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*POV Timothee*
Lautes klopfen an der Zimmertür weckte uns. Ich streckte mich und schob Leonora vorsichtig von mir runter, sie schien noch nicht wach geworden zu sein oder ignorierte den Krach einfach.
>Komme< rief ich und schwang mich aus dem Bett. Ich öffnete die Tür und stand einem bulligen Kerl mit Bart gegenüber.
>Äh hi< stammelte ich, ich war mir nicht ganz sicher, ob ich ihn gestern gesehen hatte oder nicht.
>Ihr seit vielleicht Schlafmützen< lachte dieser.
>Pops?< Leonora tauchte hinter mir auf. Gestern hatte sie die Haare zu einem Zopf geflochten gehabt, nun hangen wirr Strähnen heraus.
>Wir sind hier um euch abzuholen< erklärte er. Ich hatte also recht gehabt, er war einer von den ganzen Typen von gestern.
>Wir?< fragte ich zweifelnd da niemand hinter ihm stand.
>Oh gott< murmelte Leo und drehte sich von der Tür weg, verwirrt drehte ich mich auch um und sah wie dieser Finn am Balkongeländer hoch geklettert kam und sich lässig drüber schwang. Leo öffnete ihm die Tür.
>Kannst du auch mal wie normale Menschen zumindest die Treppe nehmen? Ich verlange ja gar nicht, dass du dich in diese neuartige Erfindung namens Fahrstuhl traust< begrüßte Leonora ihn Kopfschüttelnd.
>Ist sie immer so spießig seit sie in New York ist?< fragte er an mich gewandt. Ich öffnete den Mund, schloss ihn jedoch wieder, bevor ich etwas falsches sagte.
>So los jetzt, wir stehen unten im Halteverbot. Zieht euch was an< Pops klatschte in die Hände.
Wir hatten uns wirklich beeilt und ich wusste nicht einmal wofür. Aber ich hatte auch nicht das Gefühl, das wir eine Wahl hatten. Dieser Pops machte einen sehr resuluten Eindruck. Leonora lief neben mir die Treppe hinunter. Unser Abholservice war schon vor gelaufen.
>Wusstest du davon?< fragte ich schließlich. Leonora schüttelte den Kopf.
>Ich weiß nicht mal woher sie unsere Zimmernummer haben< gestand sie als wir durch die Lobby liefen. Auf der Straße erblickte ich Pops, Finn und Cole. Allerdings stand nirgends ein Auto. Pops begann zu lachen, Finn ebenfalls.
>Und was sollte das jetzt mit dem Halteverbot, weswegen wir nicht mal duschen konnten?< fragte Leonora. Cole sah sie verwirrt an.
>Wir sind nicht mit dem Au...< setzte er an.
>Wir haben Cole hier unten geparkt< prustete Finn los. >Genau hier< er deutete auf das Verkehrsschild über ihm, welches ein absolutes Halteverbot zeigte. Pops und Finn klatschten lachend ab. Cole verdrehte die Augen und ich verstand endlich was sie meinten.
>Willkommen im Kindergarten< raunte Leo mir zu, die das ganze scheinbar schneller verstanden hatte als ich.
>Wir wollten euch zum Frühstück abholen< verkündete Finn.
>Die beiden wollten< korrigierte Cole.
>Hört nicht auf die rollende schlechte Laune< ergänzte Pops und schob den Rollstuhl samt Cole los. Ein wenig tat er mir leid, er musste sich ganz schön was gefallen lassen von den zweien. Finn lief zu Leonora und hakte sich bei ihr ein, ich gesellte mich zu Cole und Pops. So liefen wir vom Hotel weg, geradewegs in den Trubel von L.A.
Pops erklärte mir einige Ecken an denen wir vorbei kamen, es war ein bisschen wie Sightseeing und er war wirklich ein guter Reiseführer. Cole beteiligte sich nicht am Gespräch, er hatte den Blick stur auf Leonora gerichtet. Diese spaßte mit Finn vor uns herum. Ich war erstaunt wie locker und glücklich sie war. Die zwei lachten viel. Finn ließ sie immer wieder los, sprang über Pfeiler, hangelte sich an Laternen entlang. Es schien als wenn er kaum still sein könnte.
Irgend wann blieben die zwei plötzlich stehen und sahen sich an.
>Ihr bleibt hier< rief Cole. Ich erschrak ein bisschen, ich hatte nicht damit gerechnet das er überhaupt noch was sagen würde.
>Wer als erster wieder hier unten ist< rief Finn und rannte los.
>Das ist unfair< rief Leonora und rannte hinterher.
Pops blieb stehen, ich tat es ihm gleich. Ich sah den zweien zu, wie sie eine ziemlich lange Treppe nach oben rannten. Es waren sicherlich an die 100 Stufen. Leonora schaffte es aufzuholen. Oben umrundeten sie eine Statue und kamen zurück. Finn sprang die Stufen förmlich runter, während Leonora auf das Geländer glitt und winkend an ihm vorbei rutschte. Unten angekommen sprang sie herunter, rollte sie ab und sah lachend zu Finn.
>Das war eindeutig geschummelt< rief er.
>War es nicht, du hast verloren< grinste sie.
>Ihr seit schlimmer als kleine Kinder< knurrte Cole.
>Ach?< mischte Pops sich ein. >Jetzt weißt du mal wie das all die Jahre mit euch war. Ständig springt und hüpft ihr in der Gegend rum und ich kann aufpassen, dass am Ende alle heil nach Hause kommen<
Ich biss die Zähne zusammen um nicht los zu lachen. Wenn ich ihn so hörte klang es, als sei er der Vater, der versuchte sein Chaos Trio zusammen zu halten.
>Zieh mich da nicht mit rein, so schlimm wie die Terrorzwillinge da war ich nicht< Cole deutete auf Leonora und Finn. Diese protestierten mit einem lauten >hey<.
Nun musste ich doch schmunzeln und verstand zunehmend warum sie sich als Familie bezeichneten.
>Timothee das ist hier für gewöhnlich immer so< erklärte Pops, als wir weiter liefen. >Zumindest einer kann mir nicht mehr weglaufen<
>Pops< Cole klang genervt.
>Ja ja du warst nicht so schlimm< Pops tätschelte die Schulter von Cole. >Die zwei da vorne haben in der Tat mehr quatsch im Kopf<
Ich sah wieder nach vorne. Finn hang sich gerade senkrecht an einen Laternenpfahl, nur um dann wieder auf die Füße zu springen und deutete zu Leonora, dass sie scheinbar das gleiche tun sollte.
>Ich habe sie noch nie so erlebt< gab ich zu.
>Das ist noch harmlos< lachte Pops.
Leonora umklammerte den Pfahl und hang sich mit Schwung überkopf, nur um Finn die Zunge raus zu strecken. Sie stand genauso schnell wie er zuvor wieder auf den Beinen.
>Jetzt du< Finn kam zu uns gelaufen. Ich war mir nicht sicher wen er meinte, mich ganz sicher nicht.
Cole sah zu Pops hoch, dieser hob sofort die Hände hoch. >Das ist euer Bereich<
>Cole sei kein Spielverderber< ließ Finn nicht locker. Dieser schüttelte jedoch den Kopf.
Leonora kam auch die paar Schritte zurück.
>Du bist echt anstrengend. Leo ist endlich zurück, alle haben Spaß, nur du sitzt hier wieder und schaust als wärt ihr damals drauf gegangen. Aber scheinbar bist du das Cole< Finn wandte sich verärgert ab und ging davon.
>Finn warte, das war echt nicht okay< Pops lief ihm hinterher. Ich sah zu Cole, dieser zeigte keinerlei Regung in seinem Gesicht, griff nach den Rädern, drehte sich von uns weg um in entgegengesetzter Richtung zu Pops und Finn davon zu fahren.
Leonora hatte wie angewurzelt da gestanden, nun griff sie jedoch nach Coles Arm, um ihn zu stoppen. Doch er drückte weiter gegen die Räder.
>Jetzt hau doch nicht ab< sagte sie und umfasste die Griffe des Rollstuhls. Er sagte nichts, sondern drückte noch mehr die Räder nach vorne. Leonora stemmte sich dem entgegen.
>Cole bitte<
Ich sah das weiß an seinen Fingerknöcheln hervortreten, doch er schaffte es den Rollstuhl nach vorne zu bewegen. Leos Schuhe rutschten über die Steine.
>Verdammt willst du mich jetzt durch die ganze Stadt ziehen? Ich werde nicht los lassen. Uns wurde ein Frühstück versprochen. Oder soll das hier ein Stunt aus dem Hause Cole werden? Dann würde ich mir aber etwas mehr speed wünschen... oh und vielleicht diese Sohlen die so funken sprühen< die beiden waren locker drei Meter vorwärts gekommen, da ließ Cole die Arme schlaff am Rollstuhl runter hängen. Der Mann musste Armmuskeln haben, der Wahnsinn. Aber er sah aktuell nicht danach aus. Leo ging um ihn rum und hockte sich vor ihn. Die Hände auf seine Knie gelegt.
>Hör nicht auf Finn, er ist sauer, da sagt man Dinge die man nicht so meint. Das weißt du am besten. Ich bin froh, dass wir beide leben ... zumindest noch, allmählich verhungere ich< grinste Leonora. Ich sah wie sich auch auf Coles Lippen ein Lächeln schlich.
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