16. Kapitel

Eleanor

Das Bild zeigte uns drei – Louis, Niall und mich. Louis, wie er wütend aus dem Fenster schaute und Niall und ich, wie wir lachten – den Schokoriegel nicht zu übersehen. Darunter hatte Harry uns markiert und geschrieben: 'Armer, armer Tommo' - mit einem traurigen Smiley dahinter.

Schon jetzt hatten Fans Kommentare verfasst. Hass, Drohungen, Vermutungen, Bitten – alles war dabei. Ich lass sie mir dennoch nicht genauer durch und funkelte stattdessen Harry wütend an. Mit Max war er mein bester Freund. Er war es, der mich Louis vorgestellt hatte und durch ihn sind wir praktisch auch zusammen gekommen.

Er wusste wie die Fans auf Louis und mich zusprechen waren. Er wusste womit wir Tag-täglich zu kämpfen hatten und er provozierte es jetzt auch noch mit diesem Tweet heraus.

Wer die Vorgeschichte nicht kannte, konnte dieses Bild, sehr schnell falsch interpretieren und wir wussten alle das, dass die Fans und die Presse, sehr schnell taten. Sie warteten immer auf Frischfleisch und jetzt bekamen sie es auch noch direkt vor die Nase serviert.

„Was?", fragte Harry und grinste zufrieden. Er fand es anscheinend noch sehr Lustig und verstand meine Reaktion nicht. Wahrscheinlich war er gerade nicht in der Lage zu denken – wieso auch immer. Nur so konnte ich mir es erklären.

Auch Niall und Louis schauten auf ihre Handys und sahen die Nachricht, die dank Harry jetzt durch die ganze Welt ging.

Niall Reaktion auf den Tweet war nur sein berühmtes Lachen. Es schallte durch den ganzen Bus und wären wir jetzt nicht auf der Autobahn, würde man es auch von draußen hören können.

Aber auf Louis Reaktion war keiner gefasst gewesen. Dieser schmiss den erst besten Gegenstand, den er in seine Hände bekommen konnte nach Harry und das war sein Handy. Dank Harrys guten Reaktionskünsten, flog das Handy haarscharf an seiner Schulter vorbei und landete schlussendlich auf dem Autositz.

„Sag mal, geht es dir noch gut?!", rief Harry, leicht unter Schock, zu seinen besten Freund. Wir schauten ihn alle Fassungslos an.

„Nein!", knurrte Louis und wäre er jetzt nicht angeschnallt, würde er auf Harry losgehen. Seine Hände waren zu Fäusten geballt und seine Armmuskeln waren angespannt. Sein Gesicht war vor Wut verzerrt. Aber ich sah nicht nur das – dafür kannte ich ihn zu gut. Es lag noch eine tiefe Trauer und Angst im seinen Blick. Was hatte er gesehen, was ihn so fertig machte? Hatte er sich schon wieder die Kommentare darunter durchgelesen?

Mein Magen drehte sich um und mir wurde leicht übel. Ich konnte Louis nicht so sehen. Nicht so verzweifelt.

Ohne ein Wort schnallte sich Niall neben mir ab und machte ein Zeichen, dass ich das Gleiche tun sollte.

„Wie kannst du –", ich war schnell zu Louis rübergerutscht, während Niall sich auf meinen Platz gesetzt hatte und legte meine Hand auf seine Schulter. Meine sanfte Berührung hatte ihn gestoppt. Mit schmerzverzerrten Gesicht sah er mich an. Ein Stich durchfuhr mein Herz und ohne, dass wir was sagten, umarmte ich ihn.

Ich will ihn nicht mehr so sehen! Ich will das nicht mehr! Ich will meinen Louis vor vier Jahren zurück. Den immer fröhlichen. Den immer verrückten. Ich möchte wieder das echte leuchten in seinen Augen sehen und das nicht nur, wenn wir gerade nur unter uns waren. Ich will, dass er wieder so unbeschwert wird wie früher. Ich will, das wir wieder einfach so auf die Straße gehen können – egal was wir anhaben – ohne von jedem erkannt zu werden. Wieso mussten manche Fans so respektlos sein? Eigentlich konnte man sie gar nicht mehr 'Fans' nennen – denn wer das Glück seinen Idolen nicht gönnt, ist kein Fan.

Sollen die Fans nicht eher einen unterstützen – was sie ja auch taten, aber nicht alle? Einen Kraft geben, wenn man eigentlich nicht mehr kann? Sollten sie nicht einen beweisen, dass man das Richtige machte? Sollten sie nicht auch untereinander da sein und sich nicht bekriegen, ob jetzt Elounor existiert oder Larry? Waren die Fans und die Jungs nicht eine Gemeinschaft, die sich alle unterstützten? Die allen Kraft gaben?

So gut es unsere Gurte zuließen, verknoteten wir uns ineinander. Er vergrub seinen Kopf in meine Haare und atmete tief aus und ein. Ich wollte ihn nicht mehr so sehen. Ich konnte nicht mehr...

„Was ist los?", fragte ich ihn leise, wohl wissend, dass es die anderen dennoch hören konnten. Es war leise im Auto. Bis auf den Motor und den leisen klänge irgendeines Liedes, was vorne beim Fahrer und Mason lief hörte man nichts. Wir waren durch eine Trennwand voneinander abgeschnitten. So hatten wir unsere Ruhe und die vor uns.

Meine Stimme klang brüchig und nicht so stark, wie ich es eigentlich beabsichtigt hatte. Louis konnte nicht immer den Starken spielen – auch wenn er es immer sein wollte und ich konnte es auch nicht.

„Die Kommentare", flüsterte Louis zurück und sah mir wieder in die Augen. In ihnen lag nur eine Frage: 'Wie lange halten wir das noch aus?'

„Wie schlimm?", fragte ich, aber er antwortete mir nicht. Stumm sahen wir uns an. Wie so oft schon, prägte ich mir sein Gesicht ein. Jedes Detail scannten meine Augen ab. Wenn ich gut zeichnen könnte, hätte ich ihn schon locker zu Papier gebracht und zwar so, sodass man ihn zu hundert Prozent erkennen konnte. Jedes Detail wäre wieder zu erkenne...

Wir wurden durch ein weiteres Signal unserer Benachrichtigung aus unserer kleinen Welt und somit aus unseren Gedanken gerissen. Wir zuckten beide leicht zusammen und mussten lächeln. Schnell schaute ich auf mein Handy, was bis dahin auf meinen Schoss gelegen hatte und schaute, wer was Neues getweetet hatte.

'wahre Liebe' - mit einem Herz und darunter hatte Niall uns markiert. Das Bild, was er an den Tweet dran gehangen hatte, zeigte uns, wie wir ineinander Verschlungen da saßen und uns festhielten.

Es sah süß aus, auch wenn ich erst auf den zweiten Blick erkannte, dass wir das waren.

„Vielleicht hilft es ja", murmelte Niall und schaute aus dem Fenster. Vielleicht, aber wissen, taten wir es nicht.

Ich setzte mich wieder normal hin und schaute zu Niall.

„Danke"

Nach knapp zwei Stunden Autofahrt erreichten wir Milwaukee. Der Fahrer fuhr uns, wie abgesprochen sofort zum Flughafen. Die Restliche Fahrt hatten wir im Schweigen verbracht. Lediglich ein seufzen von Liam, der es nicht mehr erwarten konnte, Sophia im Arm zu halten und ein zwei kichern von mir – da Louis nicht aufhören wollte, mich in die Seite zu zwicken. Die Kommentare hatten wir verdrängt, aber nicht vergessen! Darin waren wir beide gut – am Verdrängen. Für einen kurzen Moment, konnten wir Glücklich und unbeschwert sein, bis uns die grausame Wirklichkeit einholte.

Niall und Harry hatten schlussendlich Musik über ihre Kopfhörer gehört und uns versucht zu ignorieren. Ich rechnete es ihnen hoch an, dass sie uns noch nicht aus dem Auto geschmissen hatten. Teilweise waren wir sehr laut gewesen und hatten rumgezappelt. Louis hatte schlussendlich sein Handy wieder genommen und hatte sich bei Harry entschuldigt.

Dieser Ausraster von vorhin, war ein Ausrutscher gewesen. Wenn man immer wieder seine Wut, Verzweiflung und auch Angst runterschluckte, platzte man irgendwann und das war vorhin bei Louis passiert.

Harry wusste das, und winkte nur ab. Er kannte seinen Freund und wusste, dass er eigentlich nicht der Typ für sowas war.

Mit seinem Handy haben wir dann Lustige Fotos und Videos gemacht. Entweder von uns zwei oder wo wir die anderen ärgern. Bei manchen Sachen mussten wir uns so verrenken, dass es eigentlich nicht mehr Fahrsicher war. Aber das störte uns nicht.

Ein paar Videos hatten wir unseren Familien geschickt, damit sie auch wieder was von uns hörten und nicht nur von der Presse. Vielleicht skypen wir ja heute Abend alle zusammen...

Sobald der Bus zum stehen kam, riss Liam die Tür auf und rannte auf das Flughafen Gebäude zu. Er beachtete nicht das Gefluche von Mason, der ihn versuchte einzuholen.

Wir anderen blieben im Wagen sitzen. Es würde nur noch mehr Aufsehen erregen und wir hatten nur Mason. Die anderen waren schon weiter Richtung Stadion gefahren, wo schon alles für die morgige Show aufgebaut wird – zumindest hatte ich das so vorhin verstanden.

Die Gefahr hier erkannt zu werden, war einfach zu groß. Die Fans wussten, dass sie Jungs morgen ein Konzert hier hatten. Sie wussten zwar nicht, dass sie heute schon hier waren, aber es brauchte nur einer, einer der Jungs zu erkennen und schon wusste es wenige Sekunden die ganze Welt, wo sie sich befanden.

Und außerdem konnten wir Sophia auch im Auto begrüßen. Die zwei Minuten brachten es dann auch nicht.

Ich sah durch Louis Fenster schon von weiten, wie die drei schnell auf uns zugelaufen kamen – Mason, Sophias Koffer hinter sich herziehend. Liam hatte Sophia an der Hand. Beide hatten den Kopf gesenkt, sodass man ihre Gesichter nicht sofort erkannte. Wäre es Winter, könnte man die Nase in einen dicken Schal vergraben, aber wir hatten Sommer und über zwanzig Grad Celsius – da trug man keinen Schal.

Die Bustür wurde wieder aufgerissen und Liam und Sophia stiegen ein. Liam setzte sich wieder an den Platz wo er vorhin schon gesessen hatte und musste gezwungenermaßen, Sophias Hand los lassen. Denn diese wurde von mir Beschlagnahmt. Wir umarmten uns und wollten uns gar nicht mehr loslassen.

Nur durch ein Räuspern von Liam, lösten wir uns wieder und setzten uns endlich hin, damit wir weiter fahren konnten.

„Erzähl!", forderte ich sie auf und ließ die anderen gar nicht zu Wort kommen.



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