106. Kapitel

Eleanor

Mein Herz raste. In meiner Hektik registrierte ich die Decke nicht, die nun beim Aufstehen von meinen Schultern rutschte und die mir jemand während ich geschlafen hatte, übergelegt haben musste.

„Louis?", rief ich nach meinen Verlobten. Vielleicht war er schon wach und hatte unsere Tochter schon genommen? In meiner Verzweiflung schrie ich gefühlt das ganze Haus zusammen und könnte April durch die Lautstärke wecken, aber momentan war mir die Gewissheit wichtiger, das sie lebte, als das sie dann für kurze Zeit meckerte.

Louis musste meine aufgewühlte Stimmung aufgefallen sein, denn er antwortete prompt: „Ich bin mit April in der Küche. Alles in Ordnung, Love?", nun sah ich die Beiden, wie sie im Türrahmen auftauchten. Louis hatte sie im Arm, ein Spucktuch über den Schultern.

„Oh mein Gott", stieß ich erleichtert aus und fiel in mich zusammen. Meine Hand zitterte als ich sie durch meine zerwühlten Haare fuhr.

„Hey...April geht es gut...", Louis kam mit schnellen Schritten auf mich zu und hockte sich mit April vor mir hin. Sanft streichelte er mit seiner freien Hand über meine erhitzte Wange.

„Du bist ja ganz warm", erschrocken fühlte er meine Stirn. Ich seufzte wohlig auf, als ich seine kühlen Finger an meiner Haut spürte und schloss für kurze Zeit meine Augen.

„Ich glaube, ich hole sicherheitshalber einmal das Fieberthermometer. Lege du dich am besten schon wieder hin und decke dich zu. Ich bin gleich wieder da", ehe ich reagieren konnte, war er schon wieder verschwunden und ich folgte seinem Ratschlag und legte mich abermals hin. Ich versuchte meinen Herzschlag erneut auf eine normale Frequenz zu bekommen und atmete mehrmals tief durch. Doch somit hatte ich automatisch Zeit über alles Mögliche nachzudecken, unteranderem auch um unsere Hochzeit und nun saß ich wieder kerzengerade auf dem Sofa. Das mit meinem normalen Herzschlag konnte ich nun auch wieder vergessen.

In einen Monat wollten wir heiraten und gefühlt hatten wir noch gar nichts organisiert. Ich konnte jetzt nicht krank sein! Ich musste für April da sein und gleichzeitig das Fest der Feste auf die Beine stellen. Mir ran die Zeit davon. Wie konnte ich nur Louis und meine Hochzeit vergessen?!

„Love, bitte lege dich wieder hin. Was ist los?", Louis war wieder aufgetaucht und als er mich kreidebleich auf dem Sofa war, rannte er das letzte Stück zu mir und sah mich besorgt an.

„Ich kann jetzt nicht schon wieder ausfallen. Wir wollen in einem Monat heiraten und wir haben noch nichts organisiert!", meine Stimme rutschte vor Panik eine Oktave höher und ich sah meinen Verlobten mit weit aufgerissenen Augen an.

„Außerdem wissen die Medien den Namen unserer Tochter und ich konnte nichts dagegen tun und ich –", Louis legte mir den Zeigefinger auf die Lippen, was mich sofort verstummen ließ. Als er sich sicher war, dass ich nicht gleich weitersprach, verließ seine warme Haut meinen Mund und er legte April, die er die ganze Zeit auf dem Arm gehabt hatte, sanft auf dem Boden ab, unter ihr eine weiche Decke. Dann blickte er wieder zu und bedeutete mir den Mund aufzumachen, damit er das Fieberthermometer hineinlegen konnte.

„Ganz ruhig, Love", ein zaghaftes Lächeln huschte über sein Gesicht: „Zuerst musst du gar nicht und wann gewöhnst du dich endlich an das 'wir'? Du hast mich schon so lange an deiner Seite und denkst immer noch, du müsstest alles alleine schaffen. Ich bin bei dir, als deinen festen Freund und als dein bester Freund, als dein Ratgeber und als dein Schlachtenschläger. Wann geht das in deinen wunderschönen und intelligenten Kopf hinein?", sanft tippte er mir gegen meine Schläfe und streichelte mir der anderen Hand meine Fingerknöchel. Bei dem Wort 'Schlachtenschläger' zog ich unwillkürlich eine Augenbraue in die Höhe und musste mir ein Lachen verkneifen.

„Ich würde dich auch in Jeans und T-Shirt hier im Wohnzimmer heiraten. Natürlich weiß ich, dass ihr Frauen euch eure Hochzeit seit Kindheitstagen im Kopf ausmalt habt. Und wenn du auf einem Schloss heiraten möchtest, dann machen wir das, von mir aus auch erst im Oktober. Mir ist es wichtig, dass wir glücklich sind und das alle kommen, die wir bei unserem Bund fürs Leben dabei haben wollen. Also bitte mach dir darüber nicht so viele Gedanken. Wir bekommen alles hin, wenn wir es wollen", Louis sah kurz zu unserer Tochter, während ich dank das Fieberthermometer, welches immer noch in meinem Mund verweilte, nicht antworten konnte.

Ehe Louis weitersprach, seufzte er tief und sah kurz wehmütig aus, bevor er wieder mit einem undurchdringlichen Blick zu mir sah: „Was die Presse angeht, wussten wir leider vorher schon, dass uns so etwas passieren konnte. Das mit dem Namen habe ich heute früh auch mitbekommen. Doch so wie es aussieht, ist wenigstens ihr Gesicht noch anonym. Aber irgendwann müssen wir leider ein Wörtchen über April formulieren. Vielleicht mit einem Bild, wo man nicht ihr Gesicht sieht?", mein Verlobter sah mich fragend an und ich nickte zu etwas anderem war ich momentan immer noch nicht fähig.

„Apropo, wieso lagst du mit April hier unten und nicht neben mir in unserem Bett?", genau in diesen Moment fing das Fieberthermometer an zu piepen und Louis nahm es vorsichtig aus meinen Mund, ehe er auf das kleine Display sah.

„Du hast auf alle Fälle erhöhte Temperatur. Wie fühlst du dich?", nun sah Louis mich wieder an und setzte sich neben mich auf das Sofa. Sanft legte er einen Arm um meinen Rücken und drückte mich an seinen warmen Körper.

„Es geht schon", ich strich mir ein paar widerspenstige Haare aus dem Gesicht und blickte dann zu meiner kleinen Tochter hinunter, die nun munter war und uns ab und zu anblickte.

„Ich wollte nicht, dass du von April wieder geweckt wirst, somit war ich nachdem du gestern Abend eingeschlafen warst, hier runter gegangen. Ich wollte mir einen Tee machen, ehe ich auch schon die Neuigkeiten gelesen hatte. April war schnell wieder eingeschlafen, aber ich war wach. Schließlich bin ich ja dann auch eingeschlafen, aber die ganzen Nachrichten haben mich aufgewühlt", griff ich die vorhergehende Frage wieder auf und seufzte wieder, als ich an die vergangenen Stunden dachte. Aus einem Impuls heraus kuschelte ich mich noch näher an Louis und schloss für kurze Zeit meine Augen.

„Wieso hast du mich nicht geweckt? Ich bin da für dich, egal um welche Uhrzeit", nun schlug ich die Augen auf, da ich wusste, dass er mich ansah. Sein Blick lag intensiv auf meinem Gesicht.

„Wir beide...", er zweigte zwischen uns hin und her: „...sind ein wir", Louis lächelte, als schien in dieser Gedanke zu gefallen und das machte auch mich unglaublich glücklich.

„Okay, das nächste Mal auch wenn ich hoffe, dass dies nicht so schnell wieder passiert"

Der Tag verging schleppend. Louis kümmerte sich rührend um mich und gleichzeitig schaffte er es noch für das Wochenende einkaufen zu gehen und Bruce mit April an die frische Luft zu bringen. Währenddessen versuchte ich nun wieder im Bett ein wenig zu schlafen und ich schaffte es sogar.

Der nächste Tag brach an, ohne dass ich so richtig produktiv gewesen war. Demnach hatte ich ein schlechtes Gewissen. Doch da mich Louis immer noch nicht aus dem Bett ließ und weiterhin alleine den Haushalt schmiss, suchte ich im Internet nach Deckorationsmöglichkeiten und schönen Locations. Danach fühlte ich mich ein wenig besser.

Als es am Nachmittag unangekündigt an der Tür klingelte und ich wenig später einer besorgten und dennoch fröhlichen Alana gegenübersaß, wusste ich noch nicht, was alles auf mich zukam.

„Bevor du fragst: Louis hatte mich angerufen. Da du nicht ansteckend bist und wahrscheinlich vor Langeweile umkommst, dachte ich mir, ich komme mit einer Packung Eis vorbei und wir quatschen ein bisschen" und mit diesen Worten hatte sie sich neben mir aufs Bett geschmissen. Louis schaute nur zur Tür herein, wenn April gestillt werden musste, ansonsten ließ er uns 'Frauen' alleine.

Doch die lockere und entspannte Stimmung kippte abrupt, als Louis am Montag einen Anruf von einer unbekannten Nummer bekam. Wir saßen im Wohnzimmer. Ich war in eine Decke eingewickelt, obwohl die Außentemperaturen mit jeden Tag stiegen. Durch die ganze Fürsorge von Louis und Alanas Eis am Samstag, war meine Temperatur, wieder in einem normalen Bereich zurückgegangen, doch mein Verlobter wollte auf Nummer sichergehen. Schließlich lag ich nicht mehr im Bett, sondern auf unserem Sofa – ein Fortschritt. Für diesen Gedanken musste ich mir ein Lachen verkneifen.

Louis runzelte die Stirn, als er auf das Handydisplay schaute. Ich sah, wie er die Gesprächsaufnahme drückte, bevor er ran ging.

„Hallo", sagte Louis und wartete auf eine Antwort vom anderen Ende der Leitung.

„Ja, bin ich", antwortete er wahrscheinlich auf eine Frage, die ich aber nicht verstehen konnte. Auf seiner Stirn bildeten sich immer tiefere Falten. Louis drückte auf den Lautsprecher damit ich mithören konnte und zuckte bei den derben Worten sofort zusammen.

„Fick dich du Wichser! Ich hoffe dein Baby stirbt!"



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