25. Kapitel
Eleanor
Der Abschied zog sich noch lange hin. Wir waren extra früher zum Flughafen gefahren, damit wir genau dafür genügend Zeit hatten. Fest umschlungen standen wir so nah beieinander, dass nichts mehr zwischen uns gepasst hätte. Wir verbrachten die verbliebene Zeit mit zarten Berührungen, süßen Worten oder sahen uns einfach nur an. Wir nutzen die Sekunden, die uns noch blieben aus, weil die Zeit in der wir uns nicht sahen, sonst noch unerträglicher wurde.
Auch wenn wir noch Stunden so gestanden hätten können, riss uns die Stimme, die unseren Flug aufrief, aus unseren turteleien.
Gemeinsam gingen Sophia und ich schweren Herzen den langen Gang entlang und ließen unsere Freunde hinter uns. Wir schauten absichtlich nicht noch mal nach hinten, denn wir hatten daraus gelernt...
Der Flug ging ganze sieben ein halb Stunden, wo wir zusammen mit ungefähr hundert Leuten weit oben über dem Himmel eingequetscht waren. Man sollte lieber nicht darüber nachdenken wie weit man fallen könnte, aber ich durfte dank Louis, schon viele entlegenen Orte bereisen. Und somit konnte ich diesen Gedanken schon sehr früh ausschalten.
Es war drei Uhr drei mitten in der Nacht, als wir den Londoner Boden betraten. Sophia hatte sich gleich von mir verabschiedet, weil sie schnell nach Hause wollte. Sie hatte später noch Uni und wollte wenigstens so viel Schlaf abbekommen, wie sie bekommen konnte.
Ich hatte Max nicht geschrieben wann ich ankam, - er hatte seinen Schlaf verdient – aber zu meiner Überraschung wartete er bereits in der Empfangshalle des Flughafens auf mich und wank mir fröhlich zu.
Argwöhnisch, aber dennoch glücklich, ging ich auf ihn. Noch bevor er mich richtig begrüßen konnte, fragte ich ihn: „Wieso bist du nicht im Bett? Woher weißt du wann ich lande? Ich hatte dir doch gar nicht geschrieben."
„Und genau das, meine liebe Eleanor, hat mich zu tiefst gekränkt", theatralisch hielt er sich beide Hände an die Brust, wo sein Herz klopfte. Ich verdrehte nur meine Augen, musste aber dennoch schmunzeln. Was hatte ich nur für einen durchgedrehten besten Freund. Louis war da nicht anders. Die anderen Frag ignorierte er gekonnt.
„Außerdem...", er hob seinen rechten Zeigefinger in die Luft.
„...habe auch ich ein Handy und kann somit deinen charmanten Freund anrufen und fragen wann du kommst. Ich denke ich kenne ihn schon so gut genug, dass ich weiß, das er gewollt hätte, dass ich dich abhole. Und jetzt komm her."
Er breitet grinsend seine Arme aus und zog mich in eine feste Umarmung. Ich wurde an seine starke Brust gedrückt und atmete somit seinen Duft ein, der auf eine andere Art nach zu Hause roch. Anders als bei Louis, aber dennoch gut.
„Wie lange habe ich dich jetzt nicht gesehen? Ich habe meine beste Freundin vermisst."
„Es waren nur zwei Wochen, Max. Jetzt werde nicht sentimental und außerdem hast du es ja überlebt, wie ich sehe."
Ich boxte ihn leicht in die Seite und löste mich aus seiner Umarmung. Ich nahm meinen Koffer wieder in die Hand und fragte: „Ist alles geklärt wegen dem Shooting heute? Kann Dave noch oder kam noch was dazwischen?"
„Nein, alles geklärt. Wir können heute pünktlich um zehn starten."
„Max! Ich habe Jetlag!"
„Ach das schaffst du schon. Es sind doch nur fünf Stunden unterschied. Du müsstest doch daran gewöhnt sein."
„Das kannst du Louis erzählen, aber nicht mir." Bei ihm müsste es jetzt zehn Uhr abends sein.
„Apropo, ist dir die Wäsche ausgegangen?", wechselte Max plötzlich das Thema.
„Hä, wie kommst du jetzt darauf?", ich war eindeutig überrumpelt und wusste somit nicht, was er meinte. Vielleicht lag es an der Zeitverschiebung, dass mein Gehirn gerade etwas anders lief, aber noch, dürfte ich nichts spüren...
Wir liefen derweil schon aus dem Flughafengebäude zu Max Auto. Glücklicherweise regnete es dieses Mal nicht, aber der Himmel war bedeckt. So konnte ich die Sterne nicht sehen, die Louis jetzt wahrscheinlich sehen könnte.
„Ich nehme mal an, dieser Pullover gehört nicht dir? Vielleicht einem gewissen Mann mit verwuschelten Haaren und blau-grünen Augen?", mutmaßte er.
„Max, du kennst uns doch." Meine Stimme klang vorwurfsvoller, als ich es beabsichtigt hatte. Ich war einfach nur fertig und wollte ins Bett. Außerdem wollte ich wieder zu Louis...
„Ja stimmt." brummte er und wir stiegen ins Auto ein.
Spontan beschlossen Max und ich, zu meiner Wohnung zu fahren, sodass er bei mir übernachten würde, da wir ja dank ihm, gemeinsam früh raus mussten und es so wesentlich einfacher war. Das hieß für uns, nur fünf Stunden Schlaf, da um acht wieder der Wecker klingelt. Hoffentlich wurden die Fotos was...
Ich hatte Louis im Auto eine SMS geschickt, um ihm zu sagen, dass ich gut gelandet war: Ich wusste dass er sich sonst Sorgen gemacht hätte. Seine Antwort kam nicht gleich sondern erst, als wir bei meiner Wohnung angekommen waren. Aber dann auch nicht in Form einer kurzen Nachricht, sondern per Skypeanruf. Da Max und ich uns schon auf die Couch gesetzt hatten und gemütlich Kakao tranken, hatte ich meinen Laptop auf den kleinen Beistelltisch vor die Couch gestellt und Skype geöffnet. Ich konnte nie nach einem Flug sofort ins Bett und einschlafen. Es war meistens eine Tasse Kakao, die mich runterfahren ließ.
„Ah ich sehe schon, ihr habt euren Spaß ohne mich." Begrüßte uns Louis mit beleidigter Stimme, hatte aber einem Grinsen im Gesicht. Im Hintergrund sah man ein Stück des Bettpfostens. Das Zimmer schien abgedunkelt zu sein, da Louis nur von einer kleinen Lichtquelle beleuchtet wurde. Wenn ich ihn jetzt wieder vor mir sah, tausende Kilometer weit weg, zog sich mein Herz schmerzhaft zusammen. Der Gedanken, dass ich nicht mehr schnell ins andere Zimmer gehen konnte und er auf dem Bett sitzen würde, war unerträglich.
„Hey Louis." begrüßte Max ihn freundlich und prostete ihn mit seiner pinken Prinzessinnen-Tasse entgegen. Er hatte protestiert, als ich ihm sie in die Hand gedrückt hatte, während ich die Herr-der-Ringe-Tasse bekam.
„Na Max, hast du gegen El verloren?", fragte Louis und seine Augen schauten ihn belustigt und zugleich mitleidig an. Er durfte diesen Kampf schon mehrmals miterleben und immer gewann ich.
„Mhmm...", brummte Max und funkelte mich böse an.
Ich zuckte nur mit den Schultern und lächelte beide unschuldig an.
Wir hatten uns mit Dave in Notting Hill verabredet. Als der Wecker, ein paar Stunden später geklingelt hatte, wäre ich fast nicht aus dem Bett gekommen. Die tiefen Augenringe hatte ich versucht zu überschminken, aber so richtig geglückt ist es mir zu meiner Frustration nicht. Ich hatte mir für eventuelle Nah-Aufnahmen eine Sonnenbrille sicherheitshalber mitgenommen.
Als wir auf ihn zuliefen, sahen wir ihn schon mit seiner großen schwarzen Tasche, wo er gerade die Kamera rausholte.
„Hallo ihr beiden. Ihr seht schick aus."
Max hatte in seinem Auto schon die Sachen für heute eingepackt gehabt, damit wir sie heute früh in meiner Wohnung anziehen konnten. Max hatte mal wieder alle Arbeit geleistet, wenn es um das aussuchen unserer Klamotten ging. Er selbst trug ein weißes Rollkragen T-Shirt, ein Jeanshemd darüber und dazu eine dunkelblaue Hose. Wie ich trug er auch eine Uhr und mehrere Armbänder.
Für mich hatte er eine schwarze-weiße karierte Hose und ein schwarzes langärmliches T-Shirt rausgesucht. Dazu trug ich schwarze Riemchen Sandalen.
Eigentlich suchten wir die Klamotten immer gemeinsam aus, aber da ich bei Louis war, hatte er die Aufgabe freundschaftlich übernommen.
„Hey Dave. Wie geht's dir?"
„Gut und euch? Was macht Louis?"
„Wie immer", er grinste mich kurz an und richtete dann weiter seine Kamera ein.
„Und uns geht's gut. Lass uns anfangen."
Wie liefen ein bisschen hin und her und andauernd hörte ich das Klicken der Kamera. Ab und zu blieben wir stehen, um detailliertere Aufnahmen von den Sachen zu machen. Da kam dann auch meine Sonnenbrille zum Einsatz, als Dave eine Aufnahme von meinem langärmlichen T-Shirt machte, wo auch mein Gesicht darauf zu erkennen war.
Es dauerte gut eine Stunde bis Dave das 'Okay' gab und wir unsere Fotos hatten.
Da wir alle dringend einen Kaffee brauchten, – besonders ich – wollten wir zu Starbucks gehen. Ich liebte diesen Laden einfach. Wir gingen durch überfüllte Straßen und unterhielten uns über Belanglosigkeiten. Dabei ließ ich ab und zu meinen Blick über die Menschenmasse schweifen und glitt in meine Gedanken ab. Was Louis jetzt wohl machte? Dabei bleib ich im Unterbewusstsein an etwas hängen. Ich merkte es erst wenige Sekunden später, als ich immer näher kam. Durch mir einen unerklärlichen Grund, sah ich wieder klar und erstarrte. Max und Dave hatten meine plötzliche Reaktion noch nicht gemerkt und liefen weiter. Die vielen Menschen, Autos und Häuser verschwanden in den Hintergrund. Ich nahm nur noch, dieses eine wahr, was mich so aus der Fassung brachte. Und genau das, verschlug mir den Atem.
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