112. Kapitel

Eleanor

Nachdem ich mich ein wenig beruhigt hatte, löste ich mich vorsichtig von Louis und betrachtete mit besorgten Augen sein Jackett, aus Angst ihn mit meinen Ausbruch ruiniert zu haben. Sanft strich ich mit meinen Fingern über den verstärkten Stoff und stellte zu meiner Erleichterung fest, das außer einen kleinen nassen Fleck nichts zu sehen war. Stumm dankte ich Louise für den Gebrauch von wasserfestem Make-Up an meinem Hochzeitstag.

„Alles in Ordnung?", fragte mich Louis und hob mit zwei Fingern sachte mein Kinn an. Seine Augen sahen mir forschend ins Gesicht, auf der Suche nach einem Grund besorgt zu sein. Doch heute würde er bei mir keinen finden. Heute war unser Tag – wie man immer so schön sagt. Heute gab es nur uns zwei, April und unsere Gäste.

„Ja, alles gut. Deine Rede war unglaublich, wundervoll und atemberaubend zu gleich. Mir fallen gar nicht die passenden Worte ein...", ich lächelte ihn nun wieder an und ließ das Jackett, Jackett sein. Es gab wichtigeres, welchem ich mich jetzt widmen konnte. Ich schlang meine Arme um meinen frisch gebackenen Ehemann und drückte ihn einen süßen Kuss auf die Lippen, ehe ich mich widerwillig von ihm löste, um mich mit meinen Freundinnen zu unterhalten, die ich heute durch den ganzen Trubel noch gar nicht richtig gesehen hatte.

Mit den Worten: „Ich bin gleich wieder da", obwohl ich jetzt schon wusste, dass es einige Zeit dauern würde, bis ich wieder von meinen Freundinnen loskam, stand ich auf und ging zu einen der runden Tische hinüber. Mit dem Wissen das meine Tochter wohlbehütet bei unseren Familien verweilte, konnte ich mich nun voll und ganz auf den schnadernden Haufen, denen einer meiner liebsten Menschen bildeten, hingeben.

„Alana!", rief ich voller Freude aus und warf mich in die Arme von meiner langjährigen Freundin. Portia war die nächste in der Reihe. Sie wusste gar nicht, wie froh ich war, dass sie heute kommen konnte. Ursprünglich hatte sie einen wichtigen Termin gehabt, den sie nur wegen mir verschoben bekommen hatte. Ich wollte gar nicht wissen, mit welcher Ausrede sie daherkam, um ihre Agentur zu überzeugen, dass sie an diesen Tag definitiv nicht durch die Welt reisen konnte, um die Modemagazine mit ihren wunderschönen Gesicht zu schmücken. Das schlechte Gewissen, welches sich eine Bahn durch mein Bewusstsein geschlichen hatte, hatte Portia sofort zunichte gemacht: „Ich werde doch den Hochzeitstag meiner guten Freundin nicht verpassen!"

Der Reihe nach umarmte ich auch Megan, Sophia und Max. Sie waren alle nur wegen mir gekommen und ich könnte sie deswegen alle abknutschen.

„Ich freue mich so, dass ihr da seid", sprach ich meine Gedanken nun laut aus und grinste überglücklich in die Runde. Im Augenwinkel sah ich, wie sich Louis zu seinen Bandkollegen stellte und prompt ein paar anerkennende Schulterklopfer von den Jungs entgegen nahm, um schließlich lachend aus meinen Blickwinkel zu verschwinden.

„Danke für die pompöse Einladung", Megan zwinkerte mir übertrieben zu. Ich hatte sie mit einem Flugticket für die First-class und einer schimmernden Einladungskarte überrascht. Schließlich mussten wir sie von New York aus nach England einfliegen lassen. Ohne meine Freundin aus Amerika konnte ich einfach nicht heiraten, das war so als wollte man ohne Zündkerze den Motor eines Autos starten – das ging schließlich auch nicht.

Da wir alle schon unsere Kuchenstücke aufgegessen hatten und keiner mehr wirklich Hunger hatte, beschlossen wir mit Bruce einen kleinen Spaziergang auf dem weitläufigen Gelände zu machen. So konnte ich in Ruhe mit meinen Freunden reden und gleichzeitig das Grundstück erkunden. Lachend hob ich mein weißes Kleid an, um es keine fünf Sekunden später wieder fallen zu lassen, um eine kreischende Alana, die sich auf mich warf, auf zu fangen.

Ich wusste nicht wie viel Zeit vergangen war – nur, dass ich jetzt Bauchschmerzen vom vielen Lachen hatte und meine Wangen schmerzten – doch irgendwann tauchte Louis plötzlich von hinten auf und schlang seine Arme um mich. Bis zu diesen Moment hatte ich ihn noch nicht bemerkt und somit kreischte ich kurz auf, um mich dann von meinen Freunden auslachen zu lassen. Ich spürte wie mir das Blut in die Wangen schoss und drehte ich mich schnell zu Louis um – er hatte mich schließlich schon öfter verlegen gesehen und somit war er noch das kleinere Übel. Dieser hatte immer noch seine Arme um mich und zog mich in eine Umarmung.

„Hallo meine schöne Braut", flüsterte Louis mir ins Ohr, grinste und hauchte einen Kuss auf mein Ohrläppchen. Eine Gänsehaut überkam mich und ich schmiegte mich enger an ihn. Tief sog ich seinen himmlischen Duft ein und schloss für kurze Zeit meine Augen. Ja, dieser Mann gehörte mir und bei diesen Gedanken schwoll mein Herz gleich wieder an.

„Ich würde dich gerne ein paar Leuten vorstellen", seine sinnlichen Lippen wanderten von meinem Ohr, über meine Wange zu meinen Mund und küssten mich sanft.

„Mhmm", mehr kam nicht über meine Lippen, da sie anderweitig beschäftigt waren und ich ehrlich gesagt gar nicht mehr so genau wusste, was Louis überhaupt gesagt hatte.

Doch irgendwann löste er sich mit einen kleinen Schmunzeln auf den Lippen von mir und sagte laut zu den anderen: „Ich entführe euch kurz meine Frau", und mit einem Augenzwinkern in die Richtung meiner Freunde legte er einen Arm um meine Taille.

„Aber bring sie heil wieder zurück, sonst weiß ich nicht, ob du die Hochzeitsnacht überleben wirst, Tomlinson", rief uns Megan hinterher, als Louis mich zu den verteilten Grüppchen, die die Gäste in Laufe der Zeit gebildet hatten, führte. Ich kicherte und warf Megan einen Kuss über meine Schulter zu. Louis lachte laut auf und zog mich etwas dichter an seinen warmen Körper. Auf meine beste Freundin war eben verlass!

Wir liefen über die grüne Wiese, welche nicht ganz so geeignet für meine relativ hohen Schuhe war, doch noch war ich nicht hingefallen oder umgeknickt. Vielleicht sollte ich mein Glück nicht ganz so weit herausfordern, in dem ich weiter mit diesen schönen Schuhen rumlief, aber heute konnte man es dann doch darauf ankommen lassen...

Ich legte meinen Kopf leicht in den Nacken und ließ die Sonne auf mein Gesicht scheinen. Die Augenlider hatte ich derweile geschlossen und genoss die warmen Strahlen auf meiner Haut, ehe ich mich wieder auf den Weg konzentrierte.

„Weißt du eigentlich, wieso man einen Ring bei der Hochzeit austauscht und ihn sein Leben lang trägt?", fragte mich Louis plötzlich und steuerte weiter auf eine Gruppe zu, wo ich meine Oli unter den Leuten zu erkennen.

„Nein", antwortete ich und dachte kurz über seine Frage nach.

„Ich auch nicht", wir mussten bei diesen Worten beide Schmunzeln. Das hätte ich mir auch denken können...

„Zumindest habe ich nicht im Internet nachgeschaut, da ich dafür keine Erklärung brauche", ruderte er schnell zurück und wurde dabei wieder ernst: „Ich habe etwas eigenes ausgedacht", Louis blieb stehen und ließ kurz seinen Blick über das Anwesen schweifen. Es hatte etwas Ästhetisches, wie er da stand.

„Obwohl so ganz passt das auch nicht. Ich meine, weißt du, welche Bedeutung der Ring für mich hat?", fragte mich Louis nun und sah mir direkt in die Augen.

„Nein, ich weiß nicht, vielleicht, als eine Art Warnschild, für alle anderen Männer, die mir zu nahe kommen könnten. Damit jeder sehen kann, das wir zusammen gehören?", mutmaßte ich. Worauf wollte Louis nur hinaus?

„Auch, aber schau", sanft hob er meine Hand mit dem Ehering an und hielt sie so, dass wir unsere beiden Hände an denen wir unser Zeichen unserer Liebe trugen, gut sehen konnte: „Ein Ring hat keinen Anfang und kein Ende. Es ist ein Symbol der Unendlichkeit – Für unsere Liebe"

Der Tag neigte sich dem Ende zu und es war Zeit für den ersten Tanz. Davor hatte ich mich schon die ganze Zeit gefürchtet. Nur, als wir für die Kinder unter den Gästen die typischen Spiele, wie Sackhüpfen und Eierlaufen gespielt hatten, konnte ich diesen Punkt auf der Liste verdrängen. Ich mochte das Tanzen und das Tanzen mit Louis war auch gar nicht das Problem. Die vielen Augenpaare die nur auf uns gerichtet waren, waren das Elend. Ich hatte zwar schon den Gang zum Altar geschafft und das, ohne dass ich mich der Länge nach hingelegt hatte, aber beim Tanzen, wo man den Gästen in die Augen sehen konnte, war etwas komplett anderes.

Sanft schmiegte sich meine Hand in Louis. Mit einem Lächeln, welches nicht breiter sein konnte, führte er mich auf die Tanzfläche. Meine Nervosität löste sich in Luft auf, als die Musik begann und Louis Körper so nah war, dass ich seine Wärme spüren konnte. Tief sahen wir uns in die Augen und ich blendete alles um mich rum aus.

„Amüsieren Sie sich, Mrs Tomlinson?", fragte Louis mich mit einen funkeln in den Augen. Bei meinen neuen Nachnamen fing mein Puls an zu rasen. Es würde noch einige Zeit dauern bis ich mich daran gewöhnt hatte, aber der Name klang schön – und ich war stolz ihn tragen zu können.

„Mehr als das", ich schluckte kurz: „Ich liebe dich so sehr und ich kann es kaum erwarten mit die in unsere gemeinsame Zukunft zu gehen", murmelte ich, so leise, dass nur er es hören konnte. Aus den Augenwinkel bekam ich mit, wie sich Dan mit Jay auf die Tanzfläche traute und meine Mutter mit April sich sanft hin und her wiegte. Es sah so zuckersüß aus, wo mir der Anblick der Beiden fast die Tränen in die Augen trieb.

„Ich liebe dich" und sanft legten sich die Lippen meines Ehemannes auf die meinen.

Die Zeit verging und der Himmel färbte sich von einen wunderschönen rot-organe in das dunkle blau der Nacht. Ich stand mit Max, meinen Freundinnen und April auf den Armen, am Rande der Tanzfläche und unterhielt mich mit ihnen. Nur Louis hatte ich eine Zeitlang nicht mehr gesehen und auch die anderen Jungs schienen wie vom Erdboden verschluckt worden zu sein.

Zuerst hatte ich dem Fernbleiben keine große Beachtung geschenkt – das Gelände war groß genug, um nicht alle Gäste auf einmal überblicken zu können – doch als ich April wenig später in ihren Kinderwagen zum Schlafen gelegt hatte und sicher war, das der Lärm nicht mehr an ihr Ohr dringen konnte, wurde es komisch.

Als ich Lottie und auch die anderen Geschwister von Louis gefragt hatte, ob sie wüssten, wo ihr Bruder abgeblieben war, zuckten sie nur mit den Schultern. Auch Jay und Dan konnten sich das Verschwinden nicht erklären.

Nach einer halben Stunde, die ich mit Suchen verbracht hatte, geriet ich so langsam in Panik. Was wenn etwas passiert war?

Wo steckte Louis nur?

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