Kapitel 4: Ein Märchen geht zuende

Midoriyas Sicht:

Ich öffne meine Augen. In meinem Zimmer ist es schon Hell. Es ist Samstag und ich habe das Morgentraining Heute ausfallen lassen. Erschöpft greif ich nach meinem Handy, um nach der Uhrzeit zu sehen. Es ist schon nach 12:00 Uhr. Trotzdem fühle ich mich nicht nach Aufzustehen.  Ich scrolle durch die vielen Textnachrichten, die ich erhalten habe. Meine Freunde waren mit Sicherheit besorgt, nachdem ich Gestern alleine zu Recovery Girl gegangen. Sie haben mir alle geschrieben. Nur Todoroki-kun fehlt. Ich schalte mein Handy wieder aus, ohne auf die Nachrichten geantwortet zu haben. Meine Visage spiegelt sich auf dem schwarzen Display wieder. Ich sehe schrecklich aus. Es ist ziemlich offensichtlich,  dass ich mich gestern Abend in den Schlaf geweint habe. So kann ich mein Zimmer jedenfalls nicht verlassen. Ich will nicht, dass meine Freunde sich noch mehr Sorgen machen, als sie es ohnehin schon tun.

Seufzend drehe ich mich auf den Rücken und lege meinen Arm über meine Augen. Als ich Gestern bei Recovery Girl war, wegen dem eingefrorenen Arm, hat sie etwas Komisches zu mir gesagt: "Es tut mehr weh, als nur dein Arm, nicht wahr? Ich bin auch nicht in der Lage, alle Wunden zu heilen. Das musst du selbst schaffen. Aber lass mir dir sagen, dass in diesem Moment ein anderer Schüler den selben Schmerz empfindet, wie du. Ihr könnt euch nur gegenseitig wieder gesund pflegen." Ich frage mich, ob sie damit Todoroki gemeint hat.

Ich nehme meinen Arm von meinen Augen und strecke ihn in die Luft. Recovery Girl hat ihn zwar geküsst, aber er tut trotzdem noch weh. Nicht, wegen Todorokis Eis-Angriff, sondern weil ich jedes Mal sein schockiertes Gesicht vor mir sehe, sobald ich den Arm betrachte. Er hat mich angesehen, als hätte er es schrecklich bereut.

Ich lege meine zitternden Finger auf meine Lippen. Mir wird erneut ins Gedächtnis gerufen, wie falsch ich damit lag, dass Todoroki-kun meine Gefühle eventuell erwidern könnte. Letztlich hat Todoroki-kun mich kein einziges Mal freiwillig geküsst. Es war jedes mal für ein Spiel, zu dem ich ihn auch noch gedrängt habe... Das ist alles meine Schuld. Hätte ich mir doch bloß keine Hoffnungen gemacht! Jetzt ist es zu spät. Todoroki-kun hasst mich bereits und es gibt nichts mehr, das ich dagegen tun kann.

Mir kommen erneut die Tränen. Schnell wische ich sie mir weg. Ich darf jetzt nicht in Trauer versinken! Ich muss einfach lächeln, so wie es All Might in schwierigen Situationen immer tut! Wäre das doch nur so einfach, wenn man sich wie ein Schurke fühlt... Gerade als ich in Selbstmitleid versinken will, klopft es an der Tür...


Todorokis Sicht:

Ich sitze in meinem Zimmer und lese das Buch weiter. Ironischerweise ist mir gerade jetzt nach dieser romantischen Märchenwelt. Anstatt auf den Prinzen sauer zu sein, weil er seine Prinzessin für immer halten darf, sollte ich mich lieber für ihn freuen. Er ist ein großartiger Mann. Von Anfang an wusste er, was zu tun ist. Sobald er davon hörte, dass die schöne Tochter des Königs entführt wurde, eilte er zur Hilfe. Midoriya hätte wahrscheinlich dasselbe getan. Wenn ich so darüber nachdenke, kommt es mir eher so vor, als sei ich nicht der Prinz, sondern die Prinzessin. Sie hat, entführt von der Hexe, ihren Sinn für das Zwischenmenschliche verloren. Allein der Prinz war in der Lage, sie zu retten und so ihr Vertrauen zu gewinnen. Der entscheidende Unterschied zwischen meinem Leben und dem der Prinzessin ist lediglich, dass mein Prinz meine Gefühle nicht erwidert.

Ich seufze. Eigentlich ist das Buch ziemlich gut. Ich hätte es schon längst fertiglesen und Iida zurückgeben sollen. Zufrieden lese ich den letzten Satz: "Und sie lebten glücklich bis an ihr Lebensende." Ich klappe das Buch zu und lege es auf den Tisch neben mir.

Auf einmal ist es ganz still im Raum. Da ich diese Stille im Moment nicht aushalten kann, beschließe ich auf Spotify nachzusehen, ob Tokoyami einen neuen Song zu seiner Playlist hinzugefügt hat. Ich suche also nach meinem Handy, finde es jedoch nicht. Wahrscheinlich habe ich es im Gemeinschaftsraum liegen lassen. Also stehe ich auf und begebe mich zu meiner Tür. Als meine Hand schon an der Türklinke ist, halte ich jedoch inne. Wenn ich jetzt in den Gemeinschaftsraum gehe, wäre es möglich, dass ich auf Midoriya treffe. Ich lasse langsam meine Hand wieder sinken. Midoriya will mich bestimmt nicht sehen, nach dem, was ich ihm angetan habe. Plötzlich klopft es an meiner Tür. Verwirrt öffne ich sie. Mit einem lauten "Ich muss unbedingt mit dir reden!" stürmt Uraraka in mein Zimmer. 

Kaum haben wir uns hingesetzt, redet sie auch schon los: "Weder du noch Deku-kun habt auf unsere Nachrichten geantwortet. Wir haben uns alle mega Sorgen um euch gemacht! Also haben wir uns im Gemeinschaftsraum getroffen und alle zusammen überlegt, wie wir euch wieder glücklich machen können. Selbst Bakugou war da und hat gebrüllt: "Der Nerd und die Doppelnull sind so schon lästig genug! Ich brauche die nicht noch mit schlechter Laune!" Das war bestimmt nur seine Art zu sagen, dass er sich eigentlich auch Sorgen um euch macht.

Jedenfalls haben wir uns darüber den Kopf zerbrochen, weshalb du plötzlich angefangen hast zu weinen. Mina hat sich total schlecht gefühlt, weil sie dachte, sie hat euch zu etwas gedrängt, dass ihr nicht tun wolltet. Aber dann hat Yaomomo erzählt, dass du sie vor ein paar Tagen gefragt hast, was es bedeutet, verliebt zu sein. Das hat uns alle total überrascht, weil du ja sonst nicht der Typ für sowas bist. Aber dann hat Bakugou etwas gesagt, womit ich nicht gerechnet hätte: "So blöd wie die Doppelnull muss man erstmal sein. Ich kann nicht glauben, dass er erst jetzt gecheckt hat, dass er scheiß Gefühle für Deku hat. So wie ich den Mistkerl Deku kenne, war er ein zu großes Weichei, um der Doppelnull seine Grfühle zu gestehen. Beide sind Idioten, die nicht checken, dass sie sich ineinander verknallt haben!" Dann viel es uns wie die Schuppen von den Augen. Yamomo hat angefangen, davon zu erzählen, dass du immer glücklich wirkst, wenn du über Midoriya redest. Also habe ich erzählt, wie es bei Deku-kun genauso ist, wenn es um dich geht! Uns ist jedoch aufgefallen, dass wir, anstatt es uns gegenseitig zu erzählen, lieber Deku-kun und Todoroki-kun erzählen sollten.

Jetzt, in diesem Moment, ist Yaomomo drüben bei Deku, um ihm sein Glück näher zu bringen. Genau das gleiche tue ich nun für dich.

Was ich dir damit eigentlich sagen will, ist, dass du für Deku-kun eine super wichtige Person bist! Er hat schon von Anfang an deine Stärke bewundert und ist sehr froh darüber, dass ihr so gute Freunde geworden seid. Er war total glücklich darüber, dass er seinen ersten Kuss mit dir teilen durfte. Deku hat die letzten Tage fast so oft von dir gesprochen, wie von All Might. Er ist jedes Mal vor Freude explodiert, wenn du ihn angesehen hast! Du weißt, was das bedeutet Todoroki-kun. Yaomomo hat es dir gesagt, nicht wahr? Was es bedeutet, wenn jemand so plötzlich besonders für einen wird.  Deku ist in dich verliebt, ob du es nun wahrhaben willst oder nicht!"

Ich zucke zusammen. Wenn das wirklich stimmt, was Uraraka gesagt hat, dann bin ich ein noch schlechterer Mensch, als ich bisher dachte.

Ich senke meinen Kopf und flüster: Es muss ihn schrecklich verletzt haben, als ich ihn abwies. Ich kann ihm nie wieder unter die Augen treten."

Uraraka springt auf und stemmt ihre Hände in die Hüften. Dabei ruft sie: "Maaan, Todoroki-kun! Dein Ansatz ist total falsch, voll negativ! Gerade weil du Deku-kun verletzt hast, musst du ihn jetzt sehen, damit ihr euch schnell wieder vertragen könnt!" Das sie plötzlich so ernst wurde, hat mich überrascht. Ich muss mir wohl eingestehen, dass sie recht hat. Ich habe einen Fehler begangen und muss mich nun dafür entschuldigen. Wenn noch weiter vor dafor wegrenne, werde ich Midoriya niemals einholen.

Zufrieden stehe ich auf und bedanke mich bei Uraraka: "Danke. Ich werde mich sofort zu Midoriya begeben." Erst gibt sie mir einen Daumen nach oben, dann fällt ihr noch etwas ein: "Ah! Deku-kun ist aber nicht in seinem Zimmer. Yaomomo hat mir nämlich gerade geschrieben, dass er rausgegangen ist, um Blumen zu pflücken, um genauer zu sein rote Kamelien. Ich wusste nichtmal, dass solche Blumen auf dem Grundstück der U.A. wachsen..." Rote Kamelien...? Entschlossen schnappe ich mir das Buch auf meinem Tisch und renne Richtung Aufzug.

Während ich ins Erdgeschoss fahre, überlege ich, wo der Ort war, an dem die roten Kamelien wachsen. Ich war da nämlich mit Midoriya vor ein paar Wochen. Wir waren dort, weil Iida ihm zum Geburtstag ein Hanakotoba-Lexikon geschenkt hat. In dem Buch stehen die Bedeutungen einiger Blumen. Deshalb sind wir wohin genangen, wo viele verschiedene Blumen wachsen. Als wir uns dann die Gewächse gemeinsam ansahen, meinte Midoriya plötzlich, dass er immer an mich denken müsse, wenn er rote Kamelien sieht. Er begründete es durch die Farbe und das Auffächern der Blüten. Anscheinend erinnern sie ihn an den Moment beim Sportfest, als ich schlagartig meine linke Seite aktivierte und alles in Flammen stand. Daraufhin blättertete er hastig im Buch, um ihre Bedeutung herauszufinden. Doch kaum war er auf der Seite mit dem Abbild eben dieser Blumen, schlug er das Buch hastig zu und stotterte, dass ihre Bedeutung nicht drin steht. Damals verstand ich noch nicht, warum er danach so plötzlich das Thema wechselte, aber jetzt ist es mir klar.

Die Aufzugtüren öffnen sich und ich sprinte heraus. Es dauert nicht lange, bis ich den Ort finde, an dem sich Midoriya befinden soll. Er ist tatsächlich dort. Seine wunderschöne, kleine Stupsnase riecht an den drei roten Kamelien in seiner Hand. Sein grünes Wuschelhaar wehte perfekt im Wind. Midoriya hat mich noch nicht bemerkt, also rufe ich seinen Namen. Er dreht erschrocken seinen Kopf. Die Sonne spiegelt sich in seinen frühlinszwiebelfarbenen Augen wieder. Mein Herz schlägt schnell und mir wird warm, genau so, wie es Yaoyorozu beschrieben hat.

Ich gehe auf Midoriya zu. Mit leichter Rötung im Gesicht schaut er mich an. Als ich, nur noch einen Meter von ihm entfernt, anhalte, öffnet er seinem Mund, um etwas zu sagen: "Ochaco-chan war bei dir, nicht wahr? Sie hat dir bestimmt das gleiche erzählt, wie Yaoyorozu-san mir. Bitte entschuldige dich nicht bei mir, für das, was du getan hast! Ich kann hundertprozentig nachvollziehen, warum du verunsichert warst. Ich habe nämlich auch die falschen Schlüsse gezogen. Damit keine weiteren Missverständnisse entstehen, möchte ich mich nun so klar wie möglich ausdrücken." Er hält mir die gepflückten Blumen hin: "Das sind rote Kamelien. Nach Hanakotoba bedeuten sie in der Sprache der Blumen "verliebt sein". Ich bin in dich verliebt, Shoto Todoroki. Also nimm bitte diese Blumen an!"

Ich nehme Midoriya die Blumen ab und sage: ""Ein Gefühl wie rote Kamelien" Das ist der Buchtitel des romantischen Märchens, das ich gelesen habe.  Ich muss Iida auf jeden Fall noch dafür danken, dass er uns durch die Bücher zusammengeführt hat." Midoriya sieht mich nur verwirrt an. Ich atme einmal tief durch. Dann sage ich ganz ruhig: "Was ich damit sagen will, ist, dass ich dir diese Blumen hätte überreichen sollen. Denn ich bin in dich verliebt, Izuku Midoriya. Es wäre mir eine Ehre, dich vortan meinen Liebhaber nennen zu dürfen." Midoriya nickt zustimmend: "Mir ebenso!"

Ich lege meine rechte Hand auf seine Wange und ziehe ihn so zu mir heran. Dann lege ich meine linke Hand auf seine Hüfte. Ich kann seinen warmen Atem spüren und meine Augen in den seinen spiegeln sehen. In dem Moment halte ich inne, warte auf das Signal. Midoriya sagt meinen Namen, woraufhin ich meine Lippen auf seine lege. Seine Lippen sind weich. Der Kuss ist zart. Meine Zuneignung zu ihm wächst mit jeder weiteren Sekunde, die wir uns berühren. Nach viel zu kurzer Zeit lösen wir uns wieder voneinander. Ich bin trotzdem voller Freude. Schließlich haben wir endlich zueinander gefunden.

"Und sie lebten glücklich bis an ihr Lebensende."

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Das war das letzte Kapitel. Meine nächste Geschichte wird eine Todobaku Fanfiction sein. Ich bedanke mich hiermit bei allen, die bis hierhin gelesen haben! Außerdem freue ich mich auf alle, die auch meine nächste Geschichte lesen werden! Bis bald! ^^


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