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Ich stand am Eingang einer schicken Bar im Herzen der Stadt und wartete auf Finn. Es war lange her, seit ich meinen ehemaligen Stuntman-Kollegen das letzte Mal gesehen hatte. Finn war immer derjenige gewesen, der es verstand, mich auf andere Gedanken zu bringen, selbst in den dunkelsten Zeiten. Als er mich vorhin spontan angerufen und zu einem Treffen eingeladen hatte, war ich unsicher gewesen, ob ich überhaupt zusagen sollte. Doch seine lockere Art und die Erinnerung an unserr gemeinsame Zeit hatten mich schließlich überzeugt.

Ein lautes Motorengeräusch ließ mich aufblicken. Ein strahlend roter Sportwagen hielt vor der Bar, und Finn sprang mit einem breiten Grinsen aus dem Fahrzeug. „Da ist meine Lieblings-Stuntfrau!“, rief er aus, während er um das Auto herumging, um mich in eine herzliche Umarmung zu ziehen.

Ich konnte nicht anders, als zu lächeln. „Finn, was zum Teufel hast du jetzt schon wieder vor?“

Er zwinkerte mir zu. „Ich dachte, du könntest ein bisschen Spaß gebrauchen, also hab ich uns eine kleine Spritztour organisiert.“

Ich hob eine Augenbraue und sah auf das glänzende Auto hinter ihm. „Und wie genau hast du das geschafft?“

„Ach, nichts Besonderes“, antwortete er locker. „Ich hab mich als wohlhabender Geschäftsmann ausgegeben, der den Wagen vor dem Kauf unbedingt mal testen muss. Und schwupps, hier sind wir.“

Ich lachte und schüttelte den Kopf. „Du bist verrückt, weißt du das?“

„Vielleicht“, gab er zu, „aber genau das magst du an mir, oder? Jetzt komm schon, steig ein!“

Ohne lange zu zögern ließ ich mich auf den Beifahrersitz fallen und schnallte mich an. Der Innenraum des Autos roch nach neuem Leder, und der Motor schnurrte wie eine Raubkatze. Finn startete den Wagen und trat aufs Gas, sodass wir in die Nacht hinausfuhren.

Die Straßen waren leer, und die Lichter der Stadt zogen an uns vorbei wie verschwommene Erinnerungen. Finn steuerte den Wagen mit sicherer Hand, und für einen Moment fühlte ich mich tatsächlich frei – als ob der ganze Kummer und die Verwirrung der letzten Wochen nie da gewesen wären.

„Weißt du noch, als wir damals mit Cole das erste Mal einen Wagen geklaut haben, nur um zu sehen, ob wir damit durch die Stadt rasen können?“ fragte Finn plötzlich und brach damit das Schweigen.

Ich lachte trocken. „Wie könnte ich das vergessen? Wir sind fast fest genommen worden"

„Ja“, stimmte Finn zu, ein Hauch von Nostalgie in seiner Stimme. „Es waren verrückte Zeiten. Aber weißt du was? Ich vermisse sie.“

„Ich auch“, gab ich zu und ließ meinen Blick nachdenklich aus dem Fenster schweifen.

Wir fuhren eine Weile schweigend weiter, bis Finn schließlich einen abgelegenen Parkplatz am Rande der Stadt erreichte. Er schaltete den Motor aus, und für einen Moment war nur das sanfte Summen der Natur zu hören.

„Ich wollte dich nicht runterziehen“, sagte er leise. „Aber ich weiß, dass du es schwer hast, und ich wollte dir zeigen, dass es immer noch Momente gibt, in denen wir einfach leben können. Ohne den Schmerz, ohne die Schuldgefühle. Nur wir und das Hier und Jetzt.“

Ich sah ihn an. „Danke, Finn. Das bedeutet mir mehr, als du denkst.“

Er grinste breit und lehnte sich zurück. „Du weißt, dass ich immer für dich da bin, oder? Egal, was passiert.“

„Ich weiß“, antwortete ich, lehnte mich zu ihm rüber und legte meinen Kopf auf seine Schulter „Und ich bin froh, dass du es bist.“

In diesem Moment fühlte sich die Welt für mich ein wenig leichter an. Die Ungewissheit das mit Timothee war noch da, aber Finn hatte mir gezeigt, dass ich nicht allein war. Dass es Menschen gab, die mich auffangen würden, egal, wohin der Weg mich führte.

"Lust was verrücktes zu tun?" fragte Finn plötzlich.

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