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Am Flughafen herrschte geschäftiges Treiben, Menschen eilten durch die Hallen, Koffer rollten über den Boden, und es gab ein ständiges Murmeln von Stimmen und Durchsagen. Ich und Leonora schlenderten durch den großen Terminal, beide mit leichten Taschen über der Schulter. Es war seltsam – trotz all des Lärms um uns herum fühlte sich die Zeit mit ihr gerade ruhig und vertraut an. Ein kleiner Moment des Friedens vor dem großen Trubel in Paris.

Ich schielte zu Leonora hinüber, die sich gerade einen Kaffee an einem Stand holte. Sie hatte ein lockeres Lächeln auf den Lippen, als sie sich zu mir umdrehte und mir den Becher hinhielt. „Hier, ich habe dir auch einen mitgebracht. Schwarz, wie immer.“

„Danke.“ ich nahm den Becher und nickte ihr zu. „Perfekt, du kennst mich gut.“

Wir gingen zusammen weiter, bis wir an einem Gate eine ruhige Ecke fanden, wo wir uns auf die Sitze fallen ließen. Es war das erste Mal seit Langem, dass wir ohne Ablenkung wirklich Zeit füreinander hatten. Kein Training, kein Filmset – einfach wir beide.

„Also,“ begann ich, als ich mich entspannt zurücklehnte, „wie läuft das Training mit Finn? Ich meine, bis auf deinen kleinen Stunt letztens, den ich zufällig gesehen habe.“

Leonora grinste schief. „Ja, der war nicht meine beste Leistung. Aber sonst läuft es gut. Finn und ich arbeiten uns in die Choreografie rein, es ist aber ganz anders, als das, was wir früher gemacht haben. Kämpfe sind viel technischer. Präziser. Man kann nicht einfach improvisieren wie bei den Stunts mit Autos oder bei Sprüngen. Jeder Schlag, jeder Schritt muss genau sitzen.“

„Ich hab das immer bewundert,“ sagte ich und nahm einen Schluck von seinem Kaffee. „Diese Präzision. Aber ehrlich gesagt, es sieht verdammt anstrengend aus. Und ich dachte schon, mein Job wäre hart.“

„Dein Job?“ Leonora lachte leise. „Du stehst vor der Kamera und siehst gut aus, Timmy. Okay, vielleicht machst du auch noch ein bisschen mehr, aber wir beide wissen, dass der Großteil deines Jobs im gut Aussehen besteht.“

Ich schnaubte gespielt entrüstet. „Hey! Das ist viel schwerer, als es aussieht. Manchmal muss ich so tun, als würde ich sehr tiefgründig nachdenken. Das erfordert wahres Talent!“

Leonora lachte lauter, lehnte sich in ihrem Sitz zurück und sah mich amüsiert an. „Ich glaube dir sofort. Aber ehrlich, wie läuft es am Set?“

Ich musste kurz zu überlegen und starrte auf den Boden. „Es ist... stressig, aber auch unglaublich. Die Dreharbeiten  sind fast zu Ende, und es ist surreal. Diese Welt, die wir erschaffen haben, die Charaktere... manchmal kann ich kaum glauben, dass ich Teil von so etwas Großem bin. Aber es ist auch verdammt viel Druck. Du hast das Gefühl, du musst jedes Mal liefern, und wenn du es nicht tust, enttäuschst du alle.“

Leonora nickte verstehend. „Ja, das kenne ich. Der Druck, immer perfekt sein zu müssen, ist manchmal erdrückend. Besonders jetzt, wo es wieder um so eine große Produktion geht. Dieser Actionfilm könnte das größte Ding sein, das Finn und ich je gemacht haben, und ich habe das Gefühl, dass ich auf einer Gratwanderung bin.“

„Aber du hast es doch drauf,“ sagte ich ernst. „Ich meine, du bist die Beste in dem, was du machst. Und jetzt, wo du auch noch Kampfsequenzen lernst, wirst du bald unschlagbar sein.“

Leonora zuckte mit den Schultern, aber sie konnte das leichte Lächeln auf ihren Lippen nicht verbergen. „Danke. Aber manchmal zweifle ich daran. Es ist schwer, sich in dieser Welt zurechtzufinden.“

Ich sah sie an, die Fluganzeige blinkte im Hintergrund, aber in diesem Moment schien alles um uns herum zu verschwimmen. „Du machst das großartig, Leo. Egal was passiert ist oder noch passieren wird – du findest deinen Weg.“

Leonora blickte mich an, und für einen kurzen Moment war es, als wollte sie etwas sagen, aber dann wurde über die Lautsprecher das Boarding für ihren Flug ausgerufen.

„Na, Paris wartet.“ Sie stand auf und schulterte ihre Tasche. „Lass uns sehen, was die Modewelt zu bieten hat.“

„Und ich zeig dir meine Welt,“ sagte ich, während wir uns in die Schlange einreihten. Wir gingen nebeneinander, und auch wenn wir nicht mehr sprachen, war die Verbindung zwischen uns spürbar.

Während des Fluges unterhielten wir uns leise weiter, tauschten Anekdoten aus unserem beruflichen Alltag aus und lachten darüber, wie absurd manche Situationen am Set sein konnten. Ich war fasziniert von Leonoras Geschichten, und sie wiederum lauschte gespannt, wenn ich über die Dreharbeiten zu Dune sprach. Es war, als könnten wir für einen Moment die Verantwortung und den Druck unserer Jobs vergessen – zumindest bis die Lichter von Paris unter uns am Horizont auftauchten.

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