3. Kapitel

Eleanor

In der Lobby herrschte noch reges Treiben. Kein Wunder es war ja auch erst kurz vor sechs Uhr. Keiner beachtete uns, las wir durch die kleine Halle gingen. Die Decke war hoch. Durch die warmen Farben der Einrichtung und der Wände wirkte der Raum trotz der Größe sehr gemütlich. In der Mitte standen kleine Sofas, wo man sich einfach hinsetzen konnte, wenn man warten musste. Weiter hinten war die Rezeption und an der linken Seite waren die Fahrstühle, auf die wir jetzt zusteuerten.

Als wir dort angekommen waren, verabschiedete sich der Bodyguard von uns. Schließlich waren wir im Hotel. Dort durften keine Fans, geschweige denn die Presse rein.

Die Türen vom Fahrstuhl öffneten sich und wir betraten den kleinen Raum. Louis drückte auf den Knopf zum zwölften Stockwerk und lehnte sich mit den Rücken an die verspiegelte Wand. Automatisch wurde ich mitgezogen, da Lou mich immer noch im Arm hatte. Ich kuschelte mich an seine Seite und legte meinen Kopf auf seiner Brust ab. Leise hörte ich seinem pochenden Herz zu. Seine Finger malten kleine Kreise auf meinen Rücken. Seinen Kopf legte er vorsichtig auf meinem ab und hauchte mir immer wieder Küsse auf mein Haar drauf. Wie ich diese kleinen Gesten liebte.

Ein leises Geräusch, weckte uns aus unseren Gedanken und Träumen. Die Türen des Aufzuges glitten zur Seite und ließen die Sicht auf den leeren Flur fallen.

„Komm", flüsterte Louis und setzte sich langsam in Bewegung. Die Tüten, die er vorher auf den Boden abgestellt hatte, nahm er jetzt wieder und trug sie zu unserem Zimmer.

Geschickt holte er die Zimmerschlüssel aus seiner Hosentasche und öffnete unsere Zimmertür. Ich hatte Louis schon oft gesagt, er solle die Schlüssel nicht dort aufbewahren, da sie leicht raus fallen könnten, aber er will ja nicht auf mich hören. Typisch Louis eben.

Er ließ mir den Vortritt, das Zimmer zu betreten, was ich auch tat.

So schnell wie möglich schlüpfte ich aus meinen Schuhen raus, rannte auf das große Doppelbett zu und warf mich auf dieses. Weich wurde ich von der einen Decke und den vielen Kissen empfangen. Ich drehte mich auf die Seite und machte mich so klein wie möglich. Louis hatte mal gesagt, dass es so aussah wie ein Baby, was noch im Bauch der Mutter zusammengekugelt war. Die Arme unter den Kopf gelegt, die Beine so nah wie möglich an den Bauch gezogen. Meine Augen hatte ich geschlossen, so hörte ich nur, wie Louis die Tüten abstellte und leise Lachte. Wie ich sein Lachen doch liebte. Es klang so unbeschwert und frei. Wobei er genau das, manchmal nicht war.

Plötzlich bewegte sich die Matratze auf der ich lag nach unten. Ich spürte seine Wärme und wusste somit, dass er sich neben mich gesetzt hatte.

„Mein kleines Baby", flüsterte er und auch wenn ich nichts sah, wusste ich, dass Louis immer noch ein lächelte auf seinen Lippen hatte. Seine Mundwinkel waren leicht nach oben gezogen und um seine Augen hatten sich wieder die Lachfältchen gebildet. Wenn auch nicht so stark, wie wenn er richtig Lachen würde, aber sie waren erkennbar. Sooft durfte ich zum Glück diesen Gesichtsausdruck schon sehen und mich durchfuhr immer ein schönes Gefühl – so wie auch jetzt, obwohl ich es nicht sah, aber ich spürte es.

Auch meine Mundwinkel zogen sich leicht nach oben. Sanft strich er mir durchs Haar. Schließlich kapitulierte er und legte sich neben mich auf die Matratze.

Ich öffnete meine Augen und schaute direkt in seine. Diese strahlten mich mit so einer tiefen Liebe an, dass mein Herz sofort schneller schlug. Seine Hand lag nun an meiner Wange und strich zart mit seinen Daumen über sie. Meine Haut fing dort sofort an zu kribbeln und ich schloss kurz meine Augen, bevor ich sie wieder öffnete. Ich wollte Louis sehen.

Leicht rutschte ich zu ihm, sodass uns nur noch wenige Zentimeter voneinander trennten. Ich spürte schon seinen warmen Atem auf meinem Gesicht und ich roch seinen Duft.

Er war es, der die letzten Zentimeter überbrückte und seine Lippen auf meine legte. Millionen von Schmetterlinge schwirrten in meinen Bauch herum und veranstaltenden eine wilde Party. Seine vollen Lippen passten perfekt auf meine. Ich rückte noch näher zu ihm und legte, so gut es ging, meine Arme in seinen Nacken. Meine Hände verschwanden sofort in sein braunes Haar.

Vergessen war die Müdigkeit, stattdessen schoss das Adrenalin durch meinen Körper. Wir hatten uns in den letzten Jahren schon oft geküsst, aber jedes Mal war es etwas anders. Jedes Mal war es ein neues Abenteuer. Nur leider durften wir dieses Abendteuer nicht jederzeit erleben. Deswegen nutzen wir jede Gelegenheiten, die uns geboten wurden aus.

Leise seufzte er in unseren Kuss hinein und ich lächelte leicht. Mich freute es, dass ich so eine Wirkung auf ihn hatte. Sein rechter Arm umfasste meine Taille und zog sie auf seinen Körper. Jetzt lag ich praktisch auf ihm drauf, aber das störte keinem von uns. Lieber genossen wir die Nähe. Ich liebte es Louis zu küssen. So innig wie jetzt, konnten wir uns nur küssen, wenn keiner dabei war. Weder die Öffentlichkeit noch unsere Freunde oder Familien. Es war einfach zu Privat und es wäre mir peinlich. In solchen Situationen war ich die Schüchterne Eleanor. Außerdem geht es keinen außer uns beiden was an.

Als meine Hand gerade unter Louis Hemd verschwand, wurde forsch an unsere Zimmertür geklopft.

„Louis! Eleanor!", schrie die Stimme von draußen. Wir seufzten beide genervt auf und lösten uns voneinander. Ich erkannte sofort die Stimme von Niall. Es war bestimmt viertel sieben.

Niall hatte die Angewohnheit immer um genau diese Uhrzeit an jede Tür der Crew zu klopfen, nur um zu sagen, dass es jetzt Zeit wäre um Abendbrot zu essen. Natürlich ging das nicht immer, aber wenn die Jungs frei hatten auf Tour, tat er genau das. Im schönsten Moment stören.

Vielleicht lag es aber auch daran, das er selber keine Freundin hatte und er somit nicht einschätzen konnte, wie es ist, sich drei Monate am Stück nicht zu sehen.

„Es gibt Abendbrot"

„Ich bringe ihn um", knurrte Louis angriffslustig. Er hasste es, wenn wir gestört wurden. Genauso wie er, will er jede Chance nutzen, die wir bekommen konnten und da war ein hungriger Niall total nebensächlich.

„Lass ihn, du brauchst ihn noch", sagte ich mit einem kleinen Lächeln um meine Lippen. Innerlich war ich genauso wütend auf Niall. Aber was brachte es. So war er eben.

„Komm, ich habe auch Hunger"; sagte ich zu Louis, um ihn ein bisschen aufzumuntern und grabbelte von ihm runter. Als ich stand reichte ich ihm meine Hand und zog ihn mit hoch.

„Wir wollen doch den Iren nicht warten lassen", sagte ich, legte leicht meinen Kopf schief und klimperte mit meinen Wimpern. Schwungvoll drehte ich mich um und ging zur Tür. Diese riss ich auf und trat auf den Flur hinaus.

„El, willst du wirklich nur in Socken runter zum Abendbrot gehen?", kicherte Louis hinter mir. Mit der flachen Hand schlug ich mir gegen meine Stirn, drehte mich auf den Absatz wieder um und ging wieder zurück in unser Zimmer. Dort hielt mir Louis schon grinsend meine Schuhe hin.

„Ja, mach dich nur lustig über mich. Als wäre dir das noch nie passiert", nun war ich es die ihn angrinste. Er wusste ganz genau, dass ich ihn auf jenen Dezember vor ein paar Jahren ansprach, wo er barfuß aus dem Haus seiner Eltern rausgerannt war und plötzlich im knietiefen Schnee stand. Sein Gesichtsausdruck war Oskar reif gewesen.

„Jaja", murmelte Louis nur. Ich nahm dankend meine Schuhe und zog sie schnell an.

Als wir unten auf die anderen drei Bandmitglieder trafen, suchten wir uns einen schönen Platz im Hotelrestaurant und ließen uns das leckere essen schmecken.

„Wann kommt eigentlich Sophia?", fragte ich Liam beim Nachtisch. Ich hatte mir einen Obstsalat bestellt, den ich genüsslich löffelte.

„Wenn wir in Milwaukee sind also in zwei Tagen. Wir sind ja schon eher in der Stadt", antwortete Liam mir und seine Augen fingen an zu leuchten. Das taten sie immer, wenn er an Sophia dachte.

Mit einen schmunzeln betrachtete ich ihn kurz, ehe ich mich wieder meinen Nachtisch zuwandte. Sophia und ich waren so gut wie beste Freundinnen. Ich freute mich schon total darauf sie wieder zu sehen. Sie studierte genauso wie ich, nur Fashion design.

Als wir nach einer langen Diskussion über Wasserschlachten auf der Bühne, ja oder nein, schließlich doch noch auf ein ja gekommen sind, hatten Louis und ich uns wieder in unser Hotelzimmer verzogen. Wenn wir zusammen sein konnten, zogen wir uns meistens zurück. So hatten wir unsere Ruhe. Wer weiß, wie lange wir uns das nächste Mal nicht mehr sahen.

Louis machte sich im Bad fertig, während ich gerade drin gewesen war und jetzt schon im Bett lag. Die Bettdecke, hatte ich bis zu meiner Nase hoch gezogen. Ich liebte es, wenn man sich im Winter in die Warme Bettdecke kuscheln konnte, nur hatten wir gerade kein Winter. Mir war dieser Fakt, nur gerade herzlich egal.

Ganz leicht konnte ich Louis Geruch war nehmen. Kurz nahm ich mein Handy in die Hand und schrieb Alana eine WhatsApp Nachricht.

Sie war einer meiner besten Freunde in London. Alana war auch so nett und schrieb für mich alles in der Uni mit, während ich weg war. Das hatte mir schon einiges an Arbeit erspart.

Als ich nach einer unbestimmten Zeit die Badtür aufgehen hörte, legte ich mein Handy weg, und schaute zu Louis hoch.

Als ich sah was er anhatte, grinste ich ihn ungehalten an.

Wir mit unseren Ritualen.



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