23. Kapitel

Eleanor

Wieso hatte ich mich nur darauf eingelassen? Hatte mich mein Verstand verlassen? War ich verrückt geworden?

Diese Fragen wiederholten sich immer wieder in meinem Kopf, als wir zu dem Flugzeug gingen, was uns weit nach oben in den Himmel transportieren wollte. Mein Bauch fühlte sich jetzt schon ganz flau an. Wie soll das dann erst in der Luft werden?

Louis hielt die ganze Zeit, während wir liefen, meine Hand und darüber war ich sehr froh. Es gab mir Sicherheit. Zum einen, fuhr sein Daumen beruhigend über mein Handrücken, zum anderen – hätte er mich losgelassen – wäre ich schon längst wieder in Cleveland...

Oliver und Dylan hatten uns, als wir aus der Umkleide kamen, in unsere Sicherheitsgurte geholfen und unsere Brillen, die wir später bei unserem Sprung aufhaben mussten, gegeben. Harrison wartete derweile schon auf uns, am Flugzeug und machte es startklar. Die beiden Männer, die ebenfalls mit einem Sicherheitsgut und unseren Fallschirmen – die uns hoffentlich sicher auf den Boden befördern werden – ausgerüstet waren, liefen neben uns. Sie wirkten unbesorgt und einfach nur glücklich. Die Vorfreude sah man beiden sofort an. Für sie war das Alltag – für Louis und mich nicht. So hatten die Beiden jeweils an ihren linken Armen Kameras, die alles mit filmten, befestigt.

„Und, seid ihr schon aufgeregt, vor eurem ersten Sprung?"

„Und wie" antwortete ich, zu mehr war ich nicht in der Lage. Louis neben mir grinste nur wie ein verrückter und hielt seinen freien Daumen, in Olivers Kamera, der uns gefragt hatte. Er wirkte unbeschwert, als würden wir nur von einem Meter ins Wasser springen und nicht von viertausend Meter.

Umständlich, wie ich nun mal von Natur aus war, kletterte ich in den kleinen und somit engen Bauch des Flugzeuges und setzte mich vor Oliver mit dem ich springen würde. Als alle im Propellerflugzeug waren, startete Harrison den Motor.


„Ich liebe dich", sagte ich zu Louis und drückte meine Lippen leidenschaftlich auf seine. Wir hatten unsere Springhöhe von viertausend Meter über den Boden erreicht. Dylan würde mit Louis als erster springen, dann Oliver mit mir.

Ich steckte in diesen Kuss, als meine Empfindungen für ihn rein und hoffte, das dass nicht unsere letzte Zärtlichkeit war, die wir austauschten.

„Ich liebe dich auch", sein Daumen strich sanft über meine Wange.

„Und habe keine Angst, wir sehen uns unten wieder", mit diesen Worten lösten wir uns und er rutschte nach vorne. Während die Maschine immer weiter in den Himmel hinaufgestiegen war, hatten die beiden Männer uns an ihre Sicherheitsgurte fest gemacht. So waren wir mit dem Rücken, an den Bauch unseres Springers befestigt.

Und dann war Louis mit Dylan weg. Ich hörte kein Schrei. Ich hörte nur den Wind und den Motor des Flugzeuges, der ohrenbetäubend laut in meinen Kopf wiederhalte.

„Jetzt wir", schrie Oliver über den Lärm hinweg und schob mich zur Öffnung. Oh mein Gott war das hoch! Ich wollte da nicht runter! Nein, nein, nein!

„Nicht nach unten sehen", er drückte meinen Kopf nach hinten an sein Brustkorb unterhalb seines Kinns, sodass ich nach oben sah. Meine Arme hatte ich vor meiner Brust überkreuzt. Mein Magen drehte sich in meinem Bauch um. Nur noch gummiartig, fühlte sich mein kompletter Körper an – wie Wackelpudding. Es wollte einfach nicht mehr auf meine Befehle hören. So blieb mir nichts anderes übrig, als meine Gedanken abzuschalten und nicht daran zu denken, gleich in den sicheren Tod zustürzten.

„Okay", hörte ich noch eine Zustimmung von Harrison und dann fielen wir. Wir drehten uns einmal Kopfüber in der Luft, ehe wir praktisch auf den Bauch lagen.

Ich breitete meine Arme aus, so als würde ich fliegen können. Je mehr Sekunden verstrichen, desto rasanter kamen wird der Erde näher. Ich war viel zu sehr damit beschäftigt mich nicht zu übergeben, als das ich schreien konnte. Mein Kiefer war fest zusammengepresst.

Dank der Schutzbrille die ich aufhatte, konnte ich meine Augen offen halten. Der Wind peitschte um unsere Körper und drückte unsere Haut lustig ein. Ich war schon sehr gespannt, wie die Aufnahmen aussahen. Besonders die von Louis...

Die Aussicht war Atemberauschend. Die Sonne ging nun langsam unter und so war das ganze Szenario in wunderschöne warme Farben getaucht.

„Wow", brachte ich nur raus. Ich war fasziniert von der ganzen Situation und vergas, dass wir immer noch auf die Erde zurasten.

„Schön nicht?"

„Ja"

Nach ein paar weiteren Sekunden, wurden wir kurz durchgeschüttelt und wir wurden vom Gefühl her nach oben gezogen. Der Fallschirm hatte sich geöffnet. Mein Körper entspannte sich ein wenig, wenn auch nicht vollständig.

Jetzt segelten wir in eine wesentlich langsamere Geschwindigkeit Richtung Erde. Alles sah so winzig aus, von hier oben.

„Schau, da ist dein Freund. Der Fallschirm hat sich ohne Probleme auch bei ihnen geöffnet", er deute schräg nach unten und tatsächlich: Ich sah zwar nur den grün-roten Fallschirm, aber da wir die einzigen weit und breit waren, nahm ich es jetzt einfach mal an.

Ein Lächeln bildete sich auf meinem Gesicht. Ich konnte es nicht fassen, dass ich mich wirklich getraut hatte. Gut ich hatte nicht wirklich eine Wahl gehabt, aber jetzt war ich froh darüber, dass mich Louis hierher gefahren hatte.

Ich genoss die Aussicht, lachte in die Kamera, die meine Waghalsigkeit aufnahm und quatschte ein bisschen mit Oliver, während wir dem Boden immer näher kamen.


„Erde, ich liebe dich", sagte ich so erleichtert, dass ich mich nach vorne überbeugte und den Rasen küsste. Mein Körper zitterte vor Adrenalin und meine Beine fühlten sich wie Wackelpudding an. Oliver hatte mich kurz vorher von seiner Sicherung abgemacht. Der Fallschirm war beim Landen über uns drüber gekippt.

„Hey! Betrügst du mich etwa?", Louis stand breitbeinig über mir. Seine Arme hatte er vor der Brust verschränkt und er grinste zu mir nach unten. Sein Ton klang scharf, aber man hörte die Belustigung dahinter.

Durch eine unbekannte Kraft, sprang ich auf und schlang meine Arme um seinen Hals. Fest hielt ich ihn fest und wollte ihn nicht mehr loslassen. Ein bisschen zu stark, den Louis kippte nach hinten um und viel ins Gras – ich auf ihn drauf. Wir lachten. Die Erleichterung, dass wir beide wieder festen Boden unter den Füßen hatten, floss noch immer durch unsere Körper. Und wenn Louis behaupten würde, er hätte keinen Respekt vor dem Sprung und der sicheren Landung gehabt, dann nahm ich ihm das ganz sicher nicht ab. Da kannte ich ihn einfach zu lange und zu gut.

„Das würde ich nie tun!", sagte ich und sah ihm ehrlich in die Augen. Kurz schauten wir uns nur an, ehe Louis mich weiter zu sich runter zog und wir uns leidenschaftlich küssten.


Die Sonne war nun vollständig untergegangen und wir verabschiedeten uns von Harrison, Oliver und Dylan.

„Wir hoffen, wir sehen euch mal wieder", meinte Harrison und winkte uns kurz zu, ehe er hinter den beiden Männern hinterher ging. Vielleicht..., aber nicht, wenn ich wieder aus einem Flugzeug springen muss, dachte ich nur und drehte mich zu Louis um.

„Danke für diesen Wahnsinns Ausflug", ich beugte mich zur Fahrerseite rüber und drückte Louis einen Kuss auf seine Wange. Dieser grinste nur glückselig vor sich hin und fuhr den Wagen wieder auf die asphaltierte Straße.


„Was habt ihr gemacht?", Sophia war sofort zu mir gestürmt, als sie uns im Eingangsbereich, des Hotelrestaurant gesehen hatte. Louis hatte einen Arm um meine Taille gelegt und grinste durchgehend vor sich hin. Seine Augen leuchteten immer noch voller Energie des Sprunges.

„Das, meine Liebe Sophia, wirst du nie erraten", antwortete Louis vor mir und ließ mir somit keine Chance. Den Stick mit unseren beiden Filmen fest in seiner anderen Hand. Ich merkte auch ohne, dass er was gesagt hätte, dass er es nicht sagen würde. Das war ein Erlebnis, was nur wir teilten. Vielleicht erzähle ich es ihr irgendwann, aber nicht heute...denn das war unser Abendteuer und Ablenkung zu gleich...


Es war Samstag und wir hingen mal wieder im Backstage Bereich rum. Liam durfte heute früh eine wunderschöne Überraschungsdusche erleben. Im wahrsten Sinne des Wortes. Das Geburtstagskind, war natürlich darüber nicht so begeistert gewesen wie wir, aber das störte uns ganz und gar nicht. Wir hatten seiner Freundin die große Ehre überlassen, ihm die Flasche Wasser über sein Gesicht zu kippen. So hofften wir, dass die Rache nicht ganz so groß ausfiel. Wir andern bewarfen ihn derweile mit Konfetti.

Da die Jungs heute unbedingt ein Konzert in Detroit hatten – genau an Liams Geburtstag – saßen wir nun hier und warteten bis die Show beginnen würde.

„Ahrrr", schrie plötzlich Louis hinter mir und warf sich auf meinen Schoss. Er landete mit seinem vollen Gewicht auf mir drauf.

„Au! Louis was soll das?", fragte ich ihn und schubste ihn von mir runter. Er war so überrascht, dass er unsanft auf dem Boden aufkam.

„El, tu bitte was! Er hat wieder seine fünf Minuten", rief Niall schon fast verzweifelt und raufte sich über sein frisch geföhnten Haare. Oh, dass wird Lou nicht gefallen...

Ich wusste nicht woher ich den Mut nahm, aber eigentlich war das auch egal. Die Jungs kannten uns. Hatten uns schon oft küssend vorgefunden und ich will mir auch nicht vorstellen, was Louis ihnen über uns schon alles erzählt hatte...

Ich ließ mich von dem Sofa gleiten und setzte mich rittlings auf Louis Hüfte. Denn dieser lag immer noch auf dem Fußboden und schmollte – den Grund konnte ich mir nicht erklären.

Langsam beugte ich mich zu ihm runter, und fuhr dabei mit meinen Finger über seinen Bauch, Brust und Hals. Tief sahen wir uns in die Augen. Ich spürte wie sein Atem flacher wurde und er seine Arme um mich schlang. Die anderen Jungs und Sophia hatte ich komplett vergessen. Es zählte nur noch uns.




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