56
*POV Leonora*
Das Taxi fuhr uns zurück zum Hotel. Ich sah die gesamte Fahrt aus dem Fenster. Mein Kopf war leer, ich hatte keine Kraft mehr irgend etwas zu tun. Timothee half mir aus dem Auto und brachte mich zu meinem Zimmer. Ich war ihm so dankbar, dass er nicht von meiner Seite gewichen war, aber selbst dafür hatte ich keine Kraft mehr ein einfaches >Danke< über die Lippen zu bringen.
Samt meiner Klamotten und Schuhe fiel ich auf das Bett. Meine Lederjacke im Arm umklammert, meine Finger wanderten zu der Kette mit dem kleinen Mondstein. Ich schloss die Augen und ganz plötzlich hörte ich die Möwen wieder, spürte den Sand unter meinen Füßen. Die Sonne schien hell. Vor mir sah ich Pops und Finn wie sie zum Wasser rannten und sich in die Wellen stürzten. Von hinten schlangen sich Arme um mich, ich schloss die Augen und spürte seine Lippen an meinem Hals. Er küsste sich hoch zu meiner Wange, ich drehte meinen Kopf in Coles Richtung. >Ich habe etwas für dich< flüsterte er. Ich wollte mich zu ihm drehen, doch er ließ mich nicht. >Bleib so stehen< wies er mich an und ließ mich los. Er legte mir eine Kette um, ich spürte das kühle Metall an meiner Haut. >Das ist ein Mondstein. Die sagen hier das er Träume fördert und das Herz für neue Erfahrungen öffnet< lächelnd drehte ich mich zu ihm. Doch er lächelte nicht zurück, stattdessen sah er mich erschrocken an. >Spring raus!< schrie er, ich verstand nicht was er meinte, sah mich panisch in dem Auto um. Ein Ruck ging durch den Wagen und er kippte. Ich wollte schreien doch es ging nicht. Mein Körper knallte gegen irgendwas, es tat höllisch weh.
Mit Herzrasen schreckte ich hoch. Ich krallte mich in den weichen Untergrund und versuchte meine Atmung zu kontrollieren. Es war stockdunkel. Langsam gewöhnten sich meine Augen an diese Dunkelheit. Ich war im Hotelzimmer auf dem Bett. Mir ging es gut, ich war allein.
Ich stand auf und lief ins Bad, um mir kaltes Wasser ins Gesicht zu machen. Meine Hände zitterten als ich nach dem Handtuch griff. Mein Weg führte mich durch das Zimmer auf den Balkon, ich ging rüber zu Timothees Zimmer und klopfte an seine Balkontür. Es dauerte einen Moment, da schoben sich die Vorhänge beiseite und ein verschlafener Timothee öffnete die Tür.
>Ist alles in Ordnung?< seine Haare standen kreuz und quer von seinem Kopf ab. Ich schüttelte den Kopf, meine Brust schnürte sich zu, aber ich konnte nicht weinen. Es war als hätte mein Körper beschlossen, dass ich genug geweint hatte.
Timothee zog mich zu sich heran und nahm mich in den Arm.
>Das war wohl alles ein bisschen viel heute< flüsterte er ruhig und zog mich in sein Zimmer rein. >Möchtest du hier schlafen?< Ich nickte, den Kopf an seine Brust gelegt.
Er schaffte es uns zum Bett zu bewegen und uns hinzulegen, ohne die Umarmung zu unterbrechen. Nun lag ich mit dem Kopf auf Timothees Brust und spürte seine Wärme.
>Möchtest du darüber reden?< fragte er in die Stille hinein.
>Es war ein Albtraum. Das hatte ich früher viel< nuschelte ich.
>Meine Mom hat immer gesagt, dass Albträume von Geistern geschickt werden, die Abends keine Zähne geputzt haben<
>Was?< ich hob den Kopf um Timothee anzusehen.
>Keine Ahnung, was es damit auf sich hat. Wahrscheinlich war das ihre Art mir klar zu machen, dass ich Zähne putzen soll< lachte er, ich konnte nicht anders als mit zu lachen. Ich legte meinen Kopf wieder auf seine Brust.
>Willst du wirklich da morgen noch einmal hin?< fragte er.
>Ich denke ich muss. Es klingt so albern, er hat mich so verletzt und dennoch sorge ich mich um ihn. Pops meint, dass Cole sich so verändert, kaum noch raus geht.<
>Ich denke er hat genauso mit seiner Entscheidung zu kämpfen dich verlassen zu habe, wie du selber auch< Timothee klang ehrlich. Wahrscheinlich hatte er recht.
>Ist es albern zu glauben, dass da irgend wo in ihm noch diese Lebensfreude steckt? Er war nie so nachdenklich wie jetzt<
Ich spürte Timothees Hand meinen Rücken entlang streichen.
>Nein, ich glaube nicht. Du solltest nur nicht dich selbst darin verlieren.<
Ich zog die Luft ein und roch dabei Timmys Parfüm. Er war so anders als Cole, so sanft und ruhig. Cole war immer in Bewegung und hatte stets den Takt angegeben.
>Du solltest schlafen Leonora. Ich bin jetzt bei dir< seine Worte lösten ein kribbeln in meinem Bauch aus, wärme erfüllte meinen Körper. Ich schloss meine Augen und nahm nun seine Berührung an meinem Rücken noch viel mehr wahr.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top