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*POV Timothee*
Die ersten 4 Tage am Set gingen so schnell rum. Es machte Spaß, war aber auch super anstrengend. Ich bemühte mich, cool zu bleiben, auch wenn ich jedes Mal super aufgeregt war, sobald die Kameras auf mich gerichtet waren. Austin hingegen war cool. Er ließ das alles so super einfach wirken.
>Vergiss nicht Spaß dabei zu haben, der Rest kommt von selbst< waren seine Worte nach dem 1. Tag gewesen. Worte die ich versuchte zu verinnerlichen.
Jetzt war Feierabend, ich war zurück in meinen Klamotten, zurück in meinem echten Leben. Ein Taxi fuhr mich nach Hause. Die Produktionsfirma kümmerte sich um all sowas. Es war ungewohnt, nichts selber machen zu müssen. Alle schienen einfach nur darauf aus zu sein, dass ich mich problemlos vor die Kamera stellte und mein Ding machte. Alles andere war nicht mein Problem. Es war das der Assistenten.
Zu Hause erwartete mich Leonora bereits ungeduldig. Heute Abend war es soweit, ich würde ihrem Dad die Kreditkarte von Leo klauen. Wenn meine Mom das wüsste...
>Er sitzt schon mit seinen Freunden vorm Fernseher. Los< zischte sie mir zu, als ich gerade zur Tür rein kam.
>Ja, ja entspann dich< flüsterte ich zurück. Heute war Football, ich wusste gar nicht wer spielte. Aber es war die Gelegenheit, Leo passte auf, dass ihr Dad nichts mitbekam und ich schlich mich ins Schlafzimmer.
Leo hatte mir potentielle Möglichkeiten genannt, wo die Karte sein könnte.
Ich lief zu dem Schreibtisch und öffnete die Schubladen, vergebens, nichts. Im Nachttisch ebenfalls nichts. Widerwillig öffnete ich den Kleiderschrank, ich wollte echt nicht wissen was Dean oder meine Mom so unter den Klamotten trugen.
Unten unter unzähligen Jackets und Hemden entdeckte ich eine Aktentasche. Auch von der hatte Leonora erzählt, scheinbar bewahrte Dean darin allerlei wichtige Dokumente auf. Ich wühlte mich durch das Papier und da sah ich sie. Die Kreditkarte mit Leos Namen. Ich griff danach, verschloss die Tasche und hielt inne.
>Dad... ich...<
>Jetzt nicht Leonora<
Erschrocken sah ich mich um. Die Stimmen klangen viel zu nah.
>Es tut mir leid, Dad. Das wollte ich sagen<
Die Schritte stoppten.
>Mir tut es auch leid, aber ich hoffe du verstehst mich. Ich kann dich nicht wieder dahin lassen.<
>Du willst mich nicht wieder dahin lassen, auch wenn das meine Chance wäre das endlich hinter mir zu lassen< ich hörte an Leos Stimme wie bemüht sie war ruhig zu bleiben.
>Wir wissen beide das du das nicht kannst und dieses Risiko ist mir zu hoch. Ich will dich nicht auch noch verlieren<
Ich hörte wie sich die schweren Schritte von Dean wieder entfernten. Mein Blick lag auf der Kreditkarte in meinen Händen.
Tat ich das richtige?
Ich richtete mich auf, schloss die Schranktür und ging zu Leos Zimmer wie verabredet.
Es dauerte nicht lang, da kam auch Leo selbst und schloss die Tür hinter sich.
>Und?< hoffnungsvoll sah sie mich an.
Ich hob die rechte Hand und hielt die Kreditkarte hoch.
>Omg, du bist der beste< quiekte sie. Völlig unerwartet sprang sie mir in den Arm und drückte mir einen Kuss auf die Wange. Sofort verkrampfte sich mein Kiefer. So schnell wie sie an mich gesprungen war, war sie auch wieder weg.
Ich war mir sicher, dass ich das ganze erst im Schlaf verarbeiten würde. Ihre Lippen an meiner Wange...
>Hallo?< Leo wedelte mit der Hand vor meinem Gesicht rum.
>Hm?<
>Gibst du sie mir jetzt?<
>Nein<
Leos lächeln verschwand. >Wir hatten eine Abmachung<
>Ja und bislang habe ich am meisten davon erfüllt< Ich hielt die Karten fest umklammert. Sie war mein Schlüssel. Die einzige Möglichkeit an Leonora heran zu kommen.
Leo verschränkte die Arme vor der Brust. >Was willst du wissen?<
Alles.
>Wo fliegen wir hin?<
>Los Angeles< Leo streckte die Hand aus.
>Das reicht mir nicht<
Leos Augen schlossen sich, ich sah wie sich ihr Brustkorb hebte und senkte. Sie sah mir direkt in die Augen.
>Ich weiß nicht wie ich dir das erklären soll< ihre gesamte Körperhaltung brach in sich zusammen. Die sonst so taffe Leonora, stand mit hängenden Schultern vor mir und spielte mit ihren Fingern.
>Bei dem Ball vor ein paar Tagen, da hat mich ...< sie stockte. >In L.A. da ...< wieder stockte sie. Sie sah auf ihre Hände und dann wieder zu mir oder eher an mir vorbei.
>Setz dich< sie deutete auf ihr Bett. Ich folgte ihrer Anweisung. Leonora ging an ihren Schrank und holte einen Bilderrahmen heraus. Sie ließ sich neben mir auf der Matratze nieder und gab mir den Rahmen in die Hand.
Darin war ein Bild. Es zeigte eine Gruppe von Menschen, sie alle trugen Overalls, so wie es Motorradfahrer taten. Sie standen mit den Armen verschränkt vor einer Rampe, über ihnen flog ein Motorrad mit noch jemanden in diesem Overall, sein Gesicht war durch den Helm verdeckt. Mittig in der Gruppe stand Leonora, die Haare zum Pferdeschwanz gebunden.
>Meine Mom hat auch in der Filmbranche gearbeitet. Sie war Reiterin, wie du ja weißt. Dadurch war irgend wie schon immer der Kontakt zu all dem da. Und scheinbar verfolgt er mich selbst bis hier her<
Ich lächelte kurz bei ihrer Anspielung auf mich.
>Ich war viel mit meiner Mom unterwegs und habe geholfen bei den Produktionen. Schon da habe ich viele verschiedene Sportarten gemacht... und dann habe ich am Set Cole kennengelernt. Ihr Finger legte sich auf den Typen mit dem Helm. Er meinte ich Potential und solle doch zu ihm ins Stuntteam kommen. Das ist quasi der verrückte Haufen da auf dem Bild.< in Leos Gesicht schlich sich ein Lächeln. >Wir haben die coolsten Dinge zusammen gemacht. Wo ich dann in L.A. gelebt habe, ging es so richtig los. Es gibt wenig Stuntfrauen, also tat Cole alles dafür um mir Jobs zu besorgen und es lief echt gut. Er war so bekloppt daran zu glauben, dass aus der kleinen verheulten Blondine die in Los Angeles ankam, noch was gescheites werden konnte<
>Ihr wart zusammen?< Ich sah sie fragend an. Unabhängig von dem Zeitungsartikel merkte ich an der Art wie sie über ihn sprach, dass da was gewesen sein musste. Leo nickte langsam. >Oder seit ihr es noch?< Ich könnte mich für die Frage Ohrfeigen, das tat doch nun wirklich nichts zur Sache.
>Nein, nicht mehr< Leos lächeln verschwand wieder und sie sah auf ihre Hände, welche in ihrem Schoß lagen.
>Einer der Stunts ging schief. Es gingen immer wieder welche schief. Aber der letzte so richtig. Cole konnte alles mit Autos und Motorrädern anstellen. Ich nicht, davor hatte ich irgend wie Respekt. Ich war eher die jenige die sich irgend wo runter stürzt...
Es war geplant, dass Cole das Auto fährt. Ich sollte während der Fahrt heraus springen und Cole dann das Fahrzeug dazu bringen sich zu überschlagen. Klingt dramatischer als es ist.< ich traute mich kaum zu atmen während sie erzählte.
>Cole hatte das Auto dreimal abgecheckt, der Stuntkoordinator zuvor auch. Also fuhren wir los. Ich war nicht angeschnallt, damit ich ja aus dem Fenster klettern konnte. Ich weiß das ich noch einmal zu Cole gesehen hatte, bevor ich heraus klettern wollte. Und dann hörten wir über Funk wie jemand nahezu panisch schrie wir sollen abbrechen. Aber da war es schon zu spät. Der Wagen kippte. Irgend wer hatte den Weg falsch geplant, die Rampe war zu früh aufgestellt worden, wodurch der Wagen zu früh kippte. Ich weiß nicht wie viele Male wir uns überschlagen haben, ich bin so hin und her geflogen in diesem Auto, bis ich weg war. Erst im Krankenwagen bin ich wieder zu mir gekommen. Ich hatte ein zwei Knochenbrüche, nichts schlimmes.<
>Und Cole?< fragte ich vorsichtig nach. Ich hatte den Artikel nicht gelesen, wusste nicht ob er noch lebte.
>Dadurch das er angeschnallt war, haben sie ihn nicht so schnell raus bekommen. Er hatte sich schlimmer verletzt, mehr weiß ich nicht. Im Krankenhaus als ich nach ihm sehen wollte, da...< Leonora begann zu weinen. >Er hat mir nicht erlaubt ihn zu besuchen. Ich habe ihn seit dem nicht mehr gesehen. Immer wieder habe ich ihn angerufen, bin zu ihm nach Hause gefahren, nur um zu erfahren das er umgezogen ist. Als wäre all das meine Schuld. Und dann beim Ball ... Plötzlich ruft er mich an und fragt ob wir reden könnten, ob ich kommen könnte<
Ich legte den Bilderrahmen hinter mich und zog Leonora an mich. Unfähig irgend etwas dazu zu sagen. Und dennoch konnte ich Dean nun verstehen. Er hatte Angst um Leonora, Angst wie es jeder Vater um seine Tochter hatte. Gleichzeitig verstand ich diesen Cole nicht, wie konnte er Leonora so aus seinem Leben verbannen? So eine hübsche, tolle... okay stopp, nein, sollte wollte ich nicht über sie denken. Sie war ein Mädel das bei mir wohnte, fertig, mehr wollte ich mir nicht erlauben. Gleichzeitig brannte noch immer die Stelle an meiner Wange, wo mich ihre Lippen berührt hatten.
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Mit diesem etwas längeren Kapitel, gab es mal einen Einblick in Leonoras Leben
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