102. Kapitel
Eleanor
Der Himmel war noch dunkel und der Mond schien durch die halb zugezogenen Gardinen hinein, als ich meine Augenlider wieder aufschlug. Ich war auf der Stelle hell wach. Diesen Klang des Schreies würde ich nie vergessen und sehr wahrscheinlich auch nie ignorieren können – das wusste ich jetzt schon.
Links von mir nahm ich eine Bewegung war und einen Schatten, der schnell und leise auf meine rechte Seite kam, wo April in ihrem Bettchen schlief. Mit beruhigenden Gemurmel beugte sich Louis über das kleine Kinderkrankenhausbett und hob die kleine April hinaus auf seine leicht wiegenden Arme. Mit meinen Gefühlen kämpfend, beobachtete ich die Szene vor mir stumm. Ich sagte nichts, aus Angst die beiden aus ihrer kleinen Welt zu reißen und aufzuschrecken. Sie sahen so zuckersüß zusammen aus. Wenn ich jetzt ein Foto hätte machen können, hätte ich es getan – doch diese Verbindung die die beiden ausstrahlten, konnte auch leider das Bild nicht einfangen.
Kurze Zeit später beruhigte sie sich mit der leisen singenden Stimme von Louis. Sanft wiegte er seine Tochter in den Armen und ging geräuschlos mit ihr im Zimmer auf und ab. Manchmal blieb er vor dem Fenster stehen und schaute mit ihr gemeinsam in die Nacht hinaus. Der Anblick erwärmte mein Herz und stumm lief eine einzelne Glücksträne über mein Gesicht.
Sobald mich die Gewissheit erfüllte, dass es ihr gut ging und Louis auf sie aufpasste, wurden meine Augenlider wieder schwer. Zum Glück hatte sie noch kein Hunger gehabt, denn den hätte ich ihr noch nicht stillen können. Meine Mutter meinte, es dauert drei Tage bis der Milchfluss einsetzte und man sein Kind versorgen konnte. Vorher musste man es immer anlegen, um den Prozess anzuregen. Also konnte ich mich entspannt in die Kissen legen und mit dem Bild von April und Louis wieder einschlafen.
Doch die Nacht blieb unruhig. Gefühlt jede Stunde kam eine Krankenschwester ins Zimmer, kontrolliert April und mein Befinden und weckte uns damit jedes verdammte mal wieder auf. Irgendwann hatte ich es aufgegeben und hatte stattdessen der schlafenden April zugeschaut. Der Anblick war mehr als faszinierend und einfach unglaublich.
Ich atmete erleichtert auf als die Sonne den Himmel wieder hinaufkletterte und somit die Nacht verabschiedete. Louis war die restlichen Stunden zu mir ins Bett geschlüpft und hatte mit mir gemeinsam Wache für unsere Tochter gehalten. Bis zu diesen Zeitpunkt als April ihre Augen aufschlug und ihre süßen kleinen Ärmchen bewegte, hatte ich das Gefühl der Geborgenheit in vollen Zügen genossen.
Mein Verlobter sprang förmlich aus dem Bett, als er die Veränderung sah und rannte fast zu unsere Tochter, ehe er sie vorsichtig und mit so viel Liebe in seinem Blick hochhob und mir in die Arme legte. Ich fand es rührend, wie er mir meinen kleinen Punkt immer wieder gab, ohne dass ich aufstehen musste, denn das erwies sich noch als etwas wacklig.
„Guten Morgen, meine kleine Maus", flüsterte Louis, küsste unsere Tochter auf die Stirn, strich sanft über ihre Wange, ging ums Bett herum und legte sich wieder zu mir. Er legte seinen linken Arm um meinen Bauch und kuschelte sich an mich. Gemeinsam betrachteten wir unsere Tochter, bis es wieder leise an die Tür klopfte und uns das Frühstück gebracht wurde und wir nach unserem Befinden gefragt wurden.
Die reguläre Besuchszeit des Krankenhaus war zwar zwischen drei Uhr nachtmittags und acht Uhr abends, doch so lange konnten wir unsere Familien nicht warten lassen. Somit hatten wir auch hier mit dem Krankenhaus geredet und sie hatten sich einverstanden erklärt, unsere Familien schon um zehn Uhr am Morgen rein zulassen.
Somit klopfte es überpünktlich wieder an der Tür und nach einem zögerlichen aufschieben des sehr breiten Einganges und einem Kopf der vorsichtig hineinguckte, wurde sie weiter aufgezogen und die ganze Mannschaft kreiste sich ums Bett.
„Wie süß!"
„Oh mein Gott, wie klein"
„Ist es ein Mädchen oder ein Junge?"
„Darf ich euer Kind einmal halten?"
Immer mehr Fragen prasselten auf uns nieder – auch wenn sie leise gestellt wurden, denn unsere Tochter schlief mal wieder. Jay und meine Mutter hatten anscheinend bis geschwiegen, denn kein anderer schien zu wissen, dass wir eine Tochter hatten. Ich lächelte alle überglücklich an. Mein Lächeln wollte gar nicht mehr verschwinden.
„Darf ich euch vorstellen: April Tomlinson, eure Nichte", Louis war mittlerweile aus dem Bett aufgestanden und hatte alle versucht zu begrüßen – sie waren selbstverständlich alle auf April fixiert. Ich hatte mich mit meiner Tochter auf den Armen aufrechter hingesetzt, sodass sie alle besser sehen konnten.
Ernest und Doris hatten sich neugierig auf meine Beine gesetzt. Phoebe und Daisy saßen links und rechts direkt bei April. Lottie und Fizzy waren hinter ihren Schwestern. Die Erwachsenen standen mit Louis am Ende des Bettes und unterhielten sich. Es herrschte eine lockere Stimmung und April war der wundervolle Mittelpunkt. Alle bemerkten jedes kleinste Zucken von April sofort und kommentierten es mit entzückenden Komplimenten. Ich brauchte nur in ihre Gesichter zu schauen, um zu wissen, dass April sie schon längst um den kleinen Finger gewickelt hatte. Doch so war sie, unsere Tochter.
Die Abreise aus dem Krankenhaus dagegen ließ die Stimmung bei mir sofort umschlagen, denn sie war schwieriger als gedacht. Wir hatten unsere Familien voraus geschickt und nun war es an uns hinterher zukommen. Doch zuerst musste ich alle möglichen Unterlagen unterschreiben, dann sollte mein Verlobter den Kindersitz aus dem Auto holen und dann mussten wir uns noch um die Paparazzi sorgen machen. Louis wurde unglücklicherweise beim Herausgehen gesehen und nun war bekannt, dass wir uns im Krankenhaus befanden. Max hatte uns gleich darauf angerufen als er die Nachricht auf Twitter gesehen hatte, um uns Bescheid zu sagen, dass wir vorsichtig sein sollten. Daraufhin habe ich dann Panik geschoben, da ich den ganzen Trubel bei April eigentlich vermeiden wollte – obwohl ich wusste, dass das bei unserem Bekanntheitsgrad mehr als unwahrscheinlich war – und nun waren wir hier. Die Sachen von April und mir waren gepackt – alles war für unsere Abreise fertig, nur wir selber nicht. Ich hatte Angst vor dem Trubel, der uns höchstwahrscheinlich erwartete. Ich wollte das unserem Kind nicht antun! Nicht am zweiten Tag ihres langen Lebens!
„Was machen wir denn jetzt?!", fragte ich Louis mit leichter Panik in der Stimme und versuchte mich auf meine Tochter zu konzentrieren, die friedlich in meinen Armen lag. Ich konnte sie einfach nicht ablegen. Das Gefühl ihr ständig nah zu sein durchflutete meinen Körper und ließ mich nicht mehr los.
„Ich rufe Mason an. Er soll sein Team zusammenrufen, wenn er denkt, die Situation wäre zu gefährlich. Ich verspreche dir, wir werden das Krankenhaus nicht eher verlassen, ehe wir nicht hundertprozentig sicher sind, dass nichts passiert", mit diesen Worten zückte Louis sein Handy und hielt es sich ans Ohr. Ich war ihm so unendlich dankbar, dass er sich darum kümmerte. Er wollte genauso wenig, dass uns was passierte, wie ich. Gerade mit einem Neugeborenen war man als frischgebackene Eltern sehr vorsichtig und versuchte jeden Fehler penibel zu vermeiden. Manchmal war man lieber überführsorglich, als das man es später bereuen musste.
Unser Leben spielte nun einmal zum Teil in der Öffentlichkeit ab und jeder interessierte sich für Louis und die Band. Wir mussten damit umgehen und unsere Tochter vor den Schattenseiten schützen. Alle Schutzmaßnahmen würden wir anwenden, um unsere Tochter zu schützen. Es fing schon mit ihrem Namen und ihrem Gesicht an. Wir hatten vorgesorgt und uns ein großes blickdichtes und dennoch luftdurchlässiges Tuch besorgt, was wir über den Kindersitz spannen konnten, damit die Kamera sie nicht einfangen konnten – sie eventuell mit den hellen Lichtern schaden konnten. Wir würden sie so lange vor den Medien und den Drohungen schützen, wie es nur ging – kostete es was es wolle.
Als Mason eintraf und uns das Okay von außen gab, hatten wir April schon in den Kindersitz gesetzt. Ich hatte mich zwar weitestgehend beruhigt, doch mein Herz raste immer noch, als Louis den Sitz nahm und mit mir Hand in Hand den Flur zum Ausgang ging.
„Bereit?", fragte Louis, als wir die Türen erreichten und ich nickte leicht. Ich drückte seine Hand, warf einen Blick auf April, die uns mit ihren strahlenden Augen entgegenblickte und breitete das Tuch über ihr aus.
„Es ist für deinen Schutz", flüsterte ich unserer Tochter zu, ehe ich Louis das Ende in die Handdrückte, sodass zwischen dem Sonnenschutz und dem Tragegriff eine Lücke blieb. Wir würden es nie über unser Herz bringen das Tuch vollständig über April auszubreiten. Die Angst, dass sie darunter ersticken würde, war einfach zu groß. Wir hatten uns zwar vom Fachmann beraten lassen, doch sicher konnte man nie genug sein. Somit würde es auch, sobald wir im Auto waren, wieder runter genommen. Wir wollten nichts riskieren.
Als ich sicher war, das April für die Paparazzi da draußen nicht zu sehen war, öffnete ich die Tür und trat mit meiner Familie nach draußen. Das Blitzlichtgewitter als sie Louis erkannten ging auf der Stelle los und hüllte uns vollkommen ein.
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