28. Kapitel

Louis

Man, wo ist nur meine Tasche? Frustriert fuhr ich mir durch meine Haare. Ich wollte nur so schnell wie möglich zu Eleanor, war das etwa zu viel verlangt? Anscheinend schon, denn dank des Flughafens, wurde mir ein Strich durch die Rechnung gemacht. Als ich aus unseren Privatjet – den wir auf der Tour benutzten, da wir einfach zu viele Termine hatten, sodass das kein normales Linienflugzeug schaffen würde – stiegen, war meine Tasche noch da. Ich hatte sie auch bis hier in den extra Raum gebracht, bis wir zum Zoll mussten...

El hatte gesagt, sie würde mich abholen, aber ich hatte durch Harry, der schon längst raus gegangen war, einen Blick auf die Halle dahinter werfen können.

Ein paar Fans waren da und wenn mich nicht alles täuschte, auch mehrere Paparazzo. Ich wusste, egal was Eleanor auch sagte, das ihr dies alles nicht gefiel. Sie war eine sehr ruhige Person – immer schon gewesen – und machte lieber was für sich. Die ganze Aufmerksamkeit, die sie dank mir bekam, war nur eine Last. Und es tat mir weh, mit anzusehen, wie sie darunter litt. Sie versuchte es immer zu verbergen – hoffte ich sah es nicht, aber auch wenn ich sie, dank meines Jobs nicht viel zu Gesicht bekam, wusste ich es. Es reichte schon eine minimale Veränderung an ihrer Körpersprache, oder an ihrem Tonfall, der Stimme und ich wusste, dass etwas nicht stimmte. Manchmal konnte ich eins und eins zusammen zählen, aber manchmal verschloss sie sich und das machte mir angst.

Ich will ihr helfen, aber sie ließ es nicht zu. Immer wenn ich ein Gespräch zu diesen Thema anfangen möchte, blockierte sie. Nicht direkt, aber ich spürte es. Sie sagte: „Es ist okay", dabei meinte sie genau das Gegenteil und ich wusste es ganz genau. Wie konnte ich ihr nur helfen? Wie konnte ich ihr, diese Last nur abnehmen?

Ganze zwei Wochen, habe ich sie jetzt nicht mehr in echt und in Farbe gesehen. Skype und auch die Telefonate, die meistens über mehrere Stunden gingen, zählten nicht. Mein ganzer Körper lechzte schon nach ihrem vertrauten Duft, ihrer Wärme, ihrer Person.

Vor ungefähr einer halben Minute hatte ich Mason beauftragt, Eleanor zu holen. Mir war das ganze da draußen nicht geheuer. Ich war schon so froh genug, dass sie mich überhaupt von diesen Ort abholte...

Wo war nur meine verdammte Tasche?!

Schon fast verzweifelt, blickte ich mich wild im Raum um. Da standen ein paar Sofas und Tische rum. Hier und da mehrere Pflanze, aber mehr auch nicht. Niall stand ein paar Schritte vor mir und grinste mich komisch an. Liam war mit Mason raus gegangen, somit waren wir gerade die einzigen im Zimmer.

„Was?!", rief ich schlechtgelaunt. Ich hatte keinen Nerv mehr dazu. Der Flug war anstrengend gewesen und die Party saß mir noch im Blut. Ich wollte nur noch hier weg. Da brauchte ich keinen komisch Grinsenden Iren!

„Nichts", er zuckte unschuldig mit seinen Schulter, aber sein Gesichtsausdruck blieb. Ärgerte er mich etwa mit Absicht? Was hatte ich ihm nur getan?

„Niall!", meine Stimme schnitt unangenehm durch die Luft. Mein bester Freund wusste ganz genau, wenn er jetzt nichts sagte, konnte ich für nichts mehr garantieren.

„Na gut", er drehte sich um, lief – oder eher humpelte, da er immer noch einen Gehgips um sein rechtes Bein hatte – auf die Toiletten zu, öffnete die Tür und holte doch tatsächlich meine Tasche raus.

„Wa –", zu mehr war ich nicht im Stande. Wieso? Ich verstand nichts mehr.

„Erinnerst du dich noch an mein Geburtstag?", verständnislos sah ich ihn an. Seine Party lag keine zwei Tage zurück, natürlich erinnerte ich mich. Was meinte er nur? Mühselig, da mein Hirn gerade sehr langsam war, suchte ich nach Anzeichen, wieso er meine Tasche in Beschlag genommen hatte. Und dann viel es mir wie Schuppen von den Augen.

„Du lagst im Schlafanzug auf den Boden und es sah ganz danach aus, als würdest du deinen eigenen Geburtstag verschlafen. Was hätte ich den anderes tun sollen?"

„Wie wäre es mit sanft wecken?!", nun war ich es, der ihn angrinste. Ich war gerade dabei gewesen neue Getränkte für uns zu holen, als ich Niall auf den Boden wieder fand. Er sah wirklich aus, als würde er schlafen, somit zögerte ich nicht lange und schüttete die schön klebrige Cola über meinen Kumpel.

„Mhmm, nö, du kennst mich doch"

„Na eben", mit einen Schwung warf er mir meine Tasche zu und ich fing sie gerade noch rechtzeitig auf. Viel hatte ich nicht mit. Mein Koffer war noch in den Staaten, da er erst in ein paar Tagen nach England geflogen wurde. Ich wusste selber nicht warum wir ihn noch nicht mitnehmen durften, aber mir kam es ganz gelegen. Somit musste ich mich jetzt noch nicht um die dreckige Wäsche kümmern.

„Louis", diese zarte, liebliche Stimme würde ich unter Millionen Menschen erkennen. Ich ließ Niall, Niall sein, ließ dazu noch meine Tasche fallen, die mir jetzt auch vollkommen egal war und stürmte auf mein Mädchen zu. Jedes Mal versetzte es meinen Herzen einen gewaltigen Anstoß zum schneller schlagen, wenn ich sie nach einer unbestimmten Zeit wieder sah und ihre Schönheit aufs Neue bewundern konnte. Dieses berauschende Gefühl zu sagen, sie gehört zu mir. Sie ist Mein.

Sie war nur noch zwei Meter von mir entfernt und diesen unerträglich letzten Abstand schloss ich zwischen uns. Endlich hatte ich sie wieder!

Fest drückte ich sie an mich und sog ihren wundervollen Duft ein. Wie sehr ich ihn liebte. Wie sehr ich sie liebte...

Ich vergrub meinen Kopf in ihren Haaren und hauchte ihr federleichte Küsse auf die Haut. Ihre zarten Hände lagen um meine Mitte und hielten mich fest. Ich fühlte mich zu Hause.

„Hey"

„Hey", leise kamen sie über unsere Lippen, als wir und tief in die Augen sehen.

„Ich habe dich so sehr vermisst", gestand sie mir und das Blut schoss ihr immer noch, nach fast vier Jahren Beziehung, ins Gesicht. Ich liebte es, wenn ihre Wangen einen leichten rotschimmer überzogen. Sanft streichelte ich mit meinen rechten Daumen, erst über die eine und dann über die andere. Sie lächelte und ich spiegelte ihre Geste.

„Du mir auch, El...Du mir doch auch...", sanft hauchte ich ihr einen Kuss auf die Stirn. Dabei schloss ich meine Augen und hielt diese Erinnerung in meinen Kopf fest.

„Wie war dein Flug?", erkundigte sich El bei mir, während ich ihre Hand nahm, meine Tasche schnappte und Richtung Ausgang steuerte. Niall war anscheinend schon geflüchtet, denn der Raum war ohne uns leer. Nur Mason wartete an der Tür.

„Lang und ohne dich langweilig, aber wie du siehst, haben wir die Zeit todgeschlagen", ich grinste sie von der Seite an und nahm gleichzeitig ihre Hand fester in meine. Ich wusste, jetzt kam für sie der schwerste Schritt und danach konnten wir entspannen. Diesen Gedanken musste man immer im Hinterkopf behalten, wenn man die aufdringlichen Menschen, die nur wieder auf eine neue fette Schlagzeile aus waren, überleben wollte.

Wir wurden von Mason und drei Leuten vom Flughafen nach draußen begleitet. Die paar Fans stürmten sofort auf uns zu und drängten mich dazu Autogramme und Fotos zu machen, aber heute ging ich nicht dieser Bitte nach. Ich wollte nur so schnell wie möglich mit El alleine sein. Die Ruhe genießen – zumindest bis morgen, wenn wir dann zu meiner Familie fuhren.

Als sie merkten, dass ich nicht das tat, was sie wollten, wurden sie noch aufdringlicher, aber dank den Bodyguards, kamen sie nicht sehr nah ran.

Ich ignorierte die Blitzlichter der Kameras, die jede Millisekunde aufblitzten und das Geschrei der Fans und konzentrierte mich auf Els Hand, die immer noch in meiner lag. Immer wieder warf ich einen Blick auf sie, nur um sicher zu gehen, dass sie wirklich neben mir lief. Manchmal, wenn wir uns Monate nicht gesehen hatten, konnte ich es erst nicht glauben, ihr wieder so nah sein zu können. Es ist schon fast eine Gewohnheit von mir, aber sie schien es nicht zu stören. Ab und zu merkte ich selber, wie sie leicht ihren Kopf hob und zu mir schaute.

Den ganzen Weg über, hatte ich ein leichtes Lächeln auf den Lippen und selbst durch die Rufe von den Fans oder den Paparazzo konnten dies nicht zerstören. Ich hatte meine Eleanor wieder. Dieser Gedanke, blieb festverankert.

Es zog sich dann noch eine Stunde hin, bis wir beide erschöpft aber Glücklich, in mein Haus stolperten. Eigentlich war es auch ihres, aber eingezogen war sie noch nicht. Sie meinte, als ich sie genau danach gefragt hatte, das, wenn ich nicht da sei, die Villa einfach zu groß und zu gruselig wäre. Somit hatte sie noch ihre eigene kleinere Wohnung. Aber wenn ich gerade nicht auf Tour war oder diverse andere Termine hatte, war sie da und wir wohnten gemeinsam hier.

Sobald El ihre Schuhe ausgezogen hatte, stürmte sie nach oben und verschwand in irgendeinem Zimmer über mir. Ich hatte aber schon eine Vermutung, in welchen sie war und grinste. Achtlos ließ ich alles im Flur stehen, ging ins Wohnzimmer und schmiss mich auf das gemütliche große Sofa. Ausgestreckt lag ich da und hatte meine Augen geschlossen. So lag ich da und wartete auf El.

Erst jetzt spürte ich, wie die ganze Anspannung von heute und den restlichen Tagen von mir abfiel. Auch wenn es manche nicht glaubten oder gar verstanden, eine Tour in solch einer Größe, war anstrengend und brachte einen an seine Grenzen. Zum Glück hatten wir bald unsere wohl verdiente Pause, wo wir uns wieder unseren Privatleben widmen konnten. Zu oft mussten unsere Familien oder Freunde, einstecken und jetzt war es so weit, diese verlorene Zeit aufzuholen. Langsam normalisierte sich meine Atmung. Ich schloss meine Augen und atmete aus.

Ich spürte was warmes an meinen Körper und etwas bewegte sich leicht. Etwas kitzelte mich an meiner Nase. Langsam öffnete ich meine Augen und sah in das braune Haar meiner Freundin. Wie so oft, hatte ich mein Gesicht in ihren Nacken vergraben. Es passierte schon vollkommen unbewusst, aber ich liebte es...

Ich musste wohl eingeschlafen sein, als ich auf sie gewartet hatte. Einen Arm hatte ich um ihren Bauch geschlungen, die andere hatte ich unter meinen Kopf geklemmt.

„Ich wollte dich nicht wecken, Lou. Schlaf weiter"

„Nein", sagte ich und richtete mich auf. Dabei stellte ich fest, dass mein linker Arm eingeschlafen war. Wie ich dieses Gefühl hasste...

„Dann eben nicht", sagte sie nun etwas lauter und schmiss sich auf mich. Aha, jetzt wo sie keine Rücksicht mehr nehmen musste, wurde ich also als Auffangkissen benutzt. Na super!

Ich fing sie an zu kitzeln, um sie irgendwie von meinen Körper runter zu bekommen und es klappte. Dabei merkte ich, dass sie sich aus meinen Schrank ein paar Sachen geschnappt hatte und sie nun anhatte. Also lag ich vorhin richtig mit meiner Vermutung.

Mit einem Schmunzeln, nahm ich jede einzelne Bewegung von ihr wahr und war glücklich.

Es waren mittlerweile ein paar Stunden vergangen, und wir saßen beide immer noch auf dem Sofa. Okay nicht ganz, ab und zu sprang einer von uns beiden auf und rief entweder Flüche oder Jubelschrei aus. Nichts ist schöner, wenn die eigene Freundin FIFA mitspielen konnte und das auch noch gut. So hatten wir schon viele Stunden verbracht. Zu zweit oder mit unseren Freunden, es war egal.

„Drei zu drei. Tomlinson, pass lieber auf", schrie El nun und führte vor mit einen Freudentanz auf. Das viel zu große T-Shirt von mir, rutschte dabei hoch und betonte ihren Po. Ich selber lachte nur und meinte: „Na hör mal, das wird gleich ganz anders aussehen, Calder. Jetzt kommt nämlich der große Champion und schießt ein Tor"

„Rutsch bloß nicht aus", ich verdrehte nur meine Augen, auf dieses Argument und schoss tatsächlich ein Tor.

Das Spiel endete dann leider doch unentschieden. El war mittlerweile so gut geworden, dass sie wirklich eine Konkurrenz für mich war, aber das gab ich natürlich nicht zu. Wo blieb den mein Männerstolz!

Nach fast zwei Stunden vor dem Fernseher, waren wir beide total fertig und hatten keine Lust mehr, irgendwas zu kochen. Also musste der Pizzadienst herhalten.

„Kann der nicht schneller machen? Ich habe Hunger!", quengelte El und kuschelte sich an meinen Körper. Ihr Kopf vergrub sie an meiner Brust. Ihre Hände wanderten von meinen Bauch über meine Seiten zu meinem Rücken.

„Er ist gleich da", meinte ich und strich ihr ein paar Haarsträhnen hinter ihr Ohr. Wie sehr ich doch ihre Nähe vermisst hatte. Einfach nur mit ihr da zu sitzen und zu kuscheln. Manchmal musste man gar nichts sagen, es reichte einen nur die Anwesenheit des Partners.

Wie stark konnte man eigentlich einen Menschen vermissen? Woher kam dieses Gefühl?

„Hunger!", schrei El plötzlich, als es an der Tür klingelte, oder eher vor meinen Tor. Ich zuckte leicht zusammen, sosehr war ich in meinen Gedanken vertieft. Auch wenn es viele nicht glaubten, ich brauchte nicht immer Aktion. Auch ich war mal still, obwohl ich in der Öffentlichkeit anders rüberkam. Aber genau da waren wir wieder. Die Öffentlichkeit ist nicht das Private!

Sie sprang so abrupt auf, das sie schon aus der Tür war, ehe ich einmal aufgestanden war und ihr folgen konnte. Mit einen leichten lächeln, stand ich an der Haustür und wartete.

Keine fünf Minuten später stand sie strahlend wieder vor mir, mit zwei Pizzakartons in den Händen.

Ihr Kopf lehnte an der Autoscheibe. Ihre eine Hand hielt meine, die andere Hand hatte sie locker, auf ihren Schoss gelegt. Wie so oft schaute sie verträumt raus – beobachtete genau die Umgebung, oder versank komplett in ihren Gedanken. Dies hatte ich schon öfters an ihr wahrgenommen. Dabei kam in mir ein komisches Gefühl hoch, das genau das, immer öfter passierte. Nur war ich meistens neun Monate im Jahr weg, und konnte es nicht wirklich einschätzen. Vielleicht täuschte ich mich ja nur...

Der Himmel war bedeckt, aber es regnete nicht. Wir fuhren mittlerweile schon drei Stunden, somit waren wir bald da, aber Eleanor wurde immer ruhiger und schläfriger. Ihre Finger um meine Hand wurden lockerer, bis sie mir fast entglitten.

Kurz, da ich eigentlich auf die Straße achten musste, sah ich zu ihr. Ihre Augen waren geschlossen.

„Love, wach auf. Wir sind gleich da. Wenn du willst, kannst du dich dann da hinlegen", sanft strich ich ihr mit meinen Daumen, über ihren Handrücken.

„Mhmm", machte sie nur, aber mehr kam nicht von ihr. Wieso war sie so müde? Wir waren gestern, für unsere Verhältnisse, früh ins Bett gegangen. Eigentlich war ich es, der Jetlag haben sollte, aber anscheinend hatte ich es auf El übertragen.

Ich fuhr die Auffahrt zu meiner Familie hoch, parkte mein Auto und schaute zu El. Was ich da sah, ließ mein Herz stocken.



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