los Angeles wohnt und El in London. Die Chance, dass sie sich mindesten einmal im Jahr sahen, war sehr gering. Da musste man jede Chance nutzen, wenn einer in der Nähe war.
„Du bist so gemein", schmollte El, hatte aber gleichzeitig, ein Glückliches lächeln auf ihren Lippen.
„Ich weiß", grinste ich sie an, drückte ihr einen sachten Kuss auf die Stirn und schnappte mir mein Handy.
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