113. Kapitel

Eleanor

Um meine innere Panik zu minimieren, ließ ich meinen Blick durch das Zelt schweifen, ehe ich mich zu meiner Tochter aufmachte um sicher zu gehen, dass es ihr gut ging. Das Babyfon wollte ich nicht so ganz trauen...

Sie lag friedlich mit rosigen Wangen auf den Rücken und atmete. Ein leiser Seufzer entfuhr meinen Lippen, ehe ich wieder zu meinen Freundinnen ging, die hoffentlich Louis und die anderen Jungs in der Zwischenzeit gefunden hatten.

„Hey, El Liebes", Jay kam auf mich zu, bevor ich am Zelt ankommen konnte und ich blieb auf den Rasen stehen. Sie heute so glücklich zu sehen, so unbeschwert, dass ließ mein Herz anschwellen. Ich war so froh, dass sie die Hochzeit ihres Sohnes noch ohne große Schmerzen und andere belastenden Symptomen miterleben konnte.

„Gib mir doch das Babyfon. Ich weiß, gerade in der Anfangszeit ist es schwer sein Kind aus den Augen zu lassen und am liebsten, würde man es die ganze Zeit herum tragen...", liebevoll blickte sie mir in die Augen und streckte ihre Hand nach dem technischen Gerät aus: „Doch du hast in eine sehr große Familie eingeheiratet, die dir und auch Louis tatkräftig unter die Arme greifen kann. Genieße also deinen Abend. Ich passe derweile auf meine Enkelin auf", ich trete mich nach dem Kinderwagen um, in der friedlich meine Tochter schlief, ehe ich in das Gesicht von Jay, wo ich immer Louis und seine Geschwister wiedererkannte, sah. Ihre Augen glänzten in dem sanften Licht, welches vom Zelt hinüber schien. Ich würde ihr das Leben meiner Tochter anvertrauen und genau aus diesem Grund überließ ich ihr – zwar mit Widerwillen, aber einem guten Gefühl im Bauch – das Babyfon.

„Danke", sagte ich aus tiefsten Herzen.

„Heute ist euer Abend und ich danke, wer auch immer da oben ist und über unser Schicksal wacht, dass ich diesen bedeutsamen Tag noch erleben durfte. Es ist so schön euch bei eurer Hochzeit zu begleiten und zu beobachten", sanft strich sie mit ihrer freien Hand über meine Wange: „Ihr habt die richtige Entscheidung getroffen und ich kann mit ruhigen Gewissen, dass Louis eine wundervolle Familie hat, Platz machen", sie lächelt leicht gequält und mir liefen die Tränen über die Wangen.

„Du musst für niemanden den Platz frei machen", schniefte ich und umarmte sie über kurz oder lang. Ich wollte diese Frau nicht gehen lassen. Sie ist mir in den Jahren, die wir uns jetzt kannten, so ans Herz gewachsen. Jay, würde nicht nur ihre sieben Kinder verlieren, sondern einen wundervollen Ehemann, ihre Eltern, ihre Enkeltochter und all ihre Freunde. Sie würde ein großes Loch bei allen Personen die sie kannten und lieben gelernt hatten, hinterlassen.

„Ich weiß, El, aber keiner kann was dagegen machen", sanft küsste sie mich aufs Haar und strich mir über den Rücken. Ich hielt die Mutter von Louis und sechs weiteren wundervollen Kindern einfach nur in meinen Armen, ganz nah an meinen Körper und wollte sie am liebsten nicht mehr los lassen.

„Wo ist meine wundervolle Frau?", Louis Stimme halte durch das ganze Grundstück und erreichte auch mich. Sanft löste ich mich von Jay und wischte mir vorsichtig über mein Gesicht, damit die nassen Spuren nicht mehr sichtbar waren. Eine leichte röte meiner Augen konnte ich aber nicht verhindern...

„Ich glaube dein Mann sucht dich", Jay lächelte mich an als wäre nichts gewesen. Kurz war ich über den Gefühlsumschwung irritiert, doch ich begriff, dass es nur eine Maske war. Eine Maske für alle Menschen die sie liebte, damit wir uns nicht so viele Sorgen um sie machten. Wir sollten die Zeit genießen, die wir noch mit ihr hatten – nicht mehr und nicht weniger.

„Das glaube ich auch", auch wenn mein Herz noch leicht schmerzte, kicherte ich und Jay schmunzelte, ehe sie mir mit dem Babyfon zu winkte und ich mich auf zu Louis machte.

„Love", Louis rannte fast auf mich zu und schlang seine Arme um meinen Körper. Ich lachte, weil er mich bei dieser Aktion, fast umhaute. Wir taumelten kurz. Sein heißer Atem streifte meinen Nacken und ich bekam eine Gänsehaut: „Ich habe eine kleine Überraschung für dich", wisperte er in mein Ohr und löste sich wieder von mir, als wir uns ein wenig beruhigt hatten.

Ich runzelte kurz meine Stirn, als er sich wieder von mir entfernte und sich meine Freunde um mich scharten.

„Komm El", Alana griff nach meiner Hand und führte mich zu mehren Stuhlreihen, die anscheinend gerade eben aufgestellt worden waren. Erst jetzt nahm ich das Schlagzeug und die anderen Jungs war, wie sie alle mit einem Mikrofon bewaffnet vor mir standen und mich angrinsten.

Es wurde eine Show allererste Sahne. Ich fühlte mich in die Zeit zurückversetzt, wo sie alle noch gemeinsam auf der Bühne standen und riesengroße Konzerte gaben. Doch hier in dem Zelt, wo es fast schon wie in einem Wohnzimmer wirkte, bekam deren Musik und Performanz eine ganz neue Bedeutung.

Zum Schluss hatte ich mal wieder Tränen in die Augen und meine Stimme war bestimmt ganz heißer vom Singen. Spätestens nach dem zweiten Lied, waren mir die ganzen Leute um mich rum egal und ich tanzte, lachte und sang mit meinen Freunden und meinem Ehemann mit.

„Ich liebe euch. Danke für eure atemberaubende Showeinlage", Louis trat mit den anderen Jungs zu mir und zog mich in seine Arme.

„Ich dachte du liebst nur mich", flüsterte mir mein Mann ins Ohr, als zeitgleich, Niall: „Jetzt übertreibe mal nicht, El", sagte und sein schalendes Lachen das Zelt erfüllte.

„Ich liebe auch nur dich, du Idiot", ich schmunzelte und strich über Louis Revers, ehe ich mich ein wenig dichter an seinen Körper stellte und kaum hörbar sagte: „Kein anderer Mann hat je solche Gefühle in mir ausgelöst"

„Ich übertreibe nicht, Niall", ich drehte mich zu dem Iren um und zwinkerte ihm zu. Das sie heute alle hier waren, war einfach wundervoll und eigentlich nicht in Worte zu fassen.

„Ich habe noch etwas für dich", Louis gewann wieder meine Aufmerksamkeit und mein Blick erfasste seine Augen, in den ich so etwas wie Vorfreude und doch ein wenig Besorgnis aufblitzen sah.

„Was denn?", ich wusste, dass ich wie ein vierjähriges Kind klang, doch das war mir in diesen Moment egal. Mich packte die Neugier. Was hatte Louis nun schon wieder vor? Mit seinem Verschwinden hatte er mir schon genug Aufregung beschwert. Wie wurde das erst, wenn April laufen konnte und wir ihr Tag ein, Tag aus hinter herlaufen musste, damit wir sie nicht irgendwann verloren?

„Gedulde dich nur noch einen Moment", gemeinsam setzten wir uns in Bewegung und gingen über die Wiese zum Haus und durch den Raum bis zum Eingang. Als wir am Straßenrand standen, konnte ich nichts Ungewöhnliches sehen und auch Louis machte keine Anstalten irgendwas zu tun. Als ich ihm ins Gesicht sah, ließ nur sein Lächeln und das strahlen seiner Augen vermuten, was seine Gefühle im inneren waren. Ich sah wie sich die Gäste ebenfalls nach draußen zu uns gesellten, doch blieben alle hinter uns stehen – Der Blick auf die Straße war für uns beide immer noch frei.

Nach gefühlt fünf Minuten, auch wenn wahrscheinlich nur fünf Sekunden vergangen waren, hörte ich über das allgemeine Gemurmel einen Motor. Ich drehte meinen Kopf in die Richtung aus der das Geräusch kam und machte große Augen, als das Auto nicht an uns vorbei fuhr, sondern vor uns hielt. Der Eingang wurde von dem Gebäude hinter uns erhellt, sodass ich alles gut erkennen konnte, nicht aber durch die getönten Scheiben blicken konnte.

„Das ist mein Hochzeitsgeschenk an dich", Louis Lippen waren ganz nah an meinem Ohr. Die Fahrertür ging auf und meine Mutter stieg aus dem Wagen aus.

„Du bist Wahnsinnig! Du kannst mir doch kein Auto schenken?! Außerdem habe ich doch schon ein Auto?", am Ende klang es wie eine Frage. Ich konnte es immer noch nicht ganz begreifen.

„Ja, einen Mini Cooper, El. Du bist in den letzten Monaten immer mit unserem gemeinsamen Wagen gefahren und hast dein Auto in der Garage stehen gelassen. Ich möchte, dass du genauso einen sicheren Wagen fährst wie ich. Außerdem ist er geräumig genug, um den Kinderwagen zu transportieren und noch zusätzlich Gepäck mit zu nehmen. Jetzt mit unserer Tochter brauchen wir einfach mehr Platz und damit wir flexibler bleiben, dachte ich mir, dass ich dir ein neues Auto schenke", rechtfertigte Louis sich gleich über sein Geschenk, doch ich drehte mich einfach wieder zu ihm um und drückte meine Lippen auf seine. Mein Mann war einfach wahnsinnig süß und nur er kam auf solche Gedanken!

„Danke, danke, danke", ich dankte ihn für den Weitblick den er auf Bezug unserer Tochter hatte. Ich dankte ihn für dieses wundervolle Geschenk. Ich dankte ihn nicht für das Auto an sich, sondern an die Geste, die dahinter steckte.

„Das Geschenk ist eines der besten die du mir hättest machen können. Danke", ich löste mich aus Louis Umarmung und warf mich in die Arme meiner Mutter, die in der zwischen Zeit um das Auto – ich meine, mein Auto – rumgelaufen war.

„April sitzt schon in deinem Auto und schläft", meine Mutter küsst mich lächelnd auf die Stirn und gab mich dann frei.

„Danke, Mom"

„Keine Ursache und jetzt gehe zu deiner Familie", sie gab mir einen sanften Schups und ich ging die paar Schritte zu Louis, der auf mich gewartet hatte. Bruce würde für ein paar Tagen bei Louis Familie bleiben, ehe wir ihn wieder zu uns nahmen. Somit würden wir nur zu dritt sein.

„Hier, deine Autoschlüssel", er ließ die Fernbedienung in meine offene Handfläche fallen. Ich grinste ihn übermütig und mit leuchtenden Augen an. Die Vorfreude packte mich und ließ mich ganz hibbelig werden.

„Lass uns los fahren", Louis ging zur Beifahrerseite, während ich mich zu unseren Gästen umdrehte. Ich sah wie plötzlich Phoebe und Daisy mit meinem Brautstrauß in den Händen auf mich zu gelaufen kamen.

„Du musst den Brautstrauß noch werfen", riefen sie aufgeregt und ich hörte wie die weibliche Schar inklusive mir zu lachen begann.

„Stimmt, da habt ihr recht", ich nahm meinen Brautstrauß entgegen. Währenddessen, stellten sich alle nicht verheirateten Frauen hinter mir auf und ich warf meine Blumen direkt in die Menge.

„Ahhhh", ein Aufschrei, der nur von Lottie kommen konnte, erfasste meine Ohren und ich drehte mich lachend um. Und tatsächlich hatte Lottie meinen Brautstrauß gefangen. Sie strahlte mich über das ganze Gesicht an. Jetzt lag es an Tommy, was er machte. Ich zwinkerte den beiden zu und ich sah wie Lottie leicht rot wurde.

Mit einem Winken verabschiedete ich mich von unseren Hochzeitsgästen und trat zur Fahrerseite. Sobald ich mich in den bequemen Sitz fallen gelassen hatte vielen mir zwei Sachen auf: Erstens hatte ich mein Brautkleid noch an, doch das war nicht wirklich das Problem. Das Zweite war deutlich schlimmer, denn meine hochhackigen Schuhe erwiesen sich als sehr unpraktisch, wenn man ein Auto fahren wollte.

Bevor ich auch nur meinen Mund aufmachen konnte, reichte mir Louis ein paar normale Schuhe, die zwar überhaupt nicht zu meinem Kleid passten, aber ihren Zweck erfüllten.

Ich kicherte wie ein kleines Kind, als ich ihm die Schuhe abnahm und ihm meine anderen reichte.

„Ich muss zugeben, meine Planung ist nicht die beste, aber ich bin davon ausgegangen, dass du dein Auto selber fahren möchtest, als das dich heute jemand fährt...", er sah mich an, als ich fertig war.

„Oder bin ich bei diesen Gedanken falsch?"

„Schnall dich lieber an, mein Lieber", ich zwinkerte ihm zu, ließ meinen Blick auf die Rückbank fallen, um April schlafend in ihren Kindersitz vor zu finden und startete den Motor.

Selbst Louis schallendes Lachen konnte April nicht wecken und mit einer Lichthupe verabschiedeten wir uns von unseren Gästen und fuhren in unsere gemeinsame Zukunft, die schon auf uns wartete.


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