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*POV Timothee*

Auf der Party war viel los, schon im Vorgarten musste ich mich an einer traube Menschen vorbei schlängeln. Es war verwunderlich das die Nachbarn sich noch nie beschwert hatten. Ein Gedanke der mir heute das erste Mal kam. Aber es war auch das erste Mal das ich komplett nüchtern her kam. Für gewöhnlich trank ich bereits bei Tom etwas, bevor es los zu den Partys ging.
Die Haustür stand offen, laute Musik schallte mir entgegen.
Ich bog zur Küche ab, hier wartete Tom auf mich.
>Hey< grüßte ich ihn.
>Es kam mir von Anfang an komisch vor, als sie mit Alice hier an kam< rief er in mein Ohr.
>Wo sind sie denn?< die Musik war selbst hier super laut.
>Zuletzt hab ich die beiden im Garten gesehen<
Ich sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an. Im Garten war der Pool der Familie. Jason war das typische Klischee. Reiche Eltern, Quaterback und hatte bislang immer das beliebteste Mädchen an seiner Seite.
>Keine Sorge, Jason hat den Pool tatsächlich mal zu. Unwetterwarnung, da ist selbst er mal vorsichtig< erklärte Tom. Das beruhigte mich schon mal etwas. Wenn der Pool im Spiel war, wurde es meist recht schnell eine Party mit wenig Bekleidung.
Ich folgte Tom, der erstaunlich nüchtern war, durch die Menge nach draußen. Auf der erhöhten Terasse konnte man die tanzenden Leute auf dem Rasen gut überblicken.
>Da< Tom deutete nach links. Ich brauchte etwas, um genau zu finden wo er hin zeigte. Leonora und Alice sprangen lachend und ließen ihre Hüften kreisen, beide einen Plastikbecher in der Hand.
>Ich hab alles versucht, dass sie nach Hause gehen sollen, aber keine Chance< seufzte Tom. Ich musste schmunzeln, endlich hatte mal jemand zweites ihren Sturkopf kennengelernt.
>Was will sie hier?< Tom sah mich an. Ich zuckte mit den Schultern.
>Keine Ahnung<
>Ich dachte die Partybilder auf ihrem Insta seien fake< sagte Tom ernst.
Verwirrt sah ich ihn an. Er sah sich ihr Instagram an?
>Na bis jetzt ist sie nie auf irgend welchen Partys aufgekreuzt, selbst den Ball hat sie früher verlassen und jetzt taucht sie in dem heißen Outfit auf und zieht alle Blicke auf sich<
Jetzt erst fiel mir auf, wie viele Typen sie beobachteten. Doch entweder bekam Leo es nicht mit oder sie ignorierte es.
Ein Tropfen fiel auf meinen Arm. Ich sah nach oben, was total albern war, denn es war dunkel. Aber die Tropfen wurden immer mehr.
>Ey deine Schwester hats echt drauf< irgend wer Schlug mir auf die Schulter.
>Ich habe keine...< ich unterbrach mich selber. Der Kerl meinte Leonora. Sie war doch nicht meine Schwester.
>Ich nehme an du willst dem ganzen ein Ende setzen und sie nach Hause bringen bevor es auffällt das sie weg ist?< hakte Tom nun nach. Mittlerweile regnete es so richtig, aber das schien hier niemanden zu interessieren. Wir standen glücklicherweise noch unter der Überdachung.
>Eigentlich ist das Quatsch< murmelte ich und ging einen Schritt zurück. Tom kniff die Augenbrauen zusammen.
>Sie ist nicht meine Schwester, sie kann tun und lassen was sie will<
>Was ist denn jetzt los?< Tom stellte sich vor mich.
>Ich hab so viel riskiert, habe das Filmprojekt pausiert für sie<
>Ich dachte das hast du gemacht, weil es dir nicht gut ging<
>Ja auch und daraus wurde dann der Ausflug nach L.A. das hab ich für sie gemacht... und es war auch ganz cool, aber keine Ahnung. Jetzt ist es wie vorher wir leben nebeneinander und das wars< schüttete ich plötzlich mein Herz aus, etwas das ich sonst ungern tat.
>Oookay< Tom überlegte. >Aber was willst du was das zwischen euch ist? Ich dachte du wolltest sie so schnell wie möglich los werden? Dann fährst du aber mit ihr weg und bist letztlich auch jetzt her gekommen<
Tom hatte recht, das waren damals meine Worte gewesen, als ich ihm davon erzählte das der neue Freund meiner Mom zu uns ziehen würde.
>Keine Ahnung< ich fühlte mich langsam unwohl hier.
>Timothee< ich wirbelte herum. Anni stand vor mir. Sie war mit uns in der Theater AG.
>Hi< grüßte ich sie kurz und wollte mich zurück drehen zu Tom, doch sie hielt mich fest.
>Ich hab ne Wette mit den Mädels da hinten< sie zeigte in irgend eine Richtung. Fragend sah ich sie an. Was interessierte mich das? Ich hatte gerade völlig andere Probleme. Die Antwort fand ich ziemlich schnell heraus, denn sie nahm mein Gesicht in die Hand und presste ihre Lippen auf meine. Überrumpelt erwiderte ich den Kuss.
>Uuh Timothee< hörte ich plötzlich Leonora quietschen. Sofort wich ich von Anni zurück. Alles hatte aufgehört mit dem was sie gerade taten und sahen zu uns.
>Auf Timothee den Star des Abends< rief Alice und hob den Becher. Sie waren definitiv beide betrunken, da sie sofort los kicherten. Alle anderen hatten auch den Becher gehoben, dann ging endlich die Party weiter. Ich ließ Anni stehen und schob mich zu den zweien. Die beiden lachten immer noch, hatten offensichtlich mühe sich auf den Beinen zu halten.
>Ich denke das reicht für heute< ich nahm Leonora den Becher ab.
>Knutsch doch weiter mit der kleinen< lallte sie und machte eine weg winkende Bewegung. Ich musterte sie. Es erinnerte mich vieles an die Leonora von Instagram, da hatte Tom recht. Die weite Jeansjacke, die kurze schwarze Hose, die glitzernden Overknees und das dazu passende bauchfreie Top.
>Mädels ihr seit stirnhagel voll< stellte Tom klar und nahm Alice den Becher weg.
>Oder ihr zu nüchtern< kicherte Alice. Tom verdrehte die Augen und hakte sich bei ihr unter.
>Komm, ich bring dich nach Hause< sagte er ruhig und zog sie mit. Leonora sah den beiden hinterher.
>Ich dachte du trinkst nichts?<
>Ach Timothee< seufzte sie und stapfte an mir vorbei. Es war ein wunder das sie nicht fiel. Der Boden war aufgeweicht vom Regen und die spitzen Hacken ihrer Schuhe versanken darin. Ich folgte ihr.
An der Terasse schüttelte sie den Dreck von den Schuhen und stieß gegen Jason.
>Du willst schon gehen?< fragte dieser. Mir entging nicht wie er in ihren Ausschnitt sah.
>Mein Abholservice ist da< sie deutete über die Schulter zu mir.
>Wie schade. Aber warte< er griff nach einem Stift der auf dem Tisch lag und schrieb etwas auf ihren Unterarm. >Meld dich bei mir< lächelte er bei mir.
>Und was ist mit...< setzte Leo an, doch Jason legte ihr einen Finger auf die Lippen.
>Sssh, manches bleibt eben unser Geheimnis<
Leo nickte langsam. Ich war mir sicher, wäre sie nicht betrunken, hätte sie ihm irgend was an den Kopf geschmettert. Stattdessen drehte sie sich zu mir um, legte sich einen Finger auf die Lippen.
>Ein Geheimnis Timmy, hast du das gehört< flüsterte sie.
Ich nahm dies zum Anlass, sie am Arm zu nehmen und mit mir ins Haus zu ziehen oder besser hindurch. An der Straße riss sie sich von mir los.
>Jetzt weiß ich das Geheimnis doch gar nicht<
>Herrgott du wärst das Geheimnis gewesen. Seine Affäre!< platzte mir der Kragen.
>Oh< sie strich sich die Haare aus dem Gesicht.
>Wir gehen jetzt nach Hause< entschied ich. Tatsächlich kam Leonora mit. Wir liefen die Straße entlang, ihre Schuhe klackten auf den Steinen. Es wäre das einzige Geräusch gewesen das man hörte, wenn der Regen nicht wieder einsetzen würde.
>Wie seit ihr bloß auf diese dumme Idee gekommen zu der Party zu gehen?< fragte ich nach einer Weile.
Leonora blieb stehen und sah mich an.
>Du gehst ständig auf Partys< entgegnete sie.
>Ja, aber das ist völlig was anderes<
>Ach ja?< sie verschränkte die Arme vor der Brust.
>Ja definitiv. Ich bin nicht so freizügig unterwegs, dass gefühlt die halbe Party mit mir vögeln will< die Worte sprudelten so aus mir heraus.
>Ne das stimmt wohl. Du vögelst ja die halbe Party< sie machte eine ausschweifende Bewegung mit dem Arm. >Ich habe niemanden geknutscht. Alice und ich hatten einfach Spaß, wir haben getanzt mehr nicht. Ach was rede ich überhaupt mit dir darüber< sie ging einfach weiter.
>So hab ich das gemeint. Das war dumm< ich schnappte mir ihre Hand, damit sie anhielt. Doch das brachte sie scheinbar aus ihrem Konzept, sie schwankte. Ich zog sie an mich, damit sie nicht fiel. Ihre Hand lag auf meiner Brust, als wollte sie sich daran festhalten. Durch das nasse Shirt fühlte sich ihre Hand noch so viel wärmer an als sonst.
>Hast du trainiert?< bei jedem Wort roch ich den Alkohol in ihrem Atem und dennoch machte mein Herz einen kleinen Satz, dass sie es bemerkte.
>Das hat sich beim Dreh so ergeben< erklärte ich möglichst locker. Sie löste sich von mir und musterte mich, dann nickte sie.
>Ich wollte gerade nicht so sein< entschuldigte ich mich. Doch Leonora war schon wieder los gelaufen.
Am Haus angekommen stellte ich beruhigt fest, dass alles dunkel war.
>Wir können durch mein Fenster rein< flüsterte ich. Lächelnd zog Leonora ihren Schlüssel aus der Tasche und hielt ihn mir hin.
>Das ist zu laut, dann hören sie das wir weg waren<
>Und?< fragte sie. Ich sah sie entgeistert hat.
>Hast du deinen Verstand auf der Party vergessen? Du hast Hausarrest<
Leo schüttelte den Kopf. >Schon seit zwei Wochen nicht mehr<
Fassungslos sah ich sie an.
>Ich bin dir also gefolgt, um dich vor einer vermeintlichen Dummheit zu bewahren, weil du immer noch erzählst du hättest Hausarrest obwohl du gar keinen mehr hast?<
>Scheint so< grinste sie frech. >Aber so hättest du wohl heute Abend keinen Kuss mehr bekommen< natürlich musste sie auf das mit Anni anspielen.
>Wenn ich bock gehabt hätte wen zu küssen, hätte ich das Haus nicht verlassen brauchen. Immerhin ist dein Zimmer gleich gegenüber< triumphierend grinste ich nun sie an. Leonoras Augen weiteten sich. >Ich bin zu betrunken für solche tiefgründigen Gespräche< schmetterte sie meine Worte ab, ich fand es dennoch lustig.

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